Elbkind is back, und was treibt Daniel Düsentrieb eigentlich so im Winter?

Yippieh, die Segelsaison 2018 ist eröffnet und unser elbkind hat endlich wieder Wasser unterm Kiel!

Meine Güte, war das ein endloser Winter. 😳 Zum Glück gab es im März ein wenig Abwechslung für mich, ich war nämlich in Shanghai! Dort lebt momentan meine Lieblingstochter, und ein Besuch von Mama musste zwischendurch unbedingt sein, um schlimme Entzugserscheinungen zu vermeiden (#mamatochterliebe❤️👯‍♀️❤️). Duplizität der Ereignisse: vor einiger Zeit haben Thue und ich auch schon für ein paar Jahre in dieser faszinierenden Megacity gelebt. Deshalb habe ich mich natürlich gleich wieder heimisch gefühlt. Ich war wie ein Fisch 🐟 im Wasser! Wir hatten eine superschöne Mama-Tochter-Zeit, und außerdem hatte ich das Glück, dass zufällig einige liebe Freundinnen von damals gleichzeitig in Shanghai waren. Da gab es dann Mahjong-Nachmittage wie in alten Zeiten, Verabredungen zum Lunch, gemütliche Mädelsabende, gemeinsame Spaziergänge durch die geheimen Gassen von Shanghai… you name it! Ihr könnt Euch sicher vorstellen, dass zwei Wochen viel zu schnell vorbei waren. Und obwohl meine Reise wirklich nichts mit der Segelei zu tun hat, poste ich hier mal ein paar Eindrücke. Undine von Undiversell und Ulrike von Watt & Meer haben mich so nett gefragt, dass ich einfach nicht Nein sagen konnte…

Aber schnell zurück zum elbkind. In diesem Jahr musste mein Skipper den Krantermin und das Einräumen des Schiffs notgedrungen allein bewältigen, weil in meinem Kalender andere wichtige Termine vorgemerkt waren. Anfangs war ich ja noch traurig, dass ich an diesem wichtigen Tag – dem Auftakt der Saison – nicht dabei sein konnte, aber ich bin ehrlich: als ich den Wetterbericht gesehen habe, schlug die Enttäuschung fast schon in Erleichterung um. Eisige Kälte, Starkwind und Dauerregen (hat da einer Murphy’s Law gesagt?) bestimmten den lieben langen Tag das Wetter in Dyvig. Trotz aller Widrigkeiten hat Thue aber auch ohne meine Unterstützung den Krantermin gemeinsam mit dem Team der Nordborg Werft souverän gemeistert. Und ein schlechtes Gewissen brauchte ich eigentlich auch gar nicht zu haben – ich wusste schließlich genau, dass an Bord immer noch genügend Arbeit für mich liegenbleibt. Die hat mir bisher sowieso noch keiner weggenommen. Unter Deck musste noch gründlich Klarschiff gemacht und geschrubbt werden, und da ist dann die Meisterin des Putzlappens gefragt. Ja, genau – das bin ich. Niemand kann es mir recht machen, und ich nörgele so lange rum, bis mein Skipper mir freiwillig und liebend gern die ganze Arbeit überlässt. Jetzt, wo ich drüber nachdenke, fällt mir auf, dass das taktisch eigentlich total unklug ist! 😳

Während der Winterpause hat sich Thue (wie immer) mit kleineren Projekten zur Optimierung unseres Schiffs die Zeit vertrieben. Es ist ihm nämlich total gegen seine Segler-Ehre gegangen, dass es uns in den letzten Jahren nicht so recht gelingen wollte, das Großsegel optimal zu trimmen. Wie das auf Fotos aussieht, das geht doch gar nicht! Was sollen denn die anderen Segler denken?! Zum Glück ist der Winter lang, und so konnte stunden- und tagelang im Netz recherchiert, gegrübelt und in der Kellerwerkstatt gewerkelt und getüftelt werden. Und es gibt selbstverständlich auch eine Lösung, vorher würde so ein Vollblut-Tüftler ja niemals Ruhe geben! Vor einigen Wochen haben wir das elbkind dann im Winterlager in der Nordborg-Werft besucht und die neue Technik wurde noch in der Halle am Mast angebracht. Unser Großfall läuft jetzt doppelt über einen Block und ist statt 10 nur noch 8 mm stark. Durch die 2:1-Übersetzung ist es viel leichter zu bedienen und hat außerdem einen Dynema-Kern. Daher gibt es nicht mehr so stark nach und das Großsegel steht nun wie eine Eins (Zitat vom Skipper: das wirkt quasi wie Viagra fürs Segel 😂). Und was theoretisch möglich ist, kommt ja bekanntlich auch in der Praxis vor – die neue Technik funktioniert tatsächlich einwandfrei! 🤗

Außerdem wollte mein Skipper die Öffnung, durch die die Fallen unter der Sprayhood zu den Klemmen laufen, mit einem Einsatz auszurüsten, der zukünftig den Durchfluss vom Seewasser verhindern soll. Natürlich lässt es sich nicht völlig vermeiden, dass Wasser vom Vorschiff ins Cockpit läuft, wenn mal eine größere Welle übers Vorderdeck schießt, aber wir sind zuversichtlich, dass durch den neuen Einsatz wenigstens der Löwenanteil zurückgehalten werden kann. Im letzten Sommer haben wir wegen der Durchlässe ja schon nasse Erfahrungen machen müssen, deshalb musste dringend Abhilfe geschaffen werden. Zum Glück ist Thues zweiter Vorname Daniel Düsentrieb: Ruckzuck wurde im Internet eine Bürstenleiste aus Kunststoff bestellt, auf die richtige Länge gesägt und mit zwei Löchern versehen. Anschließend wurde diese Vorrichtung mit zwei Kabelbindern im Hohlraum über der Öffnung befestigt. Und so sieht das Ergebnis aus:

Pingelig wie mein Skipper ist, will er die Bürstenleiste demnächst aber noch mal austauschen. Beim Durchbohren der Schiene sind nämlich einige Borsten auf der Strecke geblieben, und das darf natürlich nicht sein. 🙃

Inzwischen genießen wir wieder das Leben an Bord, waren schon auf Årø, in Åbenrå und haben traumhaft-sonnige Tage an der Ankerboje und in unserem Lieblings-Heimathafen Dyvig verbracht. Dazu gehören auch immer wieder schöne Begegnungen mit anderen Seglern. Natascha und Olav zum Beispiel, die beiden sind seit kurzer Zeit stolze Besitzer einer Nordborg 37 mit dem schönen Namen Sóley. Leider liegt das Schiff zukünftig weit weg in der Yachthafen-Residenz Rostock Hohe Düne. Aber wir hoffen, dass die Sóley sich zukünftig häufiger mal nach Dyvig verirrt, damit lustige Grillabende im Hafen, wie dieser, keine Ausnahme bleiben:

Heute Abend haben wir hier in Dyvig Monika und Eberhard kennengelernt und bei einem Glas Wein gemütlich geplaudert. Die beiden segeln eine HR 31, haben ihren Heimathafen im schönen Arnis an der Schlei und genießen lange Segelsommer im Ruhestand. Wir freuen uns immer ganz besonders, wenn wir die Segler, die uns früher schon einmal auf unserem Blog begegnet sind, auch persönlich kennenlernen. 😊

So schön wie diese Saison angefangen hat, darf sie gern weitergehen. Bisher spielt das Wetter unglaublich gut mit, und es gibt nichts zu meckern. ⛵️☀️Wir haben beschlossen, in diesem Sommer eher kürzere Törns zu machen, denn zum Glück muss man in unserem reizvollen Revier nicht weit weg segeln, um interessante Ziele zu erreichen. 🇩🇰♥️🇩🇰 Und wenn dann die nächste Schlechtwetterfront naht, flüchten wir einfach schnell wieder nachhause aufs Sofa. 😉

Throwback nach Årø, auf geht’s zum schnellsten Hafenmeister Dänemarks!

