Nordborg-Sommertreff 2018

Ahoi Ihr Lieben!

Wie Ihr wisst, ist der Segelsommer 2018 recht ereignislos vor sich hingeplätschert, weil wir aus familiären Gründen keine langen Törns machen konnten. Ein besonderes Highlight war deshalb der Nordborg-Sommertreff für uns, der jedes Jahr am letzten August-Wochenende in Dyvig stattfindet. Wer eine Nordborg-Yacht sein eigen nennt und Zeit und Lust hat, kommt auf eigenem Kiel oder einfach mit dem Auto vorbei. Um das Ganze möglichst unkompliziert zu halten, muss sich niemand anmelden und alle Crews sorgen selbst für ihr leibliches Wohl. Die Einladung hatten wir allerdings schon im Januar verschickt und waren natürlich gespannt, wie viele Leute sich nach so langer Zeit überhaupt noch daran erinnern konnten und sich auf den Weg nach Dyvig machen würden.

Traditionell wird unser Get-Together mit einem gemütlichen Grillabend am Freitagabend eingeläutet. Wenn Wind und Wetter mitspielen, wird am Samstag eine kleine Spaßregatta gesegelt und abends wieder gemütlich zusammengesessen. Am Sonntag treten dann alle langsam wieder die Heimreise an.

Dieses Mal ging die Party allerdings schon am Mittwoch los. Die Crews der Bonne Chance, Tiro und elbkind eröffneten den Sommertreff bei blauem Himmel und Sonnenschein mit Kaffee und Käsekuchen auf der Grillterrasse. Das ging schon mal gut los, und abends im Seglerzelt quasi übergangslos mit Pellkartoffeln und diversen Matjes-Variationen weiter. Ein Gläschen Wein und das eine oder andere Bierchen durften natürlich auch nicht fehlen, denn Ihr wisst ja: Fisch muss schwimmen, und das Kalorienzählen ist sowieso überbewertet.

Später am Abend erweiterten Conny und Ulli unsere Runde. Die beiden segeln eine Nordborg 26 mit dem dänischen Namen Styrbjørn. Wenn sie gerade mal keine familiären Verpflichtungen haben, machen sie im Sommer die dänische Südsee unsicher. Dafür nehmen sie die längere Anreise aus ihrer Heimat Kassel gern in Kauf.

Mittwochabend

Am Donnerstag um die Mittagszeit trudelten dann Chrischi und Dieter mit ihrer  Loreena, einer Nordborg 32, im Hafen ein. Die Wiedersehensfreude war groß, denn mittlerweile sind wir zu einer richtigen „Nordborg-Familie“ geworden. Wir kennen uns ja schon seit einigen Jahren und treffen uns auch gern mal außerhalb der Segelsaison.

Gegen Abend konnten wir dann auch auch Ursel und Dietrich begrüßen. Die beiden hatten eine lange Autofahrt hinter sich – die Strecke von Heidelberg nach Dyvig ist ja nicht gerade ein Katzensprung. Nun freuten sie sich auf ihre Melusina, eine Nordborg 34, Nachdem Dietrich im letzten Jahr monatelang unterwegs gewesen war, hat er sich in diesem Jahr entschlossen, nur in der Vor- und Nachsaison zu segeln und zwischendurch auch mal zuhause zu entspannen. Nun sollte es endlich wieder losgehen, und der Nordborg-Sommertreff war natürlich der passende Auftakt für den Spätsommer-Törn.

Am Freitagmorgen stand  für die Mädels eine Yoga-Session auf dem Programm. Während Tina, Conny und ich uns dafür am Donnerstag noch bei strömendem Regen ins Clubhaus verkrümeln mussten, war Petrus diesmal gnädig gestimmt und schickte uns Sonnenschein und ein paar Wölkchen, so dass wir unsere Matten unter freiem Himmel  ausrollen konnten. Everybody’s Darling und immer mittendrin: Bordercollie-Mix Frida, vierbeiniges Crewmitglied auf der Tiro. Sie hat fleißig mit uns den „herabschauenden Hund“ geübt. 😜

Im Laufe des Nachmittags liefen Maren und Günter mit der Belle Mague und Dirk und Ingo mit der Distelfink ein. Die Nordborg-Flaggen wurden hochgezogen und Steg 4 entwickelte sich – das ist inzwischen auch traditionell – zum Nordborg-Steg…

Nordborg-Steg

Das schöne Wetter musste natürlich ausgenutzt werden, deshalb machten sich einige zu einem Spaziergang auf dem Wanderweg Æ govl nach Mjels auf. Frida durfte dabei natürlich nicht fehlen und zeigte sich flexibel: weil es keinen Ball zum Spielen gab, hat sie stattdessen den einen oder anderen Apfel, der vom Baum am Wegesrand gefallen war, aufgesammelt und ihn uns zum Werfen gebracht. 🤗 So ein Hütehund braucht schließlich Beschäftigung!

Auch ehemalige Nordborgsegler nehmen gern an unseren Sommertreffs teil. Wir haben uns sehr darüber gefreut, dass Rosi und Hans, die bis vor zwei Jahren noch die „Hein Mück“ gesegelt haben, sich die lange Fahrt von Freiburg an der Elbe ans Bein gebunden haben, um mit dabei zu sein. Hoffentlich bleibt das auch zukünftig so. 👍🏼

Langsam rückte unser Grillabend näher, im Zelt wurden die Tische zusammengerückt und aufgedeckt. Hafenmeister Erling feuerte wie immer den Grill an und das leckere Fuglsang-Bier vom Fass floss in Strömen. Von allen Seiten wurden Kisten und Körbe mit Essen und Getränken angeschleppt. Plötzlich tauchten noch Frauke und Gerd auf, deren Merlin, eine Nordborg 33, nicht weit entfernt in Augustenborg ihren Heimathafen hat. Als sich im Laufe des Abends herausstellte, dass Frauke an diesem Tag Geburtstag hatte, wurde spontan ein dänisches Geburtstagslied für sie angestimmt. Auch Bootsbauer Holger Jensen und seine Frau Gertraud waren mit von der Partie. Es wurde gegrillt, lecker gegessen und gefachsimpelt, jeder klönte mit jedem und wir hatten einen sehr gemütlichen Abend. Hier kommen ein paar Eindrücke:

Die Spaßregatta am nächsten Tag ist leider ins Wasser gefallen, denn der Wind machte sich rar und einige Schiffe waren schon wieder im Aufbruch. Das war zwar schade, aber das Motto der ganzen Veranstaltung war schließlich „alles kann, nichts muss“. Im Laufe des Vormittags liefen die Loreena in Richtung Kiel, die Belle Mague nach Middelfart und die Distelfink nach Mommark aus.

 

Mittlerweile war auch Roland, der Skipper der Tiro, wieder in Dyvig eingetroffen. Als Schlepperkapitän hatte er ausgerechnet am Freitagabend einen Einsatz und musste deshalb auf den Grillabend verzichten. So ein Pech! Lieber Roland, tröste Dich – Deine beiden Damen haben Dich würdig vertreten. 😉

Abends wurde der Pizzabote aus Nordborg im Hafen gesichtet. „Bleib‘ sitzen, lass flitzen!“ hieß das Motto, und die Versorgungsoffiziere der Schiffe hatten ausnahmsweise frei. Zum letzten Mal an diesem Wochenende gab es auf der Grillterrasse kurzweilige Gespräche, leckeres Essen und einen malerischen Sonnenuntergang zum Dessert. Langsam neigten sich der Abend und auch unser Sommertreff dem Ende zu.

Am nächsten Morgen machte sich die Tiro auf nach Strande, und für die Crew der Bonne Chance war die Segelsaison leider zu Ende. Als das Auto gepackt war, hieß es für Maren und Winfried Abschied nehmen bis zur Segelsaison 2019 – es ging heim nach Düsseldorf.

Allen Teilnehmern hat das Treffen wieder viel Spaß gemacht und wir hoffen, dass diese schöne Tradition auch in Zukunft weitergeführt werden kann. Vielleicht klappt es ja im nächsten Jahr auch mal wieder mit einer Spaßregatta, wir fangen auch jetzt schon mal an, die Daumen zu drücken für den passenden Wind.

Für alle, die beim nächsten Mal dabei sein möchten: der nächste Nordborg-Sommertreff findet vom 23. bis 25. August 2019 in Dyvig statt. Save the date, wir freuen uns auf ein Wiedersehen!

Eure elbkinder ⛵️

Martina & Thue

Kalvø – Liebe auf den ersten Blick 💝

 

Ahoi Ihr Lieben!

Vielleicht habt Ihr Euch in letzter Zeit schon gefragt, was eigentlich los ist bei uns. Irgendwie schon so lange nix gehört?! Das stimmt, aber dass seit einiger Zeit Funkstille auf dem elbkind-Blog herrscht, hat natürlich gute Gründe. Unsere betagten Mamas werden nicht jünger, deshalb haben wir beschlossen, in diesem Jahr mal keinen wochen- oder sogar monatelangen Sommertörn zu machen, sondern in der Nähe zu bleiben, um uns zwischendurch immer mal ein bisschen kümmern zu können. Und weil wir von Segelzielen in der Umgebung hier auf dem Blog ja schon ausführlich erzählt haben, gibt’s gerade nicht so viel Neues von uns.

Ein weiterer Grund für die Blogpause, das muss ich wohl zugeben, ist natürlich auch dieser Wahnsinns-Sommer. Wer hat bei DEM Traumwetter schon Lust, mit dem Laptop auf dem Schoß an Bord zu sitzen und Blogbeiträge zu tippen, statt bei sommerlichen Temperaturen mit dem Skipper und anderen Seglern irgendwo im Hafen zu sitzen, zu klönen, zu grillen und ein Bierchen zu zischen? Also ich jedenfalls nicht! Es war so herrlich kurzweilig in den vergangenen Wochen: immerzu haben wir liebe Segelfreunde und -Bekannte getroffen und viele gemütliche und lustige Stunden verbracht. Blogbeitrag schreiben? Och nö, das muss doch jetzt nicht sein, dachte ich mir und hab‘ mir einfach hitzefrei gegeben. ☀️

Wohin könnte man denn mal segeln, wenn man in der Nähe bleiben will? Das war die große Frage. Minitörns nach Årø, Middelfart, Fåborg, Sønderborg, Langballigau und Flensburg sind natürlich immer eine Option, und da sind wir auch gewesen. Oder wir sind gleich morgens mit frischen Brötchen vom Havnekiosk zur Ankerboje nach Varnæs Vig gesegelt, haben an Bord gefrühstückt, uns im Cockpit gesonnt, sind zur Abkühlung ab und zu mal ins Wasser gesprungen (natürlich nie ohne den obligatorischen Feuerquallen-Check) und ein paar Runden ums Schiff geschwommen. Ihr glaubt ja gar nicht, wie gut es sich anfühlt, wenn man mitten in der Hauptsaison gegen 17.00 Uhr völlig entspannt wieder im Heimathafen einläuft und weiß, dass ein freier Liegeplatz auf einen wartet. Die Segler unter Euch wissen jetzt wahrscheinlich genau, was ich meine. 😉 Der Kampf um die Hafenplätze ist für uns in diesem Sommer zum Glück ein Fremdwort. Und das hat wirklich was, ein riesiger Pluspunkt!

Auch das beliebte Hafencamping in Dyvig hat seinen Charme nicht verloren. Relaxen, ein bisschen Yoga auf dem Hügel und dabei den traumhaften Blick über die Bucht genießen, stundenlang im Cockpit lesen, Spaziergänge nach Mjels Vig machen oder lauschige Abende im Hafen mit netten Leuten verbringen, die wir hier immer wieder kennenlernen – das kann gar nicht langweilig werden. Wir haben unser elbkind einfach als schwimmendes Ferienhaus genutzt.

Aber es stand auch ein neues Ziel auf unserer To-Do-Liste, wir wollten nämlich endlich mal nach Kalvø segeln. Ich kann wirklich nicht mehr zählen, wie oft andere Segler uns schon von dieser idyllischen kleinen Insel vorgeschwärmt hatten. Trotzdem haben wir es irgendwie in den letzten sieben (!) Jahren nicht geschafft, auch selbst mal hinzusegeln. Frag mich nicht, warum. Dabei liegt Kalvø quasi gleich um die Ecke, nur ca. 10 sm von Dyvig entfernt. Jetzt war die Gelegenheit da, und ich bin so froh, dass wir uns endlich aufgerafft haben – ich war nämlich sofort schockverliebt!

