Bei unserem Stopover auf Årø vergangenes Wochenende sind wir, wie immer, im Restaurant Brummers Gård gelandet. Für uns gibt es nichts Schöneres, als bei leckerem Essen und einem frisch gezapften Fuglsang Jubiläumsøl (das übrigens sehr zu empfehlen ist, sogar Weinliebhaber wie ich schmelzen dahin) im windgeschützten Hof zu sitzen, den Segeltag noch einmal Revue passieren zu lassen und die letzten wärmenden Sonnenstrahlen des Tages zu genießen. Davon haben wir schließlich den ganzen Winter geträumt…😉
Unser absoluter Favorit bei Brummers ist das Ø-Bøf, ein gegrilltes Hacksteak. Das Fleisch stammt von Galloway-Rindern, die im Naturreservat Årø Kalv aufgewachsen sind. Mehr Bio geht nicht. Dazu gibt es die leckere, typisch-dänische braune Soße und hausgemachte, köstliche Leckereien vom Buffet. 😋 Diesmal fand ein grünes Gemüse unser Interesse, das wir auf Anhieb nicht so recht einordnen konnten. Auf Befragen erklärte uns Wirtin Marianne, dass es sich um Meerkohl handelt. Meerkohl? Nie gehört. Marianne erntet das außergewöhnliche Kraut am Strand von Årø und serviert es ihren Gästen noch am selben Tag. Frischer – und köstlicher – geht’s wirklich nicht.
Der Küsten-Meerkohl (lat.: crambe maritima) wird auch See- oder Strandkohl genannt und wächst natürlich an den Stränden der Nord- und Ostsee. Er hat einen angenehmen salzig-nussigen Geschmack und enthält neben Vitamin C und Mineralien auch Senfölglykoside, die u.a. antibakteriell wirken. In Deutschland und anderen europäischen Ländern steht er unter Naturschutz. In Dänemark kommt er an der Ostküste Jütlands häufig vor und ist zwar nicht geschützt, jedoch durch die Beweidung von Küstenbereichen gefährdet.
Als wir ein paar Tage später in Juelsminde den „kyststien“ (deutsch: Küstenweg) am Wasser entlanggewandert sind, begegnete uns plötzlich am Wegesrand ein alter Bekannter – früher hatten wir wahrscheinlich kaum Notiz von ihm genommen. Tatsächlich: unser neuer Freund, der Meerkohl! So schnell trifft man sich wieder. Leise flüsterte er uns zu: nehmt mich mit, ich bin so lecker und gesund!
Schnell ließen wir uns überreden. Aber wir haben nur so viel gepflückt, wie wir auch tatsächlich zum Abendessen brauchten, und das waren für uns zwei Nasen gerade mal vier Blätter. Die Zubereitung war unkompliziert. Ich habe ihn gewaschen, die Stängel entfernt und in feine Streifen geschnitten.
Eine Vinaigrette aus einem gutem Olivenöl, weißem Balsamico-Essig, etwas Senf, Salz, grob gemahlenem Pfeffer und einer Prise Zucker gab dem Salat den letzten Pfiff. Abends kam unser neuer Liebling dann als Beilage zu unseren gegrillten Hakkebøfern (Frikadellen) und herzhaft-scharfem Chili-Kartoffelsalat ganz groß raus. Lecker! 😋
Meerkohl
Wenn Ihr jetzt auf den Geschmack gekommen seid, haltet bei Euren Strandspaziergängen in Dänemark im Sommer einfach nur ein kleines bisschen die Augen auf – vielleicht begegnet Euch Euer Abendessen ja auch direkt am Wegesrand.
Aber keine Angst, auch in Zukunft wollen wir Euch natürlich von unseren Segeltörns und Erlebnissen an Bord erzählen. Diese kleine Exkursion ins Reich von Gemüse und Rezepten war eher eine Ausnahme. Wer an Bord (und an Land!) lecker essen möchte und auf der Suche nach köstlichen und trotzdem einfach zuzubereitenden Rezepten für die Pantry ist, der schaut am besten mal bei Cornelia vorbei. Die See kocht ist der vielversprechende Name ihres Blogs. Guten Appetit!