Ahoi Ihr Lieben! Die Zeit von Oktober bis April zieht sich ja irgendwie immer wie Kaugummi. Gefühlt war dieser Winter so lang wie noch keiner vorher. Aber der Frühling naht, morgens wird man schon wieder von Vogelgezwitscher geweckt, im April ist endlich Krantermin in Dyvig und wir freuen uns schon wie Bolle auf die neue Segelsaison.

Die Wartezeit bis zum Saisonstart vertreiben wir uns gern mit Throwbacks in die letzte Saison. „Weißt Du noch?“ heißt dann die Überschrift. Dass das Wetter letztes Jahr im großen und ganzen ein Reinfall war, haben wir natürlich schon längst wieder verdrängt. Das hat die Natur eigentlich ganz gut eingerichtet: es muss nur genug Zeit vergehen, bis man sich irgendwann nur noch an die schönen Erlebnisse erinnert.

Neulich ist uns Olaf wieder eingefallen, vielleicht kennen ihn einige von Euch ja sogar. Wahrscheinlich ist er der schnellste Hafenmeister Dänemarks. In der Hauptsaison flitzt Olaf auf seinem kleinen Elektroscooter oft mit Endgeschwindigkeit über die Stege von Årøs Hafen, wenn es mal wieder ganz schnell gehen muss. Wer erst gegen Abend im (meistens vollen) Hafen einläuft, dem weist Olaf nämlich oft noch einen Liegeplatz zu. Das nenne ich mal serviceorientiert! Wäre doch schön, wenn man als Gastlieger auch in anderen Häfen so freundlich empfangen werden würde und nicht erst stundenlang alle Stege abklappern müsste, bis man endlich eine passende Box gefunden hat.

Für uns hat Olaf im letzten Sommer mit seinem Flitzer sogar eine Extra-Runde gedreht, schaut Euch mal dieses kleine Filmchen an. Wir haben uns köstlich amüsiert.

Vor einigen Jahren hat Olaf seine ‚Karriere‘ als Wirt von „Årøs Perle“ – einer Kombination von Kiosk und Restaurant im Hafen – begonnen und mittlerweile auch den Posten des Hafenmeisters übernommen. Wer Appetit auf Bratfisch aus der Pfanne hat, ein kühles Bierchen vom Fass zischen, ein Eis schlecken oder einfach nur die Frühstücksbrötchen für den nächsten Morgen bestellen möchte, ist bei Olaf und seinem Team an der richtigen Adresse. In der Segelsaison werden außerdem jede Menge „Special Events“ wie z.B. Aal-Essen satt oder Jazz angeboten, überhaupt gibt es häufig Live-Musik in Årøs Hafen.

Årø's Perle

Für die lieben Kleinen geht der Spaß im Inselhafen gleich nach dem Anlegen los: zuerst  im Hafenbecken Krebse fangen und die Krabbeltiere anschließend auf der krabbevæddeløbsbane um die Wette laufen lassen, das hat was von Bullerbü. Eine weitere Attraktion des Hafens ist die Giraffen-Hüpfburg. Kleine Gäste, die es lieber ruhiger mögen, können sich auf dem Kinderspielplatz gleich nebenan vergnügen. In der Zwischenzeit gleiten die Großen vor Årøs Perle bei einem kühlen Bier vom Fass mit nettem Blick über den Hafen langsam in den Hygge-Modus über. Sonnenuntergang at it’s best!

Ein Besuch auf Årø lohnt sich immer – und das nicht nur, um Olaf in Aktion zu beobachten. Die idyllische Insel mitten im Kleinen Belt ist ja bekanntlich eins unserer Lieblingsziele. Wer nicht auf eigenem Kiel herkommt, nimmt einfach die Fähre von Årøsund und ist ein paar Minuten später schon am Ziel. Die Insel ist nur vier mal drei Kilometer groß und schnell erkundet. Wer wenig Lust zum Laufen und keine Bordfahrräder dabei hat, kann sich bei Årøs Perle oder beim Restaurant Brummers Gård unweit des Hafens auch Fahrräder oder ein Golfcart ausleihen.

Mein Skipper hat einige Jahre seiner Kindheit in der Nähe von Årøsund verbracht. Wenn wir im Inselhafen festmachen, fühlt es sich für ihn jedes Mal ein bisschen an wie Nachhausekommen. Zum Glück liegt Årø nur einen Steinwurf von unserem Heimathafen Dyvig entfernt und bietet sich für kürzere Segeltörns an. Für uns ist die süße Insel ein ideales Ziel für die Vor- und Nachsaison. Nun sind es nur noch ein paar Wochen, und unser Seglerherz fängt schon langsam wieder an zu puckern… ♥️

# Traurigster Tag im Jahr…

Ahoi Ihr Lieben,

genießt Ihr die Herbsttage und macht es Euch zuhause so richtig schön gemütlich? Ich mag ja diese Jahreszeit. Im Herbst ist alles ist im Wandel, ich liebe das bunte Laub, die Stoppelfelder, das goldene Licht, die Drachen am Himmel und den Geruch von feuchter Erde.

Herbst heißt für uns aber auch immer Abschied nehmen. Vorgestern war es wieder so weit, der Krantermin stand im Kalender. Der Tag, den meine Instagram-Segelfreundin Elbseglerin absolut treffend mit #traurigstertagimjahr bezeichnet hat. Schon liegt die Segelsaison 2017 wieder hinter uns. Wer hat an der Uhr gedreht?

Krantermin – ein Tag, an dem sich bei uns immer ein Hauch von Melancholie breitmacht, denn der Winter in Nordeuropa ist gefühlt endlos. Was das betrifft, segeln wir wahrscheinlich nicht in den richtigen Gefilden. Weil unser Segelrevier aber so wunderschön ist und wir uns überhaupt nicht vorstellen können, das Schiff nur wegen des schöneren Wetters in den sonnigen Süden zu verlegen, dauert unsere Saison eben nur von Mitte Mai bis Anfang Oktober. So ist es, und so bleibt es auch.

