Glücksmomente: ein Hauch von Blauwassersegeln unter dänischer Flagge ⛵️☀️🇩🇰

Nette Dänen gibt’s ja überall auf der Welt. Und dank der Kontaktfreudigkeit meines Liebsten lernen wir sie auch (fast) alle persönlich kennen. 😜 Vor ein paar Tagen haben wir Ole, einen sympathischen dänischen Skipper, in Pasito Blanco kennengelernt. Der erste Kontakt zwischen Thue und Ole fand im Dunkeln und aus ungefähr 100 m Entfernung statt. Thue ist da ja gnadenlos. Das muss man sich ungefähr so vorstellen:

Nach dem Abendessen im Yachtclub „La Punta“ (super Restaurant übrigens – netter Service, prima Essen, faire Preise und keine Spur von Touristenfalle) gondelten wir gemütlich zu Fuß durch den Hafen.

Thue hatte vom Restaurant aus schon beobachtet, wie eine Segelyacht mit dänischer Flagge am Service-Steg anlegte. Da klopft das dänische Skipper-Herz ja gleich schon mal höher. Nun entdeckten wir, dass jemand an Bord des Schiffs rumturnte, und mein Gatte rief (auf dänisch) quer übers Hafenbecken, ob er wohl richtig gucken und eine dänische Flagge sehen würde? Die Antwort aus dem Dunkel kam postwendend: „Ja, das stimmt!“

Maritime Ausrüstung ist bei Langfingern auf Gran Canaria heiß begehrt. So schnell, wie in Häfen und Werften Schiffszubehör verschwindet, kann man gar nicht gucken. Deshalb werden in Pasito Blanco die Werft-Tore bei Einbruch der Dunkelheit geschlossen. Die Leute, die ihre Schiffe in der Werft flottmachen und während dieser Zeit an Bord übernachten, sind quasi eingesperrt. Auch an diesem Abend war die Werft schon dicht, und Thue musste ungeduldig bis zum nächsten Morgen warten, um die dänische Yacht und ihren Skipper in Augenschein nehmen zu können.

Er lernte Ole kennen, einen sympathischen Dänen aus Nordjütland. Sein Schiff: eine Motiva 36 mit dem klangvollen Namen „Jennifer“ – zwar schon etwas in die Jahre gekommen, aber mit zeitlos schönen Linien. Ole hatte sich in Puerto de Mogan in Jennifer verliebt und sie dem Voreigner spontan abgekauft. Nun sollte sie in Pasito Blanco wieder ein bisschen auf Vordermann gebracht werden. Das Abschleifen des Unterwasserschiffs und ein paar Bordwanddurchführungen standen auf der To-Do-Liste, außerdem sollten die alten Seeventile durch neue aus Kunststoff ersetzt werden.

Weil Ole ganz allein an Bord war (seine Frau Jette war in Dänemark) und helfende Hände gut gebrauchen konnte, sprang Thue nach dem Kennenlern-Klönschnack gleich mit an Bord und half ihm, das Schiff sicher an Land zu kriegen. Mithilfe eines Travellifts war das schnell erledigt, und das Eis zwischen den beiden war gebrochen. Noch am selben Abend saß Ole schon bei BBQ und Bierchen auf unserer Terrasse. Schade nur, dass er schon so früh gehen musste, denn die Werft wurde ja wieder früh abgeschlossen. Irgendwie fühlte ich mich zurückversetzt in meine Kindheit – da musste ich nämlich auch immer nachhause, wenn die Laternen angingen. 😉

Von diesem Tag an führten Thues „Hafen-Inspektionsrunden“ ihn natürlich auch immer zur Werft, meistens mit ein paar Dosen Bier für Ole und seinen Arbeitsmann Konstantin im Gepäck. Er musste ja schließlich die Arbeitsfortschritte im Auge behalten und die beiden anderen beschlaumeiern, das ist eine seiner Spezialitäten. Das läuft dann unter der Überschrift: Ich bin kein Klugscheißer, ich weiß es wirklich besser! 😇 Und meistens stimmt das (leider!) tatsächlich – alle, die ihn kennen, würden mir da wahrscheinlich recht geben…

Inzwischen hatten wir Besuch aus Deutschland bekommen – meine Schwester Rea war für eine Woche eingeflogen. Und ich hatte den leisen Verdacht, dass Thue ganz froh war, ab und zu einen kleinen Ausflug machen und der geballten Frauenpower im Feriendomizil entfliehen zu können.😄

Nach eineinhalb Wochen strahlte die Jennifer dann im neuen Glanz und konnte endlich wieder zurück in Wasser.

Und dann passierte tatsächlich, was wir die ganze Zeit heimlich gehofft hatten: Ole fragte uns, ob wir nicht Lust hätten, das Schiff mit ihm zurück nach Puerto de Mogan zu segeln! Da mussten wir nicht lange überlegen. Endlich mal wieder Wind, Wellen und Wasser unterm Kiel, wie herrlich!

IMG_3045
Total happy – endlich mal wieder Wasser unterm Kiel!

