Ein Tauchgang am Morgen…

… vertreibt Kummer und Sorgen! Das war bei uns vor ein paar Tagen buchstäblich so. Aber der Reihe nach:

Nach langer Zeit wollten wir Anfang der Woche endlich wieder mit einem längeren Segeltörn starten und waren schon früh auf den Beinen. Also nur schnell beim Havnebrugsen die Brötchen abholen und Kaffee kochen, frühstücken wollten wir unterwegs.

Aber dann kam alles ganz anders. Kaum hatten wir abgelegt, zog Thue schon die Augenbrauen hoch. Unser Schiff machte mit nur 5,5 kn viel zu wenig Fahrt, der Drehzahlmesser zeigte maximal 2.200 Umdrehungen an, mehr Leistung war nicht rauszuholen. Auch wenn’s schwer fiel: wir mussten umdrehen und zurück in den Hafen.

Erstaunte Gesichter bei den Stegnachbarn. Kaum lagen wir wieder in unserer Box, fackelte Thue nicht lange. Rein in den Taucheranzug und erst mal die Lage unter Wasser peilen, er hatte nämlich schon eine Vermutung…

Gluck, gluck - der Taucher!
Gluck, gluck – der Taucher!

Und richtig! Auf dem Faltpropeller saß eine dicke Schicht Seepocken. Weil wir aus familiären Gründen längere Zeit nicht segeln konnten und unser elbkind meistens im Hafen lag, konnten sich die ungebetenen Gäste offenbar in aller Ruhe auf dem Propeller festsetzen. Mehr Infos über diese – eigentlich sehr interessanten! – Krebstiere findet Ihr unter https://de.wikipedia.org/wiki/Seepocken.

Und so sehen sie aus:

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Seepocken

Mein Skipper ist ja bekanntlich für alle Eventualitäten gerüstet. Zum ersten Mal kam nun das Bordtauchset zum Einsatz, das er vor zwei Jahren auf der „Boot“ in Düsseldorf gekauft hat. Mit einem Inhalt von 2 Litern ist so ein Teil leicht genug, dass man nicht gleich wie ein Stein auf den Meeresboden sinkt, wenn man die Flasche auf dem Rücken trägt, und der Inhalt reicht für einen Tauchgang von ca. 10 Minuten aus.

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Als Werkzeug zum Entfernen der Seepocken wurde kurzerhand ein Topfuntersetzer aus Holz zweckentfremdet. Thue verschwand noch einmal im Hafenbecken und tauchte schon nach einigen Minuten wieder auf: Mission erfüllt, die blinden Passagiere waren entfernt!

Leider hatten wir keine geeigneten Handschuhe an Bord, und Thues Fingerkuppen haben etwas gelitten, als er den Propeller auf- und zugeklappt hat. Die Biester sind, wie man sieht, messerscharf!

Mit etwas Verspätung konnten wir dann doch endlich starten, und das Segelwetter ließ keine Wünsche offen. Bei Sonnenschein und frischem Wind direkt von hinten (Bikinikurs!) rauschten wir unserem Ziel entgegen. Der Spibaum wurde eingehakt und Schmetterlingsegeln war angesagt. Später mussten wir wegen einiger Winddreher und notwendiger Kursänderungen 11 x halsen und liefen nach 7 Stunden in Svendborg ein.

Momentan erleben wir hier eine Art déjà-vu, denn auch im letzten Jahr haben wir den ersten Tag in Svendborg in strömendem Regen verbracht und waren am zweiten eingeweht. So ist es auch dieses Mal, aber Svendborg ist ja ein schöner Ort zum Abwettern. Der Hafen ist pickepackevoll, denn auch andere Segler haben sich vor dem Starkwind in Sicherheit gebracht. Wir liegen im Päckchen.

Päckchen

Die Druckluftflasche ist übrigens schon wieder aufgefüllt. Wir haben uns gestern gleich im Hafenbüro erkundigt, wer sowas macht, und dann ging alles ganz schnell: ein nettes Mädel vom Hafenbüro kontaktierte eine Tauchschule und Thue wurde von dort zurückgerufen. Schon kurze Zeit später kam ein Taucher vorbei, holte die Flasche ab, füllte sie wieder auf, kam nach 10 Minuten zurück und meinte, dieser Service würde 4 DKK (umgerechnet um die 0,50 €!) kosten. Thue musste dem netten Kerl ein Scheinchen für Benzin und als kleines Dankeschön förmlich aufdrängen. Wir waren völlig geplättet – was für ein toller Service!