…geht die Fahrt wohl übers Meer, woll´n wir ferne Länder sehen, fällt der Abschied uns nicht schwer. Leuchtet die Sonne, ziehen die Wolken, klingen die Lieder weit übers Meer…
Vielleicht können sich die Älteren unter Euch ja noch an dieses Lied erinnern? Mit Schrecken habe ich gerade festgestellt, dass es sogar eine Version von Heino gibt! 😎 Aber egal. Wenn wir das Lied früher in der Schule gesungen haben, kam immer großes Fernweh und die Sehnsucht nach Urlaub, Sonne, Strand und Meer bei mir auf. Als ich ein kleines Mädchen war, haben meine Eltern für die Sommerferien häufig ein Ferienhaus an der dänischen Westküste gemietet. Schon damals habe ich Dänemark ins Herz geschlossen und deutlich gespürt, wie gemütlich das Leben vor sich hinplätscherte und wie freundlich und entspannt alle Menschen miteinander umgegangen sind. Niemals hätte ich mir träumen lassen, dass ich viele Jahre später mal einen echten Dänen heirate und sein schönes Land meine zweite Heimat wird!❤️🇩🇰❤️
Huch, jetzt bin ich fast romantisch geworden! Jedenfalls – wenn im Mai die Segelsaison wieder angefangen hat und wir zum ersten Mal bei Sonnenschein und leichter Brise über das glitzernde Wasser im Alssund rauschen, taucht in meinem Kopf immer diese schöne Melodie wieder auf. Und weil ich dann immer fast platze vor Glück und Vorfreude auf die abwechslungsreiche Zeit an Bord und gar nicht weiß wohin mit mir, stimme ich zu Thues Leidwesen (er findet, ich sollte doch lieber im Radio singen, damit er mich ausstellen kann 🙃) dieses kleine Liedchen an.
Für uns wehen die bunten Fahnen endlich wieder! Ende letzter Woche sind wir an Bord eingezogen. Die Vorbereitungen für unseren Sommertörn sind jedes Frühjahr wieder eine kleine Herausforderung für uns, denn es ist natürlich nicht nur damit getan, mal eben ein paar Taschen zu packen. Vieles muss organisiert werden, bevor wir für mehrere Monate aufbrechen können. Wer schaut nach unserer Post, gießt die Blumen, mäht den Rasen, wer schaut mal bei unseren Eltern vorbei, während wir unterwegs sind? Schnell noch mal zum Friseur, zum Zahnarzt und alle Rechnungen bezahlen 😉 und natürlich unbedingt noch überall Tschüss sagen. Was für ein Glück, dass wir die nettesten Nachbarn der Welt und einen wunderbaren Zusammenhalt in der Familie haben – nur deshalb können wir entspannt und sorgenfrei die Zeit an Bord genießen.
