Elbkind is back, und was treibt Daniel Düsentrieb eigentlich so im Winter?

Yippieh, die Segelsaison 2018 ist eröffnet und unser elbkind hat endlich wieder Wasser unterm Kiel!

Meine Güte, war das ein endloser Winter. 😳 Zum Glück gab es im März ein wenig Abwechslung für mich, ich war nämlich in Shanghai! Dort lebt momentan meine Lieblingstochter, und ein Besuch von Mama musste zwischendurch unbedingt sein, um schlimme Entzugserscheinungen zu vermeiden (#mamatochterliebe❤️👯‍♀️❤️). Duplizität der Ereignisse: vor einiger Zeit haben Thue und ich auch schon für ein paar Jahre in dieser faszinierenden Megacity gelebt. Deshalb habe ich mich natürlich gleich wieder heimisch gefühlt. Ich war wie ein Fisch 🐟 im Wasser! Wir hatten eine superschöne Mama-Tochter-Zeit, und außerdem hatte ich das Glück, dass zufällig einige liebe Freundinnen von damals gleichzeitig in Shanghai waren. Da gab es dann Mahjong-Nachmittage wie in alten Zeiten, Verabredungen zum Lunch, gemütliche Mädelsabende, gemeinsame Spaziergänge durch die geheimen Gassen von Shanghai… you name it! Ihr könnt Euch sicher vorstellen, dass zwei Wochen viel zu schnell vorbei waren. Und obwohl meine Reise wirklich nichts mit der Segelei zu tun hat, poste ich hier mal ein paar Eindrücke. Undine von Undiversell und Ulrike von Watt & Meer haben mich so nett gefragt, dass ich einfach nicht Nein sagen konnte…

Aber schnell zurück zum elbkind. In diesem Jahr musste mein Skipper den Krantermin und das Einräumen des Schiffs notgedrungen allein bewältigen, weil in meinem Kalender andere wichtige Termine vorgemerkt waren. Anfangs war ich ja noch traurig, dass ich an diesem wichtigen Tag – dem Auftakt der Saison – nicht dabei sein konnte, aber ich bin ehrlich: als ich den Wetterbericht gesehen habe, schlug die Enttäuschung fast schon in Erleichterung um. Eisige Kälte, Starkwind und Dauerregen (hat da einer Murphy’s Law gesagt?) bestimmten den lieben langen Tag das Wetter in Dyvig. Trotz aller Widrigkeiten hat Thue aber auch ohne meine Unterstützung den Krantermin gemeinsam mit dem Team der Nordborg Werft souverän gemeistert. Und ein schlechtes Gewissen brauchte ich eigentlich auch gar nicht zu haben – ich wusste schließlich genau, dass an Bord immer noch genügend Arbeit für mich liegenbleibt. Die hat mir bisher sowieso noch keiner weggenommen. Unter Deck musste noch gründlich Klarschiff gemacht und geschrubbt werden, und da ist dann die Meisterin des Putzlappens gefragt. Ja, genau – das bin ich. Niemand kann es mir recht machen, und ich nörgele so lange rum, bis mein Skipper mir freiwillig und liebend gern die ganze Arbeit überlässt. Jetzt, wo ich drüber nachdenke, fällt mir auf, dass das taktisch eigentlich total unklug ist! 😳

Während der Winterpause hat sich Thue (wie immer) mit kleineren Projekten zur Optimierung unseres Schiffs die Zeit vertrieben. Es ist ihm nämlich total gegen seine Segler-Ehre gegangen, dass es uns in den letzten Jahren nicht so recht gelingen wollte, das Großsegel optimal zu trimmen. Wie das auf Fotos aussieht, das geht doch gar nicht! Was sollen denn die anderen Segler denken?! Zum Glück ist der Winter lang, und so konnte stunden- und tagelang im Netz recherchiert, gegrübelt und in der Kellerwerkstatt gewerkelt und getüftelt werden. Und es gibt selbstverständlich auch eine Lösung, vorher würde so ein Vollblut-Tüftler ja niemals Ruhe geben! Vor einigen Wochen haben wir das elbkind dann im Winterlager in der Nordborg-Werft besucht und die neue Technik wurde noch in der Halle am Mast angebracht. Unser Großfall läuft jetzt doppelt über einen Block und ist statt 10 nur noch 8 mm stark. Durch die 2:1-Übersetzung ist es viel leichter zu bedienen und hat außerdem einen Dynema-Kern. Daher gibt es nicht mehr so stark nach und das Großsegel steht nun wie eine Eins (Zitat vom Skipper: das wirkt quasi wie Viagra fürs Segel 😂). Und was theoretisch möglich ist, kommt ja bekanntlich auch in der Praxis vor – die neue Technik funktioniert tatsächlich einwandfrei! 🤗

Außerdem wollte mein Skipper die Öffnung, durch die die Fallen unter der Sprayhood zu den Klemmen laufen, mit einem Einsatz auszurüsten, der zukünftig den Durchfluss vom Seewasser verhindern soll. Natürlich lässt es sich nicht völlig vermeiden, dass Wasser vom Vorschiff ins Cockpit läuft, wenn mal eine größere Welle übers Vorderdeck schießt, aber wir sind zuversichtlich, dass durch den neuen Einsatz wenigstens der Löwenanteil zurückgehalten werden kann. Im letzten Sommer haben wir wegen der Durchlässe ja schon nasse Erfahrungen machen müssen, deshalb musste dringend Abhilfe geschaffen werden. Zum Glück ist Thues zweiter Vorname Daniel Düsentrieb: Ruckzuck wurde im Internet eine Bürstenleiste aus Kunststoff bestellt, auf die richtige Länge gesägt und mit zwei Löchern versehen. Anschließend wurde diese Vorrichtung mit zwei Kabelbindern im Hohlraum über der Öffnung befestigt. Und so sieht das Ergebnis aus:

Pingelig wie mein Skipper ist, will er die Bürstenleiste demnächst aber noch mal austauschen. Beim Durchbohren der Schiene sind nämlich einige Borsten auf der Strecke geblieben, und das darf natürlich nicht sein. 🙃

Inzwischen genießen wir wieder das Leben an Bord, waren schon auf Årø, in Åbenrå und haben traumhaft-sonnige Tage an der Ankerboje und in unserem Lieblings-Heimathafen Dyvig verbracht. Dazu gehören auch immer wieder schöne Begegnungen mit anderen Seglern. Natascha und Olav zum Beispiel, die beiden sind seit kurzer Zeit stolze Besitzer einer Nordborg 37 mit dem schönen Namen Sóley. Leider liegt das Schiff zukünftig weit weg in der Yachthafen-Residenz Rostock Hohe Düne. Aber wir hoffen, dass die Sóley sich zukünftig häufiger mal nach Dyvig verirrt, damit lustige Grillabende im Hafen, wie dieser, keine Ausnahme bleiben:

Heute Abend haben wir hier in Dyvig Monika und Eberhard kennengelernt und bei einem Glas Wein gemütlich geplaudert. Die beiden segeln eine HR 31, haben ihren Heimathafen im schönen Arnis an der Schlei und genießen lange Segelsommer im Ruhestand. Wir freuen uns immer ganz besonders, wenn wir die Segler, die uns früher schon einmal auf unserem Blog begegnet sind, auch persönlich kennenlernen. 😊

So schön wie diese Saison angefangen hat, darf sie gern weitergehen. Bisher spielt das Wetter unglaublich gut mit, und es gibt nichts zu meckern. ⛵️☀️Wir haben beschlossen, in diesem Sommer eher kürzere Törns zu machen, denn zum Glück muss man in unserem reizvollen Revier nicht weit weg segeln, um interessante Ziele zu erreichen. 🇩🇰♥️🇩🇰 Und wenn dann die nächste Schlechtwetterfront naht, flüchten wir einfach schnell wieder nachhause aufs Sofa. 😉

# Traurigster Tag im Jahr…

Ahoi Ihr Lieben,

genießt Ihr die Herbsttage und macht es Euch zuhause so richtig schön gemütlich? Ich mag ja diese Jahreszeit. Im Herbst ist alles ist im Wandel, ich liebe das bunte Laub, die Stoppelfelder, das goldene Licht, die Drachen am Himmel und den Geruch von feuchter Erde.

Herbst heißt für uns aber auch immer Abschied nehmen. Vorgestern war es wieder so weit, der Krantermin stand im Kalender. Der Tag, den meine Instagram-Segelfreundin Elbseglerin absolut treffend mit #traurigstertagimjahr bezeichnet hat. Schon liegt die Segelsaison 2017 wieder hinter uns. Wer hat an der Uhr gedreht?

Krantermin – ein Tag, an dem sich bei uns immer ein Hauch von Melancholie breitmacht, denn der Winter in Nordeuropa ist gefühlt endlos. Was das betrifft, segeln wir wahrscheinlich nicht in den richtigen Gefilden. Weil unser Segelrevier aber so wunderschön ist und wir uns überhaupt nicht vorstellen können, das Schiff nur wegen des schöneren Wetters in den sonnigen Süden zu verlegen, dauert unsere Saison eben nur von Mitte Mai bis Anfang Oktober. So ist es, und so bleibt es auch.

Der Herbst kam zwar auf leisen Sohlen, aber plötzlich war er da. Das ist ja mit Weihnachten immer so ähnlich. Schon, als das Wetter Mitte September noch mal ganz manierlich war und wir ein letztes Mal Kurs auf Årø und Apenrade genommen haben, war ganz deutlich spürbar, dass sich die Segelsaison nun bald dem Ende zuneigt. Der Hafen von Årø, der in der Hauptsaison normalerweise aus allen Nähten platzt, war fast menschenleer – außer uns hatten gerade mal 5 Schiffe festgemacht und unser Lieblingsrestaurant Brummers Gård hatte nur noch an drei Tagen in der Woche geöffnet. Morgens waren die Fenster im Schiff total beschlagen und es hat ewig gedauert, bis die Sonne es endlich geschafft hat, das Cockpit zu trocknen, damit wir draußen frühstücken konnten. Abends wurde es früh dunkel, und trotz Fleecepulli und viel gutem Willen war es einfach zu frisch, um noch mit einem Glas Wein in der Hand draußen zu sitzen und den Hafenblick zu genießen. Es half nichts, seufzend haben wir uns unter Deck verkrümelt, die Dieselheizung angestellt und die Bordlektüre rausgekramt. Was ja grundsätzlich auch gemütlich ist, aber vielleicht eher zuhause auf dem Sofa – der Winter ist ohnehin lang genug. Bei uns gehört zum Segeln einfach auch das Outdoor- und Hafenleben dazu.

Herbstspaziergang mit Tesso
Zum letzten Mal in diesem Jahr – ein Inselspaziergang mit Leihhund Tesso

Auf unserem letzten Segelausflug in diesem Jahr hat Petrus es übrigens noch mal richtig gut mit uns gemeint – der kurze Törn von Årø nach Apenrade unter Vollzeug war rückblickend wohl der schönste der ganzen Saison. Endlich mal stabiler, moderater Wind und über Stunden herrliches Segeln bei blauem Himmel und Sonnenschein! An Tag zwei durften wir noch für ein paar Stunden an der Ankerboje die Sonne im Cockpit genießen, aber dann ging’s zurück nach Dyvig, denn die Segel sollten möglichst trocken abgeschlagen werden. Ich bin übrigens fest davon überzeugt, dass Petrus das mit dem schönen Wetter extra macht. Da steckt Taktik dahinter. Alles geschickt eingefädelt, damit man sich zum Saisonende doch noch mit dem Wetter versöhnt. Aber zu diesem Thema habe ich mich ja letztes Jahr zum Saisonende schon mal ausgelassen.