Nun hoffen wir, dass wir uns morgen auf den Weg nach Nyborg machen können. Das nächste Tiefdruckgebiet naht nämlich schon wieder. Sommer in Dänemark…😉

16 Kommentare zu „Ein Tauchgang am Morgen…

  1. Ganz vielen Dank. Und das ist ja einigermaßen übersichtlich. Wir haben im vergangenen Jahr einen Tauchkurs im Ällgäu gemacht. 😮 😉
    Ich werde mal sehen, ob ich solch einen Koffer auch finde. Das ist genau das, was ich mir wünsche. Und das Blei legen wir in die Bilge. Da können wir das immer gut ab.

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  2. Moin Marina,
    magst Du mal an der Box messen? Ich wüsste gerne, wie groß der Bedarf an Stauraum ist. Wieveiel Geld den Besitzer wechselt wäre auch ganz interessant. Derzeit bin ich bei solchen Gelegenheiten Apnoemäßig unterwegs. Das geht, aber es könnte schon besser sein. Wie immer …

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        1. Hallo, da sind wir wieder. Das Set hat die Maße 45 x 27 x 16 cm und wiegt ca. 4-5 kg ohne Bleigewichte. Kosten: gut 500 € – aber bei Ebay gelegentlich auch für knapp die Hälfte zu finden. Es lohnt sich, da mal zu schauen. Ein bisschen Taucherfahrung sollte man aber haben – oder erstmal am Strand üben..

          Viele Grüße von der elbkind-Crew, wir wünschen Euch weiterhin einen schönen Törn! ⛵️☀️

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  3. Moin Moin, so ein Tauchding will ich auch…mir fallen da ein paar schöne Flecken mit klarem Wasser ein. Passt aber nicht auf unser Schiff. Liebe Grüße und viel Spaß noch auf Æroskøping Cornelia

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    1. Liebe Cornelia, für „Notfälle“ wie bei uns neulich ist das Ding wirklich praktisch. Aber wenn man zum Vergnügen tauchen will, ist Luft für zehn Minuten ja nicht gerade viel..

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  4. Liebe Martina,was für ein spannender Tag für Euch,und was für ein interessanter Beitrag ❤ Zum Glück ist Alles gut ausgegangen 🙂 und durch Eure Fachkenntnisse ,habt ihr noch einen fantastischen Tag verbracht:) Die liebsten Grüsse aus Kreta,immer wenn ich einen Segler sehe muss ich an Euch denken.Zur Zeit ist schon Tagelang ein Segler in Tersanas verankert,aus Norwegen ,wow ❤ schön weit 🙂 Ahoi !

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    1. Dass Du auch mal was von uns lernst, freut mich sehr, Du liebe Landratte. Bikinikurs“ ist ein Insider. Aber „Abwettern“ kennen eigentlich alle Segler, vor allen Dingen in Dänemark!

      Liebe Grüße aus Ærøskøbing, Martina ⛵️🇩🇰

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  5. Liebe Martina,
    da habe ich auch ein déjà-vu: vor vielen Jahren sind wir im Hafen von Marseille getaucht, weil der Propeller vor der Hafeneinfahrt ab und ins Meer gefallen ist. Der ganze Rumpf war voller Muscheln.

    Brrrrr! Das Wasser war sicher kalt.

    Lieben Gruß auf die elbkind
    Katja ☀️

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    1. Ach herrje, das hört sich ja abenteuerlich an. Habt Ihr den Propeller denn wiedergefunden?

      Sooo kalt war das Wasser in Dyvig glücklicherweise nicht. 18,5 Grad, das steckt so ein Mann mit Wkingergenen locker weg. 😄

      Liebe Grüße zurück, jetzt aus Ærøskøbing!

      Martina & Thue ⛵️☀️🇩🇰

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