Ahoi, Ihr Lieben! Trotz Weihnachten und Schietwetter hat es uns heute wieder mal ans Wasser gezogen – hier kommen ein paar nasskalte Impressionen aus dem Yachthafen Skovshoved am Øresund für Euch.
Bei dieser Gelegenheit möchten wir uns für Eure Treue und Eure netten Kommentare, die dieses Blog erst richtig lebendig machen, ganz herzlich bedanken. ♥️
Wir grüßen Euch herzlich aus Dänemark, wünschen Euch ein gemütliches Rest-Weihnachten mit Euren Liebsten und einen guten Start in ein gesundes, glückliches neues Jahr – an Land oder auf dem Wasser!
… auf den wir jedes Jahr so sehnsüchtig warten, war Mitte April endlich da – unser Highlight, der Krantermin! In den letzten Monaten hat besonders mein Skipper kaum an etwas Anderes denken können. Am liebsten hätten wir unser elbkind ja schon vor Ostern wieder im Wasser gehabt, aber wir waren offenbar nicht die einzigen – alle Termine waren leider schon ausgebucht, als wir im März angefragt haben 😐. Aber bei dem unbeständigen Aprilwetter war das gar nicht so tragisch, zuhause hatten wir eigentlich noch genug zu tun.
Liebe Segler, kennt Ihr das eigentlich auch, dass Euer Keller im Winter nach und nach zu einem Lagerraum für Schiffszubehör mutiert? Wir konnten jedenfalls zum Schluss kaum noch einen Fuß vor den anderen setzen. Das Bettzeug und die Bordfahrräder nehmen wir im Herbst sowieso immer mit nachhause, damit Spak und Schimmel keine Chance haben. Und natürlich wurde im Laufe der vergangenen Monate auch das eine oder andere Teil angeschafft und im Keller zwischengelagert. Ein Ausdehnungsgefäß für die Wasserpumpe, Schwämme, Schäkel, Schläuche, Gasflaschen, Klamotten, ein Sonnenschirm fürs Cockpit, usw. usf. Außerdem hatte mein Skipper über Ebay Kleinanzeigen z.B. eine 30 m lange Ankerkette zum Schnäppchenpreis von 60 € ergattert. Für den Transport dieses Zubehörs sind gut trainierte Oberarme übrigens unbedingt von Vorteil. 💪🏼😉 Als der heißersehnte Tag dann feststand und Thue anfing, das Auto zu beladen, waren wir wirklich happy, dass sich die Sitze umklappen ließen. 😉
Hab‘ mein‘ Wagen vollgeladen…Krantermin in Dyvig bedeutet für uns normalerweise, dass wir früh aus den Federn müssen, wenn wir live dabeisein wollen. Da klingelt der Wecker dann gern schon mal um 4 Uhr morgens, denn wir müssen ja noch gute zwei Stunden Fahrtzeit bis nach Dänemark einplanen. Dieses Frühjahr hatten wir dazu aber keine Lust. Stattdessen haben wir uns einen Wunsch erfüllt: eine Übernachtung im sündhaft teuren Dyvig Badehotel auf der anderen Seite der Bucht. Die Vorfreude war groß!
Dienstagmorgen nach dem Frühstück machten wir uns auf nach Dänemark, und als wir im Hafen ankamen, wartete das elbkind auch schon auf uns.