In Dyvig fand dann ganz spontan ein Get-Together einiger Nordborg-Crews statt. Aus allen Himmelsrichtungen trudelten an diesem Wochenende zahlreiche Schiffe ein, die ausgekrant werden und bei der Nordborg-Werft überwintern sollten. Dietrich mit seiner Nordborg 34 Melusina zum Beispiel. Seit April ist er ganz allein unterwegs gewesen und hat es sage und schreibe bis zu den Lofoten geschafft! Zwischendurch hatte er zwar gelegentlich Gäste an Bord, aber den größten Teil der Strecke hat er als Einhandsegler bewältigt. Hut ab vor dieser seglerischen Leistung!

Wirklich gefreut haben wir uns, die Crews der Molch und der Schabernack in Dyvig wiederzutreffen. Den ganzen Sonntag lang wurde viel geklönt, aber auch auf allen Schiffen hart gearbeitet. Die Sonne lachte vom blauen Himmel und es war windstill – perfekte Bedingungen, um auch noch das letzte Bisschen Feuchtigkeit aus den Segeln zu bekommen, bevor sie eingepackt wurden. Gegen Abend waren dann die Segel abgeschlagen, zusammengelegt und in Säcken verstaut, alle Schiffe waren blitzblank geschrubbt, poliert und aufgeräumt und die Kofferräume unserer Autos bis obenhin vollgepackt. Geschafft!

Segeltrocknen in der Herbstsonne
elbkind und Schabernack beim Trocknen der Segel am Steg

Als Belohnung für so viel Fleißarbeit haben wir spontan einen Tisch im Restaurant Skipperstuen im Dyvig Badehotel bestellt und uns zu sechst bei einem leckeren dänischen Abendessen gebührend von der Segelsaison verabschiedet. Vorher gab es auf der Hotelterrasse sogar noch einen Sundowner unter freiem Himmel mit Blick über die Dyvig Bucht, das war richtig hyggeligt! Leider war ich an diesem Abend zu beschäftigt, um Fotos zu machen… 😉

Ein paar Tage später war er dann da, der traurigste Tag im Jahr. Während ich mich zuhause im warmen Bettchen noch mal umdrehen durfte, machte mein Skipper sich schon gegen fünf Uhr morgens auf den Weg nach Dyvig, um unsere elbkind auf ihrem Weg ins Winterlager zu begleiten. Als ich aufwachte, hatte Thue mir schon das erste Video geschickt.

Total gespannt waren wir auf den Zustand des Propellers, denn im Frühjahr hatte unser Bootsbauer eine kleine Studie gestartet. Er wollte testen, welches Antifouling die besten Ergebnisse gegen Seepockenbefall bringt und hat die Propeller mehrerer Schiffe mit unterschiedlichen Systemen behandelt, um am Saisonende die Ergebnisse zu vergleichen. Leider hatten wir nicht den richtigen Primer benutzt, deshalb war das Ergebnis auch nicht besonders überzeugend bzw. aussagekräftig. Obwohl der Anstrich komplett abgeblättert ist, waren deutlich weniger Seepocken zu verzeichnen als im letzten Jahr. Der nächste Versuch ist im kommenden Jahr geplant, wir werden natürlich berichten.

Segel in der Sonne

Nach dem Kranen ging es im Konvoi nach Nordborg zur Bootswerft, wo der arme Thue bei strömendem Regen das Freibord geschrubbt und das Deck gewaschen hat.

Unterwegs ins Winterlager
Im Konvoi unterwegs zur Werft…

Nun ist die schönste Zeit im Jahr für uns also wieder vorbei. Ein paar Throwback-Berichte vom Sommer 2017 habe ich aber noch für Euch auf Lager. So viel will ich schon mal verraten: wenn Schadenfreude für Euch die schönste Freude ist, kommt Ihr ganz bestimmt auf Eure Kosten… 😜

 

 

Träume können auch wahr werden!

Wie die Zeit fliegt.. Feiertage und Jahreswechsel liegen längst schon wieder hinter uns, und nun quälen wir uns mürrisch durch die grauen Wintertage. Zum Glück geht’s langsam wieder aufwärts und die Tage werden länger. Für uns bedeutet das: Licht am Ende des Tunnels, die Segelsaison 2017 rückt näher! 😊👍🏼

Aber bevor wir in den nächsten Segelsommer aufbrechen, will ich Euch noch von meinem Highlight zum Saisonabschluss 2016 berichten. Ich hatte die Hoffnung fast schon aufgegeben, als mein größter Herzenswunsch unverhofft in Erfüllung ging. Und das kam so:

Thue hatte mit unserem Bootsbauer den 5. Oktober als Krantermin fürs Winterlager in Nordborg vereinbart. Vorher mussten wir das Schiff natürlich noch ausräumen und schrubben. Das Allerwichtigste für uns war aber, dass die Segel beim Abschlagen auf jeden Fall knochentrocken sind. Wir hatten nämlich wenig Lust, sie zuhause auf dem Dachboden zu trocknen. In den letzten Jahren hatten wir das zwar gelegentlich gemacht um Spak und Schimmel zu vermeiden, aber wir wollten uns den Aufwand möglichst sparen.