Kalvø ist nur 17 ha groß, hat um die 10 Bewohner und liegt am Ende der Genner Bucht nördlich des Åbenrå Fjords und der Halbinsel Løit. Die Insel ist durch einen Damm mit dem Festland verbunden. Besonders tief ist der Inselhafen nicht, deshalb haben wir unterwegs lieber noch mal unseren „Havnelods“ befragt und uns entschieden, gleich am ersten Steg festzumachen. Sicher ist sicher, denn je weiter man in den Hafen reinfährt, desto flacher wird es.

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Elbkind in Kalvø am Steg

Einen Hafenmeister gibt es nicht auf Kalvø, nur ein kleines Häuschen mit viel Infomaterial über die Insel und einen Automaten zum Bezahlen des Liegegelds haben wir vorgefunden. Wie ein freundlicher Herr im Hafen meinem Skipper erläuterte, klappern ehrenamtliche Mitglieder des Segelvereins abends die Stege ab, um sich zu vergewissern, dass die Gastlieger auch ordnungsgemäß eine Hafenmarke gekauft haben. So kann man’s auch machen.

In Sichtweite des Hafens liegen das Kalvø Badehotel und ein maritimes Museum, das aber leider geschlossen hatte. Es ist im ehemaligen Herrenhaus des Schiffsreeders Jørgen Bruhns untergebracht, der die Insel 1847 gekauft und eine der größten Schiffswerften der damaligen ZeIt errichtet hat.

Der „Kalvøstien“, ein gut befestigter Inselrundweg, hat uns auf unserer Erkundungstour durch abwechslungsreiche Natur mit Wald-, Feld- und Wiesenlandschaften und vorbei an grasenden Kühen geführt. Die natürlichen Bedingungen auf Kalvø sind für Wasservögel ideal, sie finden hier ausreichend Futter und können im Natur- und Wildreservat in Ruhe ihren Nachwuchs aufziehen. Der Spazierweg bietet verschiedene Aussichtspunkte mit Blick über Insel und Wasser, gemütliche kleine Rastplätze mit Tischen und Bänken und einen Steinpark mit Findlingen. Rund eine Stunde haben wir gebraucht, um die Insel zu Fuß zu umrunden.

Vom Spazierweg aus konnten wir einen ausgiebigen Blick auf die „Imme Sejr“ werfen. Sie ist ein Nachbau des Wikingerschiffs „Erantis“. Mehr Idylle geht doch wirklich nicht, oder?

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Wikingerschiff „Imme Sejr“

Abends haben wir – natürlich! – gegrillt. Das Grillen ist ja nach dem Segeln quasi der zweite Nationalsport der Dänen. So lange es nicht in Strömen gießt, wird bei uns gegrillt. Es gibt im Hafen von Kalvø einige Tische und Bänke mit Blick auf die Stege. Im Laufe des Abends füllte sich der Hafenplatz mit unzähligen auf Hochglanz polierten Oldtimern. Wir saßen mit vollem Mund mitten im Geschehen und hatten jede Menge zu gucken, stundenlang war richtig Halligalli im Hafen. Das Oldtimertreffen findet in den Sommermonaten übrigens immer montags statt. Ach ja, und immer dienstags treffen sich die Motorradfans. Wer’s also eher ruhig und friedlich mag, sollte vielleicht lieber an einem anderen Wochentag nach Kalvø segeln.

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Übrigens muss man sich als Segler darauf einstellen, dass es in Kalvø weder einen Laden noch einen Hafenkiosk gibt. Was bedeutet, dass man sowohl seine Frühstücksbrötchen als auch sämtlichen anderen Proviant mit an Bord haben sollte, wenn man sich Kalvø als Ziel ausgeguckt hat.

Falls es tatsächlich mal regnen sollte (was ja in diesem Sommer selten bis nie vorkommt) bietet die „Sejlerstue“ im Hafen einen schönen Treffpunkt. Dort gibt es einen Aufenthaltsraum, eine Küche und Waschmaschine und Trockner. Der Garten hinterm Haus ist mit einem Grill und mit Pergolawänden und hohen Hecken ausgestattet, hinter denen man Windschutz finden kann.

Wenn wir zu Gast in fremden Häfen sind, bummeln wir gern mal über die Stege und sehen uns alle Schiffe an. In Kalvø haben wir uns köstlich amüsiert, als uns dieser Schiffsname begegnet ist. Ist das nicht herrlich, was sich so mancher Bootseigner einfallen lässt? Ich muss unbedingt irgendwann noch mal einen Blogbeitrag zu diesem Thema schreiben, das wird garantiert lustig. „Hendes und Laurits“ (frei übersetzt: gehört ihr und Laurits) ist jedenfalls ein Musterbeispiel für den typisch dänischen, trockenen Humor, den ich so sehr mag.

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Wir haben zwar nur eine Nacht im Hafen von Kalvø verbracht, aber ich bin zuversichtlich, dass es nicht besonders lange dauern wird, bis wir wiederkommen. So eine junge Liebe muss schließlich gepflegt werden! 💝

Elbkind is back, und was treibt Daniel Düsentrieb eigentlich so im Winter?

Yippieh, die Segelsaison 2018 ist eröffnet und unser elbkind hat endlich wieder Wasser unterm Kiel!

Meine Güte, war das ein endloser Winter. 😳 Zum Glück gab es im März ein wenig Abwechslung für mich, ich war nämlich in Shanghai! Dort lebt momentan meine Lieblingstochter, und ein Besuch von Mama musste zwischendurch unbedingt sein, um schlimme Entzugserscheinungen zu vermeiden (#mamatochterliebe❤️👯‍♀️❤️). Duplizität der Ereignisse: vor einiger Zeit haben Thue und ich auch schon für ein paar Jahre in dieser faszinierenden Megacity gelebt. Deshalb habe ich mich natürlich gleich wieder heimisch gefühlt. Ich war wie ein Fisch 🐟 im Wasser! Wir hatten eine superschöne Mama-Tochter-Zeit, und außerdem hatte ich das Glück, dass zufällig einige liebe Freundinnen von damals gleichzeitig in Shanghai waren. Da gab es dann Mahjong-Nachmittage wie in alten Zeiten, Verabredungen zum Lunch, gemütliche Mädelsabende, gemeinsame Spaziergänge durch die geheimen Gassen von Shanghai… you name it! Ihr könnt Euch sicher vorstellen, dass zwei Wochen viel zu schnell vorbei waren. Und obwohl meine Reise wirklich nichts mit der Segelei zu tun hat, poste ich hier mal ein paar Eindrücke. Undine von Undiversell und Ulrike von Watt & Meer haben mich so nett gefragt, dass ich einfach nicht Nein sagen konnte…

Aber schnell zurück zum elbkind. In diesem Jahr musste mein Skipper den Krantermin und das Einräumen des Schiffs notgedrungen allein bewältigen, weil in meinem Kalender andere wichtige Termine vorgemerkt waren. Anfangs war ich ja noch traurig, dass ich an diesem wichtigen Tag – dem Auftakt der Saison – nicht dabei sein konnte, aber ich bin ehrlich: als ich den Wetterbericht gesehen habe, schlug die Enttäuschung fast schon in Erleichterung um. Eisige Kälte, Starkwind und Dauerregen (hat da einer Murphy’s Law gesagt?) bestimmten den lieben langen Tag das Wetter in Dyvig. Trotz aller Widrigkeiten hat Thue aber auch ohne meine Unterstützung den Krantermin gemeinsam mit dem Team der Nordborg Werft souverän gemeistert. Und ein schlechtes Gewissen brauchte ich eigentlich auch gar nicht zu haben – ich wusste schließlich genau, dass an Bord immer noch genügend Arbeit für mich liegenbleibt. Die hat mir bisher sowieso noch keiner weggenommen. Unter Deck musste noch gründlich Klarschiff gemacht und geschrubbt werden, und da ist dann die Meisterin des Putzlappens gefragt. Ja, genau – das bin ich. Niemand kann es mir recht machen, und ich nörgele so lange rum, bis mein Skipper mir freiwillig und liebend gern die ganze Arbeit überlässt. Jetzt, wo ich drüber nachdenke, fällt mir auf, dass das taktisch eigentlich total unklug ist! 😳

Während der Winterpause hat sich Thue (wie immer) mit kleineren Projekten zur Optimierung unseres Schiffs die Zeit vertrieben. Es ist ihm nämlich total gegen seine Segler-Ehre gegangen, dass es uns in den letzten Jahren nicht so recht gelingen wollte, das Großsegel optimal zu trimmen. Wie das auf Fotos aussieht, das geht doch gar nicht! Was sollen denn die anderen Segler denken?! Zum Glück ist der Winter lang, und so konnte stunden- und tagelang im Netz recherchiert, gegrübelt und in der Kellerwerkstatt gewerkelt und getüftelt werden. Und es gibt selbstverständlich auch eine Lösung, vorher würde so ein Vollblut-Tüftler ja niemals Ruhe geben! Vor einigen Wochen haben wir das elbkind dann im Winterlager in der Nordborg-Werft besucht und die neue Technik wurde noch in der Halle am Mast angebracht. Unser Großfall läuft jetzt doppelt über einen Block und ist statt 10 nur noch 8 mm stark. Durch die 2:1-Übersetzung ist es viel leichter zu bedienen und hat außerdem einen Dynema-Kern. Daher gibt es nicht mehr so stark nach und das Großsegel steht nun wie eine Eins (Zitat vom Skipper: das wirkt quasi wie Viagra fürs Segel 😂). Und was theoretisch möglich ist, kommt ja bekanntlich auch in der Praxis vor – die neue Technik funktioniert tatsächlich einwandfrei! 🤗

Außerdem wollte mein Skipper die Öffnung, durch die die Fallen unter der Sprayhood zu den Klemmen laufen, mit einem Einsatz auszurüsten, der zukünftig den Durchfluss vom Seewasser verhindern soll. Natürlich lässt es sich nicht völlig vermeiden, dass Wasser vom Vorschiff ins Cockpit läuft, wenn mal eine größere Welle übers Vorderdeck schießt, aber wir sind zuversichtlich, dass durch den neuen Einsatz wenigstens der Löwenanteil zurückgehalten werden kann. Im letzten Sommer haben wir wegen der Durchlässe ja schon nasse Erfahrungen machen müssen, deshalb musste dringend Abhilfe geschaffen werden. Zum Glück ist Thues zweiter Vorname Daniel Düsentrieb: Ruckzuck wurde im Internet eine Bürstenleiste aus Kunststoff bestellt, auf die richtige Länge gesägt und mit zwei Löchern versehen. Anschließend wurde diese Vorrichtung mit zwei Kabelbindern im Hohlraum über der Öffnung befestigt. Und so sieht das Ergebnis aus:

Pingelig wie mein Skipper ist, will er die Bürstenleiste demnächst aber noch mal austauschen. Beim Durchbohren der Schiene sind nämlich einige Borsten auf der Strecke geblieben, und das darf natürlich nicht sein. 🙃

Inzwischen genießen wir wieder das Leben an Bord, waren schon auf Årø, in Åbenrå und haben traumhaft-sonnige Tage an der Ankerboje und in unserem Lieblings-Heimathafen Dyvig verbracht. Dazu gehören auch immer wieder schöne Begegnungen mit anderen Seglern. Natascha und Olav zum Beispiel, die beiden sind seit kurzer Zeit stolze Besitzer einer Nordborg 37 mit dem schönen Namen Sóley. Leider liegt das Schiff zukünftig weit weg in der Yachthafen-Residenz Rostock Hohe Düne. Aber wir hoffen, dass die Sóley sich zukünftig häufiger mal nach Dyvig verirrt, damit lustige Grillabende im Hafen, wie dieser, keine Ausnahme bleiben:

Heute Abend haben wir hier in Dyvig Monika und Eberhard kennengelernt und bei einem Glas Wein gemütlich geplaudert. Die beiden segeln eine HR 31, haben ihren Heimathafen im schönen Arnis an der Schlei und genießen lange Segelsommer im Ruhestand. Wir freuen uns immer ganz besonders, wenn wir die Segler, die uns früher schon einmal auf unserem Blog begegnet sind, auch persönlich kennenlernen. 😊

So schön wie diese Saison angefangen hat, darf sie gern weitergehen. Bisher spielt das Wetter unglaublich gut mit, und es gibt nichts zu meckern. ⛵️☀️Wir haben beschlossen, in diesem Sommer eher kürzere Törns zu machen, denn zum Glück muss man in unserem reizvollen Revier nicht weit weg segeln, um interessante Ziele zu erreichen. 🇩🇰♥️🇩🇰 Und wenn dann die nächste Schlechtwetterfront naht, flüchten wir einfach schnell wieder nachhause aufs Sofa. 😉

Update 2018: Öffnungszeiten der Brücke in Sonderburg (Kong Christians den X’s. Bro)

A C H T U N G! Hier geht’s zum Update für die Saison 2019

Ahoi Ihr Lieben!