Wiedersehensfreude pur..!Als wir das Unterwasserschiff inspizierten, ist uns sofort die neue Propeller-Oberfläche aufgefallen – pechschwarz und merkwürdig gummiartig. Unser Bootsbauer hatte uns schon darauf vorbereitet, dass er in diesem Jahr an einigen Schiffen ein neues Produkt von Hempel testen will, das den Bewuchs von Seepocken verhindern soll. Im vergangenen Jahr haben wir diesbezüglich ja leider eher schlechte Erfahrungen gemacht…
Laut Beschreibung des Herstellers wird das Produkt auf Silikon- und Hydrogelbasis hergestellt, ist biozidfrei und verleiht der Oberfläche wasserähnliche Eigenschaften. Damit sollen sich bewuchsbildende Organismen nicht mehr so leicht am Rumpf ansiedeln und fallen schnell ab, sobald das Boot in Bewegung ist. Geeignet ist es sowohl für Segel- als auch für schnelle Motorboote. Nur für Oberflächen aus Holz ist es nicht brauchbar. Bewuchs soll sich leicht entfernen lassen, und die Beschichtung lässt sich problemlos erneut auftragen. Hydrogel basiert auf nicht reaktiven Polymeren, die dem Anstrich hinzugefügt werden und eine unsichtbare Schutzschicht zwischen der Rumpfoberfläche und dem Wasser bilden. Bewuchsbildende Organismen nehmen den Rumpf als Flüssigkeit wahr und haften so viel seltener an. Wir sind gespannt, ob die Oberflächenbehandlung nun tatsächlich den Durchbruch bringt. Schön wär’s ja…
Nachdem wir über eine Leiter schon einige Taschen und Klamotten an Bord gehievt hatten, haben wir endlich auch den sympathischen neuen Hafenmeister Erling kennengelernt und ein bisschen mit ihm geklönt. Das Hafenmeisterbüro und der kleine Havne Brugsen haben sich deutlich positiv verändert und es war spürbar, dass in Dyvig nun wirklich wieder ein „frischer Wind“ weht. Bei Erling und seiner Frau Helle könnt Ihr jetzt übrigens auch frisch gebrühten Kaffee kaufen. „Is, Øl og kaffe, det sælger altid!“ (Eis, Bier und Kaffee gehen immer) meint er, und recht hat er. 👍🏼 Das wird bestimmt hyggelig!
Nach unserer kleinen Stippvisite im Hafen haben wir im Dyvig Badehotel auf der anderen Seite der Bucht eingecheckt. Schon ein paarmal hatten wir im Hotel-Restaurant „Skipperstuen“ gut gegessen, und am Karfreitag 2011 sogar das Glück, bei strahlendem Sonnenschein mit Familie und Freunden die Schiffstaufe unseres ersten elbkinds, einer Nordborg 32, auf der Hotelterrasse feiern zu können – bei Temperaturen um die 20 Grad. Von derartig sommerlichen Momenten war der April 2017 ja leider weit entfernt… 😐 In diesem Jahr hoffen wir (wieder mal) auf einen schönen Sommer – die Wetterprognose für Mai, Juni und Juli in Dänemark sieht jedenfalls ganz vielversprechend aus. ⛵️☀️🇩🇰
Die nette Dame am Empfang des Badehotels empfing uns freundlich, und sofort fiel mir die geschmackvolle Frühlingsdeko im Foyer ins Auge – zarte, bezaubernde, wunderhübsche Schachbrettblumen! Duplizität der Ereignisse, denn gerade hatte ich auf dem Weg nach Dänemark Stefanie’s Bericht über die Schachbrettblumenwiesen im Junkernfeld gelesen und mich sofort in diese besondere Blume verliebt. Stefanie würde wahrscheinlich sagen „schockverliebt“…
Unser Zimmer überzeugte mit geschmackvollem Interieur, einem waaaahnsinnig gemütlichen Bett und viel Liebe zum Detail. Wir fühlten uns auf Anhieb zuhause und haben am Fenster den herrlichen Blick über die Dyvig Bucht genossen. Später am Abend waren wir mit unseren „zukünftigen Ex-Segelfreunden“ Torben und Lene zum Essen verabredet. Leider haben die beiden sich entschieden, ihr Schiff zu verkaufen und sich stattdessen ein Sommerhaus zuzulegen. Und wir sind richtig traurig!
Ein freundlicher Herr bewacht den Hoteleingang
Schachbrettblumen im Foyer
Der Blick aus unserem Zimmer
Am nächsten Morgen waren wir um halb sieben die ersten Gäste im Frühstücksraum. Schade, dass die Zeit viel zu knapp war, um das schöne Ambiente so richtig zu genießen. Aber auf der anderen Seite der Bucht warteten ja schon ein Kranwagen, das Nordborg-Team und jede Menge Arbeit auf uns…
To make a long story short: Alles hat reibungslos geklappt, das elbkind hat endlich wieder Wasser unterm Kiel, der Mast ist gesetzt, die Segel sind angeschlagen, das Schiff ist blitzsauber, die Betten sind bezogen und am Ende des Tages hatte ich lt. Schrittzähler fast 10 km auf der Uhr.