Der Herbst kam zwar auf leisen Sohlen, aber plötzlich war er da. Das ist ja mit Weihnachten immer so ähnlich. Schon, als das Wetter Mitte September noch mal ganz manierlich war und wir ein letztes Mal Kurs auf Årø und Apenrade genommen haben, war ganz deutlich spürbar, dass sich die Segelsaison nun bald dem Ende zuneigt. Der Hafen von Årø, der in der Hauptsaison normalerweise aus allen Nähten platzt, war fast menschenleer – außer uns hatten gerade mal 5 Schiffe festgemacht und unser Lieblingsrestaurant Brummers Gård hatte nur noch an drei Tagen in der Woche geöffnet. Morgens waren die Fenster im Schiff total beschlagen und es hat ewig gedauert, bis die Sonne es endlich geschafft hat, das Cockpit zu trocknen, damit wir draußen frühstücken konnten. Abends wurde es früh dunkel, und trotz Fleecepulli und viel gutem Willen war es einfach zu frisch, um noch mit einem Glas Wein in der Hand draußen zu sitzen und den Hafenblick zu genießen. Es half nichts, seufzend haben wir uns unter Deck verkrümelt, die Dieselheizung angestellt und die Bordlektüre rausgekramt. Was ja grundsätzlich auch gemütlich ist, aber vielleicht eher zuhause auf dem Sofa – der Winter ist ohnehin lang genug. Bei uns gehört zum Segeln einfach auch das Outdoor- und Hafenleben dazu.

Herbstspaziergang mit Tesso
Zum letzten Mal in diesem Jahr – ein Inselspaziergang mit Leihhund Tesso

Auf unserem letzten Segelausflug in diesem Jahr hat Petrus es übrigens noch mal richtig gut mit uns gemeint – der kurze Törn von Årø nach Apenrade unter Vollzeug war rückblickend wohl der schönste der ganzen Saison. Endlich mal stabiler, moderater Wind und über Stunden herrliches Segeln bei blauem Himmel und Sonnenschein! An Tag zwei durften wir noch für ein paar Stunden an der Ankerboje die Sonne im Cockpit genießen, aber dann ging’s zurück nach Dyvig, denn die Segel sollten möglichst trocken abgeschlagen werden. Ich bin übrigens fest davon überzeugt, dass Petrus das mit dem schönen Wetter extra macht. Da steckt Taktik dahinter. Alles geschickt eingefädelt, damit man sich zum Saisonende doch noch mit dem Wetter versöhnt. Aber zu diesem Thema habe ich mich ja letztes Jahr zum Saisonende schon mal ausgelassen.

In Dyvig fand dann ganz spontan ein Get-Together einiger Nordborg-Crews statt. Aus allen Himmelsrichtungen trudelten an diesem Wochenende zahlreiche Schiffe ein, die ausgekrant werden und bei der Nordborg-Werft überwintern sollten. Dietrich mit seiner Nordborg 34 Melusina zum Beispiel. Seit April ist er ganz allein unterwegs gewesen und hat es sage und schreibe bis zu den Lofoten geschafft! Zwischendurch hatte er zwar gelegentlich Gäste an Bord, aber den größten Teil der Strecke hat er als Einhandsegler bewältigt. Hut ab vor dieser seglerischen Leistung!

Wirklich gefreut haben wir uns, die Crews der Molch und der Schabernack in Dyvig wiederzutreffen. Den ganzen Sonntag lang wurde viel geklönt, aber auch auf allen Schiffen hart gearbeitet. Die Sonne lachte vom blauen Himmel und es war windstill – perfekte Bedingungen, um auch noch das letzte Bisschen Feuchtigkeit aus den Segeln zu bekommen, bevor sie eingepackt wurden. Gegen Abend waren dann die Segel abgeschlagen, zusammengelegt und in Säcken verstaut, alle Schiffe waren blitzblank geschrubbt, poliert und aufgeräumt und die Kofferräume unserer Autos bis obenhin vollgepackt. Geschafft!

Segeltrocknen in der Herbstsonne
elbkind und Schabernack beim Trocknen der Segel am Steg

Als Belohnung für so viel Fleißarbeit haben wir spontan einen Tisch im Restaurant Skipperstuen im Dyvig Badehotel bestellt und uns zu sechst bei einem leckeren dänischen Abendessen gebührend von der Segelsaison verabschiedet. Vorher gab es auf der Hotelterrasse sogar noch einen Sundowner unter freiem Himmel mit Blick über die Dyvig Bucht, das war richtig hyggeligt! Leider war ich an diesem Abend zu beschäftigt, um Fotos zu machen… 😉

Ein paar Tage später war er dann da, der traurigste Tag im Jahr. Während ich mich zuhause im warmen Bettchen noch mal umdrehen durfte, machte mein Skipper sich schon gegen fünf Uhr morgens auf den Weg nach Dyvig, um unsere elbkind auf ihrem Weg ins Winterlager zu begleiten. Als ich aufwachte, hatte Thue mir schon das erste Video geschickt.

Total gespannt waren wir auf den Zustand des Propellers, denn im Frühjahr hatte unser Bootsbauer eine kleine Studie gestartet. Er wollte testen, welches Antifouling die besten Ergebnisse gegen Seepockenbefall bringt und hat die Propeller mehrerer Schiffe mit unterschiedlichen Systemen behandelt, um am Saisonende die Ergebnisse zu vergleichen. Leider hatten wir nicht den richtigen Primer benutzt, deshalb war das Ergebnis auch nicht besonders überzeugend bzw. aussagekräftig. Obwohl der Anstrich komplett abgeblättert ist, waren deutlich weniger Seepocken zu verzeichnen als im letzten Jahr. Der nächste Versuch ist im kommenden Jahr geplant, wir werden natürlich berichten.

Segel in der Sonne

Nach dem Kranen ging es im Konvoi nach Nordborg zur Bootswerft, wo der arme Thue bei strömendem Regen das Freibord geschrubbt und das Deck gewaschen hat.

Unterwegs ins Winterlager
Im Konvoi unterwegs zur Werft…

Nun ist die schönste Zeit im Jahr für uns also wieder vorbei. Ein paar Throwback-Berichte vom Sommer 2017 habe ich aber noch für Euch auf Lager. So viel will ich schon mal verraten: wenn Schadenfreude für Euch die schönste Freude ist, kommt Ihr ganz bestimmt auf Eure Kosten… 😜

 

 

Einfach köstlich: der Meerkohl. Mee(h)r geht nicht!

Bei unserem Stopover auf Årø vergangenes Wochenende sind wir, wie immer, im Restaurant Brummers Gård gelandet. Für uns gibt es nichts Schöneres, als bei leckerem Essen und einem frisch gezapften Fuglsang Jubiläumsøl (das übrigens sehr zu empfehlen ist, sogar Weinliebhaber wie ich schmelzen dahin) im windgeschützten Hof zu sitzen, den Segeltag noch einmal Revue passieren zu lassen und die letzten wärmenden Sonnenstrahlen des Tages zu genießen. Davon haben wir schließlich den ganzen Winter geträumt…😉

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Unser absoluter Favorit bei Brummers ist das Ø-Bøf, ein gegrilltes Hacksteak. Das Fleisch stammt von Galloway-Rindern, die im Naturreservat Årø Kalv aufgewachsen sind. Mehr Bio geht nicht. Dazu gibt es die leckere, typisch-dänische braune Soße und hausgemachte, köstliche Leckereien vom Buffet. 😋 Diesmal fand ein grünes Gemüse unser Interesse, das wir auf Anhieb nicht so recht einordnen konnten. Auf Befragen erklärte uns Wirtin Marianne, dass es sich um Meerkohl handelt. Meerkohl? Nie gehört. Marianne erntet das außergewöhnliche Kraut am Strand von Årø und serviert es ihren Gästen noch am selben Tag. Frischer – und köstlicher – geht’s wirklich nicht.