Das Ablegen lief problemlos, aber leider kam der Wind direkt von vorn, so dass wir nur motoren konnten. Natürlich hätten wir auch kreuzen können, aber das hätte zu viel Zeit in Anspruch genommen. Aber das war auch nicht wichtig – für uns war die Hauptsache, dass wir endlich mal wieder auf dem Wasser waren! Ein altbekanntes, wohliges Gefühl machte sich breit und schlagartig wurde uns klar, was uns in den letzten Monaten gefehlt hatte…⛵️

Knapp zweieinhalb Stunden lang ging es dann bei herrlichstem Sonnenschein die Küste von Gran Canaria entlang in nordwestliche Richtung. Ein beeindruckendes Erlebnis, die Insel auch mal von der Wasserseite aus zu sehen! Arguineguín und Puerto Rico zogen an uns vorbei.

Und wir waren nicht allein unterwegs, auch andere genossen den herrlichen Sonnenschein auf und über dem Meer…

Dann näherten wir uns langsam dem Hafen von Puerto de Mogan.

Zum Glück hat Jennifer einen festen Liegeplatz, den wir ganz in Ruhe ansteuern konnten. Das Anlegen funktioniert hier übrigens anders als wir es aus Skandinavien kennen, nämlich mit Unterwasser-Mooringleinen, die aus dem Wasser gefischt werden mussten. Aber unser Anlegemanöver klappte dank kompetentem Skipper und inzwischen abgeflautem Wind wie geschmiert. Das war’s schon. Schade!

Nein, das war’s noch nicht ganz, denn Ole ließ es sich nicht nehmen, uns noch zu einer Pizza einzuladen. Wie nett! Wir saßen in einem Restaurant direkt am Hafenbecken, genossen den schönen Blick und ließen es uns schmecken.

IMG_3088
Skipper-Klönschnack

Aber dann hieß es Abschied nehmen. Ole wollte schon am übernächsten Tag zurück nach Dänemark fliegen und hatte an Bord noch alle Hände voll zu tun. Mit dem Taxi fuhren wir zurück nach Pasito Blanco.

Wir hoffen sehr, dass wir Ole, Jette und ihre Jennifer irgendwann wiedersehen. Wer weiß – vielleicht verschlägt es die drei ja in ein paar Jahren in die dänische Südsee, wenn die Kanaren, die Kapverdischen Inseln, Madeira und das Mittelmeer langweilig geworden sind?

Puerto de Mogan

Immer nur Rumgammeln in Pasito Blanco geht ja irgendwie auch nicht. Vorgestern hatten  wir das Gefühl, wir müssten mal irgendwas reißen. Ein Ausflug wäre doch nett!  Am liebsten natürlich irgendwohin, wo es außer Touristenströmen, die auf Gran Canaria ja zum Alltagsbild gehören, auch sonst noch irgendwas zu gucken gibt. Einen Hafen, Schiffe und Boote zum Beispiel! Unsere Wahl fiel auf Puerto de Mogan. Also frühstücken und ab ins Auto. Schon nach einer halben Stunde sind wir da, parken in einer gebührenpflichtigen Zone (Parkplätze sind hier knapp, das Ziel ist schließlich beliebt!) und stürzen uns ins Touri-Getümmel. Eigentlich ist es ganz schön hier: Puerto de Mogan ist ein hübscher, kleiner Fischerort im andalusisch-venezianischen Stil mit kleinen Gassen und Kanälen. Wenn bloß diese Menschenmassen nicht wären! Natürlich ist uns klar, dass wir auch Touristen sind, aber wir fühlen uns irgendwie nicht so richtig dazugehörig. Frag mich nicht, warum. Ist einfach so. Wahrscheinlich denken alle anderen Leute um uns herum gerade genau dasselbe. 😉

Unser Weg führt uns zuerst am Fischereihafen vorbei. Bei der Farbenpracht muss einem ja sofort das ❤️ ⚓️ ❤️ aufgehen! 

  

 Weiter geht’s in Richtung Yachthafen -Anziehungspunkt für Segler aus aller Welt. Neben den ganz „normalen“ Seglern gibt es hier einige Hafencamper, die schon seit Jahren auf ihren Schiffen wohnen und überhaupt nicht mehr auslaufen; dann gibt’s Segler, die von hier ihre wochenlange Überfahrt in Richtung Karibik planen und starten, und außerdem einige Segelschiffe, auf denen deutsche Segelschüler ihre Ausbildungstörns mit anschließender Prüfung absolvieren. Für eine SKS-Prüfung kann man sich ganz bestimmt schlechtere Bedingungen vorstellen. ☀️⛵️

Auf jeden Fall gibt’s einiges zu gucken hier im Hafen. Unter anderem ist uns dieses Motorboot begegnet. Da scheint beim Anlegen wohl irgendwas schiefgelaufen zu sein. Schwimmt aber immerhin noch, die Kiste. Das ist ja wenigstens etwas.

Wir sind dann noch kurz durch den Ort gebummelt, haben einen Kaffee getrunken und anschließend schnell wieder die Flucht ergriffen. Es waren einfach zu viele Menschen in Puerto de Mogan unterwegs. Immer wieder stellen wir fest: so viel Trubel ist einfach nix für uns, wir mögen es lieber ruhig. Also schnell wieder zurück nach Pasito Blanco.

Auf dem Rückweg zum Auto, vorbei an Werft und Lagerhallen, fiel uns dieses Schiff ins Auge. Eins, das Thue normalerweise als „Projektschiff“ bezeichnet. Ist zu verkaufen und trägt den bedeutungsvollen Namen „Workshop“ (auf deutsch: Werkstatt). Hat eventuell jemand Interesse? Telefonnummer steht dran.