Die Wettervorhersage für Ende Ende September sah vielversprechend aus: milde Temperaturen und Windstille. Perfekte Voraussetzungen für unsere Aktion. Gleich morgens nach dem Frühstück flitzten wir nach Dyvig, krempelten die Ärmel hoch und legten los. Viel schneller als gedacht waren alle Arbeiten erledigt, die Segel zusammengelegt und in Säcken verstaut. Am späten Nachmittag Uhr guckten wir uns ratlos an. Und jetzt? Sofort waren wir uns einig: raus aus dem Hafen, wir hatten beide noch Lust auf einen kleinen Törn. Auch wenn die Segel schon runter waren – es gab ja schließlich noch den Volvo! Das Wetter war einfach zu schön, um wieder ins Auto zu springen und nachhause zu fahren.

Kurze Zeit später warfen wir die Leinen los. Es ging in den Alssund Richtung Sønderborg. Unser Ziel: die Ankerboje bei Arnkildehage. Seit wir Mitglied im KDY sind, dem „Kongelig Dansk Yachtklub“, dürfen wir nämlich die Ankerbojen der Dansk Sejlunion nutzen! 🇩🇰⛵️

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Tschüss Dyvig!
Ich habe mich gar nicht getraut, Thue zu fragen, ob wir uns eigentlich nur ein Stündchen an die Boje hängen, den Sonnenuntergang genießen und anschließend wieder zurückfahren wollen. Bis zu diesem Tag hatte sich mein Skipper nämlich standhaft geweigert, nachts zu ankern. Weder an der Ankerboje noch sonstwo. Seine Befürchtung, nachts abzutreiben und auf Legerwall zu landen, war zu groß. Ganz kurz für Nichtsegler – so erklärt Wikipedia den Begriff Legerwall:

Mit Legerwall wird die Situation eines Wasserfahrzeuges beschrieben, in der dieses durch Wind, Seegang oder Strömung an eine Küste getrieben wird. Die Gefahr besteht darin, an einer Küste zu stranden, wenn das Boot durch die eigene Motorkraft oder durch Segeln nicht mehr gegen die Naturkräfte ankommt.

So sieht’s aus. Deshalb hat Thue zur Bedingung gemacht, dass nachts einer von uns Ankerwache halten muss. Nachdem wir einige spannende Geschichten zu misslungenen oder hektisch abgebrochenen Anker-Aktionen anderer Segler gehört hatten, halte selbst ich bei instabiler Wetterlage die Ankerwache für sinnvoll. Aber Ankerwache an einer Ankerboje? Das fand ich total albern. Trotz häufiger Diskussionen waren wir uns bis zu diesem Tag nicht einig geworden und haben – zu meinem Leidwesen – die Nächte immer in einem sicheren Hafen verbracht.

Nach einer guten Stunde Fahrt hatten wir an der Ankerboje festgemacht und der Motor verstummte. Augenblicklich legte sich eine himmlische Ruhe über das Schiff. Weit und breit war kein Mensch zu sehen, nur ein paar Kühe knabberten am Ufer an den Büschen. Das Wasser war blitzblank und Schiffe waren auch nicht mehr unterwegs, schließlich war die Saison fast vorbei. Idylle pur!

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Normalerweise halten wir uns lieber im Cockpit als unter Deck auf. Deshalb gab es  auch an diesem Abend“One-Pot-Pasta“ an der frischen Luft. Es wurde zwar schon merklich kühler, aber wozu gibt’s warme Klamotten?

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Henkersmahlzeit 2016…
Als mein Skipper sich zum Essen das erste Carlsberg genehmigte, war mir klar, dass mein großer Tag gekommen war. Thue trinkt nämlich prinzipiell keinen Alkohol, wenn er am Ruder steht. Also wollte er an diesem Abend auch nicht mehr zurück nach Dyvig. Mein Traum wurde tatsächlich wahr, wir würden die Nacht an der Ankerboje verbringen! 😍

Die Stimmung war wunderbar friedlich, genau so hatte ich mir das immer vorgestellt. Nach dem Essen saßen wir in Wolldecken eingekuschelt im Cockpit, haben bei Bier und Rotwein die Segelsaison noch mal Revue passieren lassen und in der Dämmerung sogar noch ein paar Schweinswale beobachten können.

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Abenddämmerung im Alssund
Am nächsten Morgen lag Dunst über dem Wasser und der Herbst war schon deutlich zu spüren. Frühstück gab es natürlich wieder im Cockpit, anschließend sind wir nach Dyvig aufgebrochen. Das war ein traumhaftes Segelsommer-Finale! Und das Beste: die Weichen für die Zukunft sind gestellt – ich bin zuversichtlich, dass ich meinen Skipper in Zukunft leichter zum Ankern überreden kann – er hat nämlich Blut geleckt! 😄⚓️

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Der Tag erwacht…
Liebe Segler, wie geht Ihr mit dem Thema Ankern und Ankerwache um? Verwendet Ihr z.B. den elektronischen Ankeralarm oder Anker-Apps fürs Smartphone? Habt Ihr gute Tipps, die helfen, das Ankern sicherer und entspannter zu machen? Leider gibt es ja nicht überall Ankerbojen… Wir freuen uns über Euer Feedback! 😊

Einige Tage später ging  unser elbkind dann ins Winterlager, und damit war der Segelsommer 2016  Geschichte. Aber wie heißt es so schön? Nach der Saison ist vor der Saison! 🇩🇰☀️⛵️

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Das elbkind am Kran
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Auf geht’s ins Winterlager!

Das elbkind schwimmt wieder!