Der Küsten-Meerkohl (lat.: crambe maritima) wird auch See- oder Strandkohl genannt und wächst natürlich an den Stränden der Nord- und Ostsee. Er hat einen angenehmen salzig-nussigen Geschmack und enthält neben Vitamin C und Mineralien auch Senfölglykoside, die u.a. antibakteriell wirken. In Deutschland und anderen europäischen Ländern steht er unter Naturschutz. In Dänemark kommt er an der Ostküste Jütlands häufig vor und ist zwar nicht geschützt, jedoch durch die Beweidung von Küstenbereichen gefährdet.

Als wir ein paar Tage später in Juelsminde den „kyststien“ (deutsch: Küstenweg) am Wasser entlanggewandert sind, begegnete uns plötzlich am Wegesrand ein alter Bekannter – früher hatten wir wahrscheinlich kaum Notiz von ihm genommen. Tatsächlich: unser neuer Freund, der Meerkohl! So schnell trifft man sich wieder. Leise flüsterte er uns zu: nehmt mich mit, ich bin so lecker und gesund!

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Schnell ließen wir uns überreden. Aber wir haben nur so viel gepflückt, wie wir auch tatsächlich zum Abendessen brauchten, und das waren für uns zwei Nasen gerade mal vier Blätter. Die Zubereitung war unkompliziert. Ich habe ihn gewaschen, die Stängel entfernt und in feine Streifen geschnitten.

Eine Vinaigrette aus einem gutem Olivenöl, weißem Balsamico-Essig, etwas Senf, Salz, grob gemahlenem Pfeffer und einer Prise Zucker gab dem Salat den letzten Pfiff. Abends kam unser neuer Liebling dann als Beilage zu unseren gegrillten Hakkebøfern (Frikadellen) und herzhaft-scharfem Chili-Kartoffelsalat ganz groß raus. Lecker! 😋

 

 

Wenn Ihr jetzt auf den Geschmack gekommen seid, haltet bei Euren Strandspaziergängen in Dänemark im Sommer einfach nur ein kleines bisschen die Augen auf – vielleicht begegnet Euch Euer Abendessen ja auch direkt am Wegesrand.

Aber keine Angst, auch in Zukunft wollen wir Euch natürlich von unseren Segeltörns und Erlebnissen an Bord erzählen. Diese kleine Exkursion ins Reich von Gemüse und Rezepten war eher eine Ausnahme. Wer an Bord (und an Land!) lecker essen möchte und auf der Suche nach köstlichen und trotzdem einfach zuzubereitenden Rezepten für die Pantry ist, der schaut am besten mal bei Cornelia vorbei. Die See kocht ist der vielversprechende Name ihres Blogs. Guten Appetit!

 

Wenn die bunten Fahnen wehen…

…geht die Fahrt wohl übers Meer, woll´n wir ferne Länder sehen, fällt der Abschied uns nicht schwer. Leuchtet die Sonne, ziehen die Wolken, klingen die Lieder weit übers Meer…

Vielleicht können sich die Älteren unter Euch ja noch an dieses Lied erinnern? Mit Schrecken habe ich gerade festgestellt, dass es sogar eine Version von Heino gibt! 😎 Aber egal. Wenn wir das Lied früher in der Schule gesungen haben, kam immer großes Fernweh und die Sehnsucht nach Urlaub, Sonne, Strand und Meer bei mir auf. Als ich ein kleines Mädchen war, haben meine Eltern für die Sommerferien häufig ein Ferienhaus an der dänischen Westküste gemietet. Schon damals habe ich Dänemark ins Herz geschlossen und deutlich gespürt, wie gemütlich das Leben vor sich hinplätscherte und wie freundlich und entspannt alle Menschen miteinander umgegangen sind. Niemals hätte ich mir träumen lassen, dass ich viele Jahre später mal einen echten Dänen heirate und sein schönes Land meine zweite Heimat wird!❤️🇩🇰❤️

Huch, jetzt bin ich fast romantisch geworden! Jedenfalls – wenn im Mai die Segelsaison wieder angefangen hat und wir zum ersten Mal bei Sonnenschein und leichter Brise über das glitzernde Wasser im Alssund rauschen, taucht in meinem Kopf immer diese schöne Melodie wieder auf. Und weil ich dann immer fast platze vor Glück und Vorfreude auf die abwechslungsreiche Zeit an Bord und gar nicht weiß wohin mit mir, stimme ich zu Thues Leidwesen (er findet, ich sollte doch lieber im Radio singen, damit er mich ausstellen kann 🙃) dieses kleine Liedchen an.

Für uns wehen die bunten Fahnen endlich wieder! Ende letzter Woche sind wir an Bord eingezogen. Die Vorbereitungen für unseren Sommertörn sind jedes Frühjahr wieder eine kleine Herausforderung für uns, denn es ist natürlich nicht nur damit getan, mal eben ein paar Taschen zu packen. Vieles muss organisiert werden, bevor wir für mehrere Monate aufbrechen können. Wer schaut nach unserer Post, gießt die Blumen, mäht den Rasen, wer schaut mal bei unseren Eltern vorbei, während wir unterwegs sind? Schnell noch mal zum Friseur, zum Zahnarzt und alle Rechnungen bezahlen 😉 und natürlich unbedingt noch überall Tschüss sagen. Was für ein Glück, dass wir die nettesten Nachbarn der Welt und einen wunderbaren Zusammenhalt in der Familie haben – nur deshalb können wir entspannt und sorgenfrei die Zeit an Bord genießen.

Bei Schietwetter ging es am Freitagmittag über die A7 nach Dyvig. ☔️ Na toll! So hatten wir uns den Sommerauftakt eigentlich nicht vorgestellt. Aber was soll’s, dachten wir uns, es kann ja eigentlich nur besser werden. Irgendwann wird das Wetter auf jeden Fall schön – man muss nur lange genug warten! An Bord wurde erstmal das Teakdeck gründlich geschrubbt (Thue) und die Taschen ausgepackt, hin- und hergekramt und alles griffbereit verstaut (ich). Was man für Geraffel in den Schapps rumfliegen hat! Sage und schreibe drei Haarföhns (schreibt man das so?) haben sich in irgendwelchen dunklen Ecken angefunden und wurden erstmal im Auto zwischengelagert. Denn erstens haben wir dafür keinen Platz und zweitens ist die Frisur der Bordfrau in den nächsten Monaten Nebensache, weil es sowieso ständig weht. 😉