Bei Schietwetter ging es am Freitagmittag über die A7 nach Dyvig. ☔️ Na toll! So hatten wir uns den Sommerauftakt eigentlich nicht vorgestellt. Aber was soll’s, dachten wir uns, es kann ja eigentlich nur besser werden. Irgendwann wird das Wetter auf jeden Fall schön – man muss nur lange genug warten! An Bord wurde erstmal das Teakdeck gründlich geschrubbt (Thue) und die Taschen ausgepackt, hin- und hergekramt und alles griffbereit verstaut (ich). Was man für Geraffel in den Schapps rumfliegen hat! Sage und schreibe drei Haarföhns (schreibt man das so?) haben sich in irgendwelchen dunklen Ecken angefunden und wurden erstmal im Auto zwischengelagert. Denn erstens haben wir dafür keinen Platz und zweitens ist die Frisur der Bordfrau in den nächsten Monaten Nebensache, weil es sowieso ständig weht. 😉
Eigentlich wollten wir gleich am nächsten Morgen starten, entdeckten aber plötzlich ein kleines Loch im Gelcoat direkt am Niedergang. WTF?! 👿 Wie ist das denn passiert? Aber irgendwas passiert ja immer ausgerechnet dann, wenn es losgehen soll. Letztes Jahr waren es die Seepocken am Propeller, und jetzt das. Nach Rücksprache mit dem Bootsbauer haben wir uns für eine provisorische Reparatur mit Tape entschieden, alles andere hätte uns einfach zu lange gedauert. Aber Klebeband ist ja nicht die schlechteste Lösung, das haben wir während unserer zwei Jahre in Shanghai gelernt. Wenn die Chinesen sogar ganze Motorroller und Autos damit reparieren können, wird das elbkind den Sommer ganz locker überstehen. Vier verschiedene Geschäfte musste Thue abklappern und bis nach Sønderborg fahren, bis er endlich das richtige Klebeband gefunden hatte. Außerdem haben wir dem Teakdeck noch schnell einen Anti-Fungizid-Anstrich verpasst. Damit ging zwar ein weiterer Tag ins Land, aber zumindest war das elbkind startklar für den Sommertörn. 👍🏼
vorher…
nachher…!
Sonntag nach dem Frühstück legten wir endlich los. Auf ging’s nach Årø! Ein Segeltag wie aus dem Bilderbuch mit Sonnenschein und einem angenehmen Südwestwind. Thue nennt das übrigens „Broschüren-Wetter“ – der einzige Tag im Jahr in Dänemark, an dem man mal ein paar schöne Fotos von seinem Schiff für die Verkaufsbroschüre machen kann. 😄
Von Årø haben wir Euch an dieser Stelle ja schon gelegentlich vorgeschwärmt. Die niedliche Insel im kleinen Belt ist mit ihrer wunderschönen Natur und einer hyggeligen Atmosphäre ein schöner Zwischenstopp für Törns ins dänische Inselmeer oder in Richtung Kattegat. Die Häfen von Hadersleben, Assens, Middelfart, Ærø liegen nicht weit entfernt.
Der Leuchtturm von Årø
..überall blüht der Raps
Abendstimmung im Hafen
Brummers Gaard
Schon am nächsten Morgen setzten wir wieder die Segel und bei leichtem Nordwestwind und blauem Himmel ging es weiter nach Middelfart. Erst zum Schluss flaute der Wind ab und wir mussten den Volvo bemühen. Ein schöner, sonniger Segeltag!
In Middelfart haben wir im „Nyhavn“ festgemacht, dem kleinen, runden Hafen direkt in der Stadtmitte. Hier liegt man gut geschützt, und die Wege zum Bäcker und zum Supermarkt sind kurz. Allerdings sind 28 € Liegegeld auch nicht gerade ein Schnäppchen und WLAN gab es auch nicht. Gestern hat es Petrus dann nicht so gut mit uns gemeint, fast den ganzen Tag hat es geschüttet wie aus Eimern. Aber das kennen wir ja schon. Schließlich segeln wir in Dänemark, wo sich Sommer auf kalt und nass reimt… 😉
Unterwegs mit Kurs auf MiddelfartHeute Morgen sind wir nach Juelsminde aufgebrochen. An Segeln war leider nicht zu denken, denn es herrschte fast Flaute und dicker Nebel hing über dem kleinen Belt. Wir hatten trotzdem unseren Spaß, denn immer wieder tauchten Schweinswale auf, und sogar ein Seehund steckte seinen Kopf neugierig aus dem Wasser!