Im Juni 2017 haben wir Euch über die neuen Öffnungszeiten für die Klappbrücke in Sønderborg (dänisch: Kong Chr. den X´s. Bro) informiert. Schnell zeigte sich, dass das Thema viele Segler interessierte, der Beitrag wurde so häufig angeklickt wie kein anderer auf unserem Blog! Aber nichts ist so alt wie die Info vom letzten Jahr – in 2018 gibt es ein paar kleine Änderungen:

Öffnungszeiten:

Während der Sommerperiode vom 1. April bis 31. Oktober ist die Brücke zwischen 6.30 und 22.00 Uhr „bemannt“,  in der Winterperiode vom 1. November bis zum 31.März zwischen 6.30 und 15.45 Uhr.

Die erste Durchfahrt im Sommer ist um 6.35 Uhr möglich, die letzte um 21.35 Uhr bzw. im Winter um 15.35 Uhr.

Die Uhrzeit für die nächste Öffnung wird jeweils im Display am Brückenpfeiler angezeigt.

Vom 1. April bis 31. Oktober (Montag bis Freitag):

6.38 Uhr, 8.38 Uhr, 9.38 Uhr, 10.38 Uhr, 11.38 Uhr, 12.38 Uhr, 13.38 Uhr, 14.38 Uhr, 15.38 Uhr, 16.38 Uhr, 17.38 Uhr, 18.38 Uhr, 19.38 Uhr, 20.38 Uhr, 21.38 Uhr.

Vom 1. April bis zum 31. Oktober (Samstags und Sonn- und Feiertage):

6.38 Uhr, 7.38 Uhr, 8.38 Uhr, 9.38 Uhr, 10.38 Uhr, 11.38 Uhr, 12.38 Uhr, 13.38 Uhr, 14.38 Uhr, 15.38 Uhr, 16.38 Uhr, 17.38 Uhr, 18.38 Uhr, 19.38 Uhr, 20.38 Uhr, 21.38 Uhr.

Sofern der Brückenwärter es für notwendig hält, wird die Brücke in den Monaten Juli und August auch jeweils auf Minutenzahl 01 geöffnet, ausgenommen sind an Werktagen die Zeiten 7.01 Uhr und 8.01 Uhr.

In der Zeit vom 1. November bis 31. März wird die Brücke montags bis freitags jeweils stündlich in der Zeit von 6.38 Uhr (ausgenommen 7.38 Uhr) bis 15.38 Uhr geöffnet.

Öffnungszeiten samstags, sonntags und an Feiertagen: jeweils stündlich in der Zeit zwischen 6.38 Uhr und 15.38 Uhr.

Wer die Brücke außerhalb der genannten Öffnungszeiten passieren möchte, wird mit 300 dänischen Kronen für die Durchfahrt zur Kasse gebeten.

Der Brückenwärter kann während der Öffnungszeiten über Funk auf dem VHF Kanal 16 oder telefonisch unter (0045) 74 42 39 39 kontaktiert werden. Wir empfehlen Euch aufgrund unserer Erfahrungen aber eher den telefonischen Kontakt. 😉

Durchfahrtshöhe:

Die Durchfahrtshöhe beträgt bei geschlossener Brücke im Klappfach je nach Wasserstand ca. 4,5 m, im schmaleren Brückenfach westlich des Klappbrückenbereiches ca. 6 m.

Alle Angaben haben wir dem „danske havnelods“  entnommen. Irrtümer sind vorbehalten.

En lille julehilsen… 🎄🎅🏼

Ahoi, Ihr Lieben! Trotz Weihnachten und Schietwetter hat es uns heute wieder mal ans Wasser gezogen – hier kommen ein paar nasskalte Impressionen aus dem Yachthafen Skovshoved am Øresund für Euch.

Bei dieser Gelegenheit möchten wir uns für Eure Treue und Eure netten Kommentare, die dieses Blog erst richtig lebendig machen, ganz herzlich bedanken. ♥️

Wir grüßen Euch herzlich aus Dänemark, wünschen Euch ein gemütliches Rest-Weihnachten mit Euren Liebsten und einen guten Start in ein gesundes, glückliches neues Jahr – an Land oder auf dem Wasser!

Eure „elbkinder“

Martina & Thue ⛵️

Dusche to go und andere Katastrophen 

Ahoi Ihr Lieben! Ist dieses Novemberwetter nicht gruselig? Alles grau in grau, gefühlt regnet es ununterbrochen. Da passt es doch gut, dass ich noch ein paar Segelgeschichten aus dem Sommer auf Lager habe, oder? Also, macht es Euch einfach auf dem Sofa gemütlich, schenkt Euch ein Käffchen oder ein Glas Rotwein ein und kommt noch mal mit uns an Bord. Throwback in den Sommer 2017 – beam us up, Scotty! ☀️⛵️

Wo waren wir eigentlich stehengeblieben? Wenn Ihr Euch jetzt nicht mehr erinnern könnt, ist das gar kein Beinbruch, denn ehrlich gesagt muss ich mich auch ganz schön konzentrieren, weil unser Sommertörn schon wieder so lange zurückliegt. Richtig, unser elbkind lag in Wismar, und wer sich daran noch erinnern konnte, bekommt hundert Punkte und gewinnt ein Federballspiel! Wismar ist wirklich eine wunderschöne und geschichtsträchtige Stadt, und es gibt unglaublich viel zu besichtigen und zu erkunden. Wir hatten trotzdem keine Lust, tagelang bei Sturm und strömendem Regen durch die Straßen zu latschen und die Zeit totzuschlagen. Außerdem wird Lesen auf die Dauer auch langweilig und zum Spielen kann ich meinen Skipper trotz vieler verzweifelter Überredungsversuche ja leider nicht motivieren. Was tun? Kurzentschlossen haben wir uns in den Zug nach Hamburg gesetzt und das nervige Tiefdruckgebiet auf dem Sofa abgewettert. Drei Tage später um die Mittagszeit saßen wir schon wieder im Zug von Hamburg nach Wismar, das ungemütliche Wetter hatte sich zum Glück etwas beruhigt und es ging zurück an Bord.

Die halbe Stunde Umsteigezeit in Schwerin haben wir genutzt, um im Bahnhofscafé ein Käffchen zu trinken und noch schnell ein paar belegte Brötchen als Törnproviant zu besorgen. Bloß keine Zeit verlieren hieß das Motto, denn unser Entschluss stand fest: das kurze Wetterfenster der kommenden zwei Tage wollten wir unbedingt nutzen, um über Fehmarn zurück nach Dyvig zu kommen. Koste es, was es wolle, die Wetterprognose sah nämlich schon wieder zappenduster aus – das nächste Tiefdruckgebiet war im Anmarsch. Sommer eben… 😉

Kaum waren wir am Bahnhof angekommen, ging es auch schon im Stechschritt zurück zum Hafen, wo uns unser elbkind wohlbehalten erwartete. Thue war sichtlich erleichtert, er hatte sein Schiff wirklich nur sehr schweren Herzens zurückgelassen und konnte sich zuletzt nur losreißen, weil direkt gegenüber unseres Liegeplatzes am Brunowkai ein Polizeirevier lag.

Ruckzuck waren die Taschen wieder ausgepackt, die Segelklamotten über die Knochen gerissen, und schon eine halbe Stunde nach Ankunft im Hafen ließen wir Wismar im Kielwasser zurück. Für unsere Verhältnisse war es zwar viel zu windig und normalerweise wären wir bei so einer Wetterlage auch niemals ausgelaufen, aber nun hieß es: Augen zu und durch!

Tagelang hatte es kräftig geweht, wir waren schließlich nicht ohne Grund nachhause geflüchtet. Weil wir damit rechneten, dass uns auf der Strecke eine alte Welle das Leben schwer machen würde, wollte mein Skipper den Dieseltank vorsichtshalber auffüllen. Man weiß ja nie, was einen unterwegs so alles erwartet, und mit einem halbvollen Tank durch die Wellen zu schwabbeln war nicht gerade unsere Wunschvorstellung. Wir machten längsseits an der Bunkerstation am Ostufer des Ölhafens fest und forderten über einen Pager den Tankwart an. Nur ein paar Minuten später kam ein netter junger Mann auf einem Bagger angerauscht und kümmerte sich um uns. Hau rein, mach voll den Tank, und den Reservekanister auch gleich mit, wenn wir schon mal hier sind. Schnell war alles erledigt und die Bordfrau konnte die EC-Karte zücken. Sogar eine richtige Rechnung bekam ich noch in die Hand gedrückt, wie vornehm! Nach wenigen Minuten hieß es wieder Leinen los, und weiter ging die Motorfahrt durch die Wismarer Bucht.

Der Wind wehte viel nördlicher als vorhergesagt. Als wir uns beinahe schon damit abgefunden hatten, dass die Segel unten bleiben und wir die ganze Strecke motoren müssen, drehte wider Erwarten der Wind zu unseren Gunsten, so dass wir das Groß setzen konnten. Vorsichtshalber hatte Thue im Hafen noch ein Reff eingebunden. Inzwischen hatte der Wind bis zu 13 m/s aufgefrischt. Nachdem wir das Segel noch einmal richtig getrimmt und auch die Fock ausgerollt worden hatten, rauschte unser elbkind durch die Wellen und wir machten zwischen 6 und 7 kn Fahrt über Grund. Na siehste, geht doch!

Etwas später lugte die Sonne endlich hinter den dunklen Wolken hervor und der Wind hatte sich zwischen 9 und 11 m/s eingependelt. Immer häufiger kamen nun Wellen übers Vorderdeck, die zwischendurch sogar das Cockpit erreichten. Und so kam, was kommen musste: Thue, der nur in Jeans und Windbreaker am Steuerstand stand, bekam ganz unvermittelt eine kräftige Seewasserdusche verpasst. Tropfnass und fluchend musste er einsehen, dass Ölzeug und Südwester eindeutig das passendere Outfit waren. Kurze Zeit später stand er dann in voller Montur wieder am Ruder, während ich mich lieber unter die Sprayhood verkrümelte…

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Thue in voller Montur. Aus Schaden wird man klug!

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Dann wurde das Wetter rauer und der Wind drehte bis zu 16 m/s auf, der hatte wohl wieder mal die Wettervorhersage verpasst. Immer wieder kamen kräftige Brecher übers Deck. Auf diese Wetterkapriolen waren wir überhaupt nicht vorbereitet und hatten die Steckschotts zum Niedergang natürlich wie immer in der Backskiste gelassen. Und darum war das nächste Malheur auch schon vorprogrammiert: mit einem weiteren Brecher, der übers Vorderdeck kam, zischte das Ostseewasser durch die Aussparung für die Fallen und lief in Strömen den Niedergang weiter runter in den Salon. So standen binnen kürzester Zeit beachtliche Salzwasserseen unter dem Kartentisch und auf der Arbeitsplatte der Kombüse. Verflucht! Dieser Törn entwickelte sich zu einer echten Herausforderung für uns Schönwettersegler…😬

Nach rund fünf Stunden auf dem Wasser näherten wir uns allmählich unserem Zielhafen Burgtiefe auf Fehmarn. Als wir das Landlee der Insel erreicht hatten, holten wir die Segel ein. Durch die relativ enge, gut betonte Fahrrinne steuerten wir den geschützten Hafen an und haben trotz der späten Stunde (mittlerweile war es 20:30 Uhr) noch einen Liegeplatz im Innenhafen ergattert. Freundliche Stegnachbarn nahmen unsere Vorleinen an und wir waren erleichtert, als wir endlich am Steg fest waren. Geschafft! Die erste Etappe unseres Törns hatten wir gemeistert. Darauf mussten natürlich erstmal ein paar Bierchen in der Hafenkneipe gezischt und nebenbei die beeindruckenden Salzkrusten auf Thues Händen bestaunt werden. Kurz vorm Schlafengehen knurrte dann plötzlich mein Magen, da fiel mir auch endlich das belegte Brötchen wieder ein, das noch immer auf mich wartete. Ein kühles Landungsbier hatte nach diesem abwechslungsreichen Törn einfach Priorität! 🍺

Der nächste Morgen weckte uns mit Sonnenschein und Flaute, und die letzte Etappe unseres Sommertörns stand an. Eins war sicher: wenn wir nicht segeln können, motoren wir! Weil wir keine Zeit verlieren wollten, gab es das Frühstück unterwegs, und schnell kam die Fehmarn-Sund-Brücke in Sicht. Das war mal eine ganz neue Perspektive, denn bisher hatten wir die Brücke auf dem Weg zur Fähre Puttgarden-Rødby immer nur mit dem Auto überquert.