Eigentlich wollten wir gleich am nächsten Morgen starten, entdeckten aber plötzlich ein kleines Loch im Gelcoat direkt am Niedergang. WTF?! 👿 Wie ist das denn passiert? Aber irgendwas passiert ja immer ausgerechnet dann, wenn es losgehen soll. Letztes Jahr waren es die Seepocken am Propeller, und jetzt das. Nach Rücksprache mit dem Bootsbauer haben wir uns für eine provisorische Reparatur mit Tape entschieden, alles andere hätte uns einfach zu lange gedauert. Aber Klebeband ist ja nicht die schlechteste Lösung, das haben wir während unserer zwei Jahre in Shanghai gelernt. Wenn die Chinesen sogar ganze Motorroller und Autos damit reparieren können, wird das elbkind den Sommer ganz locker überstehen. Vier verschiedene Geschäfte musste Thue abklappern und bis nach Sønderborg fahren, bis er endlich das richtige Klebeband gefunden hatte. Außerdem haben wir dem Teakdeck noch schnell einen Anti-Fungizid-Anstrich verpasst. Damit ging zwar ein weiterer Tag ins Land, aber zumindest war das elbkind startklar für den Sommertörn. 👍🏼


Sonntag nach dem Frühstück legten wir endlich los. Auf ging’s nach Årø! Ein Segeltag wie aus dem Bilderbuch mit Sonnenschein und einem angenehmen Südwestwind. Thue nennt das übrigens „Broschüren-Wetter“ – der einzige Tag im Jahr in Dänemark, an dem man mal ein paar schöne Fotos von seinem Schiff für die Verkaufsbroschüre machen kann. 😄

Von Årø haben wir Euch an dieser Stelle ja schon gelegentlich vorgeschwärmt. Die niedliche Insel im kleinen Belt ist mit ihrer wunderschönen Natur und einer hyggeligen Atmosphäre ein schöner Zwischenstopp für Törns ins dänische Inselmeer oder in Richtung Kattegat. Die Häfen von Hadersleben, Assens, Middelfart, Ærø liegen nicht weit entfernt.


Schon am nächsten Morgen setzten wir wieder die Segel und bei leichtem Nordwestwind und blauem Himmel ging es weiter nach Middelfart. Erst zum Schluss flaute der Wind ab und wir mussten den Volvo bemühen. Ein schöner, sonniger Segeltag!

In Middelfart haben wir im „Nyhavn“ festgemacht, dem kleinen, runden Hafen direkt in der Stadtmitte. Hier liegt man gut geschützt, und die Wege zum Bäcker und zum Supermarkt sind kurz. Allerdings sind 28 € Liegegeld auch nicht gerade ein Schnäppchen und WLAN gab es auch nicht. Gestern hat es Petrus dann nicht so gut mit uns gemeint, fast den ganzen Tag hat es geschüttet wie aus Eimern. Aber das kennen wir ja schon. Schließlich segeln wir in Dänemark, wo sich Sommer auf kalt und nass reimt… 😉

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Unterwegs mit Kurs auf Middelfart
Heute Morgen sind wir nach Juelsminde aufgebrochen. An Segeln war leider nicht zu denken, denn es herrschte fast Flaute und dicker Nebel hing über dem kleinen Belt. Wir hatten trotzdem unseren Spaß, denn immer wieder tauchten Schweinswale auf, und sogar ein Seehund steckte seinen Kopf neugierig aus dem Wasser!

Der Hafen von Juelsminde wird in Seglerkreisen hochgelobt, und jetzt war es an der Zeit, dass wir uns auch selbst mal ein Bild machen. Was soll ich sagen – wir sind begeistert! Es gibt 500 Liegeplätze, mehrere Restaurants, ein sehr gutes Fischgeschäft, einen Kinderspielplatz, einen Marineshop, eine Boutique und zwei Eisläden. Eine kleine Fußgängerzone ist auch nicht weit entfernt. Man kann es hier problemlos eine Weile aushalten, auch bei Regenwetter. Aber das ist zum Glück erst wieder für Freitag angesagt. Gerade jetzt sitzen wir im Cockpit, genießen die warme Maisonne und den schönen Blick über den Hafen. Morgen holen wir vielleicht mal die Bordfahrräder aus der Backskiste. Hach, das Leben ist schön! ⛵️☀️🇩🇰

Segelpromis auf Årø

Es soll ja Leute geben, die möglichst keinen Hafen zweimal ansteuern, wegen der Abwechslung. Auf uns trifft das überhaupt nicht zu, was man am Beispiel Årø deutlich merkt. Ganz im Gegenteil – wir haben diese idyllische kleine Insel mittlerweile so sehr ins Herz geschlossen, dass wir es einfach nicht schaffen, an ihr vorbeizusegeln!

Daher passte es uns auch gut, dass Torben und Lene mit ihrer „Acadia“  auf ihrem Rückweg von Samsø wieder auf Årø gelandet waren und anfragten, ob wir uns nicht Lust hätten, vorbeizukommen. Die beiden waren auf der Insel mit Lene’s Eltern zur Hunde-Übergabe verabredet. Felix hatte nämlich Ferien bei Lene’s Eltern gemacht, während die beiden unterwegs waren. Kennt Ihr Felix eigentlich schon? Falls nicht: das ist er, mein heimlicher Freund. 🐶 😍 Wir zwei können uns richtig gut leiden.

Felix – tiefenentspannt.
Der Himmel war grau, als wir morgens Middelfart achteraus ließen, und auf dem Kleinen Belt waren kaum Schiffe unterwegs. Wir zogen wir die Segel hoch, aber leider schlief der Wind schon nach kurzer Zeit ein. Also wieder runter mit den Segeln, und unter Motor ging’s weiter in östliche Richtung. Unser Ziel war ja zum Glück nicht besonders weit entfernt, und nach rund 20 Meilen und nur 3 1/2 Stunden Fahrt machten wir auf Årø fest. Inzwischen schien die Sonne!

Zuerst wurde natürlich ausgiebig mit der Acadia-Crew geklönt, denn schließlich mussten wir uns erst mal erzählen, was in der Zwischenzeit alles passiert war, in welchen Häfen wir gelandet waren, wie es mit der Segelei geklappt hat usw. usw. Nordborg-Skipper tauschen sich übrigens gern zum Thema erreichte Spitzengeschwindigkeiten aus und versuchen, sich dabei gegenseitig zu übertreffen. Natürlich würden sie das nie zugeben („nächstes Mal sagst Du zuerst!“). Und Schummeln geht auch nur dann, wenn wir sicher sein können, dass unser AIS gerade mal wieder nicht funktioniert. Naja, von uns gab es zu diesem Thema  sowieso nicht viel zu berichten, denn in letzter Zeit wehte da, wo wir uns gerade herumgetrieben haben, ja nur ein (f)laues Lüftchen. Mit richtig sportlichem Segeln hatte das wenig zu tun.

Klönschnack bei Sonnenschein im Hafen von Årø
Abends landeten wir natürlich – wie immer! – beim Brummers Gård. Hofhund Tesso und Felix beschnüffelten sich erst vorsichtig und begrüßten sich dann freundlich. Zum Glück hatten wir noch immer Sonnenschein, so dass wir im Hof sitzen und essen konnten.