Der April macht ja bekanntlich was er will. Das war auch am Dienstag letzter Woche so, als das elbkind endlich wieder Wasser unter den Kiel bekommen hat. Abgesehen von gefühlten Temperaturen um den Gefrierpunkt blies der Wind so stark, dass ich ganz freiwillig beschlossen habe, eine Wollmütze zu tragen. Und das will wirklich was heißen – ich habe nämlich nicht gerade das, was man ein“Mützengesicht“ nennt 😉.

Schon am Montagnachmittag sind wir nach Dyvig gefahren, haben abends gemütlich mit Torben und Lene in der Brasserie des Dyvig Badehotels gesessen und es uns bei Wiener Schnitzel und einem frisch gezapften Bier gutgehen lassen. Die beiden waren mit ihrer Nordborg 37, die in einer Halle in Apenrade überwintert hatte, zum Mastsetzen nach Dyvig gekommen und lagen schon am Servicekai. Ich weiß, es gibt auch Segler, die an Bord übernachten, wenn das Schiff noch irgendwo aufgebockt im Hafen steht, aber das ist nicht so unser Ding. Die Nacht auf Dienstag haben wir deshalb in einer B&B-Unterkunft in Nordborg verbracht.

Krantermin war am nächsten Morgen um 7.30 h, für uns quasi vorm Wecken. 😁  Wir sind richtig früh aufgestanden, um auf jeden Fall rechtzeitig da zu sein. Überpünktlich bogen wir in den Hesnæsvej ein – und konnten das elbkind schon von Weitem am Haken des Krans entdecken – es wurde nämlich genau in diesem Moment ins Wasser gehievt – 10 Minuten zu früh. Deshalb gibt’s auch weder ein Video noch Fotos von diesem Moment, dem eigentlichen Saisonbeginn. Schade! Meine ersten Fotos sind leider auch ziemlich dunkel und sehen so aus:

Kurze Zeit später wurde der Mast gesetzt. Das war gar nicht so einfach bei 22 m/s Wind, der in kräftigen Böen über den Hafen pfiff. Einige helfende Hände zum Festhalten waren nötig, aber mit etwas Geduld stand der Mast schnell wieder da, wo er hingehört. Die Jungs von der Nordborg-Werft sind schließlich vom Fach.

Unter Deck habe ich dann erstmal den großen Schiffs-Frühlingsputz gestartet. Und anschließend unsere Segelklamotten, die Rettungswesten (mit neuer Prüfplakette) und jede Menge sonstiges Gedöns wieder in die Schapps geräumt, die Betten bezogen und die Koje klargemacht. Ein super Gefühl, plötzlich kam kribbelige Aufbruchstimmung auf, und die Arbeit hat sich fast von selbst gemacht. 😄

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Die Betten sind bezogen, jetzt haben wir endlich wieder ein Zuhause auf dem Wasser!

Natürlich hat Thue sofort versucht, das AIS-System wieder zum Laufen zu kriegen. Wir haben ja kürzlich ein Austauschgerät von Weatherdoc bekommen, weil das alte Gerät nicht zuverlässig funktionierte. Das System von Raymarine muss nun für das neue Gerät programmiert werden, was sich leider als schwierig erweist. Bisher waren Thues Bemühungen erfolglos. 😐 Nun werden wir einen AIS-Konverter anschaffen, der hoffentlich dabei hilft, das Problem zu beheben. Hat von Euch vielleicht jemand ein AIS-System an Bord, das er selbst installiert hat? Über den entscheidenden Tipp, wie man das Ganze zum Laufen bringen kann, würden wir uns freuen. 👍🏼

Am Mittwoch – es wehte noch immer relativ stark – haben wir uns mittags in unsere Box verholt. Endlich schien die Sonne, und wir konnten im Lee im Cockpit sitzen und Kaffee trinken. Das fühlte sich schon viel besser an! Mit dem Anschlagen des Vorsegels und dem Anbringen der Sorgeleinen haben wir allerdings noch gewartet, dafür war es einfach noch viel zu windig. Diese Arbeiten haben Thue und Tochter Anne-Cathrine am Freitag bei schönstem Sonnenschein und einem lauen Lüftchen erledigt. Und natürlich wurden auch Beweisfotos gemacht:

Außerdem hat mein Skipper eine Hakenleiste zur Unterbringung diverser Leinen, Schoten und Tüdelbändern in der Backskiste angebracht. Praktische Sache, jetzt findet man sofort, was man sucht. Sieht es nicht zum Piepen aus, wenn Thue mit seinen 1,93 m in der Backskiste verschwindet? Man staunt ja immer wieder, wozu ein Mann so fähig ist (wenn er will!).

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Jack in the box 😄

Wann wir unseren Segeltörn beginnen, steht momentan noch nicht fest. Wer zur Zeit in Norddeutschland aus dem Fenster guckt, weiß auch, warum. Gestern hat Michel uns passend zum Thema Aprilwetter einen herrlichen Kommentar geschickt:

„Maxi 77 günstig abzugeben oder Tausch gegen Eissegler. Aber vielleicht bau ich mir auch ein Radar ein, um Eisberge rechtzeitig zu erkennen. Mehr kann ich zu dem Wetter nicht sagen.“

Wir auch nicht! ❄️

 

Das elbkind auf Abwegen…

Kennt Ihr eigentlich die Internetseite „Marine Traffic“? Mithilfe dieser Anwendung kann der interessierte Segler alle Schiffe tracken, die ein AIS (das steht für Automatic Identification System) verwenden. Mithilfe des AIS-Systems  werden statische, dynamische und reisebezogene Daten eines Schiffs übermittelt.

