Nordborg-Sommertreff 2018

Ahoi Ihr Lieben!

Wie Ihr wisst, ist der Segelsommer 2018 recht ereignislos vor sich hingeplätschert, weil wir aus familiären Gründen keine langen Törns machen konnten. Ein besonderes Highlight war deshalb der Nordborg-Sommertreff für uns, der jedes Jahr am letzten August-Wochenende in Dyvig stattfindet. Wer eine Nordborg-Yacht sein eigen nennt und Zeit und Lust hat, kommt auf eigenem Kiel oder einfach mit dem Auto vorbei. Um das Ganze möglichst unkompliziert zu halten, muss sich niemand anmelden und alle Crews sorgen selbst für ihr leibliches Wohl. Die Einladung hatten wir allerdings schon im Januar verschickt und waren natürlich gespannt, wie viele Leute sich nach so langer Zeit überhaupt noch daran erinnern konnten und sich auf den Weg nach Dyvig machen würden.

Traditionell wird unser Get-Together mit einem gemütlichen Grillabend am Freitagabend eingeläutet. Wenn Wind und Wetter mitspielen, wird am Samstag eine kleine Spaßregatta gesegelt und abends wieder gemütlich zusammengesessen. Am Sonntag treten dann alle langsam wieder die Heimreise an.

Dieses Mal ging die Party allerdings schon am Mittwoch los. Die Crews der Bonne Chance, Tiro und elbkind eröffneten den Sommertreff bei blauem Himmel und Sonnenschein mit Kaffee und Käsekuchen auf der Grillterrasse. Das ging schon mal gut los, und abends im Seglerzelt quasi übergangslos mit Pellkartoffeln und diversen Matjes-Variationen weiter. Ein Gläschen Wein und das eine oder andere Bierchen durften natürlich auch nicht fehlen, denn Ihr wisst ja: Fisch muss schwimmen, und das Kalorienzählen ist sowieso überbewertet.

Später am Abend erweiterten Conny und Ulli unsere Runde. Die beiden segeln eine Nordborg 26 mit dem dänischen Namen Styrbjørn. Wenn sie gerade mal keine familiären Verpflichtungen haben, machen sie im Sommer die dänische Südsee unsicher. Dafür nehmen sie die längere Anreise aus ihrer Heimat Kassel gern in Kauf.

Mittwochabend

Am Donnerstag um die Mittagszeit trudelten dann Chrischi und Dieter mit ihrer  Loreena, einer Nordborg 32, im Hafen ein. Die Wiedersehensfreude war groß, denn mittlerweile sind wir zu einer richtigen „Nordborg-Familie“ geworden. Wir kennen uns ja schon seit einigen Jahren und treffen uns auch gern mal außerhalb der Segelsaison.

Gegen Abend konnten wir dann auch auch Ursel und Dietrich begrüßen. Die beiden hatten eine lange Autofahrt hinter sich – die Strecke von Heidelberg nach Dyvig ist ja nicht gerade ein Katzensprung. Nun freuten sie sich auf ihre Melusina, eine Nordborg 34, Nachdem Dietrich im letzten Jahr monatelang unterwegs gewesen war, hat er sich in diesem Jahr entschlossen, nur in der Vor- und Nachsaison zu segeln und zwischendurch auch mal zuhause zu entspannen. Nun sollte es endlich wieder losgehen, und der Nordborg-Sommertreff war natürlich der passende Auftakt für den Spätsommer-Törn.

Am Freitagmorgen stand  für die Mädels eine Yoga-Session auf dem Programm. Während Tina, Conny und ich uns dafür am Donnerstag noch bei strömendem Regen ins Clubhaus verkrümeln mussten, war Petrus diesmal gnädig gestimmt und schickte uns Sonnenschein und ein paar Wölkchen, so dass wir unsere Matten unter freiem Himmel  ausrollen konnten. Everybody’s Darling und immer mittendrin: Bordercollie-Mix Frida, vierbeiniges Crewmitglied auf der Tiro. Sie hat fleißig mit uns den „herabschauenden Hund“ geübt. 😜

Im Laufe des Nachmittags liefen Maren und Günter mit der Belle Mague und Dirk und Ingo mit der Distelfink ein. Die Nordborg-Flaggen wurden hochgezogen und Steg 4 entwickelte sich – das ist inzwischen auch traditionell – zum Nordborg-Steg…

Nordborg-Steg

Das schöne Wetter musste natürlich ausgenutzt werden, deshalb machten sich einige zu einem Spaziergang auf dem Wanderweg Æ govl nach Mjels auf. Frida durfte dabei natürlich nicht fehlen und zeigte sich flexibel: weil es keinen Ball zum Spielen gab, hat sie stattdessen den einen oder anderen Apfel, der vom Baum am Wegesrand gefallen war, aufgesammelt und ihn uns zum Werfen gebracht. 🤗 So ein Hütehund braucht schließlich Beschäftigung!

Auch ehemalige Nordborgsegler nehmen gern an unseren Sommertreffs teil. Wir haben uns sehr darüber gefreut, dass Rosi und Hans, die bis vor zwei Jahren noch die „Hein Mück“ gesegelt haben, sich die lange Fahrt von Freiburg an der Elbe ans Bein gebunden haben, um mit dabei zu sein. Hoffentlich bleibt das auch zukünftig so. 👍🏼

Langsam rückte unser Grillabend näher, im Zelt wurden die Tische zusammengerückt und aufgedeckt. Hafenmeister Erling feuerte wie immer den Grill an und das leckere Fuglsang-Bier vom Fass floss in Strömen. Von allen Seiten wurden Kisten und Körbe mit Essen und Getränken angeschleppt. Plötzlich tauchten noch Frauke und Gerd auf, deren Merlin, eine Nordborg 33, nicht weit entfernt in Augustenborg ihren Heimathafen hat. Als sich im Laufe des Abends herausstellte, dass Frauke an diesem Tag Geburtstag hatte, wurde spontan ein dänisches Geburtstagslied für sie angestimmt. Auch Bootsbauer Holger Jensen und seine Frau Gertraud waren mit von der Partie. Es wurde gegrillt, lecker gegessen und gefachsimpelt, jeder klönte mit jedem und wir hatten einen sehr gemütlichen Abend. Hier kommen ein paar Eindrücke:

Die Spaßregatta am nächsten Tag ist leider ins Wasser gefallen, denn der Wind machte sich rar und einige Schiffe waren schon wieder im Aufbruch. Das war zwar schade, aber das Motto der ganzen Veranstaltung war schließlich „alles kann, nichts muss“. Im Laufe des Vormittags liefen die Loreena in Richtung Kiel, die Belle Mague nach Middelfart und die Distelfink nach Mommark aus.

 

Mittlerweile war auch Roland, der Skipper der Tiro, wieder in Dyvig eingetroffen. Als Schlepperkapitän hatte er ausgerechnet am Freitagabend einen Einsatz und musste deshalb auf den Grillabend verzichten. So ein Pech! Lieber Roland, tröste Dich – Deine beiden Damen haben Dich würdig vertreten. 😉

Abends wurde der Pizzabote aus Nordborg im Hafen gesichtet. „Bleib‘ sitzen, lass flitzen!“ hieß das Motto, und die Versorgungsoffiziere der Schiffe hatten ausnahmsweise frei. Zum letzten Mal an diesem Wochenende gab es auf der Grillterrasse kurzweilige Gespräche, leckeres Essen und einen malerischen Sonnenuntergang zum Dessert. Langsam neigten sich der Abend und auch unser Sommertreff dem Ende zu.

Am nächsten Morgen machte sich die Tiro auf nach Strande, und für die Crew der Bonne Chance war die Segelsaison leider zu Ende. Als das Auto gepackt war, hieß es für Maren und Winfried Abschied nehmen bis zur Segelsaison 2019 – es ging heim nach Düsseldorf.

Allen Teilnehmern hat das Treffen wieder viel Spaß gemacht und wir hoffen, dass diese schöne Tradition auch in Zukunft weitergeführt werden kann. Vielleicht klappt es ja im nächsten Jahr auch mal wieder mit einer Spaßregatta, wir fangen auch jetzt schon mal an, die Daumen zu drücken für den passenden Wind.

Für alle, die beim nächsten Mal dabei sein möchten: der nächste Nordborg-Sommertreff findet vom 23. bis 25. August 2019 in Dyvig statt. Save the date, wir freuen uns auf ein Wiedersehen!

Eure elbkinder ⛵️

Martina & Thue

Elbkind is back, und was treibt Daniel Düsentrieb eigentlich so im Winter?

Yippieh, die Segelsaison 2018 ist eröffnet und unser elbkind hat endlich wieder Wasser unterm Kiel!

