Ahoi Ihr Lieben!
Vielleicht habt Ihr Euch in letzter Zeit schon gefragt, was eigentlich los ist bei uns. Irgendwie schon so lange nix gehört?! Das stimmt, aber dass seit einiger Zeit Funkstille auf dem elbkind-Blog herrscht, hat natürlich gute Gründe. Unsere betagten Mamas werden nicht jünger, deshalb haben wir beschlossen, in diesem Jahr mal keinen wochen- oder sogar monatelangen Sommertörn zu machen, sondern in der Nähe zu bleiben, um uns zwischendurch immer mal ein bisschen kümmern zu können. Und weil wir von Segelzielen in der Umgebung hier auf dem Blog ja schon ausführlich erzählt haben, gibt’s gerade nicht so viel Neues von uns.
Ein weiterer Grund für die Blogpause, das muss ich wohl zugeben, ist natürlich auch dieser Wahnsinns-Sommer. Wer hat bei DEM Traumwetter schon Lust, mit dem Laptop auf dem Schoß an Bord zu sitzen und Blogbeiträge zu tippen, statt bei sommerlichen Temperaturen mit dem Skipper und anderen Seglern irgendwo im Hafen zu sitzen, zu klönen, zu grillen und ein Bierchen zu zischen? Also ich jedenfalls nicht! Es war so herrlich kurzweilig in den vergangenen Wochen: immerzu haben wir liebe Segelfreunde und -Bekannte getroffen und viele gemütliche und lustige Stunden verbracht. Blogbeitrag schreiben? Och nö, das muss doch jetzt nicht sein, dachte ich mir und hab‘ mir einfach hitzefrei gegeben. ☀️
Wohin könnte man denn mal segeln, wenn man in der Nähe bleiben will? Das war die große Frage. Minitörns nach Årø, Middelfart, Fåborg, Sønderborg, Langballigau und Flensburg sind natürlich immer eine Option, und da sind wir auch gewesen. Oder wir sind gleich morgens mit frischen Brötchen vom Havnekiosk zur Ankerboje nach Varnæs Vig gesegelt, haben an Bord gefrühstückt, uns im Cockpit gesonnt, sind zur Abkühlung ab und zu mal ins Wasser gesprungen (natürlich nie ohne den obligatorischen Feuerquallen-Check) und ein paar Runden ums Schiff geschwommen. Ihr glaubt ja gar nicht, wie gut es sich anfühlt, wenn man mitten in der Hauptsaison gegen 17.00 Uhr völlig entspannt wieder im Heimathafen einläuft und weiß, dass ein freier Liegeplatz auf einen wartet. Die Segler unter Euch wissen jetzt wahrscheinlich genau, was ich meine. 😉 Der Kampf um die Hafenplätze ist für uns in diesem Sommer zum Glück ein Fremdwort. Und das hat wirklich was, ein riesiger Pluspunkt!
Auch das beliebte Hafencamping in Dyvig hat seinen Charme nicht verloren. Relaxen, ein bisschen Yoga auf dem Hügel und dabei den traumhaften Blick über die Bucht genießen, stundenlang im Cockpit lesen, Spaziergänge nach Mjels Vig machen oder lauschige Abende im Hafen mit netten Leuten verbringen, die wir hier immer wieder kennenlernen – das kann gar nicht langweilig werden. Wir haben unser elbkind einfach als schwimmendes Ferienhaus genutzt.
Aber es stand auch ein neues Ziel auf unserer To-Do-Liste, wir wollten nämlich endlich mal nach Kalvø segeln. Ich kann wirklich nicht mehr zählen, wie oft andere Segler uns schon von dieser idyllischen kleinen Insel vorgeschwärmt hatten. Trotzdem haben wir es irgendwie in den letzten sieben (!) Jahren nicht geschafft, auch selbst mal hinzusegeln. Frag mich nicht, warum. Dabei liegt Kalvø quasi gleich um die Ecke, nur ca. 10 sm von Dyvig entfernt. Jetzt war die Gelegenheit da, und ich bin so froh, dass wir uns endlich aufgerafft haben – ich war nämlich sofort schockverliebt!
Kalvø ist nur 17 ha groß, hat um die 10 Bewohner und liegt am Ende der Genner Bucht nördlich des Åbenrå Fjords und der Halbinsel Løit. Die Insel ist durch einen Damm mit dem Festland verbunden. Besonders tief ist der Inselhafen nicht, deshalb haben wir unterwegs lieber noch mal unseren „Havnelods“ befragt und uns entschieden, gleich am ersten Steg festzumachen. Sicher ist sicher, denn je weiter man in den Hafen reinfährt, desto flacher wird es.