Der Hafen von Juelsminde wird in Seglerkreisen hochgelobt, und jetzt war es an der Zeit, dass wir uns auch selbst mal ein Bild machen. Was soll ich sagen – wir sind begeistert! Es gibt 500 Liegeplätze, mehrere Restaurants, ein sehr gutes Fischgeschäft, einen Kinderspielplatz, einen Marineshop, eine Boutique und zwei Eisläden. Eine kleine Fußgängerzone ist auch nicht weit entfernt. Man kann es hier problemlos eine Weile aushalten, auch bei Regenwetter. Aber das ist zum Glück erst wieder für Freitag angesagt. Gerade jetzt sitzen wir im Cockpit, genießen die warme Maisonne und den schönen Blick über den Hafen. Morgen holen wir vielleicht mal die Bordfahrräder aus der Backskiste. Hach, das Leben ist schön! ⛵️☀️🇩🇰
Wegen einiger Termine im September fuhren wir nach dem Nordborg-Wochenende erst mal wieder nachhause. Aber die Saison war für uns natürlich längst noch nicht vorbei – Ende September waren wir zurück in Dyvig und verbrachten zehn traumhafte letzte Tage an Bord. Die Wetterlage war stabil, und weil die Tage schon merklich kürzer wurden, genossen wir jeden Sonnenstrahl. Wir konnten sogar jeden Morgen im Cockpit frühstücken!
Morgens im Cockpit
Wir hatten keine großen Pläne gemacht und entschlossen uns, ein letztes Mal in diesem Jahr nach Årø zu segeln. Nicht dass Ihr denkt, uns fällt nichts Besseres ein, aber wie so oft passten einfach Wind und Wetter, um dieses Ziel anzusteuern. Dass die Saison fast vorbei war, merkten wir schon im Hafen, denn es war so wenig los, dass wir uns einen Liegeplatz aussuchen konnten. Abends bei Brummers Gård war es sogar schon zu kalt, um draußen zu sitzen – wir haben in der Gaststube gesessen und gegessen. Auch hier ging die Saison aufs Ende zu, der Laden war bis zum letzten Platz besetzt und platzte beinahe aus allen Nähten. Neben uns saß eine dänische Geburtsgesellschaft, die – wie in Dänemark beim Feiern so üblich – ein Lied nach dem anderen anstimmte. Zu schön!
Am nächsten Tag sind wir unter Genakker und ohne Großsegel wieder zurück nach Dyvig gerauscht, denn der Wind kam direkt von hinten. Zum ersten Mal unter allerbesten Bedingungen, das war ein Riesenspaß!
Zum letzten Mal Segeln unter Genakker..
Mein Geburtstag, den ich dieses Jahr zur Abwechslung mal an Bord verbracht habe, war etwas ganz Besonderes. Unser Bootsbauer Holger Jensen besuchte uns nämlich mit einem netten Ehepaar aus der Schweiz an Bord. Katrin und Thomas interessierten sich für eine NB 40 und wollten sich unser Schiff gerne mal genauer ansehen. Nach einer ausführlichen Besichtigung kamen wir schnell ins Klönen, und spontan luden wir die Beiden ein, uns am Nachmittag auf unserem Segeltörn nach Apenrade (dän.: Åbenrå) zu begleiten.
Gesagt, getan! Thomas übernahm von Anfang an das Ruder. Der Wind wehte nur schwach und die Bedingungen waren nicht gerade perfekt für einen Demo-Törn, aber immerhin machten wir 2-3 kn Fahrt bei 1-3 m/s Wind. Am Ende wurde dann doch der Motor gestartet, denn in Apenrade stand Holger ja schon auf dem Steg und wartete auf uns. Er nahm die Leinen an und unsere Mitsegler mit dem Auto wieder mit zurück nach Dyvig. Obwohl dieser Probeschlag wegen des schwächelnden Windes hinter den Erwartungen von Katrin und Thomas zurückgeblieben war, hatten wir den Eindruck, dass das elbkind die beiden am Ende überzeugt hat. Wir vermuten, dass sie inzwischen „in freudiger Erwartung“ sind und hoffen, dass wir sie bald im „Club der 40er“ begrüßen dürfen. 👍🏼😉
Abends waren wir mit Torben und Lene beim Italiener in Apenrade zum Geburtstagsdinner verabredet. Kleiner Tipp: sollte Euch das Schicksal jemals in ein italienisches Restaurant namens „Tony“ in Apenrade verschlagen, bestellt bitte Pizza. Wagt keine Experimente, es lohnt sich nicht. Die können nur Pizza. Ich spreche aus Erfahrung. 😎🍕. Glücklicherweise schmeckten aber das Bier und der Wein, und gemütlich war der Abend dank netter Gesellschaft trotzdem.