Meine Güte, war das ein endloser Winter. 😳 Zum Glück gab es im März ein wenig Abwechslung für mich, ich war nämlich in Shanghai! Dort lebt momentan meine Lieblingstochter, und ein Besuch von Mama musste zwischendurch unbedingt sein, um schlimme Entzugserscheinungen zu vermeiden (#mamatochterliebe❤️👯‍♀️❤️). Duplizität der Ereignisse: vor einiger Zeit haben Thue und ich auch schon für ein paar Jahre in dieser faszinierenden Megacity gelebt. Deshalb habe ich mich natürlich gleich wieder heimisch gefühlt. Ich war wie ein Fisch 🐟 im Wasser! Wir hatten eine superschöne Mama-Tochter-Zeit, und außerdem hatte ich das Glück, dass zufällig einige liebe Freundinnen von damals gleichzeitig in Shanghai waren. Da gab es dann Mahjong-Nachmittage wie in alten Zeiten, Verabredungen zum Lunch, gemütliche Mädelsabende, gemeinsame Spaziergänge durch die geheimen Gassen von Shanghai… you name it! Ihr könnt Euch sicher vorstellen, dass zwei Wochen viel zu schnell vorbei waren. Und obwohl meine Reise wirklich nichts mit der Segelei zu tun hat, poste ich hier mal ein paar Eindrücke. Undine von Undiversell und Ulrike von Watt & Meer haben mich so nett gefragt, dass ich einfach nicht Nein sagen konnte…

Aber schnell zurück zum elbkind. In diesem Jahr musste mein Skipper den Krantermin und das Einräumen des Schiffs notgedrungen allein bewältigen, weil in meinem Kalender andere wichtige Termine vorgemerkt waren. Anfangs war ich ja noch traurig, dass ich an diesem wichtigen Tag – dem Auftakt der Saison – nicht dabei sein konnte, aber ich bin ehrlich: als ich den Wetterbericht gesehen habe, schlug die Enttäuschung fast schon in Erleichterung um. Eisige Kälte, Starkwind und Dauerregen (hat da einer Murphy’s Law gesagt?) bestimmten den lieben langen Tag das Wetter in Dyvig. Trotz aller Widrigkeiten hat Thue aber auch ohne meine Unterstützung den Krantermin gemeinsam mit dem Team der Nordborg Werft souverän gemeistert. Und ein schlechtes Gewissen brauchte ich eigentlich auch gar nicht zu haben – ich wusste schließlich genau, dass an Bord immer noch genügend Arbeit für mich liegenbleibt. Die hat mir bisher sowieso noch keiner weggenommen. Unter Deck musste noch gründlich Klarschiff gemacht und geschrubbt werden, und da ist dann die Meisterin des Putzlappens gefragt. Ja, genau – das bin ich. Niemand kann es mir recht machen, und ich nörgele so lange rum, bis mein Skipper mir freiwillig und liebend gern die ganze Arbeit überlässt. Jetzt, wo ich drüber nachdenke, fällt mir auf, dass das taktisch eigentlich total unklug ist! 😳

Während der Winterpause hat sich Thue (wie immer) mit kleineren Projekten zur Optimierung unseres Schiffs die Zeit vertrieben. Es ist ihm nämlich total gegen seine Segler-Ehre gegangen, dass es uns in den letzten Jahren nicht so recht gelingen wollte, das Großsegel optimal zu trimmen. Wie das auf Fotos aussieht, das geht doch gar nicht! Was sollen denn die anderen Segler denken?! Zum Glück ist der Winter lang, und so konnte stunden- und tagelang im Netz recherchiert, gegrübelt und in der Kellerwerkstatt gewerkelt und getüftelt werden. Und es gibt selbstverständlich auch eine Lösung, vorher würde so ein Vollblut-Tüftler ja niemals Ruhe geben! Vor einigen Wochen haben wir das elbkind dann im Winterlager in der Nordborg-Werft besucht und die neue Technik wurde noch in der Halle am Mast angebracht. Unser Großfall läuft jetzt doppelt über einen Block und ist statt 10 nur noch 8 mm stark. Durch die 2:1-Übersetzung ist es viel leichter zu bedienen und hat außerdem einen Dynema-Kern. Daher gibt es nicht mehr so stark nach und das Großsegel steht nun wie eine Eins (Zitat vom Skipper: das wirkt quasi wie Viagra fürs Segel 😂). Und was theoretisch möglich ist, kommt ja bekanntlich auch in der Praxis vor – die neue Technik funktioniert tatsächlich einwandfrei! 🤗

Außerdem wollte mein Skipper die Öffnung, durch die die Fallen unter der Sprayhood zu den Klemmen laufen, mit einem Einsatz auszurüsten, der zukünftig den Durchfluss vom Seewasser verhindern soll. Natürlich lässt es sich nicht völlig vermeiden, dass Wasser vom Vorschiff ins Cockpit läuft, wenn mal eine größere Welle übers Vorderdeck schießt, aber wir sind zuversichtlich, dass durch den neuen Einsatz wenigstens der Löwenanteil zurückgehalten werden kann. Im letzten Sommer haben wir wegen der Durchlässe ja schon nasse Erfahrungen machen müssen, deshalb musste dringend Abhilfe geschaffen werden. Zum Glück ist Thues zweiter Vorname Daniel Düsentrieb: Ruckzuck wurde im Internet eine Bürstenleiste aus Kunststoff bestellt, auf die richtige Länge gesägt und mit zwei Löchern versehen. Anschließend wurde diese Vorrichtung mit zwei Kabelbindern im Hohlraum über der Öffnung befestigt. Und so sieht das Ergebnis aus:

Pingelig wie mein Skipper ist, will er die Bürstenleiste demnächst aber noch mal austauschen. Beim Durchbohren der Schiene sind nämlich einige Borsten auf der Strecke geblieben, und das darf natürlich nicht sein. 🙃

Inzwischen genießen wir wieder das Leben an Bord, waren schon auf Årø, in Åbenrå und haben traumhaft-sonnige Tage an der Ankerboje und in unserem Lieblings-Heimathafen Dyvig verbracht. Dazu gehören auch immer wieder schöne Begegnungen mit anderen Seglern. Natascha und Olav zum Beispiel, die beiden sind seit kurzer Zeit stolze Besitzer einer Nordborg 37 mit dem schönen Namen Sóley. Leider liegt das Schiff zukünftig weit weg in der Yachthafen-Residenz Rostock Hohe Düne. Aber wir hoffen, dass die Sóley sich zukünftig häufiger mal nach Dyvig verirrt, damit lustige Grillabende im Hafen, wie dieser, keine Ausnahme bleiben:

Heute Abend haben wir hier in Dyvig Monika und Eberhard kennengelernt und bei einem Glas Wein gemütlich geplaudert. Die beiden segeln eine HR 31, haben ihren Heimathafen im schönen Arnis an der Schlei und genießen lange Segelsommer im Ruhestand. Wir freuen uns immer ganz besonders, wenn wir die Segler, die uns früher schon einmal auf unserem Blog begegnet sind, auch persönlich kennenlernen. 😊

So schön wie diese Saison angefangen hat, darf sie gern weitergehen. Bisher spielt das Wetter unglaublich gut mit, und es gibt nichts zu meckern. ⛵️☀️Wir haben beschlossen, in diesem Sommer eher kürzere Törns zu machen, denn zum Glück muss man in unserem reizvollen Revier nicht weit weg segeln, um interessante Ziele zu erreichen. 🇩🇰♥️🇩🇰 Und wenn dann die nächste Schlechtwetterfront naht, flüchten wir einfach schnell wieder nachhause aufs Sofa. 😉

Träume können auch wahr werden!

Wie die Zeit fliegt.. Feiertage und Jahreswechsel liegen längst schon wieder hinter uns, und nun quälen wir uns mürrisch durch die grauen Wintertage. Zum Glück geht’s langsam wieder aufwärts und die Tage werden länger. Für uns bedeutet das: Licht am Ende des Tunnels, die Segelsaison 2017 rückt näher! 😊👍🏼

Aber bevor wir in den nächsten Segelsommer aufbrechen, will ich Euch noch von meinem Highlight zum Saisonabschluss 2016 berichten. Ich hatte die Hoffnung fast schon aufgegeben, als mein größter Herzenswunsch unverhofft in Erfüllung ging. Und das kam so:

Thue hatte mit unserem Bootsbauer den 5. Oktober als Krantermin fürs Winterlager in Nordborg vereinbart. Vorher mussten wir das Schiff natürlich noch ausräumen und schrubben. Das Allerwichtigste für uns war aber, dass die Segel beim Abschlagen auf jeden Fall knochentrocken sind. Wir hatten nämlich wenig Lust, sie zuhause auf dem Dachboden zu trocknen. In den letzten Jahren hatten wir das zwar gelegentlich gemacht um Spak und Schimmel zu vermeiden, aber wir wollten uns den Aufwand möglichst sparen.