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Wir nähern uns der Fehmarn-Sund-Brücke

Segelfreunde, die sich in diesem Revier gut auskennen, hatten uns vorsorglich auf die Schießgebiete auf der Route aufmerksam gemacht, die wir nun umfahren mussten. Der Motor brummte, und noch immer herrschte Flaute. Ganz schön langweilig… Nach wie vor stand eine kräftige Welle vom Vortag, die wieder übers Vorschiff zischte und uns im Laufe des Vormittags noch zum Verhängnis werden sollte, denn leider hatte ich vor dem Ablegen nicht daran gedacht, die Luke im Vorschiff von „Lüftung“ auf „pottendicht“ zu verschließen. Ein fataler Fehler. Als ich den Niedergang herunterkletterte, traute ich meinen Augen nicht: unter Deck war alles nass, besonders die Vorderkabine hatte es erwischt. Bettzeug, Auflagen, Polster, Matratzen… alles klitschnass! Das Wasser hatte sich seinen Weg durch den Lüftungsschlitz der Luke gesucht und dabei ganze Arbeit geleistet. Stinksauer, fluchend und den Tränen nahe schleppte ich die gesamte Schlafausrüstung an Deck. Zum Glück schien ja die Sonne, so dass alles an der frischen Luft getrocknet werden konnte – wenigstens notdürftig. Einige Tage später haben wir unserem Bootsbauer diese kleine Anekdote erzählt. Der meinte ganz trocken, nasses Bettzeug sei doch gar kein Problem – man müsse eben nur das eigene Outfit anpassen und in Ölzeug statt im Pyjama schlafen gehen. Dänischer Humor! 😂

Das Schiff sah jedenfalls wie ein schwimmender Waschsalon aus, aber seht selbst:

Ursprünglich hatten wir vor, noch eine Nacht in Sønderborg zu verbringen, bevor es zurück nach Dyvig ging. Als wir dann gegen Abend die Sønderborg Marina an Steuerbord hatten, waren wir uns aber schnell einig, dass wir uns auch noch die letzten zwei Stunden ans Bein binden und bis nach Dyvig durchfahren – es zog uns einfach zurück in unseren Lieblings-Heimathafen. Pünktlich um 18.00 Uhr öffnete sich die Klappbrücke nur für uns, und das elbkind war das einzige Schiff, das in den Alssund einlief. Insgesamt sind wir an diesem Tag zwölf Stunden unter Motor unterwegs gewesen, und das ist natürlich echte Königsdisziplin für Segler…😧

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Unsere Route von Burgtiefe nach Dyvig

Wie schon in den Jahren zuvor waren die 12-m-Klassiker zum Tune Up Race wieder in Dyvig zu Gast, und das lässt sich der Prinz Hendrik natürlich nicht entgehen – er war mit der „Dannebrog“ angereist. Auch für uns gab’s viel zu gucken. Ein schöner Empfang nach fast sieben Wochen an Bord!

Dannebrog
Die „Dannebrog“ in der Einfahrt zur Stegsvig
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Ein echter Augenschmaus: die 12-m-Klassiker

Mit diesem schönen Bildern aus dem Sommer wünschen wir Euch eine schöne und gemütliche Adventszeit 🎄🎅🏼. Der Dezember steht vor der Tür, und damit die Sonnenwende – das heißt, dass wir bald schon wieder rückwärts zählen können und die nächste Segelsaison naht! 🤗 Bis bald, Martina & Thue

# Traurigster Tag im Jahr…

Ahoi Ihr Lieben,

genießt Ihr die Herbsttage und macht es Euch zuhause so richtig schön gemütlich? Ich mag ja diese Jahreszeit. Im Herbst ist alles ist im Wandel, ich liebe das bunte Laub, die Stoppelfelder, das goldene Licht, die Drachen am Himmel und den Geruch von feuchter Erde.

Herbst heißt für uns aber auch immer Abschied nehmen. Vorgestern war es wieder so weit, der Krantermin stand im Kalender. Der Tag, den meine Instagram-Segelfreundin Elbseglerin absolut treffend mit #traurigstertagimjahr bezeichnet hat. Schon liegt die Segelsaison 2017 wieder hinter uns. Wer hat an der Uhr gedreht?

Krantermin – ein Tag, an dem sich bei uns immer ein Hauch von Melancholie breitmacht, denn der Winter in Nordeuropa ist gefühlt endlos. Was das betrifft, segeln wir wahrscheinlich nicht in den richtigen Gefilden. Weil unser Segelrevier aber so wunderschön ist und wir uns überhaupt nicht vorstellen können, das Schiff nur wegen des schöneren Wetters in den sonnigen Süden zu verlegen, dauert unsere Saison eben nur von Mitte Mai bis Anfang Oktober. So ist es, und so bleibt es auch.

Der Herbst kam zwar auf leisen Sohlen, aber plötzlich war er da. Das ist ja mit Weihnachten immer so ähnlich. Schon, als das Wetter Mitte September noch mal ganz manierlich war und wir ein letztes Mal Kurs auf Årø und Apenrade genommen haben, war ganz deutlich spürbar, dass sich die Segelsaison nun bald dem Ende zuneigt. Der Hafen von Årø, der in der Hauptsaison normalerweise aus allen Nähten platzt, war fast menschenleer – außer uns hatten gerade mal 5 Schiffe festgemacht und unser Lieblingsrestaurant Brummers Gård hatte nur noch an drei Tagen in der Woche geöffnet. Morgens waren die Fenster im Schiff total beschlagen und es hat ewig gedauert, bis die Sonne es endlich geschafft hat, das Cockpit zu trocknen, damit wir draußen frühstücken konnten. Abends wurde es früh dunkel, und trotz Fleecepulli und viel gutem Willen war es einfach zu frisch, um noch mit einem Glas Wein in der Hand draußen zu sitzen und den Hafenblick zu genießen. Es half nichts, seufzend haben wir uns unter Deck verkrümelt, die Dieselheizung angestellt und die Bordlektüre rausgekramt. Was ja grundsätzlich auch gemütlich ist, aber vielleicht eher zuhause auf dem Sofa – der Winter ist ohnehin lang genug. Bei uns gehört zum Segeln einfach auch das Outdoor- und Hafenleben dazu.

Herbstspaziergang mit Tesso
Zum letzten Mal in diesem Jahr – ein Inselspaziergang mit Leihhund Tesso

Auf unserem letzten Segelausflug in diesem Jahr hat Petrus es übrigens noch mal richtig gut mit uns gemeint – der kurze Törn von Årø nach Apenrade unter Vollzeug war rückblickend wohl der schönste der ganzen Saison. Endlich mal stabiler, moderater Wind und über Stunden herrliches Segeln bei blauem Himmel und Sonnenschein! An Tag zwei durften wir noch für ein paar Stunden an der Ankerboje die Sonne im Cockpit genießen, aber dann ging’s zurück nach Dyvig, denn die Segel sollten möglichst trocken abgeschlagen werden. Ich bin übrigens fest davon überzeugt, dass Petrus das mit dem schönen Wetter extra macht. Da steckt Taktik dahinter. Alles geschickt eingefädelt, damit man sich zum Saisonende doch noch mit dem Wetter versöhnt. Aber zu diesem Thema habe ich mich ja letztes Jahr zum Saisonende schon mal ausgelassen.

In Dyvig fand dann ganz spontan ein Get-Together einiger Nordborg-Crews statt. Aus allen Himmelsrichtungen trudelten an diesem Wochenende zahlreiche Schiffe ein, die ausgekrant werden und bei der Nordborg-Werft überwintern sollten. Dietrich mit seiner Nordborg 34 Melusina zum Beispiel. Seit April ist er ganz allein unterwegs gewesen und hat es sage und schreibe bis zu den Lofoten geschafft! Zwischendurch hatte er zwar gelegentlich Gäste an Bord, aber den größten Teil der Strecke hat er als Einhandsegler bewältigt. Hut ab vor dieser seglerischen Leistung!

Wirklich gefreut haben wir uns, die Crews der Molch und der Schabernack in Dyvig wiederzutreffen. Den ganzen Sonntag lang wurde viel geklönt, aber auch auf allen Schiffen hart gearbeitet. Die Sonne lachte vom blauen Himmel und es war windstill – perfekte Bedingungen, um auch noch das letzte Bisschen Feuchtigkeit aus den Segeln zu bekommen, bevor sie eingepackt wurden. Gegen Abend waren dann die Segel abgeschlagen, zusammengelegt und in Säcken verstaut, alle Schiffe waren blitzblank geschrubbt, poliert und aufgeräumt und die Kofferräume unserer Autos bis obenhin vollgepackt. Geschafft!

Segeltrocknen in der Herbstsonne
elbkind und Schabernack beim Trocknen der Segel am Steg

Als Belohnung für so viel Fleißarbeit haben wir spontan einen Tisch im Restaurant Skipperstuen im Dyvig Badehotel bestellt und uns zu sechst bei einem leckeren dänischen Abendessen gebührend von der Segelsaison verabschiedet. Vorher gab es auf der Hotelterrasse sogar noch einen Sundowner unter freiem Himmel mit Blick über die Dyvig Bucht, das war richtig hyggeligt! Leider war ich an diesem Abend zu beschäftigt, um Fotos zu machen… 😉

Ein paar Tage später war er dann da, der traurigste Tag im Jahr. Während ich mich zuhause im warmen Bettchen noch mal umdrehen durfte, machte mein Skipper sich schon gegen fünf Uhr morgens auf den Weg nach Dyvig, um unsere elbkind auf ihrem Weg ins Winterlager zu begleiten. Als ich aufwachte, hatte Thue mir schon das erste Video geschickt.

Total gespannt waren wir auf den Zustand des Propellers, denn im Frühjahr hatte unser Bootsbauer eine kleine Studie gestartet. Er wollte testen, welches Antifouling die besten Ergebnisse gegen Seepockenbefall bringt und hat die Propeller mehrerer Schiffe mit unterschiedlichen Systemen behandelt, um am Saisonende die Ergebnisse zu vergleichen. Leider hatten wir nicht den richtigen Primer benutzt, deshalb war das Ergebnis auch nicht besonders überzeugend bzw. aussagekräftig. Obwohl der Anstrich komplett abgeblättert ist, waren deutlich weniger Seepocken zu verzeichnen als im letzten Jahr. Der nächste Versuch ist im kommenden Jahr geplant, wir werden natürlich berichten.

Segel in der Sonne

Nach dem Kranen ging es im Konvoi nach Nordborg zur Bootswerft, wo der arme Thue bei strömendem Regen das Freibord geschrubbt und das Deck gewaschen hat.

Unterwegs ins Winterlager
Im Konvoi unterwegs zur Werft…

Nun ist die schönste Zeit im Jahr für uns also wieder vorbei. Ein paar Throwback-Berichte vom Sommer 2017 habe ich aber noch für Euch auf Lager. So viel will ich schon mal verraten: wenn Schadenfreude für Euch die schönste Freude ist, kommt Ihr ganz bestimmt auf Eure Kosten… 😜

 

 

Wie die Jungfrau zum Kind…

… sind wir zu einem Artikel über uns und unser elbkind in der Zeitschrift Segeln gekommen. „Ich und mein Boot“ heißt die Rubrik, in der über uns berichtet wird.

