Samsø – Dänemark im Miniformat

Die Zeit fliegt – drei Jahre war es mittlerweile schon wieder her, dass wir Samsø zuletzt besucht hatten. Nun durften wir uns zum zweiten Mal auf die schöne Insel freuen. Juelsminde und Ballen trennen nur ca. 25 sm, ein Katzensprung. Leider kam der Wind direkt von hinten, und fleißige Blog-Leser wissen: das mag mein Skipper gar nicht. Selbst unter voller Besegelung machte unser elbkind nicht besonders viel Fahrt, und außerdem stand eine unangenehme 2-m Welle. Also war „dänisches Segeln“ mit Motorunterstützung angesagt, denn für langes Aufkreuzen fehlte uns die Geduld. Eine ziemlich schaukelige Angelegenheit. Selbst mir wurde zwischendurch etwas blümerant, und dabei war ich immer so stolz darauf, dass ich bisher nie seekrank geworden bin 😐. Bis auf schlimme Müdigkeits-Attacken ist aber alles gutgegangen. Nach 5 Stunden auf dem Wasser liefen wir am späten Nachmittag in Ballen ein. Wie erwartet war der Hafen voll, denn es war Samstag und jede Menge Wochenendsegler lagen schon an den Stegen.

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Unsere Route von Juelsminde nach Ballen

Eigentlich hätten wir gern längsseits an der nördlichen Kaimauer festgemacht, aber wir hatten Pech, alle Plätze waren schon belegt. Also ab durch die Mitte und ran an den Schwimmsteg! So gerade eben konnten wir uns zwischen eine Luffe und eine Bénéteau quetschen. Schnell die Fender raus, fertig! Wieder mal waren wir begeistert von unserem schönen, schlanken Schiff, das auch in den schmalste Lücke passt.

Weil der Liebste mit einer Erkältung und Halsweh zu kämpfen hatte und etwas angeschlagen war, haben wir abends ausnahmsweise an Bord gegessen und lagen schon früh in der Koje. Am nächsten Morgen wurden wir vom Bugstrahlruder unseres Nachbarn geweckt. Etwas verschlafen guckten wir aus dem Cockpit – und ein herrlicher, sonniger Sonntagmorgen lächelte uns an.

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Guten Morgen, Ballen! ☀️

Im Laufe des Vormittags leerten sich die Stege zusehends, und weil es einigermaßen windstill war, verholten wir das elbkind schnell noch auf die nördliche Seite des Hafens. Denn erstens lagen wir dort viel ruhiger, und zweitens war es viel bequemer, unsere Bordfahrräder seitlich über die Reling an Land zu hieven. Kurze Zeit später starteten wir unsere Radtour Richtung Tranebjerg, der Inselhauptstadt Samsøs. Für die Strecke sind stramme Waden unbedingt von Vorteil, denn teilweise geht es steil bergauf. Nicht umsonst wird Samsø im offiziellen Internetauftritt visitdenmark als „Dänemark im Miniformat“ bezeichnet, denn die Insel hat steile Küsten, hügelige Landschaften mit tiefen Tälern und Schmelzwassergräben, Heide und Agrarlandschaften und einen Fjord mit kleinen Inseln.

Wusstet Ihr übrigens, dass sich Samsø zu 100 % selbst mit Energie durch Wind, Sonne und Biomasse versorgt? Es gibt einen Offshore-Windpark, Biogas-Anlagen und ein Sonnenkraftwerk. Viele Einwohner Samsøs haben aktiv daran mitgewirkt, die Insel umweltfreundlicher zu machen. Statt auf ein globales Abkommen zum Klimaschutz zu warten, haben sie einfach selbst angefangen, die Welt zu verändern. Seit 2007 gibt es die „Samsø Energiakademi“, die zum Treffpunkt von internationalen Energie-Interessierten geworden ist und auch von Touristen besucht werden kann.