Die Wettervorhersage für Ende Ende September sah vielversprechend aus: milde Temperaturen und Windstille. Perfekte Voraussetzungen für unsere Aktion. Gleich morgens nach dem Frühstück flitzten wir nach Dyvig, krempelten die Ärmel hoch und legten los. Viel schneller als gedacht waren alle Arbeiten erledigt, die Segel zusammengelegt und in Säcken verstaut. Am späten Nachmittag Uhr guckten wir uns ratlos an. Und jetzt? Sofort waren wir uns einig: raus aus dem Hafen, wir hatten beide noch Lust auf einen kleinen Törn. Auch wenn die Segel schon runter waren – es gab ja schließlich noch den Volvo! Das Wetter war einfach zu schön, um wieder ins Auto zu springen und nachhause zu fahren.

Kurze Zeit später warfen wir die Leinen los. Es ging in den Alssund Richtung Sønderborg. Unser Ziel: die Ankerboje bei Arnkildehage. Seit wir Mitglied im KDY sind, dem „Kongelig Dansk Yachtklub“, dürfen wir nämlich die Ankerbojen der Dansk Sejlunion nutzen! 🇩🇰⛵️

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Tschüss Dyvig!
Ich habe mich gar nicht getraut, Thue zu fragen, ob wir uns eigentlich nur ein Stündchen an die Boje hängen, den Sonnenuntergang genießen und anschließend wieder zurückfahren wollen. Bis zu diesem Tag hatte sich mein Skipper nämlich standhaft geweigert, nachts zu ankern. Weder an der Ankerboje noch sonstwo. Seine Befürchtung, nachts abzutreiben und auf Legerwall zu landen, war zu groß. Ganz kurz für Nichtsegler – so erklärt Wikipedia den Begriff Legerwall:

Mit Legerwall wird die Situation eines Wasserfahrzeuges beschrieben, in der dieses durch Wind, Seegang oder Strömung an eine Küste getrieben wird. Die Gefahr besteht darin, an einer Küste zu stranden, wenn das Boot durch die eigene Motorkraft oder durch Segeln nicht mehr gegen die Naturkräfte ankommt.

So sieht’s aus. Deshalb hat Thue zur Bedingung gemacht, dass nachts einer von uns Ankerwache halten muss. Nachdem wir einige spannende Geschichten zu misslungenen oder hektisch abgebrochenen Anker-Aktionen anderer Segler gehört hatten, halte selbst ich bei instabiler Wetterlage die Ankerwache für sinnvoll. Aber Ankerwache an einer Ankerboje? Das fand ich total albern. Trotz häufiger Diskussionen waren wir uns bis zu diesem Tag nicht einig geworden und haben – zu meinem Leidwesen – die Nächte immer in einem sicheren Hafen verbracht.

Nach einer guten Stunde Fahrt hatten wir an der Ankerboje festgemacht und der Motor verstummte. Augenblicklich legte sich eine himmlische Ruhe über das Schiff. Weit und breit war kein Mensch zu sehen, nur ein paar Kühe knabberten am Ufer an den Büschen. Das Wasser war blitzblank und Schiffe waren auch nicht mehr unterwegs, schließlich war die Saison fast vorbei. Idylle pur!

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Normalerweise halten wir uns lieber im Cockpit als unter Deck auf. Deshalb gab es  auch an diesem Abend“One-Pot-Pasta“ an der frischen Luft. Es wurde zwar schon merklich kühler, aber wozu gibt’s warme Klamotten?

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Henkersmahlzeit 2016…
Als mein Skipper sich zum Essen das erste Carlsberg genehmigte, war mir klar, dass mein großer Tag gekommen war. Thue trinkt nämlich prinzipiell keinen Alkohol, wenn er am Ruder steht. Also wollte er an diesem Abend auch nicht mehr zurück nach Dyvig. Mein Traum wurde tatsächlich wahr, wir würden die Nacht an der Ankerboje verbringen! 😍

Die Stimmung war wunderbar friedlich, genau so hatte ich mir das immer vorgestellt. Nach dem Essen saßen wir in Wolldecken eingekuschelt im Cockpit, haben bei Bier und Rotwein die Segelsaison noch mal Revue passieren lassen und in der Dämmerung sogar noch ein paar Schweinswale beobachten können.

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Abenddämmerung im Alssund
Am nächsten Morgen lag Dunst über dem Wasser und der Herbst war schon deutlich zu spüren. Frühstück gab es natürlich wieder im Cockpit, anschließend sind wir nach Dyvig aufgebrochen. Das war ein traumhaftes Segelsommer-Finale! Und das Beste: die Weichen für die Zukunft sind gestellt – ich bin zuversichtlich, dass ich meinen Skipper in Zukunft leichter zum Ankern überreden kann – er hat nämlich Blut geleckt! 😄⚓️

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Der Tag erwacht…
Liebe Segler, wie geht Ihr mit dem Thema Ankern und Ankerwache um? Verwendet Ihr z.B. den elektronischen Ankeralarm oder Anker-Apps fürs Smartphone? Habt Ihr gute Tipps, die helfen, das Ankern sicherer und entspannter zu machen? Leider gibt es ja nicht überall Ankerbojen… Wir freuen uns über Euer Feedback! 😊

Einige Tage später ging  unser elbkind dann ins Winterlager, und damit war der Segelsommer 2016  Geschichte. Aber wie heißt es so schön? Nach der Saison ist vor der Saison! 🇩🇰☀️⛵️

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Das elbkind am Kran
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Auf geht’s ins Winterlager!

Die Hanseboot 2016 – ein Messe-Rückblick

Seit Anfang Oktober ist unser elbkind nun schon im Winterlager und wir haben uns langsam wieder an das Leben als Landratten 🐭🐭 gewöhnt. Wie jedes Jahr konnten wir es anfangs in geschlossenen Räumen kaum aushalten und haben ständig alle Fenster aufgerissen. Nach der langen Zeit an Bord hatten wir uns zu sehr ans Leben an der frischen Luft gewöhnt. Kennt Ihr das eigentlich auch oder sind nur wir so merkwürdig drauf?

Zuhause ist es auch wieder schön. Wir vertreiben uns die Zeit mit langen Spaziergängen durch bunte Herbstlandschaften; in den letzten Tagen mussten wir wegen der winterlichen Temperaturen sogar Mütze und Handschuhe wieder rauskramen. Ansonsten sind die Aufgaben klar verteilt: Thue sitzt vor dem Rechner und surft im Netz (Yacht-Forum, Segelfilme auf YouTube, Segelblogs, Kauf einer Ankerkette), während ich als fleißige Hausfrau Kuchen- und Kochrezepte ausprobiere und mit den Folgen kämpfe, die sich schon deutlich auf der Waage zeigen 😬. Ansonsten tobe ich mich ein bisschen im Garten aus – einer muss ja schließlich dem Laub hinterherjagen.

Nun können wir uns auch wieder mit Freunden und Bekannten verabreden, die wir monatelang nicht gesehen haben, weil immer gerade jemand im Urlaub oder sonstwo unterwegs war, meistens natürlich wir 😉. Und ich habe Zeit für meine junge Freundin aus Eritrea und ihren kleinen Sohn, die im Sommer letzten Jahres als Flüchtlinge zu uns nach Norderstedt gekommen sind. Während der Segelsaison haben wir uns manchmal ein bisschen vermisst, und nun sehen wir uns wieder regelmäßiger. Unterwegs im deutschen Bürokratie- Dschungel lerne ich ständig dazu und habe mittlerweile den Eindruck, dass 6 Richtige im Lotto wahrscheinlicher sind, als eine Betreuung für einen kleinen Jungen zu finden, damit seine Mutter einen Integrationskurs besuchen kann…

Nach ein paar Wochen auf dem Trockenen war unsere Vorfreude auf die diesjährige Hanseboot in Hamburg groß. Für meinen Skipper ist so ein Messebesuch immer aufregender als Weihnachten. Am 29.10. öffnete die Messe ihre Tore; um den Wochenendtrubel zu umgehen sind wir erst am Montag hingefahren. Wir besuchen die Hanseboot schon seit Jahren, aber diesmal fühlte sich so manches anders an. Mit den geänderten Öffnungszeiten ging es los: Wochentags von 12:00 bis 20:00 Uhr, am Wochenende von 10:00 bis 18:00 Uhr. Für uns Langschläfer kein Problem. Die Aussteller, mit denen wir darüber gesprochen haben, klangen allerdings nicht sonderlich begeistert. Erstens wisse man nicht, wie man sich vormittags die Zeit vertreiben soll, und zweitens müsse man hungrig bis spätabends durchhalten. Und das, obwohl angeblich nur sehr wenige Gäste die langen Öffnungszeiten nutzen würden.

Merkwürdig fremd fühlte sich für uns an, dass die Nordborg-Werft diesmal gar nicht auf der Messe vertreten war. Und unser Bootsbauer war nicht der Einzige, der sich gegen einen Messeauftritt in Hamburg entschieden hatte, denn in diesem Jahr glänzten u.a. auch Werften wie Hallberg-Rassy, Bavaria, X-Yachts und Faurby durch Abwesenheit. Außerdem ist uns aufgefallen, dass auch diverse Ausrüster für Bootszubehör und Kleidung nicht mehr dabei waren und es war deutlich, dass die Hanseboot im Vergleich zum letzten Jahr wieder deutlich geschrumpft ist. Wurden bis vor ein paar Jahren auch die Hallen am Eingang Mitte genutzt, beschränkte sich die Messe inzwischen nur noch auf das B-Gelände. Langsam wächst unsere Befürchtung, dass wir in naher Zukunft nach Düsseldorf zur „boot“ fahren müssen. Aber wir bleiben zuversichtlich und wünschen uns die Hanseboot auch zukünftig als festen Bestandteil unserer Winterpause in Hamburg.

