Das elbkind schwimmt wieder!

Der April macht ja bekanntlich was er will. Das war auch am Dienstag letzter Woche so, als das elbkind endlich wieder Wasser unter den Kiel bekommen hat. Abgesehen von gefühlten Temperaturen um den Gefrierpunkt blies der Wind so stark, dass ich ganz freiwillig beschlossen habe, eine Wollmütze zu tragen. Und das will wirklich was heißen – ich habe nämlich nicht gerade das, was man ein“Mützengesicht“ nennt 😉.

Schon am Montagnachmittag sind wir nach Dyvig gefahren, haben abends gemütlich mit Torben und Lene in der Brasserie des Dyvig Badehotels gesessen und es uns bei Wiener Schnitzel und einem frisch gezapften Bier gutgehen lassen. Die beiden waren mit ihrer Nordborg 37, die in einer Halle in Apenrade überwintert hatte, zum Mastsetzen nach Dyvig gekommen und lagen schon am Servicekai. Ich weiß, es gibt auch Segler, die an Bord übernachten, wenn das Schiff noch irgendwo aufgebockt im Hafen steht, aber das ist nicht so unser Ding. Die Nacht auf Dienstag haben wir deshalb in einer B&B-Unterkunft in Nordborg verbracht.

Krantermin war am nächsten Morgen um 7.30 h, für uns quasi vorm Wecken. 😁  Wir sind richtig früh aufgestanden, um auf jeden Fall rechtzeitig da zu sein. Überpünktlich bogen wir in den Hesnæsvej ein – und konnten das elbkind schon von Weitem am Haken des Krans entdecken – es wurde nämlich genau in diesem Moment ins Wasser gehievt – 10 Minuten zu früh. Deshalb gibt’s auch weder ein Video noch Fotos von diesem Moment, dem eigentlichen Saisonbeginn. Schade! Meine ersten Fotos sind leider auch ziemlich dunkel und sehen so aus:

Kurze Zeit später wurde der Mast gesetzt. Das war gar nicht so einfach bei 22 m/s Wind, der in kräftigen Böen über den Hafen pfiff. Einige helfende Hände zum Festhalten waren nötig, aber mit etwas Geduld stand der Mast schnell wieder da, wo er hingehört. Die Jungs von der Nordborg-Werft sind schließlich vom Fach.

Unter Deck habe ich dann erstmal den großen Schiffs-Frühlingsputz gestartet. Und anschließend unsere Segelklamotten, die Rettungswesten (mit neuer Prüfplakette) und jede Menge sonstiges Gedöns wieder in die Schapps geräumt, die Betten bezogen und die Koje klargemacht. Ein super Gefühl, plötzlich kam kribbelige Aufbruchstimmung auf, und die Arbeit hat sich fast von selbst gemacht. 😄

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Die Betten sind bezogen, jetzt haben wir endlich wieder ein Zuhause auf dem Wasser!

Natürlich hat Thue sofort versucht, das AIS-System wieder zum Laufen zu kriegen. Wir haben ja kürzlich ein Austauschgerät von Weatherdoc bekommen, weil das alte Gerät nicht zuverlässig funktionierte. Das System von Raymarine muss nun für das neue Gerät programmiert werden, was sich leider als schwierig erweist. Bisher waren Thues Bemühungen erfolglos. 😐 Nun werden wir einen AIS-Konverter anschaffen, der hoffentlich dabei hilft, das Problem zu beheben. Hat von Euch vielleicht jemand ein AIS-System an Bord, das er selbst installiert hat? Über den entscheidenden Tipp, wie man das Ganze zum Laufen bringen kann, würden wir uns freuen. 👍🏼

Am Mittwoch – es wehte noch immer relativ stark – haben wir uns mittags in unsere Box verholt. Endlich schien die Sonne, und wir konnten im Lee im Cockpit sitzen und Kaffee trinken. Das fühlte sich schon viel besser an! Mit dem Anschlagen des Vorsegels und dem Anbringen der Sorgeleinen haben wir allerdings noch gewartet, dafür war es einfach noch viel zu windig. Diese Arbeiten haben Thue und Tochter Anne-Cathrine am Freitag bei schönstem Sonnenschein und einem lauen Lüftchen erledigt. Und natürlich wurden auch Beweisfotos gemacht:

Außerdem hat mein Skipper eine Hakenleiste zur Unterbringung diverser Leinen, Schoten und Tüdelbändern in der Backskiste angebracht. Praktische Sache, jetzt findet man sofort, was man sucht. Sieht es nicht zum Piepen aus, wenn Thue mit seinen 1,93 m in der Backskiste verschwindet? Man staunt ja immer wieder, wozu ein Mann so fähig ist (wenn er will!).