•Statische Daten sind zum Beispiel der Schiffsname, das internationale Funkrufzeichen und Schiffstyp und Abmessungen des Schiffs;

•die dynamische Daten liefern Angaben über die Position des Schiffs, seine Geschwindigkeit und seinen Kurs über Grund und das momentane Drehverhalten des Schiffs;

•die reisebezogenen Daten beziehen sich eher auf die Berufsschifffahrt, sie liefern Informationen zum aktuellen Tiefgang, dem Bestimmungshafen und dem ETA (das ist die geplante Ankunftszeit) sowie u. U. eine Angabe zur Ladungskategorie.

AIS dient der Vermeidung von Kollisionen auf See, dem automatischen Informationsaustausch zwischen Schiffen untereinander und mit Landstationen sowie Verkehrszentralen an der Küste als ergänzendes Mittel zur maritimen Verkehrssicherung. Das erhöht die Sicherheit auf dem Wasser erheblich. Das Verfahren des AIS-Datenaustauschs ist weltweit standardisiert und funktioniert auf allen Weltmeeren, so dass sich auch Schiffe unterschiedlicher Nationen auf offener See begegnen können und sich gegenseitig „sehen“.

Man kann also mithilfe von Marine Traffic (oder anderen Anwendungen wie zum Beispiel Vessel Tracker oder Fleetmon) sehen, wo sich ein Schiff gerade befindet, wohin es unterwegs ist und in welchem Hafen es zuletzt festgemacht hat. Und das macht mein Liebster besonders gern, er schaut regelmäßig nach, wo sich seine „Buddies“ gerade rumtreiben. Vorgestern hat er aus Spaß mal nach unserem Schiff geguckt, und staunte nicht schlecht. Als letzte Positionsangabe tauchte Nürnberg auf, und wir wissen ja alle, dass die aktuelle Position eigentlich das Winterlager in Nordborg sein müsste… Kurze Schrecksekunde, dann war uns alles klar.

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Das elbkind in Nürnberg?

Des Rätsels Lösung: unser AIS musste in diesem Winter zum zweiten Mal zum Hersteller, der Firma Easy AIS, nach Süddeutschland eingeschickt werden, weil es auch in der letzten Saison immer wieder unerklärliche Aussetzer hatte und nicht zuverlässig gearbeitet hat. Beim Überprüfen des Geräts wurde dann offensichtlich die aktuelle Position an Marine Traffic übermittelt. Und plötzlich fand sich das elbkind in Nürnberg wieder.

Diesmal wurde übrigens nicht lange gefackelt: wir haben ganz unbürokratisch ein kostenloses, fabrikneues Gerät im Austausch bekommen. Nun hoffen wir, dass die Technik in Zukunft einwandfrei funktioniert.

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So sieht ein AIS-Gerät aus.

Übrigens, am kommenden Dienstag ist es endlich so weit – die lange Winterpause ist vorbei und unser Schiff bekommt wieder Wasser unter den Kiel! Die Wetterprognose ist mit 11 m/s zwar nicht gerade optimal zum Mastsetzen, aber wir nehmen es einfach so wie’s kommt. Ist uns alles egal, denn schon Eduard Mörike wusste:

„Man muss immer etwas haben, worauf man sich freut.

Und das tun wir. Die Vorfreude auf die neue Segelsaison steigt mit jedem Frühlingstag und wir hoffen, dass Ihr unsere Erlebnisse auch in diesem Sommer wieder mit uns teilt. Mal gucken, wohin der Wind uns weht. Das dänische Inselmeer ist ja quasi unser Zuhause, aber Schweden wäre eigentlich auch mal schön.

Eure Kommentare und Segel- und Reviertipps sind übrigens immer sehr willkommen!

Das elbkind im Winterlager

 

Am 7. Oktober war es dann schließlich soweit. Unser elbkind wurde gekrant, nach Nordborg transportiert und kam bei der Nordborg Bådebyggeri ins Winterlager. Hier wurden alle Tanks und Leitungen entleert und mit Frostschutzmittel gegen Frostschäden gesichert. Außerdem standen der Wechsel von Öl-, Diesel- und Wasserfilter auf dem Programm, und der Impeller der Kühlwasserpumpe wurde ausgetauscht.

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Obwohl wir schon damit gerechnet hatten, waren wir doch einigermaßen erstaunt darüber, wie abenteuerlich der Propeller aussah – er war komplett übersät mit Seepocken, und vom Metall war kaum noch was zu erkennen. Jetzt war uns auch klar, warum das elbkind unter Motor zum Ende der Saison nicht mehr so richtig in die Puschen kam – die Pocken hatten uns schlicht ausgebremst. Für die neue Saison müssen wir uns auf jeden Fall geeignete Gegenmaßnahmen überlegen, aber jeder Bootseigner hat da ja seine eigenen Ideen. Es gibt so viele unterschiedliche Meinungen zu dieser Problematik (dick mit Pockenfett einschmieren, Anti-Fouling, usw. usf.), dass man sich fragt, was denn nun eigentlich die effektivste Lösung ist. Eine Maßnahme wäre beispielsweise, dass Thue während des Segelsommers mit Schwimmbrille und Sauerstoffflasche (3 x f!) einfach auf Tauchstation geht, um den Propeller zwischendurch manuell von den Dingern zu befreien. Falls er sich für diese Variante entscheidet, werde ich selbstverständlich mit der Kamera dabei sein und alles im Bild festhalten. 😎📷

Falls Ihr ein eigenes Schiff habt und / oder Euch gut auskennt – was tut Ihr gegen den Seepocken-Befall? Wir sind dankbar für Eure Ideen, immer her damit!

Leider hatte unser AIS auch in dieser Saison wieder jede Menge Aussetzer, die wir uns einfach nicht erklären konnten. Deshalb wurde das Gerät mal wieder – wie schon im letzten Winter – ausgebaut und zum Hersteller geschickt. Jetzt sind wir neugierig, ob der Fehler diesmal gefunden wird, denn was nützt die tolle (und teure!) Technik, wenn sie nicht zuverlässig funktioniert?