Für alle, die das Thema Hanseboot näher interessiert : Stephan hat die Fakten kürzlich in einem Beitrag auf seinem Blog Digger Hamburg zusammengefasst.

Für uns war der Messebesuch trotzdem wieder sehr interessant und inspirierend. Besonders angetan waren wir vom „Nordic Cruiser“, einem klassischen Daycruiser. Falls wir dereinst zu alt und klapprig fürs Nordborg-Segeln sein sollten, legen wir uns vielleicht so ein Schmuckstück zu, um damit ein bisschen die Elbe rauf- und runter zu schippern. Man staunt ja, aber es ist alles an Bord, was das Herz begehrt: gemütliche Korbsessel für den Skipper und seine Bordfrau, ein einflammiger Kocher, eine Kühlbox, zwei Schlafplätze… Nur Segel fehlen natürlich, und das wird für uns sicher etwas gewöhnungsbedürftig. Aber zum Glück ist es ja noch nicht so weit… 😉

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Der Nordic Cruiser wird bestaunt

Nur ein paar Meter weiter haben wir uns am Stand vom Fåborg Havn eine ganze Weile nett mit Hafenmeister Lasse Olsen unterhalten und erfahren, dass sowohl die Marina als auch der Stadthafen ab dem Saisonbeginn 2017 mit einem blitzschnellen WLAN-Netz ausgestattet werden. Da lacht natürlich das Bloggerherz. 👍🏼 Und auch sonst hat Fåborg einige Ideen, die den Hafen zukünftig attraktiver machen sollen. Die sanitären Anlagen in der Marina werden erweitert und das Restaurant „Bro 7“, das in dieser Segelsaison leerstand, ist  wieder verpachtet. Wir sind gespannt. Zum Abschluss  durften wir noch an der kostenlosen Fåborg-Tombola teilnehmen, mussten allerdings feststellen, dass wir offenbar mehr Glück in der Liebe haben. ❤️

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Fåborgs netter Hafenmeister Lasse Olsen mit seiner Assistentin

Eine kleine Stippvisite auf der gut besuchten Bente-Insel durfte natürlich auch nicht fehlen – schon wegen Polly. Es wurden gleich drei Kleinkreuzer (Länge: 7,2 m) präsentiert: eine Green („Bio“) Bente, die zum Teil aus nachwachsenden Rohstoffen wie Flachsfaser, Kork und Harz auf Leinölbasis gefertigt wird, eine Performance-Bente mit Karbonrigg und -bügel, Teakdeck und cooler schwarzer Lackierung, und last but not least das erste Serienboot der Mk III-Version, in das alle Erfahrungen der vorangegangenen Generationen eingeflossen sind, mit hydraulischem Schwenkkiel.* Wir sind begeistert von diesem agilen und preiswerten Schiff, das hoffentlich viele Segel-Einsteiger für sich gewinnen wird. Ein Anfang ist gemacht, das innovative Konzept von Stephan Boden und Alexander Vrolijk begeistert offenbar viele, vor allen Dingen junge Segler. Am Stand war der Teufel los.

* Das hat sich mittlerweile geändert. Laut Kommentar von Blogleser Volker, der mit Alex gesprochen hat, ist das Projekt Schwenkkiel aufgrund zu hoher Kosten inzwischen aufgegeben und durch einen neuen Hubkiel ersetzt worden. Danke für den Hinweis!

Freitags sind wir dann noch ein zweites Mal auf der Messe gewesen und haben uns mit unseren Segelfreunden Christiane und Hendrik getroffen. Und siehe da: auch die Bootsbauer-Familie Jensen wollte sich die Hanseboot nicht entgehen lassen und war wenigstens zu Besuch gekommen.

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Unverhofft kommt oft: Nordborg-Get-Together

Unser Finale der diesjährigen Messe fand sonntags auf der In-Water Hanseboot im Sandtorhafen statt, dort lagen eine Oyster 825, die nur nach Anmeldung besichtigt werden konnte, eine Moody DS 45, die zu unserem Erstaunen nicht mehr in England, sondern inzwischen in Greifswald gebaut wird und eine Bestevaer 45 ST pure aus den Niederlanden, die uns besonders mit ihrer hochwertigen Innenausstattung beeindruckt hat. Unser heimlicher Traum ist allerdings eine Bestevaer 50. Vielleicht sollten wir doch langsam mal anfangen, Lotto zu spielen?

Das waren unsere Hanseboot-Eindrücke 2016. Auf die nächste Messe müssen wir gar nicht lange warten: am Wochenende 19. / 20.11.2016  findet die Hausmesse der Nordborg-Werft in Dänemark statt. Irgendwas ist ja immer – so übersteht man das Winterhalbjahr selbst als Landratte ohne Langeweile! ⛵️

 

 

Breaking News: Königlicher Besuch in Dyvig 👑⛵️🇩🇰

Im Moment sind wir in Dyvig, unserem Heimathafen. Und hier ist gerade richtig was los: zwölf 12-m-Boote sind zu Besuch, um sich auf den diesjährigen ‚Robbe & Berking Sterling Cup‘ zwischen Dyvig und Glücksburg vorzubereiten. Die wunderschönen Klassiker sind wirklich eine Augenweide – einige von Ihnen haben wir ja schon im letzten Jahr im Tuborg Havn in Kopenhagen bewundern können. Ganz Dyvig ist in heller Aufregung.

Obwohl er sich ja eigentlich seit dem Jahreswechsel im Ruhestand befindet, wollte Prins Henrik von Dänemark sich dieses tolle Event dann wohl doch nicht entgehen lassen. Seit gestern liegt die königliche Jacht Dannebrog im Dyvig Fjord vor Anker, und Henrik ist mittendrin, nicht nur dabei: gestern Abend gemeinsames Dinner mit den Regatta-Teilnehmern, heute Abend findet ein Empfang der ehrenamtlichen Helfer an Bord der Dannebrog statt.

Vorhin haben wir einen Matrosen beim Lüften der beiden royalen Dackel beobachtet und hatten den Eindruck, das war dem Ärmsten ziemlich peinlich. Gerade sehen wir von unserem Cockpit aus, wie die königliche Schaluppe hin und her flitzt und die Gäste des Empfangs zurück zum Dyvig Badehotel bringt.

Spannend! Es ist natürlich gut möglich, dass Ihr nicht so royalistisch seid wie wir, aber wir finden das ganze Szenario ziemlich interessant. 😎 Unsere treuen Follower wissen ja, dass Thue als junger Spund mit Bärenfellmütze vor dem Schloss Amalienborg in Kopenhagen für die Königsfamilie Wache geschoben hat. Seitdem fühlt er sich mit der dänischen Königsfamilie irgendwie familiär verbunden. 💂🏼🇩🇰😉

Ja, ich weiß, ich war ganz schön schreibfaul in letzter Zeit. Aber ich melde mich bald mit Berichten über unseren Sommertörn (so viel schon mal vorweg: Wind, Wind, Wind, und zwar immer aus der falschen Richtung!), versprochen.

An dieser Stelle liebe Grüße an Sonja und Göran (Nordborg 37 – Krølle Bølle), die wir neulich in Svendborg kennengelernt haben. Es war nett, mit Euch zu klönen! 😊

Nyborg – wer nicht hin muss, segelt vorbei.

Hier kommt nun endlich mein Nyborg-Bericht. Man kommt ja zu gar nichts, wenn man segelt, und gut funktionierendes WLAN gibt es auch nur in wenigen Häfen. Aber bevor ich völlig ins Hintertreffen gerate…

Mit Ærøskøbing im Heckwasser ging es morgens in Richtung Svendborgsund. Anfangs stand noch eine ordentliche Welle, aber wir konnten unseren Halbwindkurs gut halten. Während der Fahrt durch den Sund lief  der Motor, weil das Fahrwasser nicht viel Platz zum Manövrieren lässt und man (gefühlt) ständig von Fähren umgeben ist, mit denen mich sowas wie Hassliebe verbindet. Wenn ich selbst Passagier bin, finde ich sie super, aber wenn wir segeln, kann ich sie nicht leiden. Sie sind so riesig groß, immer schneller als man denkt und es interessiert auch niemanden auf der Brücke, ob der kleine Segler da unten im Fahrwasser gerade Schweißperlen auf der Stirn hat, weil er nicht schnell genug aus dem Weg kommen kann.