Zum Saisonabschluss stand auch ein kleiner Ausflug zur Ankerboje im Sønderborg Fjord auf meiner Wunschliste. Ich wollte die Boje nämlich gerne mal selbst ansteuern, während Thue mit dem Haken nach dem Ring angelt. Und das hat auch gut geklappt! Bei schönstem Sonnenschein lagen wir faul im Cockpit, tranken Kaffee und beobachteten die Segelschiffe, die an uns vorbeizogen. Nur schweren Herzens konnten wir uns ein paar Stunden später wieder losreißen.
Anfang Oktober schien nicht nur die Sonne, der Wind wehte meistens auch nur schwach bis mäßig. Endlich konnte ich mal ohne viel Publikum (das Stichwort heißt Hafenkino 😜) und ganz in Ruhe üben, was ich im April beim Frauen-Skippertraining gelernt hatte: das An- und Ablegen. Nach wie vor klopfte mir das Herz bis zum Hals, wenn ich am Steuer stand, und von Routine konnte keine Rede sein. Das sollte sich ändern. Ein paarmal hat auch alles gut geklappt, aber ausgerechnet das letzte Anlegemanöver ging voll in die Hose… Was soll’s. Nächstes Jahr wird einfach weitergeübt, es kann nur besser werden!
Leider war beim Anlegen der Flaggenstock im Weg… 😬
Langsam fingen wir an, das elbkind fürs Winterlager vorzubereiten. Es wurde ausgemistet, aus- und aufgeräumt, gesaugt, gewischt, poliert und geschrubbt.
Die Stimmung an Bord wurde plötzlich wehmütig. Nur noch ein paar Tage, und alles sollte vorbei sein? Über vielen Situationen stand nun die Überschrift „zum letzten Mal in diesem Jahr..“, das fühlte sich ganz eigenartig an und gefiel uns irgendwie gar nicht…
Die letzten schönen Sonnenuntergänge im Hafen…Zum letzten Mal den Grill anschmeißen…
Und dann kam der letzte Arbeitstag unseres Hafenmeisters Christian. Viele Jahre lang konnten wir uns immer auf ihn verlassen und haben viele lustige und feucht-fröhliche Stunden mit ihm verlebt. Nun mussten wir uns tatsächlich von ihm verabschieden, am Ende kullerten sogar ein paar Tränen. Auch das noch!
Abschied von „Kedde“
Am letzten Wochenende waren wir noch einmal mit Christiane und Hendrik verabredet, denn auch die „Molch“ sollte ein paar Tage später gekrant und ins Winterlager nach Nordborg gebracht werden. Gemeinsam wurde abgeriggt, und weil für die nächsten Tage Regen angekündigt war, wurden beide Großsegel zum Schutz vor Nässe vorübergehend in Planen eingepackt.
Molch und elbkind werden winterklar gemacht
Nach getaner Arbeit gab’s dann abends einen Sundowner vor dem Dyvig Badehotel, und anschließend ein gemütliches Abendessen zu viert in der „Skipperstuen“ -auch zum letzten Mal in dieser Saison! 😢
Zum letzten Mal draußen sitzen und den schönen Blick über die Dyvig Bucht genießen…
Am nächsten Morgen frühstückten wir gemeinsam unter Deck auf der Molch. Und dann – war sie tatsächlich vorbei, unsere Segelsaison 2015.