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Das unzuverlässige AIS. Sch…Technik! 😈

Weil das Vorsegel zum Saisonende noch nicht richtig trocken war, haben wir es mit nachhause geschleppt, auf dem Dachboden ausgebreitet und getrocknet. Auch Kuchenbude und Sprayhood bekamen eine Spezialbehandlung. Meister Proper und Clementine wären aus dem Staunen garantiert nicht herausgekommen, wenn sie Thue beim stundenlangen Schrubben mit Wasser, Seife und Bürste beobachtet hätten! Den Rest hat dann Herbstsonne draußen im Garten übernommen – diese „natürliche Bleiche“ funktioniert erstaunlich gut! ☀️ Thue behauptet zwar, dass Möwen und Schwalben sich am liebsten auf dunklen Untergründen „verewigen“, aber die Wirklichkeit sah leider irgendwie anders aus…🐤💩

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Für den Winter (irgendwie muss er sich ja während der endlosen dunklen Jahreszeit die Zeit vertreiben) hat Thue sich vorgenommen, aus Teakholz eine Erweiterung für die Badeplattform zu bauen. Damit man(n) auch mit Schuhgröße 47 entspannt auf der Badeplattform stehen und die Heckdusche benutzen kann, ohne dabei das Gleichgewicht zu verlieren und ein unfreiwilliges Bad im Hafenbecken zu nehmen. Und weil er dafür noch ein paar Maße brauchte, haben wir das elbkind vor einigen Wochen im Winterlager besucht. Das kann man sich so vorstellen: um die 40 Yachten stehen auf Stativen dicht an dicht in einer riesigen, eiskalten Halle, fristen dort ihr trauriges Dasein und warten auf den Frühling, den Saisonbeginn und dass sie endlich wieder Wasser unterm Kiel haben. Gelegentlich kommt mal jemand vorbei und guckt nach dem rechten, poliert vielleicht das Unterwasserschiff, räumt unter Deck noch ein bisschen auf oder nimmt den Fleecepulli, den er im Herbst an Bord vergessen hat, mit nachhause. Manchmal fährt Thue aber auch einfach nur so hin, aus Sehnsucht. Ich glaube, er hat dann Heimweh nach Freiheit und Ferne. 🇩🇰⛵️❤️

Und wenn man schon bis nach Nordborg gefahren ist, kann man ja auch gleich einen kleinen Abstecher nach Dyvig machen. Da sieht es jetzt so aus. Bonjour Tristesse!

In der Winterzeit treffen wir uns ab und zu mit anderen Nordborg-Seglern zum Klönen, Essen und Trinken. Das hilft ganz gut gegen die Sehnsucht. Noch 3 Monate! 😉

Saisonabschluss

Wegen einiger Termine im September fuhren wir nach dem Nordborg-Wochenende erst mal wieder nachhause. Aber die Saison war für uns natürlich längst noch nicht vorbei – Ende September waren wir zurück in Dyvig und verbrachten zehn traumhafte letzte Tage an Bord.  Die Wetterlage war stabil, und weil die Tage schon merklich kürzer wurden, genossen wir jeden Sonnenstrahl. Wir konnten sogar jeden Morgen im Cockpit frühstücken!

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Morgens im Cockpit

Wir hatten keine großen Pläne gemacht und entschlossen uns, ein letztes Mal in diesem Jahr nach Årø zu segeln. Nicht dass Ihr denkt, uns fällt nichts Besseres ein, aber wie so oft passten einfach Wind und Wetter, um dieses Ziel anzusteuern. Dass die Saison fast vorbei war, merkten wir schon im Hafen, denn es war so wenig los, dass wir uns einen Liegeplatz aussuchen konnten. Abends bei Brummers Gård war es sogar schon zu kalt, um draußen zu sitzen – wir haben in der Gaststube gesessen und gegessen. Auch hier ging die Saison aufs Ende zu, der Laden war bis zum letzten Platz besetzt und platzte beinahe aus allen Nähten. Neben uns saß eine dänische Geburtsgesellschaft, die – wie in Dänemark beim Feiern so üblich – ein Lied nach dem anderen anstimmte. Zu schön!

Am nächsten Tag sind wir unter Genakker und ohne Großsegel  wieder zurück nach Dyvig gerauscht, denn der Wind kam direkt von hinten. Zum ersten Mal unter allerbesten Bedingungen, das war ein Riesenspaß!

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Zum letzten Mal Segeln unter Genakker..

 

Mein Geburtstag, den ich dieses Jahr zur Abwechslung mal an Bord verbracht habe, war etwas ganz Besonderes. Unser Bootsbauer Holger Jensen besuchte uns nämlich mit einem netten Ehepaar aus der Schweiz an Bord. Katrin und Thomas interessierten sich für eine NB 40 und wollten sich unser Schiff gerne mal genauer ansehen. Nach einer ausführlichen Besichtigung kamen wir schnell ins Klönen, und spontan luden wir die Beiden ein, uns am Nachmittag auf unserem Segeltörn nach Apenrade (dän.: Åbenrå) zu begleiten.