Als wir den Sund hinter uns gelassen hatten, wurde das Vorsegel wieder gesetzt. Bei frischem Westwind mit bis zu 15 s/m und herrlichem Sonnenschein ging es anschließend die Ostküste von Fünen entlang. Stressfreies Segeln. Nach 6 1/2 Stunden und 45 Meilen hatten wir Nyborg endlich erreicht. Bevor 1998 die Storebælt-Brücke  eröffnet wurde, hatte die Stadt Nyborg mit ihrem Fährhafen eine große Bedeutung. Damals gab es die Fährverbindung Nyborg-Korsør, lebenswichtig für den Autoverkehr zwischen Fünen und Seeland.

Für uns gab es nun zwei Möglichkeiten: Entweder auf der nordöstlichen Seite im alten Fährhafen im Windschatten von modernen, mehrstöckigen Häusern anlegen, oder bis zum Ende des Hafenbeckens durchfahren. Dort gibt es einen Steg, an dem längsseits angelegt werden kann. Eine vielbefahrene Straße ist allerdings ganz in der Nähe (ruhige Nächte gehen irgendwie anders). Kurz zusammengefasst: wir sind zwar kurz mal reingefahren und haben die Lage gepeilt, aber der Fährhafen konnte uns nicht so recht überzeugen.

Die Marina auf der westlichen Seite gefiel uns besser, und es war kein Problem, eine Box zu finden. Die Crew einer deutschen Yacht nahm unsere Vorleinen an, und ruckzuck waren wir am Steg fest. Der Yachthafen bietet ca. 500 Plätze und hat eigentlich alles, was das Seglerherz begehrt. Die Duschen und WCs sind zwar schon etwas in die Jahre gekommen, aber es gibt Grillplätze, Waschmaschinen und Trockner und sogar einen Marine-Shop. Supermärkte wie Kvickly und Netto sind in ein paar Minuten zu Fuß zu erreichen.

Nachdem wir klar Schiff gemacht hatten, wurde an Bord der Ruf nach Pizza laut. Nach so einem langen Törn bleibt die Kombüse natürlich kalt.  Auf der Suche nach einem italienischen Restaurant gondelten wir kurze Zeit später durch Nyborgs Straßen, aber schnell kamen wir zu der Erkenntnis, dass die Suche sich schwierig gestaltet. Die Brasserie an der Mole hatte nur ein mehrgängiges Menü auf der Karte. Im ehemaligen Fährhafen gibt es ein Schnellrestaurant (Burger, Softeis und Hotdogs), aber so verzweifelt waren wir dann auch wieder nicht. Nach einer kleinen Ewigkeit stießen wir auf ein Restaurant namens „Caramba“ in der Nähe des Nyborg Slot. Inzwischen war der Hunger so groß, dass uns alles egal war. Und weil im Restaurant Temperaturen wie in einer finnischen Sauna herrschten, setzten wir uns trotz des grauen Himmels einfach nach draußen. Wir mussten zwar lange darauf warten, aber das Essen war warm und machte satt. Kulinarisch war allerdings noch reichlich Luft nach oben.

Am nächsten Tag stand ein Besuch des Nyborg Schloss auf unserer To-Do-Liste. Mehrere Flügel des Schlosses wurden im Laufe der Jahrhunderte leider abgerissen; heute stehen nur noch der Westflügel und der Turm auf der Ostseite. Mit 80 DKK lag der Eintrittspreis einigermaßen hoch, aber wenn man schon mal in Nyborg ist, will man ja auch kein Kulturbanause sein und alles mitnehmen.

Weil die skandinavischen Wetterseiten DMI und YR.NO für den späten Abend Gewitter angekündigt hatten, haben wir das Schiff verlassen und  – wie schon letztes Jahr von Fåborg aus – einen netten Trip nach Odense gemacht. Mit dem Zug ging das flott, wir waren in zwanzig Minuten da, und das Kino liegt direkt am Bahnhof. Der Film „Virgin Mountain“ war zwar speziell, aber absolut sehenswert. Bevor der Zug zurück nach Nyborg abfuhr, konnten wir in einer Bar noch die letzten Minuten der Verlängerung des EM-Finales mitverfolgen und uns mit Portugal über den Titelgewinn freuen.

Am Abend dann des Skippers unvermeidlicher Blick auf die Wettervorhersage für den nächsten Tag. Ups, das sah nicht besonders gut aus, viel Wind und Regen wurden angekündigt. Aber das war uns egal – aus unerklärlichen Gründen fühlten wir uns beide nicht so richtig wohl in Nyborg, und wir wollten gern weiter. Am nächsten Morgen nahmen wir Kurs auf Kerteminde.

 

 

Kam ein Liebster angesegelt…

Attachment-1Hurra, Ulrike von wattundmeer hat unseren elbkind-Blog für den Liebster Award nominiert! Liebe Ulrike, vielen Dank dafür, ich fühle mich wirklich geehrt.

Der Liebster Award ist eine Blog-Serie, bei der sich Blogger Fragen stellen und sich über diesen Weg miteinander vernetzen. So haben Leser die Möglichkeit, andere Blogs kennenzulernen. Eine Nominierung stellt also eine Empfehlung dar, sich diesen Blog einmal näher anzuschauen.

Für mich ist es das erste Mal, dass ich mitmache. Als ich im Frühjahr 2015 mit dem Bloggen – in erster Linie für die Familie und unsere Freunde – anfing, habe ich mir gar nicht träumen lassen, dass ich mal für einen Award nominiert werde.

Für Award-Neulinge kommen hier noch mal kurz die Regeln:

  • Danke der Person, die dich für den Liebster Award nominiert hat und verlinke den Blog in deinem Artikel.
  • Beantworte die 11 Fragen, die dir der Blogger, der dich nominiert hat, stellt.
  • Nominiere bis zu 11 weitere Blogger für den Liebster Award.
  • Stelle eine neue Liste mit 11 Fragen für deine nominierten Blogger zusammen.
  • Schreibe diese Regeln in deinen Liebster Award Blog-Artikel.
  • Verlinke deine nominierten Blogs über den Blog-Artikel.
  • Informiere deine nominierten Blogger über den Blog-Artikel.

Hier kommen meine Antworten auf Ulrikes Fragen:

Wie sieht für dich ein perfekter Urlaubstag aus?

Ausschlafen gehört auf jeden Fall dazu, ein ausgiebiges, gemütliches Frühstück in schöner Umgebung und natürlich möglichst Sonnenschein. Zeitdruck und feste Termine mag ich gar nicht, ich lasse mich lieber treiben, um den Blick für die kleinen Dinge nicht zu verlieren.
Reist Du lieber pauschal oder individual?

Nachdem ich viele Jahre meines Lebens pauschal verreist bin, habe ich die Vorteile von Individualreisen mittlerweile schätzen gelernt.
Was war Dein bisher schönstes Urlaubsziel?

Das ist eine schwierige Frage, aber wenn mich unbedingt entscheiden soll, würde ich sagen: Südafrika!
Und wo würdest Du nie wieder hinreisen wollen?

Nach Albufeira an der portugiesischen Algarve. Als Kind habe ich dort schöne Ferien mit der Familie verbracht. Als ich als junge Frau zurück gekommen bin, hatte sich das einst hübsche Städtchen völlig verändert. Das ursprüngliche Flair und die schöne Atmosphäre hatten gegen den Tourismus verloren.
Was fällt dir als Erstes ein, wenn du das Wort “Nordsee” hörst?

Dass das Wasser immer gerade weg war, wenn ich kam!

Meer oder Berge?

Für mich die falsche Frage. Meer natürlich!

Was macht für Dich die Faszination des Meeres aus?

Seine wunderschönen unterschiedlichen Farben. Und seine Unberechenbarkeit. Wer als Segler keinen Respekt vor dem Meer hat, sollte sich lieber ein neues Hobby suchen.
Du wirst gefragt, für einen Gast einen Urlaubstag in Deiner Region/Stadt zu gestalten. Wie würde so ein Tag aussehen?

Da wir auf der Stadtgrenze zu Hamburg wohnen, würde auf jeden Fall eine Hafenrundfahrt dazugehören. Ein Fischbrötchen an den Landungsbrücken. Der Michel. Die Speicherstadt. Und zum Abschluss des Tages ein Abendessen im Restaurant „Engel“ auf dem Fähranleger Teufelsbrück.

Was steht auf Deiner „da möchte ich unbedingt noch mal Urlaub machen“-Liste auf Platz 1 bis 3?

  • auf eigenem Kiel in die norwegischen Fjorde
  • Italien. Ich war tatsächlich nur mal einen einzigen Tag in Venedig. Das muss sich dringend ändern!
  • Australien, besonders reizt mich Sidney

Was hältst Du von All-Inklusive Hotels?

Sie sind ganz sicher eine bequeme Lösung für Leute, die einfach nur entspannen und sich um nichts kümmern möchten. Schwierig an All-Inclusive-Hotels finde ich, dass die Gastronomie im Umland darunter leidet und viele Urlauber aus ihrer Hotelanlage gar nicht mehr rauskommen. Land und Leute kennenlernen? Fehlanzeige! Da verpasst man so einiges.
Reisen abseits der Touristenströme – hast Du einen Geheimtipp für uns?