Und hier mein Resümee:
Die Wetterstation im dänischen Blåvand hat im Mai 21 Tage mit Starkwind (und mehr!) gemessen; im Juni 16 Tage. Wir waren in diesem Sommer viel zu oft eingeweht und hatten entweder viel zu viel Wind oder viel zu wenig. ⛵️💨
In den vergangenen Monaten haben wir viele nette Menschen kennengelernt, und ich finde es super, dass Thue die Leute immer so gnadenlos anschnackt, obwohl mir das manchmal etwas peinlich ist.. 😄👍🏼
Die Stimmung an Bord war eigentlich immer gut, wir zwei haben uns vertragen und das Bordleben auf so engem Raum ist mir deutlich leichter gefallen als ich dachte (und befürchtet hatte). 👫💝
Am besten hat es uns auf Anholt gefallen, diese Insel ist wirklich außergewöhnlich und die Atmosphäre ganz besonders. 🎏 Wir kommen bestimmt wieder.
Von zu viel Rotwein krieg‘ ich nachts Herzklopfen.. 🍷
Freiheit bedeutet nicht nur, Pläne zu schmieden und sie umzusetzen, sondern auch, sie über den Haufen zu werfen und einfach etwas ganz Anderes zu machen. 🗽
Am nächsten Tag ging’s für die Acadia-Crew zurück nach Apenrade – es muss ja auch noch Leute geben, die auf den Arbeitsmarkt aufpassen, während wir das Bordleben genießen. 😉 Inzwischen war die Wetterlage recht stabil und wir überlegten, welches Ziel wir als nächstes ansteuern sollen. Schon seit längerer Zeit hatte ich Ærøskøbing im Kopf, aber leider passten Wind und Windrichtung nicht.
An unserem Steg liegen außer dem Elbkind noch sechs weitere Nordborg-Yachten, und alle Crews kommen prima miteinander aus. Beim morgendlichen Klönschnack verabredeten wir spontan einen gemeinsamen Nordborg-Ausflugstörn. Mit dabei waren die „Pesuna“, eine Nordborg 30, und gleich drei 40er: die „Bonne Chance“, die „Owal“ und unser Elbkind. Und das Ziel? Ihr habt es wahrscheinlich schon erraten: es ging mal wieder nach Årø. Der Wind kam aus Nordwest und wehte mäßig mit 6-8 m/s – prima Bedingungen für einen Mini-Törn in Richtung Kleiner Belt!
Schon frühmorgens legten alle vier Schiffe in Dyvig ab, denn Årø muss man zeitig anlaufen, um einen guten Hafenplatz zu bekommen. Aber wem sag‘ ich das – als fleißige Blog-Leser kennt Ihr Euch dort ja inzwischen bestens aus 😉. Wie Perlen auf der Schnur segelten die vier Nordborg-Yachten in nordöstliche Richtung, und wir erreichten den Hafen von Årø am späten Vormittag.
Das schöne Wetter machte Lust auf eine kleine Radtour, und Thue und ich schwangen uns auf die Bordfahrräder und radelten zum Südstrand. Ein traumhafter Sommertag, ich war sogar in der Ostsee schwimmen! Am Strand konnten wir unzählige Uferschwalben beobachten, die schnell wie Pfeile durch die Luft sausten. Sie sind nur ca. 12 cm lang, wiegen nicht mehr als 14 g und erreichen Geschwindigkeiten von bis zu 50 km/h. Blitzschnell steuerten sie über unsere Köpfe hinweg ihre Nistlöcher in der Steilküste an. Wir fühlten uns irgendwie an „Die Vögel“ von Hitchcock erinnert, so viel war da über uns am Himmel los. Faszinierend!
Abends haben wir dann gemeinsam mit den drei anderen Nordborg-Crews im lauschigen Innenhof vom Brummer’s Gård gegessen. Nett war’s! Das Essen war wie immer lecker, die Stimmung gut, und auch das Wetter spielte mit.
