Dusche to go und andere Katastrophen 

Ahoi Ihr Lieben! Ist dieses Novemberwetter nicht gruselig? Alles grau in grau, gefühlt regnet es ununterbrochen. Da passt es doch gut, dass ich noch ein paar Segelgeschichten aus dem Sommer auf Lager habe, oder? Also, macht es Euch einfach auf dem Sofa gemütlich, schenkt Euch ein Käffchen oder ein Glas Rotwein ein und kommt noch mal mit uns an Bord. Throwback in den Sommer 2017 – beam us up, Scotty! ☀️⛵️

Wo waren wir eigentlich stehengeblieben? Wenn Ihr Euch jetzt nicht mehr erinnern könnt, ist das gar kein Beinbruch, denn ehrlich gesagt muss ich mich auch ganz schön konzentrieren, weil unser Sommertörn schon wieder so lange zurückliegt. Richtig, unser elbkind lag in Wismar, und wer sich daran noch erinnern konnte, bekommt hundert Punkte und gewinnt ein Federballspiel! Wismar ist wirklich eine wunderschöne und geschichtsträchtige Stadt, und es gibt unglaublich viel zu besichtigen und zu erkunden. Wir hatten trotzdem keine Lust, tagelang bei Sturm und strömendem Regen durch die Straßen zu latschen und die Zeit totzuschlagen. Außerdem wird Lesen auf die Dauer auch langweilig und zum Spielen kann ich meinen Skipper trotz vieler verzweifelter Überredungsversuche ja leider nicht motivieren. Was tun? Kurzentschlossen haben wir uns in den Zug nach Hamburg gesetzt und das nervige Tiefdruckgebiet auf dem Sofa abgewettert. Drei Tage später um die Mittagszeit saßen wir schon wieder im Zug von Hamburg nach Wismar, das ungemütliche Wetter hatte sich zum Glück etwas beruhigt und es ging zurück an Bord.

Die halbe Stunde Umsteigezeit in Schwerin haben wir genutzt, um im Bahnhofscafé ein Käffchen zu trinken und noch schnell ein paar belegte Brötchen als Törnproviant zu besorgen. Bloß keine Zeit verlieren hieß das Motto, denn unser Entschluss stand fest: das kurze Wetterfenster der kommenden zwei Tage wollten wir unbedingt nutzen, um über Fehmarn zurück nach Dyvig zu kommen. Koste es, was es wolle, die Wetterprognose sah nämlich schon wieder zappenduster aus – das nächste Tiefdruckgebiet war im Anmarsch. Sommer eben… 😉

Kaum waren wir am Bahnhof angekommen, ging es auch schon im Stechschritt zurück zum Hafen, wo uns unser elbkind wohlbehalten erwartete. Thue war sichtlich erleichtert, er hatte sein Schiff wirklich nur sehr schweren Herzens zurückgelassen und konnte sich zuletzt nur losreißen, weil direkt gegenüber unseres Liegeplatzes am Brunowkai ein Polizeirevier lag.

Ruckzuck waren die Taschen wieder ausgepackt, die Segelklamotten über die Knochen gerissen, und schon eine halbe Stunde nach Ankunft im Hafen ließen wir Wismar im Kielwasser zurück. Für unsere Verhältnisse war es zwar viel zu windig und normalerweise wären wir bei so einer Wetterlage auch niemals ausgelaufen, aber nun hieß es: Augen zu und durch!

Tagelang hatte es kräftig geweht, wir waren schließlich nicht ohne Grund nachhause geflüchtet. Weil wir damit rechneten, dass uns auf der Strecke eine alte Welle das Leben schwer machen würde, wollte mein Skipper den Dieseltank vorsichtshalber auffüllen. Man weiß ja nie, was einen unterwegs so alles erwartet, und mit einem halbvollen Tank durch die Wellen zu schwabbeln war nicht gerade unsere Wunschvorstellung. Wir machten längsseits an der Bunkerstation am Ostufer des Ölhafens fest und forderten über einen Pager den Tankwart an. Nur ein paar Minuten später kam ein netter junger Mann auf einem Bagger angerauscht und kümmerte sich um uns. Hau rein, mach voll den Tank, und den Reservekanister auch gleich mit, wenn wir schon mal hier sind. Schnell war alles erledigt und die Bordfrau konnte die EC-Karte zücken. Sogar eine richtige Rechnung bekam ich noch in die Hand gedrückt, wie vornehm! Nach wenigen Minuten hieß es wieder Leinen los, und weiter ging die Motorfahrt durch die Wismarer Bucht.

