Dieser besondere Tag im Frühling…

… auf den wir jedes Jahr so sehnsüchtig warten, war Mitte April endlich da – unser Highlight, der Krantermin! In den letzten Monaten hat besonders mein Skipper kaum an etwas Anderes denken können. Am liebsten hätten wir unser elbkind ja schon vor Ostern wieder im Wasser gehabt, aber wir waren offenbar nicht die einzigen – alle Termine waren leider schon ausgebucht, als wir im März angefragt haben 😐. Aber bei dem unbeständigen Aprilwetter war das gar nicht so tragisch, zuhause hatten wir eigentlich noch genug zu tun.

Liebe Segler, kennt Ihr das eigentlich auch, dass Euer Keller im Winter nach und nach zu einem Lagerraum für Schiffszubehör mutiert? Wir konnten jedenfalls zum Schluss kaum noch einen Fuß vor den anderen setzen. Das Bettzeug und die Bordfahrräder nehmen wir im Herbst sowieso immer mit nachhause, damit Spak und Schimmel keine Chance haben. Und natürlich wurde im Laufe der vergangenen Monate auch das eine oder andere Teil angeschafft und im Keller zwischengelagert. Ein Ausdehnungsgefäß für die Wasserpumpe, Schwämme, Schäkel, Schläuche, Gasflaschen, Klamotten, ein Sonnenschirm fürs Cockpit, usw. usf. Außerdem hatte mein Skipper über Ebay Kleinanzeigen z.B. eine 30 m lange Ankerkette zum Schnäppchenpreis von 60 € ergattert. Für den Transport dieses Zubehörs sind gut trainierte Oberarme übrigens unbedingt von Vorteil. 💪🏼😉 Als der heißersehnte Tag dann feststand und Thue anfing, das Auto zu beladen, waren wir wirklich happy, dass sich die Sitze umklappen ließen. 😉

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Hab‘ mein‘ Wagen vollgeladen…
Krantermin in Dyvig bedeutet für uns normalerweise, dass wir früh aus den Federn müssen, wenn wir live dabeisein wollen. Da klingelt der Wecker dann gern schon mal um 4 Uhr morgens, denn wir müssen ja noch gute zwei Stunden Fahrtzeit bis nach Dänemark einplanen. Dieses Frühjahr hatten wir dazu aber keine Lust. Stattdessen haben wir uns einen Wunsch erfüllt: eine Übernachtung im sündhaft teuren Dyvig Badehotel auf der anderen Seite der Bucht. Die Vorfreude war groß!

Dienstagmorgen nach dem Frühstück machten wir uns auf nach Dänemark, und als wir im Hafen ankamen, wartete das elbkind auch schon auf uns.

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Wiedersehensfreude pur..!
Als wir das Unterwasserschiff inspizierten, ist uns sofort die neue Propeller-Oberfläche aufgefallen – pechschwarz und merkwürdig gummiartig. Unser Bootsbauer hatte uns schon darauf vorbereitet, dass er in diesem Jahr an einigen Schiffen ein neues Produkt von Hempel testen will, das den Bewuchs von Seepocken verhindern soll. Im vergangenen Jahr haben wir diesbezüglich ja leider eher schlechte Erfahrungen gemacht…

Laut Beschreibung des Herstellers wird das Produkt auf Silikon- und Hydrogelbasis hergestellt, ist biozidfrei und verleiht der Oberfläche wasserähnliche Eigenschaften. Damit sollen sich bewuchsbildende Organismen nicht mehr so leicht am Rumpf ansiedeln und fallen schnell ab, sobald das Boot in Bewegung ist. Geeignet ist es sowohl für Segel- als auch für schnelle Motorboote. Nur für Oberflächen aus Holz ist es nicht brauchbar. Bewuchs soll sich leicht entfernen lassen, und die Beschichtung lässt sich problemlos erneut auftragen. Hydrogel basiert auf nicht reaktiven Polymeren, die dem Anstrich hinzugefügt werden und eine unsichtbare Schutzschicht zwischen der Rumpfoberfläche und dem Wasser bilden. Bewuchsbildende Organismen nehmen den Rumpf als Flüssigkeit wahr und haften so viel seltener an. Wir sind gespannt, ob die Oberflächenbehandlung nun tatsächlich den Durchbruch bringt. Schön wär’s ja…