Über unser Instagram Account war der verantwortliche Journalist, Jan Maas, auf uns aufmerksam geworden. Ende August kam er dann nach Dyvig und hat uns an Bord besucht, um ein bisschen mit uns zu klönen. Viel schneller als erwartet ist der Bericht vor ein paar Tagen in der Oktober-Ausgabe erschienen. Korrekturlesen durften wir nicht, aber im Großen und Ganzen stimmt alles. 😉

Wir wünschen Euch viel Spaß beim Lesen und gemütliche Herbsttage! 🌻🍃🍄🍁

Eure elbkind-Crew

Martina & Thue


Wismar und die Flucht aufs Sofa

Ahoi Ihr Lieben, da sind wir wieder – Willkommen zurück an Bord auf unserem Törn von Kühlungsborn nach Wismar. Wo ist bloß die Zeit geblieben? Das alles liegt nun schon wieder einige Wochen zurück, aber unser Segeltagebuch soll natürlich noch vervollständigt werden.

Erst am späten Nachmittag hatten wir den Bootshafen Kühlungsborn im Kielwasser zurückgelassen. Nun hatten wir den Wind direkt von vorne, und das bedeutete, dass die „Unterwasser-Genua“ aktiviert werden musste. Der Volvo schnurrte vor sich hin und ein fieser Ostseehack machte uns das Leben schwer, denn der frische Wind aus den Tagen zuvor hatte dafür gesorgt, dass sich eine Welle von ca. anderthalb Metern aufgebaut hatte. Tapfer kämpfte unser elbkind gegenan, während Thue die Geschwindigkeit immer wieder der Welle anpasste, damit wir nicht zu sehr durchgeschaukelt wurden. Trotz seiner Bemühungen befiel mich schnell eine bleierne Müdigkeit – meistens ein Anzeichen für beginnende Seekrankheit. Aber die Fische zu füttern kam überhaupt nicht in Frage! Mit starrem Blick auf die Küste rettete ich mich irgendwie über die Runden und ich hoffte inständig, dass diese blöde Geigerei möglichst schnell vorübergeht. Wer noch nie seekrank war, bekommt im nachfolgenden Filmchen ein paar aufschlussreiche Infos zum Thema. Schlecht ist es natürlich, wenn man keinen Apfelkuchen an Bord hat. 😂


Allmählich erreichten wir die Wismarbucht und tuckerten durch das gut betonnte Fahrwasser. Die Insel Poel mit dem Hafen Timmendorf ließen wir an backbord liegen, dann folgte an steuerbord der Yachthafen Wendorf. Inzwischen hatte sich der Wind fast vollständig gelegt, am Abendhimmel tauchte sogar ein Heißluftballon auf. Was für ein toller Anblick! Kurz vor der Hafeneinfahrt begrüßte uns ein freundlich dreinblickender Schwedenkopf auf einem Duckdalben.

Langsam näherten wir uns Wismar. Unterwegs hatten wir den Hafenführer intensiv studiert, waren uns aber trotzdem nicht sicher, welcher Hafen denn nun eigentlich der richtige für uns ist. Nun wurden alle Häfen einfach der Reihe nach abgeklappert. Zuerst steuerten wir den Westhafen an, aber es war leider schon zu spät – alle Boxen waren voll belegt und außerdem schwamm jede Menge Seegras im Wasser, das mein Skipper nicht im Propeller haben wollte. Nix wie weg, weiter ging es in den Alten Hafen gleich nebenan. Hier waren fast alle Plätze für die Berufsschifffahrt reserviert, wir hätten nur längsseits festmachen können und außerdem wirkte der Hafen sehr unruhig. Am Ende blieb uns nur noch eine Möglichkeit – es ging am Torfterminal vorbei zum „Wasser-Wanderrastplatz“ am Brunowkai. Genau eine Box gab es noch, in die unser elbkind passte, die freundliche Besatzung eines Charterboots nahm unsere Leinen an. Neben uns am Steg eine Nordborg 30 aus Lübeck, deren Crew sich erstmal nicht blicken ließ. Auf der gegenüberliegenden Seite des Hafens war ein Kran damit beschäftigt, unter lautem Getöse ein Frachtschiff mit Holz zu beladen. Ach Du Schreck… – hoffentlich machen die nachts Pause… 😳 Machten sie – zum Glück!

Hafenrundfahrt
Kleine Hafenrundfahrt in Wismar
Holzhafen Wismar
Im Holzhafen war beinahe durchgehend geöffnet…
Als wir an einem der Fingerstege festgemacht hatten, brachte Thue wegen des angekündigten Windes noch schnell ein paar Springleinen an. Sicher ist sicher. Dann aber flott raus aus den Segelklamotten und ein bisschen frischgemacht, rüber zum Servicegebäude und das Hafengeld in einen Briefumschlag und den in einen Briefkasten gesteckt. Anschließend ging es zu Fuß in die Stadt. Der Wind hatte Pause, es war trocken mit angenehmen Temperaturen und wir konnten draußen sitzen. Ich weiß ja nicht, wie es den Seglern geht, die Ihr hier gerade mitlesen, aber nach mehreren Wochen an Bord und frischer Luft um die Nase können wir es in geschlossenen Räumen kaum aushalten, eigentlich gar nicht. Das fällt uns immer dann auf, wenn wir unterwegs mal essen gehen und besonders natürlich, wenn die Segelsaison vorbei ist. Noch wochenlang reißen wir zuhause sämtliche Fenster und Türen auf,  bis wir uns endlich wieder an das Leben in einem Haus gewöhnt haben. 😄 Frische Luft ist im Sommer einfach unser Lebenselixier.

Unser Ziel war das Brauhaus am Lohberg, das in einem historischen Gebäude direkt gegenüber des Alten Hafens liegt. Hier sind wir eingekehrt, haben eine Kleinigkeit gegessen und die Bierkarte rauf und runter probiert. Das Rennen hat am Ende das Wismarer Pilsener vor dem Roten Erik  gemacht, insgesamt waren wir uns aber einig, dass dem Gerstensaft ein wenig „Prickel“ fehlte. Beim Flammkuchen war geschmacklich noch Luft nach oben, aber wenigstens war er warm und machte satt, das war an diesem Abend die Hauptsache.

Am nächsten Tag haben wir Wismar dann zu Fuß erkundet. Vom Hafen aus ging es durch das alte Stadttor in Richtung Innenstadt und wir haben uns von den kurzen Regenschauern, die zwischendurch immer wieder runterkamen, nicht den Spaß verderben lassen. War das schön! Wismars Altstadt gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe, und eigentlich ist die Bezeichnung schön völlig untertrieben. Die gut erhaltenen historischen Gemäuer, schönen Giebelhäuser und farbenfrohe Fassaden der Stadt haben uns sofort begeistert. Ich musste natürlich die Nikolaikirche besichtigen, während mein Skipper durch die Straßen streifte. Besonders sehenswert fanden wir den genau 100 x 100 m großen Marktplatz mit dem Wahrzeichen der Stadt, der Wismarer Wasserkunst. Sie stammt aus dem 16. Jahrhundert und hat seinerzeit die Bürger der Hansestadt mit Trinkwasser versorgt.

In der Altstadt sind wir auf dieses Straßenschild gestoßen. Da reibt man sich schon mal die Augen. Was hat denn das zu bedeuten?? Ein Schelm, der dabei schlüpfrige Gedanken hat. Natürlich habe ich mich sofort schlaugemacht und bin im Netz fündig geworden. Man lernt ja immer was dazu…

Tittentasterstraße
Tittentasterstraße
Wahrscheinlich ist, dass der Name durch das Abtasten von Brüsten in eben jener Straße entstand. Durch das Abtasten überprüfte man früher die Stillfähigkeit von Ammen, welche sich bei der Aussicht auf eine Einstellung in der Gasse aufstellten und ihre Dienste anboten. Viele wohlhabende Familien haben früher nicht nur die Kindererziehung, sondern auch die Milchversorgung einer Amme anvertraut.

Abends saßen wir dann bei strömendem Regen beim Italiener am Marktplatz. Natürlich wieder open air, unter einem der Regen Sonnenschirme. 😄 Schon seit einigen Tagen war mein Liebster wegen der Wetteraussichten ziemlich beunruhigt, denn ein weiteres Tiefdruckgebiet nahte, und was da kommen sollte, verhieß nichts Gutes. Kurz: wir saßen in Wismar fest, die nächsten drei bis vier Tage sollte es stürmisch und regnerisch werden. Was tun? Erst als Thue festgestellt hat, dass die Wasserschutzpolizeistation von Wismar direkt am Hafen liegt und von dort aus ganz bestimmt alle Spitzbuben im Blick behalten werden konnten, hat er sich schweren Herzens von seinem elbkind losreißen können. Am nächsten Morgen haben wir unsere Taschen gepackt, es ging zu Fuß zum Bahnhof und wir sind mit dem Zug nach Hamburg gefahren. Auch solche Tage gehören zur Segelsaison – wenn nichts mehr geht, einfach mal ein kleines Wetterpäuschen zuhause auf dem Sofa einlegen!

 

 

Segler-Tipp: Neue Öffnungszeiten der Sonderburg Brücke (Sønderborg Bro)

Achtung: zu diesem Beitrag gibt es hier ein Update mit den Brücken-Öffnungszeiten für das Jahr 2018.

Ahoi Ihr Lieben, ich weiß ja nicht, ob Ihr’s schon wusstet… aber falls Ihr einen Sommertörn ins dänische Inselmeer plant, könnte dieser Hinweis interessant für Euch sein.

Seit Anfang Mai 2017 haben sich nämlich die Öffnungszeiten für die Klappbrücke in Sønderborg geändert – die Anzahl der Öffnungen wurde aufgrund eines neuen Zugfahrplans und diverser Busverbindungen praktisch halbiert! Segelboote stehen offenbar an letzter Stelle in der Nahrungskette…😐

Die Brücke wird neuerdings nur noch jede volle Stunde (also immer auf 00) geöffnet, in der Zeit zwischen 6.40 und 8.30 und von 14.30 bis 16.00 Uhr bleibt sie wegen des Berufsverkehrs sogar ganz geschlossen.

Die erste Durchfahrt ist morgens um 6.35 Uhr möglich, früher ist das Wärterhäuschen nicht besetzt. Die letzte Möglichkeit, die Brücke während der Sommerzeit zu passieren, besteht um 21.50 Uhr. Im Winterhalbjahr (1. November bis 31. März) öffnet sie um 15.45 Uhr zum letzten Mal.

Vergangene Saison hatten wir ja schon ein witziges Erlebnis mit dem Brückenwärter in Sønderborg. Er hat uns einfach ignoriert, als wir ihn auf englisch angefunkt haben. Gestern Abend um 18.00 Uhr, als wir die Brücke als einziges Segelschiff  passierten, stand der Spaßvogel tatsächlich vor seinem Häuschen und hat für uns salutiert! 😄 So ein Seglerleben ist voller Überraschungen…

 

Das war’s für heute von uns, aber wir melden uns in Kürze wieder. Es gibt schließlich noch Einiges zu erzählen über unsere Erlebnisse der letzten Wochen. Ganz anders als geplant sind wir nämlich an der Küste Mecklenburg-Vorpommerns gelandet und waren total begeistert. Bis bald! ⚓️💝

Anholt im Zeitraffer und ein blinder Passagier

Weil es in Århus sonnig und trotzdem einigermaßen windig gewesen war, hofften wir auf einen guten Segelwind für unseren Törn nach Anholt – immerhin um die 60 sm entfernt. Zuerst überlegten wir noch, vielleicht einen Zwischenstopp in Grenå zu machen, aber der Hafen steht grundsätzlich nicht ganz oben auf unserer Wunschliste und das sommerliche Wetter war einfach zu perfekt für einen kurzen Törn. Also auf nach Anholt! Am Ende des Tages sind wir neun Stunden auf dem Wasser gewesen und die Zeit ist uns überhaupt nicht lang geworden. Allerdings hat es nicht lange gedauert bis der Wind abflaute, und wir – wieder mal – den Motor starten mussten. Murphys Law? Gefühlt ist es nämlich so: wenn wir an Land sind, bläst der Wind wie verrückt. Kaum sind wir aber unterwegs und wollen segeln, geht dem himmlischen Kind oft die Puste aus. Auch egal, schließlich lachte die Sonne vom blauen Himmel und wir tuckerten gemütlich in Richtung Anholt. Nach ein paar Stunden näherte sich von hinten ein Tankschiff, das unser elbkind irgendwie auf dem Kieker hatte. Erst dachten wir noch, der Kapitän macht vielleicht gerade Mittagspause und hat uns deshalb nicht so richtig auf dem Schirm. Aber schon nach kurzer Zeit fühlten wir uns wie Dr. Kimble auf der Flucht, denn immer wenn wir unseren Kurs geändert haben, um ihm auszuweichen, entschied sich unser Verfolger, es uns gleichzutun. Was war denn da los? Weit und breit war kein anderes Schiff in Sicht, und das Wasser war auch tief genug. Es gab also überhaupt keinen Grund für seine eigenartigen Manöver. Am Ende haben wir einfach unser Tempo gedrosselt und die Nervensäge schräg vor uns durchlaufen lassen. Wahrscheinlich hat sich der Kapitän nur einen Scherz mit uns erlaubt, weil ihm gerade langweilig war. 😉