Der Wind wehte viel nördlicher als vorhergesagt. Als wir uns beinahe schon damit abgefunden hatten, dass die Segel unten bleiben und wir die ganze Strecke motoren müssen, drehte wider Erwarten der Wind zu unseren Gunsten, so dass wir das Groß setzen konnten. Vorsichtshalber hatte Thue im Hafen noch ein Reff eingebunden. Inzwischen hatte der Wind bis zu 13 m/s aufgefrischt. Nachdem wir das Segel noch einmal richtig getrimmt und auch die Fock ausgerollt worden hatten, rauschte unser elbkind durch die Wellen und wir machten zwischen 6 und 7 kn Fahrt über Grund. Na siehste, geht doch!

Etwas später lugte die Sonne endlich hinter den dunklen Wolken hervor und der Wind hatte sich zwischen 9 und 11 m/s eingependelt. Immer häufiger kamen nun Wellen übers Vorderdeck, die zwischendurch sogar das Cockpit erreichten. Und so kam, was kommen musste: Thue, der nur in Jeans und Windbreaker am Steuerstand stand, bekam ganz unvermittelt eine kräftige Seewasserdusche verpasst. Tropfnass und fluchend musste er einsehen, dass Ölzeug und Südwester eindeutig das passendere Outfit waren. Kurze Zeit später stand er dann in voller Montur wieder am Ruder, während ich mich lieber unter die Sprayhood verkrümelte…

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Thue in voller Montur. Aus Schaden wird man klug!

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Dann wurde das Wetter rauer und der Wind drehte bis zu 16 m/s auf, der hatte wohl wieder mal die Wettervorhersage verpasst. Immer wieder kamen kräftige Brecher übers Deck. Auf diese Wetterkapriolen waren wir überhaupt nicht vorbereitet und hatten die Steckschotts zum Niedergang natürlich wie immer in der Backskiste gelassen. Und darum war das nächste Malheur auch schon vorprogrammiert: mit einem weiteren Brecher, der übers Vorderdeck kam, zischte das Ostseewasser durch die Aussparung für die Fallen und lief in Strömen den Niedergang weiter runter in den Salon. So standen binnen kürzester Zeit beachtliche Salzwasserseen unter dem Kartentisch und auf der Arbeitsplatte der Kombüse. Verflucht! Dieser Törn entwickelte sich zu einer echten Herausforderung für uns Schönwettersegler…😬

Nach rund fünf Stunden auf dem Wasser näherten wir uns allmählich unserem Zielhafen Burgtiefe auf Fehmarn. Als wir das Landlee der Insel erreicht hatten, holten wir die Segel ein. Durch die relativ enge, gut betonte Fahrrinne steuerten wir den geschützten Hafen an und haben trotz der späten Stunde (mittlerweile war es 20:30 Uhr) noch einen Liegeplatz im Innenhafen ergattert. Freundliche Stegnachbarn nahmen unsere Vorleinen an und wir waren erleichtert, als wir endlich am Steg fest waren. Geschafft! Die erste Etappe unseres Törns hatten wir gemeistert. Darauf mussten natürlich erstmal ein paar Bierchen in der Hafenkneipe gezischt und nebenbei die beeindruckenden Salzkrusten auf Thues Händen bestaunt werden. Kurz vorm Schlafengehen knurrte dann plötzlich mein Magen, da fiel mir auch endlich das belegte Brötchen wieder ein, das noch immer auf mich wartete. Ein kühles Landungsbier hatte nach diesem abwechslungsreichen Törn einfach Priorität! 🍺

Der nächste Morgen weckte uns mit Sonnenschein und Flaute, und die letzte Etappe unseres Sommertörns stand an. Eins war sicher: wenn wir nicht segeln können, motoren wir! Weil wir keine Zeit verlieren wollten, gab es das Frühstück unterwegs, und schnell kam die Fehmarn-Sund-Brücke in Sicht. Das war mal eine ganz neue Perspektive, denn bisher hatten wir die Brücke auf dem Weg zur Fähre Puttgarden-Rødby immer nur mit dem Auto überquert.

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Wir nähern uns der Fehmarn-Sund-Brücke

Segelfreunde, die sich in diesem Revier gut auskennen, hatten uns vorsorglich auf die Schießgebiete auf der Route aufmerksam gemacht, die wir nun umfahren mussten. Der Motor brummte, und noch immer herrschte Flaute. Ganz schön langweilig… Nach wie vor stand eine kräftige Welle vom Vortag, die wieder übers Vorschiff zischte und uns im Laufe des Vormittags noch zum Verhängnis werden sollte, denn leider hatte ich vor dem Ablegen nicht daran gedacht, die Luke im Vorschiff von „Lüftung“ auf „pottendicht“ zu verschließen. Ein fataler Fehler. Als ich den Niedergang herunterkletterte, traute ich meinen Augen nicht: unter Deck war alles nass, besonders die Vorderkabine hatte es erwischt. Bettzeug, Auflagen, Polster, Matratzen… alles klitschnass! Das Wasser hatte sich seinen Weg durch den Lüftungsschlitz der Luke gesucht und dabei ganze Arbeit geleistet. Stinksauer, fluchend und den Tränen nahe schleppte ich die gesamte Schlafausrüstung an Deck. Zum Glück schien ja die Sonne, so dass alles an der frischen Luft getrocknet werden konnte – wenigstens notdürftig. Einige Tage später haben wir unserem Bootsbauer diese kleine Anekdote erzählt. Der meinte ganz trocken, nasses Bettzeug sei doch gar kein Problem – man müsse eben nur das eigene Outfit anpassen und in Ölzeug statt im Pyjama schlafen gehen. Dänischer Humor! 😂