Bekannt ist Samsø außerdem für seine Kartoffeln, die in ganz Dänemark als Delikatesse gelten. Ab Anfang Mai warten alle Dänen sehnsüchtig auf das berühmte „Gold im Mund“. Ich finde, das Warten lohnt sich, der Geschmack der Samsø-Kartoffeln ist wirklich besonders intensiv. Überall auf der Insel gibt es an Wegen und Straßen bunte Verkaufsstände, an denen nicht nur Kartoffeln, sondern auch Obst und Gemüse aus eigener Ernte angeboten werden. Spargel, Rhabarber, Gurken, Salat, Spinat, Erdbeeren…  Vom Feld auf den Tisch, so lautet das Motto. Man bedient sich einfach selbst und wirft das Geld in die bereitstehende Box. Auf unserer Radtour zum Besser Rev, einer 5 km langen Landzunge im Norden der Insel, habe ich unterwegs gleich zwei Gläser köstliche Samsø-Marmelade für unsere Proviantkiste gekauft.

Das absolute Highlight unseres Samsø-Besuchs kam am letzten Abend, denn das Beste kommt zum Schluss – ein Besuch im Restaurant „Skipperly“ auf der Südseite des Hafens. Das Wetter passte perfekt, wir konnten draußen sitzen und haben den „Dagens Fisk“, den Fisch des Tages, bestellt. Was soll ich sagen, guckt lieber selbst – der Seewolf mit Spargel, Spinat, Samsø-Kartoffeln und Sc. Hollandaise schmeckte einfach sensationell und war so nett angerichtet, dass wir (und eigentlich mögen wir das nicht gern) unbedingt unser Essen fotografieren mussten.


Anschließend haben wir noch eine kleine Spazierrunde durch den Hafen gedreht und sind dem Veteranbus begegnet – einem Chevrolet Six, Baujahr 1934. Der Bus bietet 16 Passagieren Platz, und mehrmals in der Woche werden Rundfahrten zu den schönsten Orten der Insel in gemütlichem, nostalgischem Tempo angeboten. Bus-Chauffeur Svend erzählt seinen Fahrgästen während der ca. 2 1/2 stündigen Tour „wahre Lügengeschichten“ über Samsø. Das klang zwar sehr verlockend, aber das Wetter war uns einfach zu schön. An einem Tag mit bedecktem Himmel stelle ich mir das Ganze allerdings recht gemütlich vor. Vielleicht beim nächsten Mal?

Am nächsten Morgen lachte wieder die Sonne vom Himmel und die Wettervorhersage kündigte den heißesten Tag der Woche an – Traumwetter, das sich für einen Segeltag anbot ☀️. Die Entscheidung, nach Århus zu segeln, fiel uns nicht schwer. Ein absolutes Kontrastprogramm zu Samsø, und wieder eine Premiere für uns.

7 Kommentare zu „Samsø – Dänemark im Miniformat

  1. Die Gemüse-Verkaufsstände am Wegrand finde ich in Dänemark immer so toll. Langsam und zögerlich findet man ja auch bei uns mal den einen oder anderen, der genügend Vertrauen in die Leute hat. Hoffe, Dich hat die Erkältung verschont und Thue ist wieder fit!

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    1. Ja, darum geht es, um Vertrauen. In 🇩🇰 klappt das reibungslos. Auch da können wir Deutschen uns noch einiges bei unseren dänischen Nachbarn abgucken. Ja, der Skipper ist inzwischen wieder auf dem Posten, an mir hatte der Schnöf zum Glück kein Interesse.

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  2. Ich kann mich nur wiederholen: was habt ihr das doch gut! Seufz… Bei Wind von hinten sind wie immer Spinnaker gesegelt. Schwierig zu steuern aber spektakulär! Liebe Grüße von Land. Ulrike

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  3. Wie schön. Ja, der Nordsteg hat es uns auch angetan. Zweimal haben wir da festgemacht, bzw. uns in eine Lücke gequetscht. PS: im Skipperly haben wir gleich an zwei Tagen hintereinander den Dagens Fish gegessen. Da es wieder der gleiche war, konnten wir aus dem Kellner ein „it is more or less a monthly Fish“ herauslocken. Aber sehr charmant rübergebracht. Hach, leider werden wir es dieses Jahr nicht dorthin schaffen. Zu weit, zu viel Arbeit für Hannes… liebe Grüße Cornelia

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