Nachdem wir über eine Leiter schon einige Taschen und Klamotten an Bord gehievt hatten, haben wir endlich auch den sympathischen neuen Hafenmeister Erling kennengelernt und ein bisschen mit ihm geklönt. Das Hafenmeisterbüro und der kleine Havne Brugsen haben sich deutlich positiv verändert und es war spürbar, dass in Dyvig nun wirklich wieder ein „frischer Wind“ weht. Bei Erling und seiner Frau Helle könnt Ihr  jetzt übrigens auch frisch gebrühten Kaffee kaufen. „Is, Øl og kaffe, det sælger altid!“ (Eis, Bier und Kaffee gehen immer) meint er, und recht hat er. 👍🏼 Das wird bestimmt hyggelig!

Nach unserer kleinen Stippvisite im Hafen haben wir im Dyvig Badehotel auf der anderen Seite der Bucht eingecheckt. Schon ein paarmal hatten wir im Hotel-Restaurant „Skipperstuen“ gut gegessen, und am Karfreitag 2011 sogar das Glück, bei strahlendem Sonnenschein mit Familie und Freunden die Schiffstaufe unseres ersten elbkinds, einer Nordborg 32, auf der Hotelterrasse feiern zu können – bei Temperaturen um die 20 Grad. Von derartig sommerlichen Momenten war der April 2017 ja leider weit entfernt… 😐 In diesem Jahr hoffen wir (wieder mal) auf einen schönen Sommer – die Wetterprognose für Mai, Juni und Juli in Dänemark sieht jedenfalls ganz vielversprechend aus. ⛵️☀️🇩🇰

Die nette Dame am Empfang des Badehotels empfing uns freundlich, und sofort fiel mir die geschmackvolle Frühlingsdeko im Foyer ins Auge – zarte, bezaubernde, wunderhübsche Schachbrettblumen! Duplizität der Ereignisse, denn gerade hatte ich auf dem Weg nach Dänemark  Stefanie’s Bericht über die Schachbrettblumenwiesen im Junkernfeld gelesen und mich sofort in diese besondere Blume verliebt. Stefanie würde wahrscheinlich sagen „schockverliebt“…

Unser Zimmer überzeugte mit geschmackvollem Interieur, einem waaaahnsinnig gemütlichen Bett und viel Liebe zum Detail. Wir fühlten uns auf Anhieb zuhause und haben am Fenster den herrlichen Blick über die Dyvig Bucht genossen. Später am Abend waren wir mit unseren „zukünftigen Ex-Segelfreunden“ Torben und Lene zum Essen verabredet. Leider haben die beiden sich entschieden, ihr Schiff zu verkaufen und sich stattdessen ein Sommerhaus zuzulegen. Und wir sind richtig traurig!

Am nächsten Morgen waren wir um halb sieben die ersten Gäste im Frühstücksraum. Schade, dass die Zeit viel zu knapp war, um das schöne Ambiente so richtig zu genießen. Aber auf der anderen Seite der Bucht warteten ja schon ein Kranwagen, das Nordborg-Team und jede Menge Arbeit auf uns…

To make a long story short: Alles hat reibungslos geklappt, das elbkind hat endlich wieder Wasser unterm Kiel, der Mast ist gesetzt, die Segel sind angeschlagen, das Schiff ist blitzsauber, die Betten sind bezogen und am Ende des Tages hatte ich lt. Schrittzähler fast 10 km auf der Uhr.

Jetzt warten wir noch ein paar Tage ab, bis es etwas wärmer wird und die nächtlichen Temperaturen wieder zuverlässig über dem Nullpunkt bleiben 🙃. Und spätestens Mitte Mai wollen wir wieder los. Wenn Wind und Wetter mitspielen, soll es durch den kleinen Belt in nördliche Richtung gehen; erklärte Wunschziele sind Samsø und Anholt, denn beide Inseln mögen wir wirklich sehr. Von Skagen wollen wir rüber nach Schweden segeln, die Küste entlang und dann weiter durch den Øresund nach Kopenhagen. Vielleicht landen wir in diesem Sommer ja sogar mal im Christianshavn? Ich hätte Lust. Ihr werdet es erfahren…! 😊