Immer diese Drängler!
Dichter geht’s kaum. Immer diese Drängler!
Gegen 18.00 Uhr waren wir auf Anholt fest. Unsere Stegnachbarn, ein nettes deutsches Ehepaar mit einer Comfortina, nahmen unsere Leinen an. Dann wurde das elbkind vom Steg aus noch einmal nach hinten gefiert, denn Thue wollte lieber eine Leine als den Ankerhaken an der Heckboje befestigen. Falls der Wind beim Ablegen zu kräftig weht, ist die Leine beim Ablegen ja viel leichter gelöst als der Haken. Mein smarter Skipper denkt eben immer mit… 😇

Dann wurde erstmal unser Hocker rausgekramt. Er kann zusammenklappt werden , wohnt im Ankerkasten und kommt immer dann zum Einsatz, wenn wir an einem Schwimmsteg anlegen. Dieses überaus nützliche Schätzchen haben wir uns vor ein paar Jahren zugelegt, nachdem wir in der Marina von Fåborg bei Hochwasser kaum noch an Bord klettern konnten. (Hoffentlich hat uns damals niemand beobachtet, das Ganze war an Situationskomik nämlich kaum noch zu überbieten). 🙃

Nachdem wir das Schiff aufgeklart hatten, war dringend ein Anlegebier fällig. Noch in Segelklamotten ging es schnurstracks rüber zur Hafenkneipe „Hele Molevitten“. Von unserem letzten Anholt-Besuch hatten wir nämlich noch das ultimative Happy-Hour-Angebot in bester Erinnerung: zwei Bier zum Preis von einem, und das ist bei den gepfefferten dänischen Preisen ein echtes Schnäppchen.🍻 Das Angebot war zwar leider nicht mehr aktuell, aber ein kühles Bierchen wurde trotzdem gezischt. Besonders viel war nicht los im Hafen und es war deutlich spürbar, dass noch Vorsaison war. Während der Sommerferien in Dänemark und Schweden kann man auf Anholt nämlich trockenen Fußes übers Hafenbecken gehen, weil es so picke-packe-voll ist, dass die meisten Schiffe im Päckchen liegen müssen.

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück haben wir einen ausgiebigen Spaziergang durch die schöne Natur rund um den Hafen gemacht und aus der Ferne den herrlichen Ausblick auf den Hafen im Bild eingefangen. Nachmittags ging es dann barfuß am Strand entlang. Meine Lieblingsbeschäftigung: Nach Hühnergöttern Ausschau halten, kennt Ihr diese schönen, dekorativen Lochsteine? Zuhause habe ich schon einige Exemplare auf ein Band gezogen und an unserem Gartenhaus aufgehängt – das soll nämlich Glück bringen und den bösen Blick abwenden. Aber auch an einem Lederband um den Hals der Bordfrau kommen die besonderen Strand-Fundstücke ganz groß raus…👍🏼😊

Nach nur zwei Nächten auf meiner Trauminsel rief Thue morgens seine Crew (also mich) zusammen und es wurde Kriegsrat abgehalten. Mein Skipper machte sich nämlich Sorgen wegen der Windvorhersage für die nächsten Tage. Ein markantes Sturmtief war angesagt, und weil Thue keine Lust hatte, bei grauem Himmel, Starkwind und frischen Temperaturen tagelang auf Anholt einzuwehen, musste die Bordfrau schließlich klein beigeben. Dabei wäre ich so gern noch mal zum Leuchtturm gewandert, dem einzigen Ort in Dänemark, an dem man Seehunde vom Land aus beobachten kann! 😢 Aber die allererste Grundregel an Bord ist nun mal, dass der Skipper immer recht hat, und deshalb haben wir gemeinsam entschieden, erstmal wieder in südliche Richtung zu segeln. Gilleleje oder Helsingør hatten wir im Visier, je nachdem, wie’s läuft mit der Segelei und wie es um unsere Motivation bestellt ist.

Gegen 10.30 Uhr ließen wir Anholt im Kielwasser liegen. Anfangs wehte der Wind noch moderat um die 5 bis 6 m/s, Großsegel und Fock waren oben und wir konnten bei ca. 6 kn auf Amwindkurs segeln. Optimale Bedingungen, nur leider nicht von langer Dauer. Wie war das noch mit Murphy’s Law? Nach einer guten Stunde starb der Wind beinahe ab und wir mussten wieder mal den Volvo mitlaufen lassen. So viel wieder mal zur Zuverlässigkeit der Wetterseiten im Internet. DMI, YR.NO, Windguru & Co. können uns wirklich bald mal den Buckel runterrutschen.

Ganz überraschend bekamen wir Besuch an Bord! Ein völlig zerzauster, grünlich gefärbter Piepmatz* landete plötzlich auf dem Vorderdeck und es dauerte gar nicht lange, bis er sich sogar bis zu uns ins Cockpit vorwagte. Der kleine Kerl war erstaunlich zutraulich, ganz offensichtlich war ihm sein natürlicher Fluchtinstinkt völlig abhanden gekommen, weil er total erschöpft war. Die angebotenen Brötchenkrümel und Wasser gegen den Durst interessierten ihn überhaupt nicht; stattdessen inspizierte er das Cockpit, hopste vom Steuerrad zur Winsch, saß auf den Leinen, guckte neugierig ins Schwalbennest und wagte sich anschließend sogar bis unter die Sprayhood vor. Wir hatten den kleinen Kerl sofort ins Herz geschlossen und freuten uns über die Abwechslung. Als wir ihn gerade adoptieren wollten, hat er sich leider entschieden, weiterzufliegen. Dabei waren wir 15 sm von Anholt entfernt, das war ziemlich mutig von ihm. Hoffentlich hat er es bis ans rettende Land geschafft.

Nach knapp 60 sm hatten wir Helsingør endlich erreicht – einen der größten Jachthäfen Dänemarks. Obwohl der Hafen über 900 Liegeplätze hat, kurven wir jedes Mal ewig herum, bevor wir endlich eine passende Box finden. Die meisten Plätze sind nämlich von Festliegern belegt, nicht auf grün umgestellt, zu kurz, zu schmal, die Wassertiefe der Hafengassen reicht nicht aus oder dem Skipper gefällt die Windrichtung nicht (er möchte nämlich am liebsten im Windschatten im Cockpit sitzen). Irgendwann haben wir es dann doch geschafft und das elbkind war am Steg fest. Da war es schon fast 21.00 Uhr, und sofort ging es im Stechschritt in die Stadt. Wir brauchten dringend noch irgendwas Warmes auf die Gabel. Und was schmeckt nach so einem langen Tag auf dem Wasser am besten? Junkfood natürlich! Wir bestellten einen Burger mit doppelt Käse, Bacon und Country Potatoes. Natürlich kalorienfrei. 🍔🙃

Route Anholt Helsingør

Nun konnten wir uns auf ein paar abwechslungsreiche Tage in Helsingør freuen. Zuletzt hatten wir die schöne Stadt an der schmalsten Stelle des Øresunds vor zwei Jahren besucht und waren happy, dass wir uns noch rechtzeitig vor dem Sturm retten konnten. Ausnahmsweise stimmte nämlich die Wettervorhersage mal.

*Weil wir gern wissen wollten, um was für ein Vögelchen es sich bei unserem blinden Passagier eigentlich gehandelt hat (das hat man davon, dass man damals im Bio-Unterricht nicht aufgepasst hat!) habe ich spätabends ein Foto an Jürgen vom Linsenfutter-Blog gemailt. Jürgen kennt sich nämlich in der Tierwelt bestens aus und erfreut uns täglich mit seinen schönen Fotos und Berichten. Gleich früh am nächsten Morgen war seine Antwort da: unser kleiner Freund muss ein Zilpzalp gewesen sein. So lernt man immer was dazu. Lieben Dank, Jürgen! 👍🏼

Und noch eine Premiere: Århus!

Ahoi Ihr Lieben, nun wird’s aber wirklich mal wieder Zeit für einen kleinen Blogbeitrag. In den letzten Tagen ließ nicht nur meine Schreib-Motivation leicht zu wünschen übrig, auch die WLAN-Versorgung in einigen Häfen ist eher, na sagen wir mal sub-optimal. Dann wird es schwierig mit der Bloggerei, denn gerade für Berichte mit vielen Fotos – so wie diesen hier – ist eine gute Internetverbindung natürlich unverzichtbar. Aber jetzt – besser spät als nie!

Die aufmerksamen Blog-Follower unter Euch reiben sich jetzt vielleicht die Augen. Århus? Wieso, es sollte doch nach Anholt gehen! Ihr habt natürlich recht, aber wir haben uns doch noch umentschieden und erst mal Kurs auf Dänemarks zweitgrößte Stadt genommen. Århus ist nämlich in 2017 Europas Kulturhauptstadt, und das wollten wir uns nicht entgehen lassen.

Zwischen Ballen und Århus liegen knapp 30 sm, für die wir knapp sechs Stunden gebraucht haben. Bei moderatem Südwestwind konnten wir mit Fock und Groß prima segeln. Je näher wir unserem Ziel kamen, umso mehr ging aber dem Wind die Puste aus, und wir mussten für die letzten Meilen doch noch den Motor starten. Unterwegs wurde Komma’s Hafenlotse intensiv studiert, wir mussten uns nämlich noch entscheiden, welchen Hafen wir anlaufen – Marselisborg oder Århus? Am Ende bekam Marselisborg den Zuschlag, denn es gab gleich mehrere Punkte, die uns überzeugen konnten:

  • Sehr gute sanitäre Anlagen (es gab sogar Regenduschen und Musik in den Toilettenräumen, das war richtig vornehm!)
  • Waschmaschine und Trockner
  • mehrere Restaurants, Eiscafé und ein Marine-Shop direkt vor der Nase
  • die ÖPNV-Verbindung die Stadt ist gut (Bus) und auch mit dem Rad ist man nicht lange unterwegs
  • und, ganz wichtig: beim Anlaufen konnte uns die Schnellfähre nach Odden nicht in die Quere kommen. 😉

Während wir durch die Århus Bucht liefen, hatten wir eines der weltgrößten Containerschiffe im Blick – die Mary Mærsk, die wie wir nach Århus unterwegs war. Sie ist knapp 400 m lang, 59 m breit und kann bis zu 18.270 Container aufnehmen. Gigantisch und sehr beeindruckend! Eine Nordborg 40 ist dagegen wirklich eine Mini-Nussschale…

Mary Mærsk
Direkt vor dem Hafenmeisterbüro und gut geschützt im Windschatten höherer Häuser haben wir einen Liegeplatz gefunden. Nachdem das Schiff aufgeklart und das Hafengeld bezahlt war, riefen erstmal die Hausfrauenpflichten, die es gelegentlich auch an Bord gibt. Zwei Maschinen Wäsche warteten auf Clementine 😉. Während die Waschmaschine lief, gab es zur Auflockerung nettes Hafenkino, es tauchte nämlich eine Gruppe von Stand-Up-Paddlern hinter unserem Heck im Hafenbecken auf. Dazu hätte ich eigentlich auch mal Lust. SUP statt Dinghi, das wär’s doch! Aber vielleicht sollte ich mich vorher lieber noch zum Schnupperkurs auf der Alster anmelden…

SUP-Kurs Marselisborg
SUP-Kurs im Hafen – das macht bestimmt Spaß!
Bei schönem Wetter hat der Yachthafen Marselisborg auch eine große Anziehungkraft auf Landratten, denn alle, die das Wasser lieben, zieht es natürlich an die Hafenkante. Das Wetter war noch immer herrlich sommerlich, und in jeder Ecke des Hafens sah man verliebte Paare, fröhliche Grüppchen oder Familien gemütlich mit Eistüten oder einem Bierchen in der Hand. Es war richtig viel los, und es herrschte eine tolle Urlaubsstimmung, fast wie in Italien. Abends gab’s dann Pizza beim Italiener „Martino“ gleich um die Ecke. Vom Balkon des Restaurants im ersten Stock hat man einen schönen Ausblick über Schiffe und Marina.