Fröhliche Nordborgsegler im Hof vom Brummer’s Gård
Auf dem Rückweg fing es schon an zu dämmern, und inzwischen lag ein Hauch von Herbst in der Luft. Im Hafen kam überraschend romantische Stimmung auf, denn in einer der Grillboxen an unserem Steg wurde musiziert und gesungen, und zwar vom Feinsten! Ein Skipper aus Fredericia mit einer wunderbar rauchigen Country und Western-Stimme begleitete sich und ein paar andere, die mitsangen, perfekt auf der Gitarre. Spontan gesellten wir uns dazu und lauschten begeistert der schönen Musik, einem Mix aus populären dänischen Liedern und Evergreens. Wie ich solche Momente liebe und Leute beneide, die ihr Musikinstrument so perfekt beherrschen! Ich frage mich, warum ICH es eigentlich nicht hinkriege, meine Ukulele häufiger mal in die Hand zu nehmen und ein bisschen zu üben. Das muss sich unbedingt ändern.
Hafenromantik!Wo man singt, da lass Dich ruhig nieder…
Am nächsten Morgen machten wir uns nach dem Frühstück wieder auf den Weg nach Dyvig, dort waren wir mit Lene, Torben und Felix zum Grillen verabredet. Und ganz langsam näherte sich auch das Nordborg-Wochenende, das alle zwei Jahre am letzten Wochenende im August in unserem Heimathafen stattfindet. Leichte Vorfreude machte sich breit!
Beim Auslaufen in Richtung Dyvig: Der Blick auf das Årø Fyr
Gar nicht so einfach, nach so langer Zeit mal wieder die Blog-Kurve zu kriegen. Irgendwie war ich wohl nicht so recht motiviert. Vielleicht gibt es Leute, die an dieser Stelle das Wort „faul“ verwenden würden, ich würde aber eher zu „anderweitig beschäftigt“ tendieren. Wir konnten nämlich in den letzten Wochen endlich mal traumhaft segeln und haben den Sommer an Bord so richtig genossen. Plötzlich gab es einfach keine Regentage mehr, an denen ich mir die Langeweile schreibend vertreiben konnte! Der August hat sich noch mal richtig ins Zeug gelegt und alles gegeben (wurde auch Zeit!), damit alle Segler die kalten und windigen 3 Monate davor möglichst schnell wieder vergessen. Ist ihm bei uns auch ganz gut gelungen.
Alle, die dem Elbkind-Blog in den letzten Monaten gefolgt sind, werden mich bestimmt verstehen und mir verzeihen. Stimmt’s?? Aber jetzt wird es wirklich höchste Zeit, dass Ihr mal wieder auf den neuesten Stand gebracht werdet.
Am Freitagabend waren wir in Dyvig mit unseren Freunden Torben und Lene in Dyvig verabredet. Die Ärmsten hatten schon die erste Woche ihres Sommerurlaubs im Sommerhaus bei Apenrade verbringen müssen, weil das Wetter zum Segeln einfach völlig ungeeignet war. So wie wir standen sie in den Startlöchern. Nun sollte es endlich losgehen!
Beim abendlichen Grillen beschlossen wir, am nächsten Morgen gemeinsam nach Årø zu segeln, und schon gegen Mittag liefen wir unter Motor (kein Wind!) dort im kleinen Inselhafen ein. Weil Årø sehr beliebt ist – vor allen Dingen bei Motorbootfahrern aus Hadersleben und auch bei deutschen Seglern – sollte man gerade in Ferienzeiten möglichst rechtzeitig da sein, um einen der begehrten Hafenplätze zu ergattern. Vor allem die Liegeplätze am nördlichen Bootssteg sind begehrt, weil es hier keine Schwimmstege gibt. Aber weil wir schon um 8.00 Uhr in Dyvig gestartet waren, hatten wir Glück und erwischten zwei der beliebten Plätze. Manchmal lohnt sich frühes Aufstehen tatsächlich! 😎 Das Wetter war traumhaft, und am frühen Nachmittag starteten wir einen Spaziergang zu viert rund um die Insel.