Jetzt warten wir noch ein paar Tage ab, bis es etwas wärmer wird und die nächtlichen Temperaturen wieder zuverlässig über dem Nullpunkt bleiben 🙃. Und spätestens Mitte Mai wollen wir wieder los. Wenn Wind und Wetter mitspielen, soll es durch den kleinen Belt in nördliche Richtung gehen; erklärte Wunschziele sind Samsø und Anholt, denn beide Inseln mögen wir wirklich sehr. Von Skagen wollen wir rüber nach Schweden segeln, die Küste entlang und dann weiter durch den Øresund nach Kopenhagen. Vielleicht landen wir in diesem Sommer ja sogar mal im Christianshavn? Ich hätte Lust. Ihr werdet es erfahren…! 😊
Das Wetter während unseres Sommertörns 2016 war ja eher… naja, ich würde mal sagen, es gab noch Luft nach oben. Stefanie spricht mir da mit ihrem Beitrag zum Thema Wetter Mich wundert, dass ich fröhlich bin… so richtig aus dem Herzen. Sie schreibt darin zwar über den Sommer in Norddeutschland, aber der unterscheidet sich ja nicht großartig vom dänischen. Alle Jahre wieder hoffen wir Segler auf ein stabiles Azorenhoch, das sich wochenlang über der nördlichen Halbkugel hält. Mit strahlendem Sonnenschein, wolkenlosem blauen Himmel und moderatem Segelwind, der immer aus der richtigen Richtung weht…
Die Realität im Juli und August sah völlig anders aus, im Øresund haben wir uns vom Wetter beinahe fremdbestimmt gefühlt. Wochenlang blies der Wind kräftig aus Südwest, und das war genau die falsche Richtung für unsere Törnplanung. Außerdem hat es so oft geregnet, dass wir tagelang unter der Kuchenbude gesessen haben. Auch Gewitter waren keine Seltenheit, und die kann mein Skipper ja gar nicht leiden – am liebsten flüchtet er von Bord, wenn es blitzt und donnert. Kurz: wir hatten die Faxen ganz schön dicke, hätten am liebsten den Rückzug angetreten und wären zurück nach Dyvig gesegelt. Nur das lag mit knapp 200 sm ja auch nicht gerade um die Ecke…😬
Sommer 2016 – die typische Wetterlage…
Von Humlebæk aus wollten wir eigentlich weiter in nördliche Richtung und unser Plan war, erst nach Helsingborg in Schweden und anschließend nach Anholt zu segeln. Im Frühsommer 2015 hat das Wetter sogar mal kurz mitgespielt und wir haben es tatsächlich bis zu unserer Lieblingsinsel im Kattegat geschafft. Diesmal lief es eher suboptimal. Es ging damit los, dass auf unserem Törn nach Helsingborg der Wind nur ein paar Minuten nach dem Auslaufen einschlief. Schöner Start! Natürlich haben wir nicht gleich aufgegeben, aber als das Schiff nach kurzer Zeit sogar anfing, rückwärts zu treiben, blieb uns nichts anderes übrig, als den Volvo zu bemühen. Keine Chance, das Segeln konnten wir uns abschminken. Übrigens eine typische Situation in diesem Sommer – entweder Flaute oder zu viel Wind. Als wir Helsingør erreicht hatten, haben wir das Verkehrstrennungsgebiet fast rechtwinklig überquert. Auf der kurzen Strecke zwischen Helsingør und Helsingborg pendeln die Autofähren beinahe im Minutentakt (jedenfalls gefühlt), und auch sonst war einiges an Berufsschifffahrt und Sportbooten unterwegs. Etwas kniffelig, aber mein Steuermann hat die Situation wieder mal souverän gemeistert. 👍🏼😎
Von Humlebæk nach Helsingborg
Helsingborgs Nora Hamnen Marina wurde 2005 mit dem Preis „goldener Hafen des Jahres“ ausgezeichnet. Direkt am Hafen liegen ein Wohngebiet und schöne Restaurants. Auf der westlichen Seite gibt es sechs Schwimmstege (Fingerstege mit Auslegern), die Liegeplätze sind rot/grün gekennzeichnet. Die östliche Kaimauer ist vorwiegend für Gäste gedacht und für alle Bootsgrößen geeignet; der Tiefgang im gesamten Hafen beträgt entspannte 4 m.