Sommerferie 2015 040
Wieder mal bei Brummers Gård
Am nächsten Tag sollte es dann wieder nach Dyvig gehen. Wir wollten es gemütlich angehen und erst gegen Mittag aufbrechen. Eile mit Weile, schließlich war uns der Hafenplatz in Dyvig sicher! Thue nutzte die Zeit bis zum Ablegen mit einer kleinen Spazierrunde durch den Hafen. Die macht er übrigens immer dann besonders gern, wenn der Frühstücks-Abwasch ansteht. So ein Fuchs! Aber durchschaut habe ich ihn trotzdem. 😜

Ihr wisst ja: Thue kennt überall in Dänemark Leute, meistens von früher. Auf Årø kennt er Harald, Spitzname Halle. Er ist Matrose auf der Fähre, die im Halbstundentakt von Årø nach Årøsund und zurück fährt. Außerdem ist er erster Vorsitzender der Årø Fiskeriforening und einer von sechs Skippern, die für den Verein Årø Rescue im Einsatz sind. Falls sie in Seenot geraten oder Schlepphilfe benötigen sollten, erhalten Mitglieder des DSRS für einen geringen Jahresbeitrag Hilfe und  Unterstützung auf dem Wasser. Eine sinnvolle Sache. Jedenfalls ist Halle immer für einen Klönschnack gut, und Thue zog los, um nach ihm Ausschau zu halten.

Nach einer Weile kam er zurück und hatte was zu erzählen: Er hatte zwar nicht Halle, aber stattdessen Weltumsegler, Segelikone und Buchautor Wilfried Erdmann (https://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_Erdmann), der mit Ehefrau Astrid und seinem Aluminiumschiff „Kathena NUI“ in Richtung Norden unterwegs war, getroffen, ihn angeschnackt und ein bisschen mit ihm geklönt. Der war überrascht und sichtlich angetan, dass Thue (als Däne) wusste, wer er ist und sogar einige seiner Bücher gelesen hatte. Und natürlich musste Thue ihm auch erklären, warum unser Schiff Elbkind heißt und unter dänischer Flagge segelt. Aber das kennen wir ja schon. 😉

Die Kathena Nui läuft aus
Die Kathena Nui verlässt Årø in Richtung Norden
Dann machten wir uns auf nach Dyvig. Acadia und Elbkind liefen gemeinsam aus, und es herrschte beinahe Windstille. Irgendwie waren wir in dieser Saison noch gar nicht dazu gekommen, unter Gennaker zu segeln, aber nun sollte es endlich losgehen. Ein mühsames Unterfangen, denn unsere Windanzeige zeigte zwischendurch sogar eine glatte NULL an! Trotzdem hatten wir Spaß und versuchten eine ganze Zeit lang, wenigstens ein kleines bisschen Fahrt ins Schiff zu bekommen. Nach zwei Stunden Gedümpel mussten wir dann aber doch einsehen, dass es wahrscheinlich bis zum nächsten Morgen dauern würde, bis wir Dyvig erreichen, wenn wir den Volvo nicht endlich anschmeißen. Okay, überredet… 😬

Endlich mal unter Gennakker, aber meistens ohne Wind
Endlich mal unter Gennakker, aber die meiste Zeit ohne Wind
Am frühen Nachmittag erreichten wir Dyvig fast zeitgleich mit der Acadia. Torben und Lene hatten unterwegs auch rumgetrödelt und das schöne Wetter und die ruhige See genossen. Abends wurde natürlich der Grill angezündet, bei DEM Wetter! Also ich finde, das Leben ist schön. Und meinen Job habe ich in den letzten Monaten noch nicht eine Sekunde vermisst. 😉

Natürlich ist unser Törn schon einige Wochen her, aber ich habe mir fest vorgenommen, unser Segeltagebuch 2015 zuende zu schreiben. Es kommt also an dieser Stelle demnächst noch ein bisschen was. Vielleicht ist es ja sogar ganz nett für Euch, im Herbst noch ein paar sommerliche Blogs zu lesen? ☀️

Sommerfrische in Assens

Am nächsten Morgen lachte die Sonne wieder vom blauen Himmel und es ging ein angenehmes Lüftchen von 4 bis 5 m/s. Wie geplant ließen wir Haderslev am späten Vormittag im Kielwasser und machten uns auf den Weg nach Assens. Und hatten das große Glück, dass der Wind aus der richtigen Richtung kam, nämlich aus Nord / Nordost! Das bedeutete, dass der Motor auf unserem Weg durch den Fjord Pause hatte und wir segeln konnten. Wir freuten uns über die Ruhe und die Idylle (von ein paar Motorbooten mal abgesehen) und ließen die Fjordlandschaft mit ihrer Flora und Fauna noch einmal auf uns wirken. Was für ein Naturerlebnis!

Als wir die Fjordmündung erreicht hatten, mussten wir uns entscheiden, ob wir nördlich oder südlich an Årø vorbeisegeln. Die kürzere nördliche Route hat einige Untiefen, und das war etwas heikel. Aber der Skipper brauchte an diesem Tag wohl einen kleinen „Prickel“ und entschied sich wagemutig für die nördliche Variante. Leicht angespannt ließen wir den Tiefenmesser, der zwischendurch auch mal weniger als 4 m anzeigte, nicht aus den Augen. An dieser Stelle sei erwähnt, dass unser Schiff einen Tiefgang von 1,95 m hat und Thue behauptet, dass wir allein durch das Gewicht meines Gepäcks 2,25 m locker erreichen würden. Das kaufe ich ihm natürlich nicht ab – er will mir durch solche Aussagen bestimmt nur Angst einjagen. Aber da ich von Natur aus tatsächlich etwas ängstlich bin, war ich erleichtert, als wir das Flachwasser endlich hinter uns gelassen hatten. Vorbei ging’s an der kleinen Insel Bagø, und nach nur 18 sm rückte unser Ziel langsam näher.

Die Marina in Assens kannten wir schon von früheren Besuchen. Zielstrebig liefen wir deshalb am Gästesteg vorbei und steuerten weiter ins Hafeninnere, denn hier liegt man bei Nordwind viel ruhiger. Und obwohl die Sommerferien in Dänemark erst am folgenden Wochenende endeten, gab es noch einige freie Liegeplätze. Ein freundlicher Herr auf dem Steg nahm unsere Vorleinen an und schnell waren wir fest. Alles nach Wunsch! 😊

Assens Marina
Assens Marina

Zu unserem Standardprogramm in Assens (das ist fast schon Tradition) gehört auch immer ein Besuch im Restaurant „Via Appia“ im Stadtzentrum. Der Gedanke an die leckere Pizza dort lässt uns schon immer Tage im Voraus das Wasser im Mund zusammenlaufen. Dazu kommt, dass es Carlsberg vom Fass gibt und man windgeschützt in einem lauschigen Innenhof sitzen kann – man fühlt sich beinahe wie in Italien. Und weil wir nach so langer Zeit an Bord geschlossene Räume nur schlecht aushalten können, fühlen wir uns erst recht wohl hier. Der Abend war jedenfalls wieder mal ein echtes Highlight.