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Jack in the box 😄

Wann wir unseren Segeltörn beginnen, steht momentan noch nicht fest. Wer zur Zeit in Norddeutschland aus dem Fenster guckt, weiß auch, warum. Gestern hat Michel uns passend zum Thema Aprilwetter einen herrlichen Kommentar geschickt:

„Maxi 77 günstig abzugeben oder Tausch gegen Eissegler. Aber vielleicht bau ich mir auch ein Radar ein, um Eisberge rechtzeitig zu erkennen. Mehr kann ich zu dem Wetter nicht sagen.“

Wir auch nicht! ❄️

 

Das elbkind im Winterlager

 

Am 7. Oktober war es dann schließlich soweit. Unser elbkind wurde gekrant, nach Nordborg transportiert und kam bei der Nordborg Bådebyggeri ins Winterlager. Hier wurden alle Tanks und Leitungen entleert und mit Frostschutzmittel gegen Frostschäden gesichert. Außerdem standen der Wechsel von Öl-, Diesel- und Wasserfilter auf dem Programm, und der Impeller der Kühlwasserpumpe wurde ausgetauscht.

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Obwohl wir schon damit gerechnet hatten, waren wir doch einigermaßen erstaunt darüber, wie abenteuerlich der Propeller aussah – er war komplett übersät mit Seepocken, und vom Metall war kaum noch was zu erkennen. Jetzt war uns auch klar, warum das elbkind unter Motor zum Ende der Saison nicht mehr so richtig in die Puschen kam – die Pocken hatten uns schlicht ausgebremst. Für die neue Saison müssen wir uns auf jeden Fall geeignete Gegenmaßnahmen überlegen, aber jeder Bootseigner hat da ja seine eigenen Ideen. Es gibt so viele unterschiedliche Meinungen zu dieser Problematik (dick mit Pockenfett einschmieren, Anti-Fouling, usw. usf.), dass man sich fragt, was denn nun eigentlich die effektivste Lösung ist. Eine Maßnahme wäre beispielsweise, dass Thue während des Segelsommers mit Schwimmbrille und Sauerstoffflasche (3 x f!) einfach auf Tauchstation geht, um den Propeller zwischendurch manuell von den Dingern zu befreien. Falls er sich für diese Variante entscheidet, werde ich selbstverständlich mit der Kamera dabei sein und alles im Bild festhalten. 😎📷

Falls Ihr ein eigenes Schiff habt und / oder Euch gut auskennt – was tut Ihr gegen den Seepocken-Befall? Wir sind dankbar für Eure Ideen, immer her damit!

Leider hatte unser AIS auch in dieser Saison wieder jede Menge Aussetzer, die wir uns einfach nicht erklären konnten. Deshalb wurde das Gerät mal wieder – wie schon im letzten Winter – ausgebaut und zum Hersteller geschickt. Jetzt sind wir neugierig, ob der Fehler diesmal gefunden wird, denn was nützt die tolle (und teure!) Technik, wenn sie nicht zuverlässig funktioniert?

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Das unzuverlässige AIS. Sch…Technik! 😈

Weil das Vorsegel zum Saisonende noch nicht richtig trocken war, haben wir es mit nachhause geschleppt, auf dem Dachboden ausgebreitet und getrocknet. Auch Kuchenbude und Sprayhood bekamen eine Spezialbehandlung. Meister Proper und Clementine wären aus dem Staunen garantiert nicht herausgekommen, wenn sie Thue beim stundenlangen Schrubben mit Wasser, Seife und Bürste beobachtet hätten! Den Rest hat dann Herbstsonne draußen im Garten übernommen – diese „natürliche Bleiche“ funktioniert erstaunlich gut! ☀️ Thue behauptet zwar, dass Möwen und Schwalben sich am liebsten auf dunklen Untergründen „verewigen“, aber die Wirklichkeit sah leider irgendwie anders aus…🐤💩

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Für den Winter (irgendwie muss er sich ja während der endlosen dunklen Jahreszeit die Zeit vertreiben) hat Thue sich vorgenommen, aus Teakholz eine Erweiterung für die Badeplattform zu bauen. Damit man(n) auch mit Schuhgröße 47 entspannt auf der Badeplattform stehen und die Heckdusche benutzen kann, ohne dabei das Gleichgewicht zu verlieren und ein unfreiwilliges Bad im Hafenbecken zu nehmen. Und weil er dafür noch ein paar Maße brauchte, haben wir das elbkind vor einigen Wochen im Winterlager besucht. Das kann man sich so vorstellen: um die 40 Yachten stehen auf Stativen dicht an dicht in einer riesigen, eiskalten Halle, fristen dort ihr trauriges Dasein und warten auf den Frühling, den Saisonbeginn und dass sie endlich wieder Wasser unterm Kiel haben. Gelegentlich kommt mal jemand vorbei und guckt nach dem rechten, poliert vielleicht das Unterwasserschiff, räumt unter Deck noch ein bisschen auf oder nimmt den Fleecepulli, den er im Herbst an Bord vergessen hat, mit nachhause. Manchmal fährt Thue aber auch einfach nur so hin, aus Sehnsucht. Ich glaube, er hat dann Heimweh nach Freiheit und Ferne. 🇩🇰⛵️❤️

Und wenn man schon bis nach Nordborg gefahren ist, kann man ja auch gleich einen kleinen Abstecher nach Dyvig machen. Da sieht es jetzt so aus. Bonjour Tristesse!

In der Winterzeit treffen wir uns ab und zu mit anderen Nordborg-Seglern zum Klönen, Essen und Trinken. Das hilft ganz gut gegen die Sehnsucht. Noch 3 Monate! 😉