Als wir einliefen, herrschte sowohl in der Hafeneinfahrt als auch im Hafenbecken eine starke Strömung. Unentschlossen schipperten wir hin und her und überlegten, wo wir festmachen sollen. Mit den Auslegern an den Schwimmstegen kannten wir uns nämlich überhaupt nicht aus, am Ende haben wir uns dann doch getraut. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber nach ein bisschen Fummelei mit den Achterleinen war unser elbkind sicher am Schwimmsteg fest.
Helsingborgs Norra HamnenDer westliche Teil des Hafens mit Schwimmstegen
Schnell war klar, dass wir wegen der Wetterlage nur eine einzige Nacht in Helsingborg bleiben konnten. Schade, denn der Norra Hamnen hat uns wirklich gut gefallen. Im Duschhaus gab es sogar eine Sauna, der pure Luxus! Außerdem hätte es viel zu gucken gegeben in Helsingborg: das Schloss Sofiero mit seinem Schlosspark, der als einer der schönsten Europas gilt, Dunkers Kulturhaus direkt am Hafen, das Freilichtmuseum Frederiksdal mit botanischem Garten, Cafés und Läden…
Wenigstens haben wir es noch geschafft, den mittelalterlichen Aussichtsturm Kärnan in der Innenstadt zu besuchen. Aber das war’s dann auch schon mit unserem Sightseeing in Helsingborg. Memo an mich: Helsingborg unbedingt noch mal besuchen!
Der Kärnan, Helsingsborgs Wahrzeichen
Ein kleines Wetterfenster am nächsten Tag war unsere einzige Chance, nicht in Helsingborg einzuwehen. Allerdings war Plan B angesagt, denn es ging nicht in nördliche, sondern wieder zurück in südliche Richtung! Für den Bereich Kattegat waren nämlich 10-12 m/s aus West angesagt, damit hatte sich Anholt erledigt. Na gut, dann wenigstens unter vernünftigen Bedingungen wieder zurück nach Kopenhagen. Aber selbst das gestaltete sich schwieriger als gedacht. Immer wieder saß Thue vor seinem Tablet, um die Wettervorhersagen sämtlicher Online-Wetterportale zu vergleichen, aber DMI, YR.NO und Windguru konnten sich nicht einig werden. Irgendwann war uns dann alles egal, wir haben einfach nur noch in den Himmel geguckt und einen dicken Wolkenbruch am späten Vormittag abgewartet. Dann haben wir schnell ein Reff ins Groß gebunden, sind in unser Ölzeug gesprungen und losgesegelt.
Wolkenbruch am Mittag
Auf Amwindkurs ging es entlang der Øresundküste zurück nach Kopenhagen. An steuerbord zogen die Häfen Humlebæk, Nivå (Thues alte Heimat), Rungsted und Vedbæk an uns vorbei. Eine zeitlang sind wir noch mit Fock und Groß gesegelt, aber als der Wind weiter auffrischte, haben wir das Vorsegel doch lieber eingerollt. Im Tuborg Havn wurden wir vom Hafenmeister und unseren Segelfreunden Carl und Pia begrüßt. Mittlerweile kamen wir uns fast schon vor wie Festlieger… 😬
Von Helsingborg zurück zum Tuborg Havn
Diese Erfahrung fällt eindeutig in die Kategorie: „Nimm di nix vör, dann sleit di nix fehl“. Frei übersetzt für Nicht-Plattdeutsche: „Nimm Dir nichts vor, dann kann auch nichts schiefgehen“. Richtige Salzbuckel machen keine Pläne, sondern segeln einfach los und gucken mal, wohin der Wind sie weht. Das müssen wir wohl noch verinnerlichen.. 😄
