Wir hatten wunderschönes Wetter für unseren Törn von Marstal nach Fåborg, allerdings lief auch die ganze Zeit der Motor, denn der Wind kam leider direkt von vorn. Unterwegs sind uns wunderschöne alte Segelschiffe begegnet, die die Regatta „Rund Fünen für Traditionssegler“ mitsegelten, und sich um die Mittagszeit gerade von Fåborg nach Svendborg aufmachten. Was für ein Anblick, sie so stolz und unter Segeln vorbeiziehen zu sehen!
Unser „Stammplatz“ an der Brücke 4 in der Fåborg Marina war – wieder mal – frei. Ist diese Box eigentlich immer grün und wartet nur auf uns? Wir freuten uns jedenfalls und fühlten uns gleich ein bisschen wie zuhause 😊.
Die Fåborg Marina wurde vor ca. 2 Jahren um ca. 100 Liegeplätze erweitert. Seitdem ist die Atmosphäre im Hafen leider nicht besser geworden, denn bei aller Freude über die zusätzlichen Gäste hat man bei der Planung offenbar übersehen, dass die sanitären Anlagen dem großen Ansturm gar nicht gewachsen sind. Nun steht im Yachthafen – zumindest während der dänischen Sommerferien – ein Toilettenwagen. So einer, wie Ihr ihn von Volks- und Schützenfesten kennt. Und die Ableitungsrohre führten direkt in einen offenen Gulli. Keine weiteren Fragen.

Für den Abend hatten wir einen Tisch in der Räucherei gleich in der Nähe des Hafens bestellt. Offenbar ein Familienunternehmen, und die Chefin dort ist ganz eindeutig Mutti, die den Laden generalstabsmäßig organisiert und ein Gedächtnis hat wie ein Elefant. Während der Sommerferien gibt es dort abends ein „Spis hvad du kan“-Fischbuffet, das beeindruckend gut organisiert ist. Man sitzt zünftig an Biertischgarnituren und futtert alles, was das Meer und die Tiefkühltruhe so hergeben. Und der Laden bzw. der Garten sind knüppeldickevoll. Die Bestellung schreibt man einfach selbst auf einen Zettel, den man dann bei der Chefin persönlich abgibt. Getränke werden gebracht, mit Essen versorgt man sich selbst. Das alles gibts für einen einigermaßen günstigen Preis – 119 DKK für ein Abendessen sind ein Dänemark ja eher ein Schnäppchen. Getränke gehen natürlich extra.
Wir teilten den Tisch mit einem älteren Ehepaar aus Dillingen im Harz. Schnell kamen wir ins Klönen, und die beiden erzählten, dass sie schon seit mehr als 30 Jahren mit einer Etap 21 durch das dänische Inselmeer segeln. Ihr Schiff wird mit dem Auto immer zu dem Hafen getrailert, den sich die beiden als Startpunkt ausgeguckt haben, und dann direkt vor Ort zu Wasser gelassen und später wieder auch herausgenommen. Dementsprechend weit waren die beiden natürlich schon rumgekommen. Eigentlich eine tolle Sache, denn so ist man ja unglaublich flexibel. Andererseits taten die beiden uns von Herzen leid, als wir sie am nächsten Morgen bei strömendem Regen nur unter einer Plane, die über dem Baum hing, im Cockpit sitzen sahen. So eine kleine Etap hat ja noch nicht mal eine „Kuchenbude“, von Stehhöhe im Schiff wollen wir gar nicht sprechen. Alles im Leben hat eben seinen Preis, und für die Flexibilität bleibt dann der Komfort auf der Strecke. Lass mich kurz überlegen – ich entscheide mich für mehr Komfort und weniger Flexibilität! In meinem Alter kriegt man nämlich schnell mal Rückenschmerzen, wenn man im Schiff noch nicht mal aufrecht stehen kann.. 😉
Für Samstag hatte die Wettervorhersage zur Abwechslung Regen und Gewitter angekündigt, und das sind Bedingungen, unter denen sich Thue nicht besonders gern an Bord aufhält. Schnell waren wir uns einig: wir machen einen Ausflug mit dem Bus nach Odense, der Heimatstadt des dänischen Dichters und Schriftstellers Hans Christian Andersen, der durch seine vielen Märchen weltbekannt wurde. Beim Busfahrer erstanden wir ein Schnäppchen-Ticket. Für 50 DKK, also umgerechnet rund 7 Euro, können Touristen im Sommer einen ganzen Tag lang mit dem Bus kreuz und quer auf Fünen herumfahren und auf Entdeckungstour gehen – das nenne ich mal ein super Angebot!