Am nächsten Morgen ging es bei schönstem Wetter auf Schusters Rappen in die Innenstadt. I’m walking….eine knappe halbe Stunde ging’s immer die Hauptstraße entlang. Århus ist eine hübsche, lebendige Universitätsstadt, und von ca. 300.000 Einwohnern sollen beeindruckende 50.000 Studenten sein. Die Stadt liegt in einem grünen Tal und ist umgeben von Wald und Strand. Unter dem Motto „let’s rethink“ hat sich Århus als Kulturhauptstadt Europas ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm überlegt, das im Juni startet (wir waren also etwas zu früh da). Mehr Infos dazu findet Ihr hier.

Wir haben uns einfach durch die Stadt treiben lassen und die sommerliche Stimmung genossen. Bei der Stadtbibliothek Dokk1 im neuen Viertel Århus Ø am Hafen sind wir eigentlich eher zufällig vorbeigekommen und haben uns den beeindruckenden Neubau gleich mal von innen angesehen. Rund 4.000 Menschen besuchen täglich das futuristische Gebäude, in dem auch der Bürgerservice untergebracht ist. Ein kreatives und typisch dänisches Konzept.

Als Kirchenfan musste ich natürlich auch die Domkirche besichtigen. Thue, der mit Kirchen nicht sonderlich viel am Hut hat, wartete draußen. Gleich am Eingang fiel mir die Ankündigung für ein Gratiskonzert am frühen Abend auf. Orgel und Saxofon, das klang nach einer interessanten Kombination. Klassische Werke, vorgetragen von der Saxofonistin Henriette Jensen und David Peter Schmidt an der Orgel. Ich musste nur noch Thue überzeugen, mitzukommen. 😬

Gegen Nachmittag kam der kleine Hunger, und rechtzeitig fiel uns ein guter Tipp von Palle und Anne-Lise aus Juelsminde wieder ein: der Aarhus Central Food Market, direkt am Busbahnhof am Skt. Knuds Torv gelegen. Streetfood – offenbar ein neuer Trend in Dänemark! In einer alten Fabrikhalle gab es jede Menge Imbissbuden mit einer bunten Auswahl an kulinarischen Köstlichkeiten. An rustikalen Holztischen und -bänken sitzen dann wildfremde Menschen zusammen und es wird gemütlich geschmaust und geklönt. Was darf’s sein? Mexikanisch? Italienisch? Vietnamesisch? Ein Eis am Stiel vielleicht? Oder doch lieber Kaffee und Kuchen? Es ist bestimmt für jeden Geschmack was dabei und man hat die Qual der Wahl. Wir haben uns für leckere Schwarzbrot- (Rugbrød) Tapas entschieden, die bei strahlendem Sonnenschein draußen gefuttert wurden. Diese tolle Empfehlung möchte ich gern an Cornelia für ihren Beitrag Hafenkneipen und Restaurants für Segler weitergeben, denn die Verpflegung und das entspannt-lockere Konzept haben uns auf Anhieb überzeugt.

Der sommerliche Tag ging langsam ins Land und das Konzert rückte näher. Leider konnte ich Thue nicht davon überzeugen, mitzukommen, ihm taten wohl langsam die Füße weh und er wollte lieber zurück zum Schiff. Ich wollte mir das musikalische Highlight aber nicht entgehen lassen. Mich mal ein Stündchen zurückzulehnen und bei schöner Musik die Seele baumeln zu lassen – das war ganz nach meinem Geschmack. Wer Lust hat, kann hier mal reinhören.

Am nächsten Tag ging es mit den Bordfahrrädern zuerst zum „Gamle By“. Neben modernen Bürogebäuden wirkt das Freilichtmuseum mit Straßenzügen aus dem 18. bis 20. Jahrhundert wie eine kleine Stadt in der Stadt. Den Eintrittspreis von 135 DKK (rund 18 €) pro Nase fanden wir allerdings leicht übertrieben und haben uns deshalb entschieden, stattdessen vom botanischen Garten aus nur mal kurz über den Zaun zu gucken.

Anschließend ging es auf den Drahteseln weiter zum Schloss Marselisborg. Auf dem Weg dorthin sind wir im „Mindepark“ (Gedächtnispark) auf ein Monument zu Ehren von Opfern des ersten Weltkrieges gestoßen. In Sandsteintafeln sind die Namen der 4.144 dänischen Nordschleswiger, die in deutschen Uniformen gefallen sind, eingraviert. Als wir den Namen eines Vorfahren von Thue entdeckten, der in Belgrad gefallen ist, kam ein bedrückendes Gefühl auf.

Gedenktafel Park

Der anschließende Besuch beim Schloss Marselisborg ließ beim Skipper sofort Erinnerungen aufkommen. Während seiner Zeit bei der königlichen Garde hatte er nämlich auch hier Wache geschoben, wenn die königliche Familie ihre Sommerresidenz besucht hat. Natürlich konnte es nicht lassen und musste noch mal kurz Haltung annehmen. Die Uniform müsst Ihr Euch denken. 😉

Am nächsten Tag stand das Århus Kunstmuseum ARoS auf unserer To-Do-Liste. Das Museum verzeichnet Besucherrekorde, und ein Besuch lohnt sich. Wir haben mit dem Rainbow Panorama über den Dächern von Århus angefangen, einem permanenten Kunstwerk des dänisch-isländischen Künstlers Olafur Eliasson. Während man den 150 m langen Rundgangs entlang schlendert, kann man den Ausblick auf die Stadt in allen Regenbogenfarben genießen.

Besonders die Ausstellungen „Alt und Intet“ des dänischen Künstlers Jacob Kierkegaard und die „Satanic Verses“ haben uns beeindruckt. Der Lamborghini unten auf dem Foto durfte während der Ausstellung im ARoS übrigens von den Besuchern zerkratzt werden und ist jetzt ein Kunstwerk. Was es nicht alles gibt!

Nach vier Tagen war unsere Zeit in Århus wieder vorbei, und am nächsten Morgen nach dem Frühstück ging es weiter – diesmal tatsächlich nach Anholt! 😉

Wenn die bunten Fahnen wehen…

…geht die Fahrt wohl übers Meer, woll´n wir ferne Länder sehen, fällt der Abschied uns nicht schwer. Leuchtet die Sonne, ziehen die Wolken, klingen die Lieder weit übers Meer…

Vielleicht können sich die Älteren unter Euch ja noch an dieses Lied erinnern? Mit Schrecken habe ich gerade festgestellt, dass es sogar eine Version von Heino gibt! 😎 Aber egal. Wenn wir das Lied früher in der Schule gesungen haben, kam immer großes Fernweh und die Sehnsucht nach Urlaub, Sonne, Strand und Meer bei mir auf. Als ich ein kleines Mädchen war, haben meine Eltern für die Sommerferien häufig ein Ferienhaus an der dänischen Westküste gemietet. Schon damals habe ich Dänemark ins Herz geschlossen und deutlich gespürt, wie gemütlich das Leben vor sich hinplätscherte und wie freundlich und entspannt alle Menschen miteinander umgegangen sind. Niemals hätte ich mir träumen lassen, dass ich viele Jahre später mal einen echten Dänen heirate und sein schönes Land meine zweite Heimat wird!❤️🇩🇰❤️

Huch, jetzt bin ich fast romantisch geworden! Jedenfalls – wenn im Mai die Segelsaison wieder angefangen hat und wir zum ersten Mal bei Sonnenschein und leichter Brise über das glitzernde Wasser im Alssund rauschen, taucht in meinem Kopf immer diese schöne Melodie wieder auf. Und weil ich dann immer fast platze vor Glück und Vorfreude auf die abwechslungsreiche Zeit an Bord und gar nicht weiß wohin mit mir, stimme ich zu Thues Leidwesen (er findet, ich sollte doch lieber im Radio singen, damit er mich ausstellen kann 🙃) dieses kleine Liedchen an.

Für uns wehen die bunten Fahnen endlich wieder! Ende letzter Woche sind wir an Bord eingezogen. Die Vorbereitungen für unseren Sommertörn sind jedes Frühjahr wieder eine kleine Herausforderung für uns, denn es ist natürlich nicht nur damit getan, mal eben ein paar Taschen zu packen. Vieles muss organisiert werden, bevor wir für mehrere Monate aufbrechen können. Wer schaut nach unserer Post, gießt die Blumen, mäht den Rasen, wer schaut mal bei unseren Eltern vorbei, während wir unterwegs sind? Schnell noch mal zum Friseur, zum Zahnarzt und alle Rechnungen bezahlen 😉 und natürlich unbedingt noch überall Tschüss sagen. Was für ein Glück, dass wir die nettesten Nachbarn der Welt und einen wunderbaren Zusammenhalt in der Familie haben – nur deshalb können wir entspannt und sorgenfrei die Zeit an Bord genießen.

Bei Schietwetter ging es am Freitagmittag über die A7 nach Dyvig. ☔️ Na toll! So hatten wir uns den Sommerauftakt eigentlich nicht vorgestellt. Aber was soll’s, dachten wir uns, es kann ja eigentlich nur besser werden. Irgendwann wird das Wetter auf jeden Fall schön – man muss nur lange genug warten! An Bord wurde erstmal das Teakdeck gründlich geschrubbt (Thue) und die Taschen ausgepackt, hin- und hergekramt und alles griffbereit verstaut (ich). Was man für Geraffel in den Schapps rumfliegen hat! Sage und schreibe drei Haarföhns (schreibt man das so?) haben sich in irgendwelchen dunklen Ecken angefunden und wurden erstmal im Auto zwischengelagert. Denn erstens haben wir dafür keinen Platz und zweitens ist die Frisur der Bordfrau in den nächsten Monaten Nebensache, weil es sowieso ständig weht. 😉

Eigentlich wollten wir gleich am nächsten Morgen starten, entdeckten aber plötzlich ein kleines Loch im Gelcoat direkt am Niedergang. WTF?! 👿 Wie ist das denn passiert? Aber irgendwas passiert ja immer ausgerechnet dann, wenn es losgehen soll. Letztes Jahr waren es die Seepocken am Propeller, und jetzt das. Nach Rücksprache mit dem Bootsbauer haben wir uns für eine provisorische Reparatur mit Tape entschieden, alles andere hätte uns einfach zu lange gedauert. Aber Klebeband ist ja nicht die schlechteste Lösung, das haben wir während unserer zwei Jahre in Shanghai gelernt. Wenn die Chinesen sogar ganze Motorroller und Autos damit reparieren können, wird das elbkind den Sommer ganz locker überstehen. Vier verschiedene Geschäfte musste Thue abklappern und bis nach Sønderborg fahren, bis er endlich das richtige Klebeband gefunden hatte. Außerdem haben wir dem Teakdeck noch schnell einen Anti-Fungizid-Anstrich verpasst. Damit ging zwar ein weiterer Tag ins Land, aber zumindest war das elbkind startklar für den Sommertörn. 👍🏼


Sonntag nach dem Frühstück legten wir endlich los. Auf ging’s nach Årø! Ein Segeltag wie aus dem Bilderbuch mit Sonnenschein und einem angenehmen Südwestwind. Thue nennt das übrigens „Broschüren-Wetter“ – der einzige Tag im Jahr in Dänemark, an dem man mal ein paar schöne Fotos von seinem Schiff für die Verkaufsbroschüre machen kann. 😄

Von Årø haben wir Euch an dieser Stelle ja schon gelegentlich vorgeschwärmt. Die niedliche Insel im kleinen Belt ist mit ihrer wunderschönen Natur und einer hyggeligen Atmosphäre ein schöner Zwischenstopp für Törns ins dänische Inselmeer oder in Richtung Kattegat. Die Häfen von Hadersleben, Assens, Middelfart, Ærø liegen nicht weit entfernt.


Schon am nächsten Morgen setzten wir wieder die Segel und bei leichtem Nordwestwind und blauem Himmel ging es weiter nach Middelfart. Erst zum Schluss flaute der Wind ab und wir mussten den Volvo bemühen. Ein schöner, sonniger Segeltag!