Dann passten endlich Windstärke und -richtung, und wir konnten mal wieder einen kleinen Törn planen. Am späten Vormittag ging es los in Richtung Humlebæk. Fock und Groß waren oben und es wehte zwischen 5 und 10 m/s. Eigentlich machte das elbkind auch ganz flotte Fahrt durchs Wasser, aber wir hatten ständig mit Winddrehern zu kämpfen. Dazu kam, dass wir auf Backbordhalse unterwegs und damit ausweichpflichtig waren. Irgendwas ist ja immer. Schön war’s trotzdem, denn bei blauem Himmel und Sonnenschein konnten unsere Fleecejacken zum ersten Mal seit langer Zeit mal wieder unter Deck bleiben, und das hat ja auch was! 😉
Nach einem kurzen Törn von ca. 18 sm entlang der Küste Nordsjællands erreichten wir den kleinen Hafen von Humlebæk. Unterwegs hatten wir im Hafenführer gelesen, dass es dort nur 100 Liegeplätze gibt, die in erster Linie von Festliegern genutzt werden. Außerdem sei nur wenig Platz für Hafenmanöver vorhanden. Schöne Aussichten. 😁
Vorsichtig tuckerten wir in die Hafeneinfahrt und spähten in alle Richtungen. Es war wie befürchtet, der Hafen war pickepackevoll. Das Hafenbecken war für Manöver auch wirklich knapp bemessen, aber Thue fuhr trotzdem mutig weiter rein. Und – BINGO – an der Kaimauer war tatsächlich noch ein einziger, schmaler Platz frei, wie gemacht für die schlanken Model-Maße einer Nordborg 40. Ein netter älterer Herr aus Holland half uns beim Festmachen. Wieder mal hatten wir Schwein gehabt und einen schönen Liegeplatz gefunden! 🐷
Humlebæk ist ein altes Fischerdorf in der Nähe von Helsingør, im nördlichen Teil vom Øresund. Seine bewegte Geschichte lässt sich viele hundert Jahre zurückverfolgen. Die Landung bei Humlebæk im Jahr 1700 war der Beginn des großen nordischen Krieges, der mit dem Frieden von Traventhal zwischen dem schwedischen König Karl XII. und dem dänischen König Friedrich IV endete.
Der beschauliche Ort ist aber nicht nur bei Seglern beliebt, sondern auch bei Kunstliebhabern bekannt für sein Museum for Modern Art, das Louisiana. Ein Besuch stand ganz oben auf unserer Bucket-List, denn ich hatte schon so viel Positives darüber gehört und Thue eine kleine Ewigkeit damit in den Ohren gelegen. Und: das Louisiana ist nur einen Katzensprung vom gemütlichen Hafen entfernt! Eine gute Idee ist es übrigens, auf dem Weg zum Museum die Abkürzung über den wunderschön angelegten Friedhof der Humlebæk Kirche zu nehmen – bestens geeignet, die Seele mal eine kurze Zeit baumeln zu lassen, bevor man sich der Faszination des Louisiana hingibt. Und das geht wirklich schnell. Hier sind paar Eindrücke:
Die Museumsgebäude des Louisiana, die von unterschiedlichen Architekten geplant wurden, liegen in einem weitläufigen Park direkt an der Øresundküste. Neben einer festen Kunstsammlung sind ständig wechselnde Sonderausstellungen im Programm. Fasziniert hat uns die Ausstellung „Illumination“, aber auch die Werke des jungen Picasso haben uns überrascht und dazu beigetragen, dass wir ihn und seine Werke nun aus einem ganz neuen Blickwinkel betrachten. Der schöne Museumspark beeindruckt seine Besucher mit Skulpturen, seltenen Bäumen und Pflanzen und Landschaftskunst. Nette Anekdote: der Name Louisiana stammt vom Vorbesitzer des 1855 erbauten Haupthauses, Alexander Brun. Er benannte das Anwesen nach seinen drei Ehefrauen, die tatsächlich alle den Vornamen Louise trugen!