Noch im Hafen begegnete uns eine fröhliche Truppe junger Frauen, die, als Piratenbräute verkleidet, lustige Spiele spielten und zwischendurch auch dem Alkohol nicht gerade abgeneigt waren. Ganz klar: hier gab’s was zu feiern. Auf Befragen stellte sich heraus, dass hier ein deutsch-dänischer Junggesellinnenabschied stattfand. Die Mädels waren mit der „Helene“, einem altmodischen Ausflugsdampfer mit Heimathafen Hadersleben, auf die Insel gekommen und hatten ganz offensichtlich jede Menge Spaß. Bereitwillig und gut gelaunt ließen sie sich fotografieren.
Sommer – Sonne – gute Laune! Die Piratenbräute ließen es richtig krachen…
Dann ging es per pedes weiter über die Insel, die ich als „übersichtlich“ bezeichnen würde,denn sie ist nur 4 km lang und 3 km breit, hat 160 Einwohner, einen Campingplatz und aufgrund des milden Klimas sogar ein kleines Weinanbaugebiet, den Årø Vingård. Und genau der war einer unserer Anlaufpunkte, denn wenn man schon mal hier ist, muss man natürlich auch ein Gläschen Wein aus Inselanbau probieren. Besonders für Torben, den passionierten Weintrinker und -kenner in unserer Runde, war das quasi Ehrensache. Im gut besuchten, sonnigen Gastgarten ließen wir uns nieder und entschieden uns für ein Glas Weißwein, der sich tatsächlich ganz gut trinken ließ.
Leicht beschwingt setzten wir unseren Inselspaziergang eine Stunde später in Richtung Campingplatz fort. Was wir dann erlebten, hatte allerdings nichts mit übermäßigem Alkoholgenuss vor Sonnenuntergang zu tun, sondern war – fanden wir jedenfalls – ein gutes Beispiel für Ideenreichtum. Wie transportiert der einfallsreiche Insulaner nämlich sein Boot, wenn sein Auto keine Anhängerkupplung hat?
So macht er das. Er hängt es einfach hinter den Aufsitzrasenmäher!
Auch auf dem Weg durch den Ort staunten wir nicht schlecht, denn offenbar wurde hier die Farbe des Käfer-Oldtimers auf die des Hauses abgestimmt. Oder umgekehrt. Man weiß es nicht genau. Sah jedenfalls gut aus.
… alles Ton in Ton!
Für den Abend hatten wir einen Tisch beim Restaurant „Brummers Gård“ bestellt, das ist ja inzwischen schon fast Tradition bei uns. Habe ich Euch eigentlich schon mal erzählt, dass der Hof seit 1989 unter Denkmalschutz steht und im Juni 2013 sogar Königin Margrethe und Prinz Hendrik hier zum Mittagessen eingekehrt sind?
Das Wetter spielte noch immer mit, wir konnten im Innenhof sitzen und das leckere „Hakkebœf“ – übrigens absolut bio, weil es von Årøs Galloway-Rindern stammt – mit „tilbehør“, den köstlichen Beilagen vom Buffet, genießen. Eigentlich fotografieren wir unser Essen NIE, aber dieses Mal konnte ich einfach nicht widerstehen. Das Auge isst ja schließlich auch mit. Und ja, ich geb’s zu, bevor es Kommentare hagelt: ich hatte richtig Hunger! 😋
Hakkebœf med tilbehør – ein echter Insel-Gaumenschmaus.Sommerabend bei Brummers Gård
Ein schöner und sonniger Tag ging langsam zu Ende, und gemütlich schlenderten wir zurück zum Hafen. Und als Krönung servierte uns Petrus dann noch diesen traumhaften Sonnenuntergang:
Sonnenuntergänge auf Årø sind mit Abstand die schönsten!
Bevor wir müde in unsere Kojen krabbelten, beschlossen wir gemeinsam mit Torben und Lene, am nächsten Tag nach Hadersleben zu segeln.