Segeln! Natürlich nur außerhalb der Sommerferien…

Meine 11 Fragen:

  1. Was hat Dein Blog mit Dir zu tun?
  2. Wen möchtest Du mit Deinen Beiträgen erreichen?
  3. Wie motivierst Du Dich, wenn Du mal zu faul zum Bloggen bist?
  4. Was sind für Dich die drei wichtigsten Dinge im Leben?
  5. Deine Lieblinge: Lieblingsfilm, Lieblingsmusik, Lieblingsmensch?
  6. Worüber kannst Du lachen?
  7. Was bringt Dich zum Weinen?
  8. Wem bist Du dankbar, und wofür?
  9. In welchem Land der Welt – außer Deutschland – würdest Du gern leben?
  10. Was würdest Du gern können?
  11. Würdest Du einen anderen Beruf ergreifen, wenn Du noch einmal die Wahl hättest? Wenn ja, welchen und warum?

Meine Nominierungen

Mir ist bewusst, dass es Leute gibt, die bei Awards generell nicht teilnehmen oder sogar schon mehrfach nominiert wurden bzw. mitgemacht haben.

So wie Ulrike finde ich: wer nicht neu nominieren möchte, kann auch einfach nur die Fragen beantworten. Die folgenden Menschen und Blogs möchte ich für den Liebster Award nominieren, denn ich finde, dass ihre Blogs wirklich lesens- bzw. hörenswert sind :

DSK – die See kocht  

Fernwehlog  

Der Weg ist das Ziel

Drunken Angel

S.Y. Brynjas Blog – Schlendern unter Segeln

Vanweh

Zeebarsland – Fishing@sea

FundStücke KunstStückeIch würde mich freuen, wenn Ihr mitmacht. Viel Spaß, habt einen schönen Sommer!

Das elbkind im Winterlager

 

Am 7. Oktober war es dann schließlich soweit. Unser elbkind wurde gekrant, nach Nordborg transportiert und kam bei der Nordborg Bådebyggeri ins Winterlager. Hier wurden alle Tanks und Leitungen entleert und mit Frostschutzmittel gegen Frostschäden gesichert. Außerdem standen der Wechsel von Öl-, Diesel- und Wasserfilter auf dem Programm, und der Impeller der Kühlwasserpumpe wurde ausgetauscht.

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Obwohl wir schon damit gerechnet hatten, waren wir doch einigermaßen erstaunt darüber, wie abenteuerlich der Propeller aussah – er war komplett übersät mit Seepocken, und vom Metall war kaum noch was zu erkennen. Jetzt war uns auch klar, warum das elbkind unter Motor zum Ende der Saison nicht mehr so richtig in die Puschen kam – die Pocken hatten uns schlicht ausgebremst. Für die neue Saison müssen wir uns auf jeden Fall geeignete Gegenmaßnahmen überlegen, aber jeder Bootseigner hat da ja seine eigenen Ideen. Es gibt so viele unterschiedliche Meinungen zu dieser Problematik (dick mit Pockenfett einschmieren, Anti-Fouling, usw. usf.), dass man sich fragt, was denn nun eigentlich die effektivste Lösung ist. Eine Maßnahme wäre beispielsweise, dass Thue während des Segelsommers mit Schwimmbrille und Sauerstoffflasche (3 x f!) einfach auf Tauchstation geht, um den Propeller zwischendurch manuell von den Dingern zu befreien. Falls er sich für diese Variante entscheidet, werde ich selbstverständlich mit der Kamera dabei sein und alles im Bild festhalten. 😎📷

Falls Ihr ein eigenes Schiff habt und / oder Euch gut auskennt – was tut Ihr gegen den Seepocken-Befall? Wir sind dankbar für Eure Ideen, immer her damit!

Leider hatte unser AIS auch in dieser Saison wieder jede Menge Aussetzer, die wir uns einfach nicht erklären konnten. Deshalb wurde das Gerät mal wieder – wie schon im letzten Winter – ausgebaut und zum Hersteller geschickt. Jetzt sind wir neugierig, ob der Fehler diesmal gefunden wird, denn was nützt die tolle (und teure!) Technik, wenn sie nicht zuverlässig funktioniert?

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Das unzuverlässige AIS. Sch…Technik! 😈

Weil das Vorsegel zum Saisonende noch nicht richtig trocken war, haben wir es mit nachhause geschleppt, auf dem Dachboden ausgebreitet und getrocknet. Auch Kuchenbude und Sprayhood bekamen eine Spezialbehandlung. Meister Proper und Clementine wären aus dem Staunen garantiert nicht herausgekommen, wenn sie Thue beim stundenlangen Schrubben mit Wasser, Seife und Bürste beobachtet hätten! Den Rest hat dann Herbstsonne draußen im Garten übernommen – diese „natürliche Bleiche“ funktioniert erstaunlich gut! ☀️ Thue behauptet zwar, dass Möwen und Schwalben sich am liebsten auf dunklen Untergründen „verewigen“, aber die Wirklichkeit sah leider irgendwie anders aus…🐤💩

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Für den Winter (irgendwie muss er sich ja während der endlosen dunklen Jahreszeit die Zeit vertreiben) hat Thue sich vorgenommen, aus Teakholz eine Erweiterung für die Badeplattform zu bauen. Damit man(n) auch mit Schuhgröße 47 entspannt auf der Badeplattform stehen und die Heckdusche benutzen kann, ohne dabei das Gleichgewicht zu verlieren und ein unfreiwilliges Bad im Hafenbecken zu nehmen. Und weil er dafür noch ein paar Maße brauchte, haben wir das elbkind vor einigen Wochen im Winterlager besucht. Das kann man sich so vorstellen: um die 40 Yachten stehen auf Stativen dicht an dicht in einer riesigen, eiskalten Halle, fristen dort ihr trauriges Dasein und warten auf den Frühling, den Saisonbeginn und dass sie endlich wieder Wasser unterm Kiel haben. Gelegentlich kommt mal jemand vorbei und guckt nach dem rechten, poliert vielleicht das Unterwasserschiff, räumt unter Deck noch ein bisschen auf oder nimmt den Fleecepulli, den er im Herbst an Bord vergessen hat, mit nachhause. Manchmal fährt Thue aber auch einfach nur so hin, aus Sehnsucht. Ich glaube, er hat dann Heimweh nach Freiheit und Ferne. 🇩🇰⛵️❤️

Und wenn man schon bis nach Nordborg gefahren ist, kann man ja auch gleich einen kleinen Abstecher nach Dyvig machen. Da sieht es jetzt so aus. Bonjour Tristesse!

In der Winterzeit treffen wir uns ab und zu mit anderen Nordborg-Seglern zum Klönen, Essen und Trinken. Das hilft ganz gut gegen die Sehnsucht. Noch 3 Monate! 😉

Saisonabschluss

Wegen einiger Termine im September fuhren wir nach dem Nordborg-Wochenende erst mal wieder nachhause. Aber die Saison war für uns natürlich längst noch nicht vorbei – Ende September waren wir zurück in Dyvig und verbrachten zehn traumhafte letzte Tage an Bord.  Die Wetterlage war stabil, und weil die Tage schon merklich kürzer wurden, genossen wir jeden Sonnenstrahl. Wir konnten sogar jeden Morgen im Cockpit frühstücken!

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Morgens im Cockpit

Wir hatten keine großen Pläne gemacht und entschlossen uns, ein letztes Mal in diesem Jahr nach Årø zu segeln. Nicht dass Ihr denkt, uns fällt nichts Besseres ein, aber wie so oft passten einfach Wind und Wetter, um dieses Ziel anzusteuern. Dass die Saison fast vorbei war, merkten wir schon im Hafen, denn es war so wenig los, dass wir uns einen Liegeplatz aussuchen konnten. Abends bei Brummers Gård war es sogar schon zu kalt, um draußen zu sitzen – wir haben in der Gaststube gesessen und gegessen. Auch hier ging die Saison aufs Ende zu, der Laden war bis zum letzten Platz besetzt und platzte beinahe aus allen Nähten. Neben uns saß eine dänische Geburtsgesellschaft, die – wie in Dänemark beim Feiern so üblich – ein Lied nach dem anderen anstimmte. Zu schön!

Am nächsten Tag sind wir unter Genakker und ohne Großsegel  wieder zurück nach Dyvig gerauscht, denn der Wind kam direkt von hinten. Zum ersten Mal unter allerbesten Bedingungen, das war ein Riesenspaß!

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Zum letzten Mal Segeln unter Genakker..