Aber zurück zum Segeln und dem gemütlichen Hafen von Humlebæk. Statt eines Bezahlautomaten leistet man sich hier noch den Luxus eines „richtigen“ und sehr netten Hafenmeisters namens Per. Von ihm bekommt man beim Bezahlen des Hafengeldes keine selbstklebende Hafenplakette für den Bugkorb, sondern eine kleine, handgeschriebene Quittung. Auf deren Rückseite befindet sich ein Lageplan mit Einkaufsmöglichkeiten, die allerdings nicht gerade um die Ecke liegen. Am besten erreicht man sie mit dem Fahrrad. Die Drahtesel können im Hafen ausgeliehen werden – ziemlich alte Schesen zwar, aber dafür ist der Verleih kostenlos.
Hafengeld auf altmodische Art…
..inklusive Lageplan.
Gemütliche Abende mit viel deutsch-dänisch-englischem Klönschnack verbrachten wir mit unseren holländischen Stegnachbarn und unseren Segelfreunden Pia und Carl. Unter alten Bäumen direkt an der Kaimauer fanden wir Sitz- und Grillmöglichkeiten, und auch das Wetter spielte einigermaßen mit beim Abendessen unter freiem Himmel (die Mücken-Attacken sollen hier mal unerwähnt bleiben 😉).
Gleich am ersten Abend hatte eine niedliche Ente uns als potentielle Futterquelle ausgemacht. Sie (oder er?) tauchte völlig furchtlos am Tisch auf und lud sich zum Essen ein. Wir hatten richtig Spaß!
Langsam anschleichen..
…rauf auf den Tisch…
..herausfinden, was im Angebot ist….
..abwarten und möglichst unschuldig gucken
…und das Abendbrot ist gesichert!
Nach drei Nächten in Humlebæk haben wir uns dann entschieden, nach Helsingborg auf der schwedischen Seite des Øresund zu segeln. Denn die Hoffnung, in diesem Sommer Anholt zu besuchen, hatten wir noch immer…
Bei Wind aus südlicher Richtung sind wir nach drei Tagen in Skanör wieder zurück nach Dänemark gesegelt. Nur mit der Fock ging es mit gemütlichen 4-5 kn wieder über den Øresund. Faules Segeln! Unser Ziel war Dragør – schon im vergangenen Jahr hatten wir hier ein paar Tage verbracht. Das kleine Städtchen ist mit seiner schönen Atmosphäre, den uralten, gelb getünchten Fischerhäuschen und den kleinen Gassen mit Kopfsteinpflaster inzwischen eins unserer Lieblingsziele. Das Thema Fisch wird hier schon seit Ewigkeiten großgeschrieben, in früheren Zeiten trafen sich im Sommer tausende Handelsleute aus der ganzen Welt für den Handel mit Heringen. Im Jahr 1370 erhielten die Hansestädte das Recht auf Handelsprivilegien und das Konservieren von Heringen. Das alles ist natürlich längst Vergangenheit, aber noch immer herrscht in der Fischräucherei im Hafen großer Andrang. Wer lieber frischen Fisch möchte, kann 5 Skrubber (Flunder) für 50 Kronen direkt vom Kutter kaufen oder sich in einem der Fischrestaurants kreuz und quer durch die Speisekarte futtern. Die Auswahl ist groß.
Weil wir schon vormittags im alten Hafen eingelaufen sind, haben wir einen prima Liegeplatz im südlichen Teil des Hafens gefunden. Glück gehabt, denn gerade in der Hochsaison ist Dragør ein beliebtes Ziel für viele dänische und schwedische Segler. Wieder mal bestätigte sich, dass wir mit unserer schlanken Nordborg so gut wie immer einen Liegeplatz finden – egal, wie voll es ist. Die große Marina gleich nebenan bietet zwar viele Liegeplätze, hat aber im Vergleich zum alten Fischerei- und Stadthafen nur wenig Flair. Kleiner Schmunzler gleich bei der Ankunft: an unserer Steuerbordseite lag eine Hallberg-Rassy mit dem klangvollen Namen „Carius“. Dreimal dürft Ihr raten, was der Eigner beruflich macht. 💉😬
Wir hatten gerade festgemacht, als plötzlich Lodewijk auf dem Steg auftauchte und uns fröhlich begrüßte. Ihn und und seine Frau Barbara hatten wir erst vor ein paar Tagen auf Vejrø kennengelernt, und schnell waren wir auf ein Glas Wein am Abend verabredet. Nachmittags bekamen wir aber erstmal Familienbesuch an Bord. Thues Schwester Elisabeth hatte das elbkind über Marine Traffic ausfindig gemacht – über das AIS-System sind wir ja jederzeit leicht zu orten. Es folgten ein gemütlicher Kaffeeklatsch im Cockpit und lecker Abendessen zu dritt im Café Blink am Hafen. Als unser Besuch sich auf den Heimweg machte, warteten noch Barbara und Lodewijk auf uns. Stress pur! 😎🍺🍷
Am nächsten Tag machte das schöne Sommerwetter Lust auf einen kleinen Spaziergang durchs Städtchen. Die Bilder sprechen für sich. Die Stimmung in Dragør ist wirklich etwas Besonderes.