Am nächsten Tag hieß es endlich Beachtime für mich! 🐙🏊🏼☀️Ich glaube, das war tatsächlich der erste Strandtag während des gesamten Sommertörns. Eigentlich unglaublich. Da mein Gatte bekanntermaßen nicht zu den Strandliegern zählt, ließ er mich allein losziehen und vertrieb sich die Zeit derweil im Marine Shop im Hafen.

Der Strand ist zwar nicht besonders groß und leider auch etwas steinig, aber um den Badegästen das Leben etwas zu erleichtern, sind ein paar kleine Brücken ins Wasser gebaut worden. So können alle Wasserratten das kühle Nass über Badeleitern problemlos erreichen. Mein Strand- und Schwimmtag hätte also richtig schön werden können, wenn… tja, wenn nicht jede Menge dieser glitschigen Biester unterwegs gewesen wären. Feuerquallen! Aber es war trotzdem schön, einfach nur in der Sonne zu liegen und übers Wasser zu gucken.

Quallenalarm in Assens 😕
Quallenalarm in Assens 😕

Sehr Euch mal dieses Foto an – ist das nicht niedlich? Eine typische Szene in dänischen Yachthäfen, und ich liebe diesen friedlichen Anblick! Kinder mit Schwimmwesten liegen stundenlang bäuchlings auf dem Steg und fangen Krabben mit einer Schnur, an der eine Wäscheklammer mit einem Stück Wurst als Köder hängt. Ich staune immer wieder, wie gut dieses einfache Prinzip funktioniert, denn die Viecher beißen quasi im Sekundentakt. Ein paar Stunden lang fristen die Krabben ihr Dasein in einem Eimer mit Wasser und werden dann später wieder in die Freiheit entlassen. Es gibt wohl kaum ein Kind, das nicht mit Begeisterung bei der Sache ist. Was für ein Spaß!

Krabbenangeln auf dem Bauch
Krabbenangeln auf dem Bauch

Abends wurden auf einem netten, grünen Grillplatz mit Blick auf’s Wasser unsere Würstchen auf den Grill geworfen, und am nächsten Morgen machten wir uns zu Fuß auf den Weg in die Stadt. Im „Toldboldhus“, dem alten Zollhaus, wollten wir uns die Ausstellung „Mennesket og Havnen“ ansehen, die sich mit dem Hafen von Assens im Wandel der Zeiten beschäftigt.

Das alte Toldbodhus am Hafen von Assens
Das alte Toldbodhus am Hafen von Assens

Besonders für Thue war die Ausstellung interessant, denn es wurde auch ein Film aus alten Zeiten gezeigt, in denen es noch eine Fährverbindung von Årøsund nach Assens gab. Als Kind hatte er oft im Hafen von Årøsund gespielt und beobachtet, wie die Fähre an- und ablegte. Oder wie die Zuckerrübenernte seines Vaters auf Anhängern auf die Fähre verladen wurde. In Assens angekommen ging’s dann zur Weiterverarbeitung in die Zuckerfabrik. Und so manches Vehikel, das im Film zu sehen war, hat er tatsächlich noch wiedererkannt..!

Anschließend spazierten wir weiter durch das Städtchen. Dänemark ist für mich ja das Flohmarktland schlechthin. Alle Dänen, die ihren alten Schrammel loswerden möchten, stellen kurzerhand ein kleines Verkaufstischchen an die Gartenpforte. Darauf wird eine Blechdose oder eine Geldkassette festgeschraubt, in die der Käufer das Geld werfen kann. Fertig. Verkaufspersonal ist nicht vorhanden, Vertrauen in die Menschen aber ganz offensichtlich schon. Natürlich gibt’s auch hier und da richtige „Loppemarked butikker“, also Flohmarktläden, im professionellen Stil. Und an genau so einem Laden kamen wir vorbei. Wir durchstöberten eine bunte Mischung aus Kuriositäten und Kandidaten für’s Scheußlichkeiten-Julklapp, bis Thues Blick auf ein kleines, englisches Jagdhorn aus Messing fiel. Sofort war es um ihn geschehen, und nach einer kurzen Preisverhandlung mit dem Inhaber ging das Teil in seinen Besitz über. Mithilfe von Google fanden wir später heraus, dass Thue ein richtiges Schnäppchen gemacht hatte, denn er hatte höchstens ein Viertel des handelsüblichen Preises bezahlt. Eine gute Geldanlage! 😉

Falls Euch Euer Weg eines Tages nach Assens führt, solltet Ihr auf keinen Fall Plum’s Købmandsgård verpassen. Der schöne Kaufmannshof hat eine lange Geschichte und liegt etwas versteckt in der Østergade. Hier gibt’s schöne kleine Läden und ein nettes Café. Besonders bei schönem Wetter sitzt man vor dem Café lauschig unterm Sonnenschirm und genießt die nette Atmosphäre bei einem Kaffee oder einem Frokosttallerken.

Ebenfalls einen Besuch wert ist der Tobaksgården, das Kulturhaus in Assens. Auf dem Gelände einer alten Tabakfabrik  finden wechselnde Ausstellungen und Konzerte statt und es gibt ein Kino und ein Restaurant. Frühstück stand zwar nicht auf der Speisekarte, aber als wir vorsichtig danach fragten, war es überhaupt kein Problem für die nette Dame hinter dem Tresen, spontan etwas Leckeres für uns auf den Tisch zu zaubern. An so viel Flexibilität kann sich so manch ein deutscher Gastronom wirklich ein Beispiel nehmen!

Habe ich Euch eigentlich schon mal erzählt, dass ich Blumengeschäfte liebe? Auch wenn Blumen an Bord natürlich völlig indiskutabel sind, kann ich einfach nicht widerstehen, muss meinem inneren Drang folgen und wenigstens mal kurz gucken und schnuppern, was gerade so im Angebot ist. Die „Blomsterværkstedet“ habe ich in einer kleinen Seitenstraße entdeckt und fand es einfach wunderschön!

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Blumenpracht vor der „Blomsterværkstedet“ in Assens

Auf dem Rückweg zur  Marina machten wir noch einen kurzen Abstecher zum Denkmal von Peter Willemoes, einem dänischen Volkshelden, der 1783 in Assens geboren wurde, im zarten Alter von 12 Jahren zur dänisch-norwegischen Kriegsmarine ging und mit nur 24 Jahren bei Sjællands Odde im Kampf gegen die Briten sein Leben lassen musste. Was für ein Held!

Ein längerer Spaziergang am Tag 3 unseres Aufenthaltes führte uns ein Stück am Strand entlang und weiter ins Hinterland. Durch Zufall fanden wir heraus, dass man sich beim Campingplatz in der Nähe der Marina Schienenfahrräder ausleihen kann. Die Strecke führt ca. 30 km von Assens über Tommerup bis zum Dorf Nårup. Das hörte sich so interessant und lustig an, dass wir so einen Ausflug auf Schienen gleich fürs nächste Mal auf unsere To-Do-Liste setzten.

