Gleich am nächsten Morgen ging es weiter Richtung Norden. Als wir morgens von Vejrø ausliefen, hatten wir den Wind direkt von hinten mit 8, in Böen bis zu 12 m/s.
Diesmal wollten wir es wagen und durch den Bøgestrøm fahren. Wer nach Schweden oder Kopenhagen will, spart nämlich einige Seemeilen, wenn er sich für den Bøgestrøm entscheidet, und wir hatten einfach keine Lust auf die lange Strecke über Stubbekøbing und Klintholm. Der einzige Haken: das Fahrwasser ist nicht gerade tief, und unser Schiff hat einen Tiefgang von 1,95 m. Obwohl die Fahrrinne auf 2,3 m Tiefe ausgebaggert ist, wird es an einigen Stellen sehr schnell flach, und man muss ganz genau aufpassen, wo man hinfährt. Außerdem ist das Gebiet stark verkrautet, so dass unser Tiefenmesser ständig Alarm schlug. Wie hypnotisierte Kaninchen starrten wir aufs Display und rechneten eigentlich jeden Moment damit, dass es rummst und wir auf Grund laufen. Nichts für schwache Nerven – unsere lagen jedenfalls ganz schön blank!
Es ging schon spannend los. Nachdem wir die Storstrømbrücke passiert hatten, tauchten plötzlich jede Menge Tonnen im Fahrwasser auf, die wir auf unserem Plotter nicht ausfindig machen konnten. Und das, obwohl die Navionics Software aktuell ist und Thue erst vor kurzer Zeit ein Update gemacht hatte! Mein Gatte war plötzlich sichtlich angespannt und wortkarg, und ich mucksmäuschenstill. Jetzt bloß nichts Falsches sagen oder ihn ablenken…😁
Auf der Strecke von Vordingborg nach Kalvehave ließen wir den Motor laufen, denn der Wind war nicht stabil und kam böig von hinten. Unter Segel hätten wir zu häufig halsen müssen. Hinter Kalvehave dann wieder dasselbe Spiel: mehrere Tonnen waren entweder nicht in unseren Karten verzeichnet oder standen auf anderen Positionen. Wir folgten dem betonnten Fahrwasser und ließen den Plotter einfach außer acht. Wie gesagt, das Fahrwasser ist um die 2,3 m oder tiefer, aber unser Tiefenanzeiger ging teilweise runter bis auf 1,4 m. Die Ursache: jede Menge Kraut und Seegras auf dem Meeresboden.
Über eine ziemlich lange Strecke sind wir dann einfach einer anderen Yacht gefolgt. Deren Skipper kannte sich offenbar genauso wenig aus wie wir und änderte ständig seinen Kurs – von hinten sah es aus, als hatten die Jungs dasselbe Problem wie wir: erst nach Navionics Karten gesteuert, dann plötzlich die Tonnen entdeckt und sich doch lieber an den echten Seezeichen orientiert. Für uns war’s praktisch, vor uns wurde Blut und Wasser geschwitzt und wir konnten einfach hinterherfahren, ganz problemlos und ohne Zickzackkurs. 😎
Im Flachwasser nördlich der Insel Nyord wurde es dann plötzlich lebendig. Unzählige Schwäne waren unterwegs, das Wasser war weiß wie Schnee! Leider habe ich gar nicht daran gedacht, ein Foto zu machen – wahrscheinlich war ich einfach zu fasziniert von diesem schönen Naturschauspiel.
Nachdem wir den Bøgestrøm endlich hinter uns hatten, ging’s unter Genua auf Halbwindkurs bei 9-12 m/s und einer Welle von 1,5 m nach Rødvig. Nach über sieben Stunden erreichten wir den Hafen, und dort wurde schon ordentlich gedrängelt. Neben einer X331 aus Schweden mit einer sehr freundlichen Crew machten wir im Päckchen fest. Geschafft!

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bsuperleckere Abendessen im kleinen Thai-Restaurant direkt am Hafen hatten wir uns nach gut 50 Seemeilen nervenaufreibender Fahrt wirklich verdient. Und ein großes Bier hat dann auch schnell geholfen, das restliche Adrenalin im Blut nach diesem aufregenden Segeltag endgültig wegzuspülen.
Bei einem kleinen Abendspaziergang durch den Hafen gab es einige Kuriositäten zu entdecken. Fasziniert hat uns dieses kleine Motorboot, das offenbar schon so lange ungenutzt im Hafen lag, dass hinter dem Steuerstand in aller Ruhe Blumen wachsen konnten. Und die standen gerade in voller Blüte. Herrlich!

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bdiesen Wohnwagen fanden wir klasse:

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bn fand ich auch dieses Schild an einer kleinen Eisbude. Ich kann mir gut vorstellen, dass der Spruch unser Motto für diesen Sommer wird. Der lässt uns mit seinem unbeständigen Wetter nämlich ganz schön im Stich…

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