Am nächsten Tag wurden dann unsere Bromptons 🚲 aus der Backkiste gehievt, und eine längere Fahrradtour nach Søvang und Kongelund stand auf dem Programm. Dänemarks angeblich längsten Badesteg, auf den wir unterwegs zufällig trafen, fanden wir ziemlich beeindruckend. Und von den gut ausgebauten Fahrradwegen in Dänemark bin ich sowieso immer wieder begeistert, so macht Radfahren richtig Spaß!
Die Øresundbrücke in der Ferne
Dänemarks längster Badesteg
Beim Café Espersen im Hafen war abends Partystimmung. Es gab BBQ und gute Livemusik, das ist in Dragør an den Sommer-Wochenenden Tradition. Klar, dass alle Plätze schnell besetzt waren, aber wir konnten das Konzert vom Cockpit aus miterleben. Eigentlich noch besser, denn wir haben die Füße hochgelegt, mussten nicht auf einen Kellner warten und konnten uns an unserer Kühlbox selbst bedienen.
Kreative Bier-Werbung 🍺
BBQ und Livemusik im Café Espersen
Nach drei schönen, sonnigen Tagen ging es dann weiter nach Kopenhagen. Als Neu-Mitglied im KDY hatten wir uns im Tuborg Havn angekündigt, nur knapp 12 sm von Dragør entfernt. Ein längerer Aufenthalt war geplant, denn Kopenhagen bedeutet für uns auch immer, schöne Stunden gemeinsam mit der Familie zu verbringen. Wenn man schon mal da ist, bietet sich das ja an! 😊
Seit wir segeln, träumen wir natürlich auch von Schweden. Unser erster Besuch in Skanör vor drei Jahren endete allerdings gleich an Tag eins traumatisch. Beim Herumturnen an Deck habe ich mir den linken Fuß so schwer verletzt, dass der schöne Sommerabend im Krankenhaus von Trelleborg endete und der Segelurlaub für mich schlagartig vorbei war. Thue musste mich mit einem Mietwagen nachhause bringen und unser Schiff zusammen mit einem dänischen Freund zurück nach Dyvig segeln. Seitdem ist Barfußlaufen an Bord für mich ein absolutes No-Go. 😐
Gerade deshalb sollte es diesmal besonders schön werden. Skanör, die Zweite! Von Rødvig aus war es nur ein kurzer Törn von ca. 18 sm, und bei Sonnenschein ☀️ liefen wir gleich nach dem Frühstück aus.
Bei 6-8 m/s nördlichem Wind schräg von vorn liefen wir bis zu 7 kn. Gar nicht schlecht. Im „Kreisverkehr“ beim Falsterbo Rev (der mit dem Leuchtturm in der Mitte) war richtig viel Schiffsverkehr. Fünf riesige Pötte kamen aus nördlicher und vier aus südlicher Richtung, als wir das Verkehrstrennungsgebiet queren wollten. Zwei von ihnen, Fincarriers RO-RO-Fähren, waren ziemlich schnell. Wir mussten ganz schön aufpassen und zwischendurch unseren Kurs und die Geschwindigkeit immer wieder anpassen, um die Handelsschiffe nicht zu behindern. Dabei hat uns unser AIS-System wieder mal gute Dienste geleistet.