Das Schiff sah jedenfalls wie ein schwimmender Waschsalon aus, aber seht selbst:

Ursprünglich hatten wir vor, noch eine Nacht in Sønderborg zu verbringen, bevor es zurück nach Dyvig ging. Als wir dann gegen Abend die Sønderborg Marina an Steuerbord hatten, waren wir uns aber schnell einig, dass wir uns auch noch die letzten zwei Stunden ans Bein binden und bis nach Dyvig durchfahren – es zog uns einfach zurück in unseren Lieblings-Heimathafen. Pünktlich um 18.00 Uhr öffnete sich die Klappbrücke nur für uns, und das elbkind war das einzige Schiff, das in den Alssund einlief. Insgesamt sind wir an diesem Tag zwölf Stunden unter Motor unterwegs gewesen, und das ist natürlich echte Königsdisziplin für Segler…😧

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Unsere Route von Burgtiefe nach Dyvig

Wie schon in den Jahren zuvor waren die 12-m-Klassiker zum Tune Up Race wieder in Dyvig zu Gast, und das lässt sich der Prinz Hendrik natürlich nicht entgehen – er war mit der „Dannebrog“ angereist. Auch für uns gab’s viel zu gucken. Ein schöner Empfang nach fast sieben Wochen an Bord!

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Die „Dannebrog“ in der Einfahrt zur Stegsvig
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Ein echter Augenschmaus: die 12-m-Klassiker

Mit diesem schönen Bildern aus dem Sommer wünschen wir Euch eine schöne und gemütliche Adventszeit 🎄🎅🏼. Der Dezember steht vor der Tür, und damit die Sonnenwende – das heißt, dass wir bald schon wieder rückwärts zählen können und die nächste Segelsaison naht! 🤗 Bis bald, Martina & Thue

Breaking News: Königlicher Besuch in Dyvig 👑⛵️🇩🇰

Im Moment sind wir in Dyvig, unserem Heimathafen. Und hier ist gerade richtig was los: zwölf 12-m-Boote sind zu Besuch, um sich auf den diesjährigen ‚Robbe & Berking Sterling Cup‘ zwischen Dyvig und Glücksburg vorzubereiten. Die wunderschönen Klassiker sind wirklich eine Augenweide – einige von Ihnen haben wir ja schon im letzten Jahr im Tuborg Havn in Kopenhagen bewundern können. Ganz Dyvig ist in heller Aufregung.

Obwohl er sich ja eigentlich seit dem Jahreswechsel im Ruhestand befindet, wollte Prins Henrik von Dänemark sich dieses tolle Event dann wohl doch nicht entgehen lassen. Seit gestern liegt die königliche Jacht Dannebrog im Dyvig Fjord vor Anker, und Henrik ist mittendrin, nicht nur dabei: gestern Abend gemeinsames Dinner mit den Regatta-Teilnehmern, heute Abend findet ein Empfang der ehrenamtlichen Helfer an Bord der Dannebrog statt.

Vorhin haben wir einen Matrosen beim Lüften der beiden royalen Dackel beobachtet und hatten den Eindruck, das war dem Ärmsten ziemlich peinlich. Gerade sehen wir von unserem Cockpit aus, wie die königliche Schaluppe hin und her flitzt und die Gäste des Empfangs zurück zum Dyvig Badehotel bringt.

Spannend! Es ist natürlich gut möglich, dass Ihr nicht so royalistisch seid wie wir, aber wir finden das ganze Szenario ziemlich interessant. 😎 Unsere treuen Follower wissen ja, dass Thue als junger Spund mit Bärenfellmütze vor dem Schloss Amalienborg in Kopenhagen für die Königsfamilie Wache geschoben hat. Seitdem fühlt er sich mit der dänischen Königsfamilie irgendwie familiär verbunden. 💂🏼🇩🇰😉

Ja, ich weiß, ich war ganz schön schreibfaul in letzter Zeit. Aber ich melde mich bald mit Berichten über unseren Sommertörn (so viel schon mal vorweg: Wind, Wind, Wind, und zwar immer aus der falschen Richtung!), versprochen.

An dieser Stelle liebe Grüße an Sonja und Göran (Nordborg 37 – Krølle Bølle), die wir neulich in Svendborg kennengelernt haben. Es war nett, mit Euch zu klönen! 😊