Nach einem Blick auf die Wettervorhersage beschlossen wir, am nächsten Tag nach Middelfart weiterzusegeln. Es war zwar ziemlich sicher, dass nicht mit besonders viel Wind zu rechnen war, aber das war halb so schlimm.Bei unserem letzten Besuch war Middelfart irgendwie zu kurz gekommen, und jetzt freuten wir uns auf den Nyhavn und das Café Razz!

Segeln mit Freunden 1️⃣: Årø

Gar nicht so einfach, nach so langer Zeit mal wieder die Blog-Kurve zu kriegen. Irgendwie war ich wohl nicht so recht motiviert. Vielleicht gibt es Leute, die an dieser Stelle das Wort „faul“ verwenden würden, ich würde aber eher zu „anderweitig beschäftigt“ tendieren. Wir konnten nämlich in den letzten Wochen endlich mal traumhaft segeln und haben den Sommer an Bord so richtig genossen. Plötzlich gab es einfach keine Regentage mehr, an denen ich mir die Langeweile schreibend vertreiben konnte! Der August hat sich noch mal richtig ins Zeug gelegt und alles gegeben (wurde auch Zeit!), damit alle Segler die kalten und windigen 3 Monate davor möglichst schnell wieder vergessen. Ist ihm bei uns auch ganz gut gelungen.

Alle, die dem Elbkind-Blog in den letzten Monaten gefolgt sind, werden mich bestimmt verstehen und mir verzeihen. Stimmt’s?? Aber jetzt wird es wirklich höchste Zeit, dass Ihr mal wieder auf den neuesten Stand gebracht werdet.

Am Freitagabend waren wir in Dyvig mit unseren Freunden Torben und Lene in Dyvig verabredet. Die Ärmsten hatten schon die erste Woche ihres Sommerurlaubs im Sommerhaus bei Apenrade verbringen müssen, weil das Wetter zum Segeln einfach völlig ungeeignet war. So wie wir standen sie in den Startlöchern. Nun sollte es endlich losgehen!

Beim abendlichen Grillen beschlossen wir, am nächsten Morgen gemeinsam nach Årø zu segeln, und schon gegen Mittag liefen wir unter Motor (kein Wind!) dort im kleinen Inselhafen ein. Weil Årø sehr beliebt ist – vor allen Dingen bei Motorbootfahrern aus Hadersleben und auch bei deutschen Seglern – sollte man gerade in Ferienzeiten möglichst rechtzeitig da sein, um einen der begehrten Hafenplätze zu ergattern. Vor allem die Liegeplätze am nördlichen Bootssteg sind begehrt, weil es hier keine Schwimmstege gibt. Aber weil wir schon um 8.00 Uhr in Dyvig gestartet waren, hatten wir Glück und erwischten zwei der beliebten Plätze. Manchmal lohnt sich frühes Aufstehen tatsächlich! 😎 Das Wetter war traumhaft, und am frühen Nachmittag starteten wir einen Spaziergang zu viert rund um die Insel.

Noch im Hafen begegnete uns eine fröhliche Truppe junger Frauen, die, als Piratenbräute verkleidet, lustige Spiele spielten und zwischendurch auch dem Alkohol nicht gerade abgeneigt waren. Ganz klar: hier gab’s was zu feiern. Auf Befragen stellte sich heraus, dass hier ein deutsch-dänischer Junggesellinnenabschied stattfand. Die Mädels waren mit der „Helene“, einem altmodischen Ausflugsdampfer mit Heimathafen Hadersleben, auf die Insel gekommen und hatten ganz offensichtlich jede Menge Spaß. Bereitwillig und gut gelaunt ließen sie sich fotografieren.

Sommer - Sonne - gute Laune! Die Piratenbräute ließen es richtig krachen...
Sommer – Sonne – gute Laune! Die Piratenbräute ließen es richtig krachen…

Das ist sie, die

Dann ging es per pedes weiter über die Insel, die ich als „übersichtlich“ bezeichnen würde,denn sie ist nur 4 km lang und 3 km breit, hat 160 Einwohner, einen Campingplatz und aufgrund des milden Klimas sogar ein kleines Weinanbaugebiet, den Årø Vingård. Und genau der war einer unserer Anlaufpunkte, denn wenn man schon mal hier ist, muss man natürlich auch ein Gläschen Wein aus Inselanbau probieren. Besonders für Torben, den passionierten Weintrinker und -kenner in unserer Runde, war das quasi Ehrensache. Im gut besuchten, sonnigen Gastgarten ließen wir uns nieder und entschieden uns für ein Glas Weißwein, der sich tatsächlich ganz gut trinken ließ.

Leicht beschwingt setzten wir unseren Inselspaziergang eine Stunde später in Richtung Campingplatz fort. Was wir dann erlebten, hatte allerdings nichts mit übermäßigem Alkoholgenuss vor Sonnenuntergang zu tun, sondern war – fanden wir jedenfalls – ein gutes Beispiel für Ideenreichtum. Wie transportiert der einfallsreiche Insulaner nämlich sein Boot, wenn sein Auto keine Anhängerkupplung hat?

So macht er das. Er hängt es hinter den Aufsitzrasenmäher!
So macht er das. Er hängt es einfach hinter den Aufsitzrasenmäher!

Auch auf dem Weg durch den Ort staunten wir nicht schlecht, denn offenbar wurde hier die Farbe des Käfer-Oldtimers auf die des Hauses abgestimmt. Oder umgekehrt. Man weiß es nicht genau. Sah jedenfalls gut aus.

... hier ist alles Ton in Ton!
…  alles Ton in Ton!

Für den Abend hatten wir einen Tisch beim Restaurant „Brummers Gård“ bestellt, das ist ja inzwischen schon fast Tradition bei uns. Habe ich Euch eigentlich schon mal erzählt, dass der Hof seit 1989 unter Denkmalschutz steht und im Juni 2013 sogar Königin Margrethe und Prinz Hendrik hier zum Mittagessen eingekehrt sind?

Das Wetter spielte noch immer mit, wir konnten im Innenhof sitzen und das leckere „Hakkebœf“ – übrigens absolut bio, weil es von Årøs Galloway-Rindern stammt – mit „tilbehør“, den köstlichen Beilagen vom Buffet, genießen. Eigentlich fotografieren wir unser Essen NIE, aber dieses Mal konnte ich einfach nicht widerstehen. Das Auge isst ja schließlich auch mit. Und ja, ich geb’s zu, bevor es Kommentare hagelt: ich hatte richtig Hunger! 😋

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Hakkebœf med tilbehør – ein echter Insel-Gaumenschmaus.
Gemütlicher Abend bei Brummers Gård
Sommerabend bei Brummers Gård

Ein schöner und sonniger Tag ging langsam zu Ende, und gemütlich schlenderten wir zurück zum Hafen. Und als Krönung servierte uns Petrus dann noch diesen traumhaften Sonnenuntergang:

Sonnenuntergänge auf Årø sind mit Abstand die schönsten!
Sonnenuntergänge auf Årø sind mit Abstand die schönsten!

Bevor wir müde in unsere Kojen krabbelten, beschlossen wir gemeinsam mit Torben und Lene, am nächsten Tag nach Hadersleben zu segeln.