 

Mein Geburtstag, den ich dieses Jahr zur Abwechslung mal an Bord verbracht habe, war etwas ganz Besonderes. Unser Bootsbauer Holger Jensen besuchte uns nämlich mit einem netten Ehepaar aus der Schweiz an Bord. Katrin und Thomas interessierten sich für eine NB 40 und wollten sich unser Schiff gerne mal genauer ansehen. Nach einer ausführlichen Besichtigung kamen wir schnell ins Klönen, und spontan luden wir die Beiden ein, uns am Nachmittag auf unserem Segeltörn nach Apenrade (dän.: Åbenrå) zu begleiten.

Gesagt, getan! Thomas übernahm von Anfang an das Ruder. Der Wind wehte nur schwach und die Bedingungen waren nicht gerade perfekt für einen Demo-Törn, aber immerhin machten wir 2-3 kn Fahrt bei 1-3 m/s Wind. Am Ende wurde dann doch der Motor gestartet, denn in Apenrade stand Holger ja schon auf dem Steg und wartete auf uns. Er nahm die Leinen an und unsere Mitsegler mit dem Auto wieder mit zurück nach Dyvig. Obwohl dieser Probeschlag wegen des schwächelnden Windes hinter den Erwartungen von Katrin und Thomas zurückgeblieben war, hatten wir den Eindruck, dass das elbkind die beiden am Ende überzeugt hat. Wir vermuten, dass sie inzwischen „in freudiger Erwartung“ sind und hoffen, dass wir sie bald im „Club der 40er“ begrüßen dürfen. 👍🏼😉

Abends waren wir mit Torben und Lene beim Italiener in Apenrade zum Geburtstagsdinner verabredet. Kleiner Tipp: sollte Euch das Schicksal jemals in ein italienisches Restaurant namens „Tony“ in Apenrade  verschlagen, bestellt bitte Pizza. Wagt keine Experimente, es lohnt sich nicht. Die können nur Pizza. Ich spreche aus Erfahrung. 😎🍕. Glücklicherweise schmeckten aber das Bier und der Wein, und gemütlich war der Abend dank netter Gesellschaft trotzdem.

Zum Saisonabschluss stand auch ein kleiner Ausflug zur Ankerboje im Sønderborg Fjord auf meiner Wunschliste. Ich wollte die Boje nämlich gerne mal selbst ansteuern, während Thue mit dem Haken nach dem Ring angelt. Und das hat auch gut geklappt! Bei schönstem Sonnenschein lagen wir faul im Cockpit, tranken Kaffee und beobachteten die Segelschiffe, die an uns vorbeizogen. Nur schweren Herzens konnten wir uns ein paar Stunden später wieder losreißen.

Anfang Oktober schien nicht nur die Sonne, der Wind wehte meistens auch nur schwach bis mäßig. Endlich konnte ich mal ohne viel Publikum (das Stichwort heißt Hafenkino 😜) und ganz in Ruhe üben, was ich im April beim Frauen-Skippertraining gelernt hatte: das An- und Ablegen. Nach wie vor klopfte mir das Herz bis zum Hals, wenn ich am Steuer stand, und von Routine konnte keine Rede sein. Das sollte sich ändern. Ein paarmal hat auch alles gut geklappt, aber ausgerechnet das letzte Anlegemanöver ging  voll in die Hose… Was soll’s. Nächstes Jahr wird einfach weitergeübt, es kann nur besser werden!

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Leider war beim Anlegen der Flaggenstock im Weg… 😬

Langsam fingen wir an, das elbkind fürs Winterlager vorzubereiten. Es wurde ausgemistet, aus- und aufgeräumt, gesaugt, gewischt, poliert und geschrubbt.

Die Stimmung an Bord wurde plötzlich wehmütig. Nur noch ein paar Tage, und alles sollte vorbei sein?  Über vielen Situationen stand nun die Überschrift „zum letzten Mal in diesem Jahr..“, das fühlte sich ganz eigenartig an und gefiel uns irgendwie gar nicht…

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Die letzten schönen Sonnenuntergänge im Hafen…
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Zum letzten Mal den Grill anschmeißen…

Und dann kam der letzte Arbeitstag unseres Hafenmeisters Christian. Viele Jahre lang konnten wir uns immer auf ihn verlassen und haben viele lustige und feucht-fröhliche Stunden mit ihm verlebt. Nun mussten wir uns tatsächlich von ihm verabschieden, am Ende kullerten sogar ein paar Tränen. Auch das noch!

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Abschied von „Kedde“

Am letzten Wochenende waren wir noch einmal mit Christiane und Hendrik verabredet, denn auch die „Molch“ sollte ein paar Tage später gekrant und ins Winterlager nach Nordborg gebracht werden. Gemeinsam wurde abgeriggt, und weil für die nächsten Tage Regen angekündigt war, wurden beide Großsegel zum Schutz vor Nässe vorübergehend in Planen eingepackt.

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Molch und elbkind werden winterklar gemacht

Nach getaner Arbeit gab’s dann abends einen Sundowner vor dem Dyvig Badehotel, und anschließend ein gemütliches Abendessen zu viert in der „Skipperstuen“ -auch zum letzten Mal in dieser Saison! 😢

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Zum letzten Mal draußen sitzen und den schönen Blick über die Dyvig Bucht genießen…

Am nächsten Morgen frühstückten wir gemeinsam unter Deck auf der Molch. Und dann – war sie tatsächlich vorbei, unsere Segelsaison 2015.

Und hier mein Resümee:

Die Wetterstation im dänischen Blåvand hat im Mai 21 Tage mit Starkwind (und mehr!) gemessen; im Juni 16 Tage. Wir waren in diesem Sommer viel zu oft eingeweht und hatten entweder viel zu viel Wind oder viel zu wenig. ⛵️💨

In den vergangenen Monaten haben wir viele nette Menschen kennengelernt, und ich finde es super, dass Thue die Leute immer so gnadenlos anschnackt, obwohl mir das manchmal etwas peinlich ist.. 😄👍🏼

Die Stimmung an Bord war eigentlich immer gut, wir zwei haben uns vertragen und das Bordleben auf so engem Raum ist mir deutlich leichter gefallen als ich dachte (und befürchtet hatte). 👫💝

Am besten hat es uns auf Anholt gefallen, diese Insel ist wirklich außergewöhnlich und die Atmosphäre ganz besonders. 🎏 Wir kommen bestimmt wieder.

Von zu viel Rotwein krieg‘ ich nachts Herzklopfen.. 🍷

Freiheit bedeutet nicht nur, Pläne zu schmieden und sie umzusetzen, sondern auch, sie über den Haufen zu werfen und einfach etwas ganz Anderes zu machen. 🗽

Ich liebe Dänemark! 🇩🇰❤️

 

Nordborg-Wochenende

Alle zwei Jahre findet am letzten August-Wochenende das beliebte „Nordborg-Treffen“ in Dyvig statt, und in diesem Jahr war es endlich wieder soweit. Zahlreiche Nordborg-Segler aus nah und fern waren der Einladung der Familien Jensen und Reimers gefolgt und freuten sich auf die gemeinsame Zeit. Die ersten Schiffe trudelten schon am Donnerstag ein, und abends im Zelt trafen sich die Crews bei Grillwürstchen und Bier vom Fass. Die Freude über das Wiedersehen war groß – alle mussten natürlich erst mal berichten, wohin der Wind sie in diesem Segelsommer geweht und was sie erlebt hatten.

Bis zum Freitagnachmittag waren um die 30 Nordborg-Yachten in Dyvig eingelaufen und hatten am Steg 4 festgemacht. Dafür, dass dort alle einen Liegeplatz finden, hatte unser pfiffiger Hafenmeister Christian gesorgt. Besonders unserem Bootsbauer Holger Jensen und seinem Sohn Johannes ist beim Anblick der vielen Schiffe aus ihrer Werft bestimmt das Herz aufgegangen, denn schließlich haben die beiden jedes einzelne in liebevoller Handarbeit gebaut. Wie viel Herzblut, Zeit, Nerven und Leidenschaft dazu gehört, könnt Ihr bestimmt nachvollziehen. Zu jedem Schiff und den dazugehörigen Eignern kann Holger eine kleine Geschichte erzählen.

Den Nachmittag verbrachten wir mit gegenseitigen Besuchen an Bord und Klönschnack auf dem Steg. Ganz oben auf der Gesprächsliste stand der Austausch von Segeltipps und -tricks, aber jede Menge Seemannsgarn und das Beschlaumeiern der anderen gehörten natürlich auch dazu 😉. Abends wurden wieder die Grills angezündet, und Bier und Wein flossen in Strömen. Alle vergnügten sich sichtlich, und langsam machte sich die Vorfreude auf die Regatta am Samstag breit..

Am nächsten Tag um die Mittagszeit wurde es langsam spannend – der Regattastart rückte näher. Crews fanden sich und wurden eingeteilt, Schiffe vorbereitet und Schwimmwesten angelegt. Allzu warm mussten wir uns aber gar nicht einpacken, denn zum ersten Mal seit Bestehen des Nordborg-Wochenendes zeigte Petrus ein Herz für Nordborg-Segler und sorgte für herrliches Wetter. Mussten wir frühere Nordborg-Regatten noch frierend in Ölzeug, Segelstiefeln und mit Südwester überstehen, reichte jetzt eine leichte Fleecejacke. Ganz harte Kerle gingen sogar kurzärmelig an den Start! Die Elbkind-Crew setzte sich aus Hein Mück, Torben, Thue und mir zusammen. Der Wind wehte aus SSW mit 8 bis 12 m/s und die Sonne lachte vom Himmel. Perfekte Bedingungen für unsere Spaß-Regatta. Also, Leinen los!