Gesagt, getan! Thomas übernahm von Anfang an das Ruder. Der Wind wehte nur schwach und die Bedingungen waren nicht gerade perfekt für einen Demo-Törn, aber immerhin machten wir 2-3 kn Fahrt bei 1-3 m/s Wind. Am Ende wurde dann doch der Motor gestartet, denn in Apenrade stand Holger ja schon auf dem Steg und wartete auf uns. Er nahm die Leinen an und unsere Mitsegler mit dem Auto wieder mit zurück nach Dyvig. Obwohl dieser Probeschlag wegen des schwächelnden Windes hinter den Erwartungen von Katrin und Thomas zurückgeblieben war, hatten wir den Eindruck, dass das elbkind die beiden am Ende überzeugt hat. Wir vermuten, dass sie inzwischen „in freudiger Erwartung“ sind und hoffen, dass wir sie bald im „Club der 40er“ begrüßen dürfen. 👍🏼😉

Abends waren wir mit Torben und Lene beim Italiener in Apenrade zum Geburtstagsdinner verabredet. Kleiner Tipp: sollte Euch das Schicksal jemals in ein italienisches Restaurant namens „Tony“ in Apenrade  verschlagen, bestellt bitte Pizza. Wagt keine Experimente, es lohnt sich nicht. Die können nur Pizza. Ich spreche aus Erfahrung. 😎🍕. Glücklicherweise schmeckten aber das Bier und der Wein, und gemütlich war der Abend dank netter Gesellschaft trotzdem.

Zum Saisonabschluss stand auch ein kleiner Ausflug zur Ankerboje im Sønderborg Fjord auf meiner Wunschliste. Ich wollte die Boje nämlich gerne mal selbst ansteuern, während Thue mit dem Haken nach dem Ring angelt. Und das hat auch gut geklappt! Bei schönstem Sonnenschein lagen wir faul im Cockpit, tranken Kaffee und beobachteten die Segelschiffe, die an uns vorbeizogen. Nur schweren Herzens konnten wir uns ein paar Stunden später wieder losreißen.

Anfang Oktober schien nicht nur die Sonne, der Wind wehte meistens auch nur schwach bis mäßig. Endlich konnte ich mal ohne viel Publikum (das Stichwort heißt Hafenkino 😜) und ganz in Ruhe üben, was ich im April beim Frauen-Skippertraining gelernt hatte: das An- und Ablegen. Nach wie vor klopfte mir das Herz bis zum Hals, wenn ich am Steuer stand, und von Routine konnte keine Rede sein. Das sollte sich ändern. Ein paarmal hat auch alles gut geklappt, aber ausgerechnet das letzte Anlegemanöver ging  voll in die Hose… Was soll’s. Nächstes Jahr wird einfach weitergeübt, es kann nur besser werden!

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Leider war beim Anlegen der Flaggenstock im Weg… 😬

Langsam fingen wir an, das elbkind fürs Winterlager vorzubereiten. Es wurde ausgemistet, aus- und aufgeräumt, gesaugt, gewischt, poliert und geschrubbt.

Die Stimmung an Bord wurde plötzlich wehmütig. Nur noch ein paar Tage, und alles sollte vorbei sein?  Über vielen Situationen stand nun die Überschrift „zum letzten Mal in diesem Jahr..“, das fühlte sich ganz eigenartig an und gefiel uns irgendwie gar nicht…

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Die letzten schönen Sonnenuntergänge im Hafen…
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Zum letzten Mal den Grill anschmeißen…

Und dann kam der letzte Arbeitstag unseres Hafenmeisters Christian. Viele Jahre lang konnten wir uns immer auf ihn verlassen und haben viele lustige und feucht-fröhliche Stunden mit ihm verlebt. Nun mussten wir uns tatsächlich von ihm verabschieden, am Ende kullerten sogar ein paar Tränen. Auch das noch!

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Abschied von „Kedde“

Am letzten Wochenende waren wir noch einmal mit Christiane und Hendrik verabredet, denn auch die „Molch“ sollte ein paar Tage später gekrant und ins Winterlager nach Nordborg gebracht werden. Gemeinsam wurde abgeriggt, und weil für die nächsten Tage Regen angekündigt war, wurden beide Großsegel zum Schutz vor Nässe vorübergehend in Planen eingepackt.

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Molch und elbkind werden winterklar gemacht

Nach getaner Arbeit gab’s dann abends einen Sundowner vor dem Dyvig Badehotel, und anschließend ein gemütliches Abendessen zu viert in der „Skipperstuen“ -auch zum letzten Mal in dieser Saison! 😢

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Zum letzten Mal draußen sitzen und den schönen Blick über die Dyvig Bucht genießen…

Am nächsten Morgen frühstückten wir gemeinsam unter Deck auf der Molch. Und dann – war sie tatsächlich vorbei, unsere Segelsaison 2015.

Und hier mein Resümee:

Die Wetterstation im dänischen Blåvand hat im Mai 21 Tage mit Starkwind (und mehr!) gemessen; im Juni 16 Tage. Wir waren in diesem Sommer viel zu oft eingeweht und hatten entweder viel zu viel Wind oder viel zu wenig. ⛵️💨

In den vergangenen Monaten haben wir viele nette Menschen kennengelernt, und ich finde es super, dass Thue die Leute immer so gnadenlos anschnackt, obwohl mir das manchmal etwas peinlich ist.. 😄👍🏼

Die Stimmung an Bord war eigentlich immer gut, wir zwei haben uns vertragen und das Bordleben auf so engem Raum ist mir deutlich leichter gefallen als ich dachte (und befürchtet hatte). 👫💝

Am besten hat es uns auf Anholt gefallen, diese Insel ist wirklich außergewöhnlich und die Atmosphäre ganz besonders. 🎏 Wir kommen bestimmt wieder.

Von zu viel Rotwein krieg‘ ich nachts Herzklopfen.. 🍷

Freiheit bedeutet nicht nur, Pläne zu schmieden und sie umzusetzen, sondern auch, sie über den Haufen zu werfen und einfach etwas ganz Anderes zu machen. 🗽

Ich liebe Dänemark! 🇩🇰❤️