Nach einer knappen Stunde Fahrtzeit sprangen wir im Zentrum von Odense aus dem Bus und gondelten gemütlich und bei trockenem Wetter (noch!) durch die Straßen. Zwischendurch gab’s Kaffee und Kuchen in einem Café in der Fußgängerzone, gegen Abend einen Burger (alles kalorienfrei 😎) und zum Abschluss des Tages einen Kinobesuch: „Guldkysten“ hieß der dänische Film, für den wir uns entschieden hatten – und das ist bei uns gar nicht so einfach, denn natürlich will jeder was Anderes – ich lieber was mit „Tiefgang“ Thue mag eher Action. Kommt Euch das irgendwie bekannt vor, Mädels und Jungs? 😄
In leinwandfüllenden Bildern erzählt der Film von einem jungen Dänen, der 1836 in die afrikanische Kolonie seiner Heimat im heutigen Ghana kommt, um dort eine Kaffeeplantage anzusiedeln. Er stößt auf eine Handvoll versoffener Kolonialherren, die sich schamlos am Land und seiner Bevölkerung bereichern, und beschließt, die Sklaven zu befreien… Geschichte und die Botschaft des Films blieben zwar leicht hinter unseren Erwartungen zurück, aber die wunderschönen Naturaufnahmen machten auch Vieles wieder wett.
Es war schon fast Mitternacht, als wir in Fåborg wieder aus dem Bus gesprungen sind, und es goss wie aus Eimern. Den Sonntag haben wir damit verbracht, lange zu schlafen, ausgiebig zu frühstücken, spazieren zu gehen, immer wieder den Kopf über den Starkwind zu schütteln, in der Räucherei im alten Stadthafen zu sitzen, Kaffee zu trinken, schon wieder! Kuchen zu essen und Nägel mit Köpfen zu machen: Wir hauen ab, nutzen das kurze Zeitfenster mit etwas weniger Wind am nächsten Morgen und segeln zurück nach Dyvig. Ansonsten wären wir nämlich auch die folgenden 2-3 Tage noch in Fåborg eingeweht gewesen. Also, nichts wie weg!
Gesagt – getan. Montagmorgen nach dem Frühstück schmissen wir die Leinen los und es ging los Richtung Heimathafen. Bei bis zu 15 m/s aus Südost setzten wir die Genua und düsten ab. Leider stand noch eine alte Welle vom Vortag, so dass wir den Motor mitlaufen ließen, damit es nicht zu sehr schaukelte. Westlich von Lyø Trille kam uns eine Faurby 36 entgegen, und das Schiff kam uns irgendwie bekannt vor… Auch Joan und Tom, unsere Stegnachbarn aus Dyvig, kämpften unter dichtgeholtem Großegel und Motor gegen die ungemütliche Welle an. Unterwegs gab’s wieder mal What’s App-Korrespondenz mit Hein Mück, der unsere Route über Marine Traffic verfolgte, und mir war fast schon klar, wer nachmittags im Hafen auftauchen würde. 😊 Und richtig – nur eine halbe Stunde, nachdem wir festgemacht hatten, stand er auf dem Steg. Wir haben uns gefreut! Zu dritt saßen wir im Cockpit, tranken Kaffee und klönten. Und nachdem sich unser Besuch wieder auf den Weg nach Sønderborg gemacht hatte, packten wir unsere Klamotten und fuhren nachhause.
Wieviel Regen in der Zeit von Montag- bis Donnerstagabend in Norderstedt runtergekommen ist – frag mich nicht. Aber gefühlt war es sintflutartig. Es hätte mich nicht gewundert, wenn plötzlich Noah mit seiner Arche um die Ecke gekommen wäre und uns gefragt hätte, ob wir noch mitwollen, letzte Chance.
Die Entscheidung, ein paar Tage zuhause zu verbringen, war also auf jeden Fall richtig. Aber andererseits sah die Wetterprognose für Dänemark auch schon etwas freundlicher aus…☀️ Langsam fing’s wieder an zu kribbeln. Am Freitagmorgen saßen wir schon wieder im Auto und es ging zurück zum Elbkind.
Da denkt man immer, Dänisch wäre eine schwere Sprache. Und dann liest man von „Spis hvad du kan“ 🙂
LikeLike
Ja, stimmt! Ganz einfach, oder? 😄
LikeLike
Danke für den neuesten Bericht! Die Passage mit Noah und seiner Arche ist das beste daran – wir haben uns beide köstlich amüsiert! Selbst auf Mallorca hat es heute geschüttet wie aus Eimern! Schön, dass ihr wieder unterwegs seid, wir drücken euch die Däumchen für gutes Segelwetter!
LikeLike
Hola, liebe Barbara! Muchas gracias. Die letzten zwei Wochen haben wir ja tatsächlich mal Sommerwetter gehabt. Das war sooo schön! Und Ihr pustet jetzt schnell mal die Regenwolken weg und genießt die Tage in Canyamel.
Liebste Grüße
Martina
LikeLike
Deine Spanischkennnisse sind excellent😘. Die Regenwolken haben sich schon verflüchtigt und die nächste Woche soll die Sonne wieder scheinen! Es ist einfach immer wieder schön hier!😊 Ganz liebe Grüße an euch 2!
LikeLike