Als wir den Als Sund erreicht hatten, trauten wir unseren Augen nicht: aus südlicher Richtung kamen unzählige alte Segelschiffe unter Vollzeug auf uns zu –  die Classic-Regatta Flensburg-Apenrade war in vollem Gange. Unsere Regattafelder kreuzten sich und die Nordborg-Yachten waren ausweichpflichtig. Nichts für Anfänger! Zum Glück lag unsere Route in entgegengesetzter Richtung, und nach einer kurzen Weile entspannte sich die Lage wieder.

Mit Thue und Hein Mück hatten wir nun zwei „Alpha-Skipper“ mit völlig unterschiedlichen Herangehensweisen an Bord. Thue als Technik-Freak setzt grundsätzlich eher auf Unterstützung des Autopiloten, um Winddreher blitzschnell abzufangen. Davon war Hein Mück aber nur schwer zu überzeugen, er wollte lieber die Segel nachtrimmen, statt den Kurs zu korrigieren. Beide Dickschädel hätte sich natürlich nur zu gern durchgesetzt – aber wie, ohne dabei den anderen vor den Kopf zu stoßen? Heiße Diskussionen folgten, aber der Ton blieb freundlich. Torben und ich hielten uns – schlau wie wir sind 😉 – lieber von Anfang an elegant im Hintergrund, übernahmen bereitwillig die niederen Handlanger-Tätigkeiten an Bord und beobachteten schmunzelnd das Kompetenz-Gerangel unseres Skipper-Duos.

Um es kurz zu machen: gewonnen haben wir die Regatta nicht. Aber großen Spaß gemacht hat’s trotzdem – Dabeisein ist schließlich alles!

Schaut Euch mal dieses Bild an, das auf der Rückfahrt nach Dyvig entstanden ist. Einfach wunderbar – alle Nordborg-Yachten wie Perlen auf einer Schnur!

Abends im Clubhaus wurde dann wieder gefeiert, mit leckerem Buffet, Siegerehrung, einem lustigen Quiz, Klönschnack und der Verabschiedung von Christian, unserem netten Hafenmeister. Ein Segeltörn in die Karibik stand für den Winter auf seinem Programm – und sowas nennt sich dann Ruhestand! Er war ganz gerührt und hat versprochen, die Nordborg-Flagge mit unseren Unterschriften in jedem Hafen, den er anläuft, zu hissen.

Ein gemeinsames Frühstück am Sonntagmorgen rundete das gemeinsame Wochenende ab. Schön war’s, und wir freuen uns schon aufs nächste Mal im August 2017!

Dyvig – Heimathafen der Herzen 💙

Diesem Blog würde ein ganz wichtiger Teil fehlen, wenn wir Euch Dyvig vorenthalten würden, unsere Sommerheimat. Unseren Rückzugsort, wenn wir mal Lust auf Hafencamping haben. Kurz: unsere maritime Kuschelecke in Dänemark. Wann immer wir mit anderen Seglern klönen – sobald wir unseren Heimathafen erwähnen, kommen eigentlich alle ins Schwärmen.

Wenn man – so wie wir – am nördlichen Stadtrand von Hamburg wohnt, hat man Dyvig mit dem Auto in nur knapp zwei Stunden erreicht und ist gleich mittendrin in der dänischen Südsee, dem schönsten Segelrevier Dänemarks. Mehr geht nicht!

Dyvig ist ein uralter Naturhafen und liegt auf der süddänischen Insel Als.  Die Ansteuerung von der Stegsvig aus ist zwar etwas kniffelig, aber gut zu schaffen. Wer nicht auf Schlick laufen will, sollte sich bei der Einfahrt durch das betonnte, schmale Gaff einen Moment lang konzentrieren. 2015 wurde das Fahrwasser auf 3,5 m Tiefe ausgebaggert, und seitdem ist die Einfahrt wieder etwas entspannter.

In der Dyvig Bucht liegt man wunderbar geschützt. Und die Landschaft ringsherum ist traumhaft: Der Blick auf Hügel, Wiesen, Wälder und Kornfelder mit Klatschmohn und Kornblumen ist Balsam für die Seele. Sehr interessant: auf der Nordseite der Bucht liegt ein Weinberg!

Und in einer stillen Sommernacht haben wir sogar schon mal dem Gesang einer Nachtigall lauschen können. Ein unvergesslicher Moment.

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Blumenpracht am Feldrand

Wie idyllisch Dyvig ist, hat sich unter Seglern natürlich längst herumgesprochen. Häufig liegen viele Schiffe vor Anker in der Bucht, und die Mjelsvig, ebenfalls ein traumhaftes Ziel für Natur- und Ankerliebhaber, liegt auch gleich um die Ecke.

Wer nachts lieber in einem Hafen festmacht, kann sich in Dyvig gleich zwischen zwei Marinas entscheiden. Diejenigen, die es etwas feiner und vornehmer mögen, steuern „Dyvig Bro“ an, den kleinen Yachthafen auf der Nordseite der Bucht, direkt vor dem malerischen Dyvig Badehotel (es heißt, es sei Dänemarks schönstes). Falls der Smutje mal keine Lust zum Kochen hat und die Bordküche kalt bleiben soll, kehrt man einfach im Hotelrestaurant „Skipperstuen“ ein und lässt es sich gutgehen. Mein Tipp: wenn Ihr gerne Fisch mögt, probiert mal einen „Stjerneskud“, der ist wirklich lecker und einigermaßen erschwinglich. (Essengehen in Dänemark ist ja bekanntlich nichts für den schmalen Geldbeutel 😬)

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Stjerneskud – eine typisch dänische Köstlichkeit

An einem schnuckeligen Eishäuschen am Hafen kann man dänisches Softeis kaufen, und es gibt sogar eine Badeburg vor dem Hotel – im Sommer natürlich ein ganz besonderes, kostenloses Highlight für die kleinen Crewmitglieder.

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Das malerische Dyvig Badehotel

Direkt gegenüber liegt die Marina „Dyvig Bådelaug“, unser Heimathafen. Hier geht es eher rustikal, leger und „hyggelig“ zu. Bei gutem Wetter macht man es sich abends in einer der Sitzecken auf den Grillplätzen gemütlich, und bei Schietwetter verkrümelt man sich ins Zelt, das mindestens 50 Personen Platz bietet. Hier kommt man schnell mit anderen Seglern ins Schnacken – ich habe schon mit wildfremden Menschen einen ganzen Abend lang Uno gespielt und hatte Riesenspaß.

Während die Erwachsenen den traumhaften Blick über die Bucht genießen und die Seele baumeln lassen, können sich die Kinder auf der Spielwiese oberhalb der Küste mal so richtig austoben oder entspannt im Beiboot durchs Hafenbecken schippern.

Außerdem gibt’s den kleinen Havnebrugsen, einen Mini-Supermarkt, der für seine eher übersichtliche Größe erstaunlich gut sortiert ist. Vom Joghurt über den Eintopf aus der Dose bis zur Krebsangel findet man hier alles, was in der Bordküche fehlt und das Seglerherz begehrt. Frische Brötchen zum Frühstück können am Vorabend bestellt werden.

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Dyvig Bådelaug, unser kuscheliger Heimathafen

Die Gegend rund um Dyvig ist ideal für ausgedehnte Spaziergänge. Der markierte Wanderweg „Æ Govl“ führt an der Küste entlang nach Mjels (2 km) oder rund um den Mjels Sø (9 km), und die Oldenor-Route (ca. 5,5 km) entlang einem renaturierten See ist besonders Vogelliebhabern zu empfehlen. Aber auch die kleine Stadt Nordborg mit ihrem hübschen Schloss ist einen Besuch wert (ca. 4 km). Gut zu Fuß zu erreichen (3 km) ist auch das kleine Dorf Holm, wo ein altes Hjortspringboot und der Jollmansgården – der älteste Hof auf Als – besichtigt werden können.

In der Hauptsaison fährt mehrmals täglich ein Bus von Dyvig über Nordborg zum Universe, einem Erlebnispark, der speziell für Kinder interessant ist. So lässt sich auch mal ein Regentag mit Spaß überbrücken.

So, jetzt höre ich auf zu schwärmen. Falls Ihr ein bisschen neugierig geworden seid, kommt doch einfach mal vorbei. Es lohnt sich! Die Koordinaten sind 55° 02.5′ N, 9° 42.2′ E.

Vielleicht laufen wir uns ja sogar über den Weg – falls wir uns wieder mal nicht losreißen konnten.. 😉

Ansteuerung Dyvig