Humlebæk

Dann passten endlich Windstärke und -richtung, und wir konnten mal wieder einen kleinen Törn planen. Am späten Vormittag ging es los in Richtung Humlebæk. Fock und Groß waren oben und es wehte zwischen 5 und 10 m/s. Eigentlich machte das elbkind auch ganz flotte Fahrt durchs Wasser, aber wir hatten ständig mit Winddrehern zu kämpfen. Dazu kam, dass wir auf Backbordhalse unterwegs und damit ausweichpflichtig waren. Irgendwas ist ja immer. Schön war’s trotzdem, denn bei blauem Himmel und Sonnenschein konnten unsere Fleecejacken zum ersten Mal seit langer Zeit mal wieder unter Deck bleiben, und das hat ja auch was! 😉

Nach einem kurzen Törn von ca. 18 sm entlang der Küste Nordsjællands erreichten wir den kleinen Hafen von Humlebæk. Unterwegs hatten wir im Hafenführer gelesen, dass es dort nur 100 Liegeplätze gibt, die in erster Linie von Festliegern genutzt werden. Außerdem sei nur wenig Platz für Hafenmanöver vorhanden. Schöne Aussichten. 😁

Vorsichtig tuckerten wir in die Hafeneinfahrt und spähten in alle Richtungen. Es war wie befürchtet, der Hafen war pickepackevoll. Das Hafenbecken war für Manöver auch wirklich knapp bemessen, aber Thue fuhr trotzdem mutig weiter rein. Und – BINGO – an der Kaimauer war tatsächlich noch ein einziger, schmaler Platz frei, wie gemacht für die schlanken Model-Maße einer Nordborg 40. Ein netter älterer Herr aus Holland half uns beim Festmachen. Wieder mal hatten wir Schwein gehabt und einen schönen Liegeplatz gefunden! 🐷

Humlebæk ist ein altes Fischerdorf in der Nähe von Helsingør, im nördlichen Teil vom Øresund. Seine bewegte Geschichte lässt sich viele hundert Jahre zurückverfolgen. Die Landung bei Humlebæk im Jahr 1700 war der Beginn des großen nordischen Krieges, der mit dem Frieden von Traventhal zwischen dem schwedischen König Karl XII. und dem dänischen König Friedrich IV endete.

 

Der beschauliche Ort ist aber nicht nur bei Seglern beliebt, sondern auch bei Kunstliebhabern bekannt für sein Museum for Modern Art, das Louisiana. Ein Besuch stand ganz oben auf unserer Bucket-List, denn ich hatte schon so viel Positives darüber gehört und Thue eine kleine Ewigkeit damit in den Ohren gelegen. Und: das Louisiana ist nur einen Katzensprung vom gemütlichen Hafen entfernt! Eine gute Idee ist es übrigens, auf dem Weg zum Museum die Abkürzung über den wunderschön angelegten Friedhof der Humlebæk Kirche zu nehmen – bestens geeignet, die Seele mal eine kurze Zeit baumeln zu lassen, bevor man sich der Faszination des Louisiana hingibt. Und das geht wirklich schnell. Hier sind  paar Eindrücke:

 

 

Die Museumsgebäude des Louisiana, die von unterschiedlichen Architekten geplant wurden, liegen in einem weitläufigen Park direkt an der Øresundküste. Neben einer festen Kunstsammlung sind ständig wechselnde Sonderausstellungen im Programm. Fasziniert hat uns die Ausstellung „Illumination“, aber auch die Werke des jungen Picasso haben uns überrascht und dazu beigetragen, dass wir ihn und seine Werke nun aus einem ganz neuen Blickwinkel betrachten. Der schöne Museumspark beeindruckt seine Besucher mit Skulpturen, seltenen Bäumen und Pflanzen und Landschaftskunst. Nette Anekdote: der Name Louisiana stammt vom Vorbesitzer des 1855 erbauten Haupthauses, Alexander Brun. Er benannte das Anwesen nach seinen drei Ehefrauen, die tatsächlich alle den Vornamen  Louise trugen!

Aber zurück zum Segeln und dem gemütlichen Hafen von Humlebæk. Statt eines Bezahlautomaten leistet man sich hier noch den Luxus eines „richtigen“ und sehr netten Hafenmeisters namens Per. Von ihm bekommt man beim Bezahlen des Hafengeldes keine selbstklebende Hafenplakette für den Bugkorb, sondern eine kleine, handgeschriebene Quittung. Auf deren Rückseite befindet sich ein Lageplan mit Einkaufsmöglichkeiten, die allerdings nicht gerade um die Ecke liegen. Am besten erreicht man sie mit dem Fahrrad. Die Drahtesel können im Hafen ausgeliehen werden – ziemlich alte Schesen zwar, aber dafür ist der Verleih kostenlos.

 

 

Gemütliche Abende mit viel deutsch-dänisch-englischem Klönschnack verbrachten wir mit unseren holländischen Stegnachbarn und unseren Segelfreunden Pia und Carl. Unter alten Bäumen direkt an der Kaimauer fanden wir Sitz- und Grillmöglichkeiten, und auch das Wetter spielte einigermaßen mit beim Abendessen unter freiem Himmel (die Mücken-Attacken sollen hier mal unerwähnt bleiben 😉).

Gleich am ersten Abend hatte eine niedliche Ente uns als potentielle Futterquelle ausgemacht. Sie (oder er?) tauchte völlig furchtlos am Tisch auf und lud sich zum Essen ein. Wir hatten richtig Spaß!

 

Nach drei Nächten in Humlebæk haben wir uns dann entschieden, nach Helsingborg auf der schwedischen Seite des Øresund zu segeln. Denn die Hoffnung, in diesem Sommer Anholt zu besuchen, hatten wir noch immer…

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