Einen Hafenmeister gibt es nicht auf Kalvø, nur ein kleines Häuschen mit viel Infomaterial über die Insel und einen Automaten zum Bezahlen des Liegegelds haben wir vorgefunden. Wie ein freundlicher Herr im Hafen meinem Skipper erläuterte, klappern ehrenamtliche Mitglieder des Segelvereins abends die Stege ab, um sich zu vergewissern, dass die Gastlieger auch ordnungsgemäß eine Hafenmarke gekauft haben. So kann man’s auch machen.
In Sichtweite des Hafens liegen das Kalvø Badehotel und ein maritimes Museum, das aber leider geschlossen hatte. Es ist im ehemaligen Herrenhaus des Schiffsreeders Jørgen Bruhns untergebracht, der die Insel 1847 gekauft und eine der größten Schiffswerften der damaligen ZeIt errichtet hat.
Der „Kalvøstien“, ein gut befestigter Inselrundweg, hat uns auf unserer Erkundungstour durch abwechslungsreiche Natur mit Wald-, Feld- und Wiesenlandschaften und vorbei an grasenden Kühen geführt. Die natürlichen Bedingungen auf Kalvø sind für Wasservögel ideal, sie finden hier ausreichend Futter und können im Natur- und Wildreservat in Ruhe ihren Nachwuchs aufziehen. Der Spazierweg bietet verschiedene Aussichtspunkte mit Blick über Insel und Wasser, gemütliche kleine Rastplätze mit Tischen und Bänken und einen Steinpark mit Findlingen. Rund eine Stunde haben wir gebraucht, um die Insel zu Fuß zu umrunden.
Vom Spazierweg aus konnten wir einen ausgiebigen Blick auf die „Imme Sejr“ werfen. Sie ist ein Nachbau des Wikingerschiffs „Erantis“. Mehr Idylle geht doch wirklich nicht, oder?

Abends haben wir – natürlich! – gegrillt. Das Grillen ist ja nach dem Segeln quasi der zweite Nationalsport der Dänen. So lange es nicht in Strömen gießt, wird bei uns gegrillt. Es gibt im Hafen von Kalvø einige Tische und Bänke mit Blick auf die Stege. Im Laufe des Abends füllte sich der Hafenplatz mit unzähligen auf Hochglanz polierten Oldtimern. Wir saßen mit vollem Mund mitten im Geschehen und hatten jede Menge zu gucken, stundenlang war richtig Halligalli im Hafen. Das Oldtimertreffen findet in den Sommermonaten übrigens immer montags statt. Ach ja, und immer dienstags treffen sich die Motorradfans. Wer’s also eher ruhig und friedlich mag, sollte vielleicht lieber an einem anderen Wochentag nach Kalvø segeln.
Übrigens muss man sich als Segler darauf einstellen, dass es in Kalvø weder einen Laden noch einen Hafenkiosk gibt. Was bedeutet, dass man sowohl seine Frühstücksbrötchen als auch sämtlichen anderen Proviant mit an Bord haben sollte, wenn man sich Kalvø als Ziel ausgeguckt hat.
Falls es tatsächlich mal regnen sollte (was ja in diesem Sommer selten bis nie vorkommt) bietet die „Sejlerstue“ im Hafen einen schönen Treffpunkt. Dort gibt es einen Aufenthaltsraum, eine Küche und Waschmaschine und Trockner. Der Garten hinterm Haus ist mit einem Grill und mit Pergolawänden und hohen Hecken ausgestattet, hinter denen man Windschutz finden kann.
Wenn wir zu Gast in fremden Häfen sind, bummeln wir gern mal über die Stege und sehen uns alle Schiffe an. In Kalvø haben wir uns köstlich amüsiert, als uns dieser Schiffsname begegnet ist. Ist das nicht herrlich, was sich so mancher Bootseigner einfallen lässt? Ich muss unbedingt irgendwann noch mal einen Blogbeitrag zu diesem Thema schreiben, das wird garantiert lustig. „Hendes und Laurits“ (frei übersetzt: gehört ihr und Laurits) ist jedenfalls ein Musterbeispiel für den typisch dänischen, trockenen Humor, den ich so sehr mag.
Wir haben zwar nur eine Nacht im Hafen von Kalvø verbracht, aber ich bin zuversichtlich, dass es nicht besonders lange dauern wird, bis wir wiederkommen. So eine junge Liebe muss schließlich gepflegt werden! 💝