In Middelfart haben wir im „Nyhavn“ festgemacht, dem kleinen, runden Hafen direkt in der Stadtmitte. Hier liegt man gut geschützt, und die Wege zum Bäcker und zum Supermarkt sind kurz. Allerdings sind 28 € Liegegeld auch nicht gerade ein Schnäppchen und WLAN gab es auch nicht. Gestern hat es Petrus dann nicht so gut mit uns gemeint, fast den ganzen Tag hat es geschüttet wie aus Eimern. Aber das kennen wir ja schon. Schließlich segeln wir in Dänemark, wo sich Sommer auf kalt und nass reimt… 😉

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Unterwegs mit Kurs auf Middelfart
Heute Morgen sind wir nach Juelsminde aufgebrochen. An Segeln war leider nicht zu denken, denn es herrschte fast Flaute und dicker Nebel hing über dem kleinen Belt. Wir hatten trotzdem unseren Spaß, denn immer wieder tauchten Schweinswale auf, und sogar ein Seehund steckte seinen Kopf neugierig aus dem Wasser!

Der Hafen von Juelsminde wird in Seglerkreisen hochgelobt, und jetzt war es an der Zeit, dass wir uns auch selbst mal ein Bild machen. Was soll ich sagen – wir sind begeistert! Es gibt 500 Liegeplätze, mehrere Restaurants, ein sehr gutes Fischgeschäft, einen Kinderspielplatz, einen Marineshop, eine Boutique und zwei Eisläden. Eine kleine Fußgängerzone ist auch nicht weit entfernt. Man kann es hier problemlos eine Weile aushalten, auch bei Regenwetter. Aber das ist zum Glück erst wieder für Freitag angesagt. Gerade jetzt sitzen wir im Cockpit, genießen die warme Maisonne und den schönen Blick über den Hafen. Morgen holen wir vielleicht mal die Bordfahrräder aus der Backskiste. Hach, das Leben ist schön! ⛵️☀️🇩🇰

Nyborg – wer nicht hin muss, segelt vorbei.

Hier kommt nun endlich mein Nyborg-Bericht. Man kommt ja zu gar nichts, wenn man segelt, und gut funktionierendes WLAN gibt es auch nur in wenigen Häfen. Aber bevor ich völlig ins Hintertreffen gerate…

Mit Ærøskøbing im Heckwasser ging es morgens in Richtung Svendborgsund. Anfangs stand noch eine ordentliche Welle, aber wir konnten unseren Halbwindkurs gut halten. Während der Fahrt durch den Sund lief  der Motor, weil das Fahrwasser nicht viel Platz zum Manövrieren lässt und man (gefühlt) ständig von Fähren umgeben ist, mit denen mich sowas wie Hassliebe verbindet. Wenn ich selbst Passagier bin, finde ich sie super, aber wenn wir segeln, kann ich sie nicht leiden. Sie sind so riesig groß, immer schneller als man denkt und es interessiert auch niemanden auf der Brücke, ob der kleine Segler da unten im Fahrwasser gerade Schweißperlen auf der Stirn hat, weil er nicht schnell genug aus dem Weg kommen kann.

Als wir den Sund hinter uns gelassen hatten, wurde das Vorsegel wieder gesetzt. Bei frischem Westwind mit bis zu 15 s/m und herrlichem Sonnenschein ging es anschließend die Ostküste von Fünen entlang. Stressfreies Segeln. Nach 6 1/2 Stunden und 45 Meilen hatten wir Nyborg endlich erreicht. Bevor 1998 die Storebælt-Brücke  eröffnet wurde, hatte die Stadt Nyborg mit ihrem Fährhafen eine große Bedeutung. Damals gab es die Fährverbindung Nyborg-Korsør, lebenswichtig für den Autoverkehr zwischen Fünen und Seeland.

Für uns gab es nun zwei Möglichkeiten: Entweder auf der nordöstlichen Seite im alten Fährhafen im Windschatten von modernen, mehrstöckigen Häusern anlegen, oder bis zum Ende des Hafenbeckens durchfahren. Dort gibt es einen Steg, an dem längsseits angelegt werden kann. Eine vielbefahrene Straße ist allerdings ganz in der Nähe (ruhige Nächte gehen irgendwie anders). Kurz zusammengefasst: wir sind zwar kurz mal reingefahren und haben die Lage gepeilt, aber der Fährhafen konnte uns nicht so recht überzeugen.

Die Marina auf der westlichen Seite gefiel uns besser, und es war kein Problem, eine Box zu finden. Die Crew einer deutschen Yacht nahm unsere Vorleinen an, und ruckzuck waren wir am Steg fest. Der Yachthafen bietet ca. 500 Plätze und hat eigentlich alles, was das Seglerherz begehrt. Die Duschen und WCs sind zwar schon etwas in die Jahre gekommen, aber es gibt Grillplätze, Waschmaschinen und Trockner und sogar einen Marine-Shop. Supermärkte wie Kvickly und Netto sind in ein paar Minuten zu Fuß zu erreichen.

Nachdem wir klar Schiff gemacht hatten, wurde an Bord der Ruf nach Pizza laut. Nach so einem langen Törn bleibt die Kombüse natürlich kalt.  Auf der Suche nach einem italienischen Restaurant gondelten wir kurze Zeit später durch Nyborgs Straßen, aber schnell kamen wir zu der Erkenntnis, dass die Suche sich schwierig gestaltet. Die Brasserie an der Mole hatte nur ein mehrgängiges Menü auf der Karte. Im ehemaligen Fährhafen gibt es ein Schnellrestaurant (Burger, Softeis und Hotdogs), aber so verzweifelt waren wir dann auch wieder nicht. Nach einer kleinen Ewigkeit stießen wir auf ein Restaurant namens „Caramba“ in der Nähe des Nyborg Slot. Inzwischen war der Hunger so groß, dass uns alles egal war. Und weil im Restaurant Temperaturen wie in einer finnischen Sauna herrschten, setzten wir uns trotz des grauen Himmels einfach nach draußen. Wir mussten zwar lange darauf warten, aber das Essen war warm und machte satt. Kulinarisch war allerdings noch reichlich Luft nach oben.

Am nächsten Tag stand ein Besuch des Nyborg Schloss auf unserer To-Do-Liste. Mehrere Flügel des Schlosses wurden im Laufe der Jahrhunderte leider abgerissen; heute stehen nur noch der Westflügel und der Turm auf der Ostseite. Mit 80 DKK lag der Eintrittspreis einigermaßen hoch, aber wenn man schon mal in Nyborg ist, will man ja auch kein Kulturbanause sein und alles mitnehmen.

Weil die skandinavischen Wetterseiten DMI und YR.NO für den späten Abend Gewitter angekündigt hatten, haben wir das Schiff verlassen und  – wie schon letztes Jahr von Fåborg aus – einen netten Trip nach Odense gemacht. Mit dem Zug ging das flott, wir waren in zwanzig Minuten da, und das Kino liegt direkt am Bahnhof. Der Film „Virgin Mountain“ war zwar speziell, aber absolut sehenswert. Bevor der Zug zurück nach Nyborg abfuhr, konnten wir in einer Bar noch die letzten Minuten der Verlängerung des EM-Finales mitverfolgen und uns mit Portugal über den Titelgewinn freuen.

Am Abend dann des Skippers unvermeidlicher Blick auf die Wettervorhersage für den nächsten Tag. Ups, das sah nicht besonders gut aus, viel Wind und Regen wurden angekündigt. Aber das war uns egal – aus unerklärlichen Gründen fühlten wir uns beide nicht so richtig wohl in Nyborg, und wir wollten gern weiter. Am nächsten Morgen nahmen wir Kurs auf Kerteminde.

 

 

Das elbkind schwimmt wieder!

Der April macht ja bekanntlich was er will. Das war auch am Dienstag letzter Woche so, als das elbkind endlich wieder Wasser unter den Kiel bekommen hat. Abgesehen von gefühlten Temperaturen um den Gefrierpunkt blies der Wind so stark, dass ich ganz freiwillig beschlossen habe, eine Wollmütze zu tragen. Und das will wirklich was heißen – ich habe nämlich nicht gerade das, was man ein“Mützengesicht“ nennt 😉.

Schon am Montagnachmittag sind wir nach Dyvig gefahren, haben abends gemütlich mit Torben und Lene in der Brasserie des Dyvig Badehotels gesessen und es uns bei Wiener Schnitzel und einem frisch gezapften Bier gutgehen lassen. Die beiden waren mit ihrer Nordborg 37, die in einer Halle in Apenrade überwintert hatte, zum Mastsetzen nach Dyvig gekommen und lagen schon am Servicekai. Ich weiß, es gibt auch Segler, die an Bord übernachten, wenn das Schiff noch irgendwo aufgebockt im Hafen steht, aber das ist nicht so unser Ding. Die Nacht auf Dienstag haben wir deshalb in einer B&B-Unterkunft in Nordborg verbracht.

Krantermin war am nächsten Morgen um 7.30 h, für uns quasi vorm Wecken. 😁  Wir sind richtig früh aufgestanden, um auf jeden Fall rechtzeitig da zu sein. Überpünktlich bogen wir in den Hesnæsvej ein – und konnten das elbkind schon von Weitem am Haken des Krans entdecken – es wurde nämlich genau in diesem Moment ins Wasser gehievt – 10 Minuten zu früh. Deshalb gibt’s auch weder ein Video noch Fotos von diesem Moment, dem eigentlichen Saisonbeginn. Schade! Meine ersten Fotos sind leider auch ziemlich dunkel und sehen so aus:

Kurze Zeit später wurde der Mast gesetzt. Das war gar nicht so einfach bei 22 m/s Wind, der in kräftigen Böen über den Hafen pfiff. Einige helfende Hände zum Festhalten waren nötig, aber mit etwas Geduld stand der Mast schnell wieder da, wo er hingehört. Die Jungs von der Nordborg-Werft sind schließlich vom Fach.

Unter Deck habe ich dann erstmal den großen Schiffs-Frühlingsputz gestartet. Und anschließend unsere Segelklamotten, die Rettungswesten (mit neuer Prüfplakette) und jede Menge sonstiges Gedöns wieder in die Schapps geräumt, die Betten bezogen und die Koje klargemacht. Ein super Gefühl, plötzlich kam kribbelige Aufbruchstimmung auf, und die Arbeit hat sich fast von selbst gemacht. 😄

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Die Betten sind bezogen, jetzt haben wir endlich wieder ein Zuhause auf dem Wasser!

Natürlich hat Thue sofort versucht, das AIS-System wieder zum Laufen zu kriegen. Wir haben ja kürzlich ein Austauschgerät von Weatherdoc bekommen, weil das alte Gerät nicht zuverlässig funktionierte. Das System von Raymarine muss nun für das neue Gerät programmiert werden, was sich leider als schwierig erweist. Bisher waren Thues Bemühungen erfolglos. 😐 Nun werden wir einen AIS-Konverter anschaffen, der hoffentlich dabei hilft, das Problem zu beheben. Hat von Euch vielleicht jemand ein AIS-System an Bord, das er selbst installiert hat? Über den entscheidenden Tipp, wie man das Ganze zum Laufen bringen kann, würden wir uns freuen. 👍🏼

Am Mittwoch – es wehte noch immer relativ stark – haben wir uns mittags in unsere Box verholt. Endlich schien die Sonne, und wir konnten im Lee im Cockpit sitzen und Kaffee trinken. Das fühlte sich schon viel besser an! Mit dem Anschlagen des Vorsegels und dem Anbringen der Sorgeleinen haben wir allerdings noch gewartet, dafür war es einfach noch viel zu windig. Diese Arbeiten haben Thue und Tochter Anne-Cathrine am Freitag bei schönstem Sonnenschein und einem lauen Lüftchen erledigt. Und natürlich wurden auch Beweisfotos gemacht:

Außerdem hat mein Skipper eine Hakenleiste zur Unterbringung diverser Leinen, Schoten und Tüdelbändern in der Backskiste angebracht. Praktische Sache, jetzt findet man sofort, was man sucht. Sieht es nicht zum Piepen aus, wenn Thue mit seinen 1,93 m in der Backskiste verschwindet? Man staunt ja immer wieder, wozu ein Mann so fähig ist (wenn er will!).

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Jack in the box 😄

Wann wir unseren Segeltörn beginnen, steht momentan noch nicht fest. Wer zur Zeit in Norddeutschland aus dem Fenster guckt, weiß auch, warum. Gestern hat Michel uns passend zum Thema Aprilwetter einen herrlichen Kommentar geschickt:

„Maxi 77 günstig abzugeben oder Tausch gegen Eissegler. Aber vielleicht bau ich mir auch ein Radar ein, um Eisberge rechtzeitig zu erkennen. Mehr kann ich zu dem Wetter nicht sagen.“

Wir auch nicht! ❄️