Skanör ist ein süßer Hafen mit rot-weißen Holzhütten, typisch schwedisch. Bei Freizeitkapitänen ist dieses Ziel sehr beliebt, aber Gästeplätze sind leider Mangelware. Besonders bei gutem Wetter ist der Hafen hoffnungslos überfüllt, und im Päckchen zu liegen ist keine Ausnahme, sondern eher die Regel. Es ist also sinnvoll, schon morgens einzutrudeln, um eventuell noch einen Liegeplatz zu ergattern. Wir kamen aber erst gegen 13.00 Uhr an und haben fest damit gerechnet, dass wir im Päckchen liegen müssen. Und dann passierte, was man einen echten Glücksfall nennt. Genau in dem Moment, als wir in die Hafengasse einliefen, räumte eine kleinere Segelyacht aus Polen eine große Box! Wir trauten unseren Augen nicht. Nur ein paar Minuten später waren wir am Steg fest und konnten unser Glück nicht fassen, denn der Hafen platzte aus allen Nähten und viele Schiffe lagen schon im Päckchen.
Das elbkind in Skanör
Skanör Hamn
Die Atmosphäre in Skanör ist auch deshalb so charmant, weil sich direkt an den Hafen schöne Badestrände anschließen. In unmittelbarer Nähe gibt es ein Restaurant, ein Café, eine Fischräucherei und eine Galerie. Im Sommer stehen außerdem immer wieder Veranstaltungen auf dem Programm, die für Abwechslung sorgen. Der Ortskern von Skanör ist nur ca. 1 km vom Hafen entfernt, und wer nicht zu Fuß gehen mag, kann sich ein Fahrrad ausleihen. Kein Wunder also, dass der Andrang so groß ist. Und nicht nur vom Wasser, sondern auch aus dem Hinterland zieht es schwedische Wasserratten, Badenixen, Klein und Groß, Alt und Jung natürlich ans Meer. Kurz: es war ziemlich voll. Mein Nachmittag am Strand war aber trotz der Mallorca-Atmosphäre ein echtes Highlight. Endlich mal Sonne, Sand und Meer! Da kam richtig Urlaubsfeeling auf. 👙
Abends in der Fischräucherei haben wir hemmungslos zugeschlagen und anschließend im Cockpit geschlemmt. Sehr zu empfehlen: das Landgangsbröd, ein Riesensandwich mit Krabben, Krebsfleisch, Lachs, gekochtem Ei, Tomaten und Remoulade. Superlecker.
Riesen-Angebot in der Fischräucherei
Landgangsbröd. Lecker!
Am zweiten Tag in Skanör legten unsere Nachbarn – ein freundliches Paar aus Belgien – ab, und der frei gewordene Platz wurde sofort von einem großen Motorboot aus Eisen belegt. Die braun-roten Streifen, die aus allen Nähten krochen, waren eindeutig Rost. Das Teil war ein unglaublicher Koloss, ca. 12 x 4 m groß und gefühlte vier Stockwerke hoch, Keller nicht mitgerechnet. 😉 Das fühlte sich an, als würden wir neben einer Bohrinsel liegen. Die Leute an Bord – eine dänisch-schwedische Patchworkfamilie mit 3 Kindern und einem Hund – waren zwar ganz nett, aber leider auch ganz schön indiskret. Wir sitzen gerade gemütlich beim Frühstück im Cockpit, da hören wir plötzlich eine Stimme von oben: “ Guck mal Mama, die kriegen Nutellabrot, warum darf ich keins haben?“ Und das nächste Kind: „Darf ich auch mal gucken?“ Privatsphäre sieht irgendwie anders aus… 😄
Eine schöne Radtour mit unseren Bordfahrrädern durch das idyllische Ljungs Naturreservat zum Falstebo Hamn und am Kanal entlang durfte natürlich auch nicht fehlen. Abends im Hafen saßen wir gemütlich mit Martina und Wolfgang, netten Comfortina-Seglern aus Hamburg, zusammen. Bei einem Glas Wein haben wir geklönt und gemeinsam den traumhaften Sonnenuntergang bewundert.
Nach drei sonnigen Tagen in Skanör ging es dann weiter nach Dragør, zurück nach Dänemark. Immer ein schönes Ziel, und nur einen Katzensprung über den Øresund entfernt.